Müdigkeit nach einem epileptischen Anfall: Ursachen und Behandlung

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch eine Neigung zu Krampfanfällen gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch eine Störung der elektrischen Aktivität der Nervenzellen im Gehirn, wodurch es zu einer falschen oder vermehrten Erregung kommt. Ein epileptischer Anfall kann verschiedene Ursachen haben und sich unterschiedlich äußern. Oftmals klagen Betroffene nach einem Anfall über Müdigkeit. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen der Müdigkeit nach einem epileptischen Anfall und gibt Hinweise zum Umgang mit dieser Begleiterscheinung.

Was ist Epilepsie?

Epilepsie umfasst eine Vielzahl von chronischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems, die auf einer Überaktivität der Nervenzellen im Gehirn beruhen. Diese Überaktivität kann zu anfallsartigen Funktionsstörungen führen, die von kaum merklichen geistigen Abwesenheiten (Absencen) über Wahrnehmungsstörungen bis hin zu schweren Krampfanfällen mit Bewusstseinsverlust reichen.

Man unterscheidet zwischen generalisierten Anfällen, bei denen das gesamte Gehirn betroffen ist, und fokalen Anfällen, die nur in einem Teil des Gehirns entstehen. Epileptische Anfälle sind in der Regel sehr kurz und dauern meist nicht länger als zwei Minuten. Ein Anfall, der länger als fünf Minuten anhält, wird als Status epilepticus bezeichnet. Auch wenn sich zwei oder mehr Anfälle kurz hintereinander ereignen, ohne dass sich der Betroffene dazwischen erholen kann, spricht man von einem Status epilepticus.

Ursachen von Epilepsie

Die Ursachen der Epilepsie sind vielfältig und oft nicht vollständig geklärt. In vielen Fällen spielt eine erbliche Veranlagung eine Rolle, wobei Veränderungen im Erbmaterial (Genmutationen) erkennbar sein können. Manche Anfälle können als Folge von Unfällen (posttraumatisch) oder als Reflexantwort auftreten. Bei anderen Anfällen können Veränderungen in der Gehirnstruktur (z. B. eine fokale kortikale Dysplasie) ursächlich sein.

Ein Anfall entsteht, wenn Nervenzellen in der Hirnrinde aus dem Takt geraten und zu viele elektrische Impulse aussenden oder im selben Rhythmus senden, obwohl sie das nicht tun sollten. Dies liegt daran, dass Hirnzellen einander anregen können, wodurch sich fokale Anfälle ausbreiten und das ganze Gehirn erfassen können, was zu generalisierten Anfällen führt.

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Die Ursache einer Epilepsie kann in einer Schädigung des Hirngewebes liegen, etwa nach einem Schlaganfall, einer Entzündung oder einer Kopfverletzung, aber auch durch die Parkinson-Krankheit und Alzheimer-Demenz. Einige Gene können zur Epilepsie führen, was bedeutet, dass die Neigung, eine Epilepsie zu entwickeln, angeboren sein kann. Meistens kommt es dann schon im Kindesalter zur Epilepsie. In einigen Fällen liegt die Ursache in einer Stoffwechselstörung, im Immunsystem oder ist unbekannt.

Mögliche Auslöser

Epileptische Anfälle können aus heiterem Himmel auftreten, aber in vielen Fällen sind bestimmte Auslöser bekannt. Diese Auslöser können sich im individuellen Fall unterscheiden. Zu den häufigsten Triggern gehören:

  • Schlafmangel
  • Unregelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Starke körperliche oder seelische Belastung (Stress)
  • Hohes Fieber
  • Alkohol und Alkoholentzug
  • Drogen oder Schlafmittelentzug
  • Eher selten flackerndes Licht (Computerspiele, Stroboskopbeleuchtung in Clubs)

Symptome eines epileptischen Anfalls

Einem epileptischen Anfall kann eine sogenannte Aura vorausgehen. Bei der Aura können Wahrnehmungsstörungen, Halluzinationen und Schwindelgefühle auftreten. Allgemeine Symptome bei epileptischen Anfällen können sein:

  • Bewusstseinsveränderungen, geistige Abwesenheit (Absence), Bewusstseinsverlust
  • Wahrnehmungsstörungen: Sehstörungen, Geschmacks- und Geruchshalluzinationen
  • Schwindelgefühle
  • Übelkeit und Unwohlsein
  • Kribbeln in den betroffenen Körperteilen
  • Ungewöhnliche Muskelaktivität, Muskelzuckungen und Krämpfe im Sinne tonisch-klonischer Entäußerungen
  • Unwillkürliche Laute

Je nach Art des Anfalls sind die Betroffenen in der Regel zwischen den Anfällen beschwerdefrei und weisen keine neurologischen Symptome auf.

Warum Müdigkeit nach einem epileptischen Anfall auftritt

Müdigkeit nach einem epileptischen Anfall ist ein häufiges Phänomen und kann verschiedene Ursachen haben:

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  1. Erschöpfung des Gehirns: Ein epileptischer Anfall ist ein "Gewitter im Gehirn", bei dem es zu einer plötzlichen und unkontrollierten Entladung von Nervenzellen kommt. Dieser Prozess ist sehr energieaufwendig und kann das Gehirn stark erschöpfen.
  2. Muskelarbeit: Ein generalisierter tonisch-klonischer Anfall (Grand-Mal-Anfall) ist mit schwerer Muskelarbeit verbunden. Die unkontrollierte Anspannung und Entspannung der Muskeln führt zu einer großen Anstrengung für den Körper, die sich in Müdigkeit äußert.
  3. Postiktale Phase: Nach einem Anfall befindet sich der Körper in der sogenannten postiktalen Phase. In dieser Phase normalisieren sich die Gehirnaktivität und die Körperfunktionen wieder. Dieser Prozess kann mit Müdigkeit, Verwirrtheit, Kopfschmerzen und Muskelschmerzen einhergehen.
  4. Schlafstörungen: Epilepsie und Schlafstörungen stehen in einer engen Wechselbeziehung. Einerseits können Schlafstörungen die Häufigkeit epileptischer Anfälle erhöhen, andererseits können epileptische Anfälle die Schlafarchitektur stören und zu Tagesmüdigkeit führen.
  5. Medikamente: Viele Antiepileptika haben als Nebenwirkung Müdigkeit. Diese Müdigkeit kann sich nach einem Anfall verstärken.
  6. Psychische Belastung: Epilepsie ist eine große Belastung im Beruf und im Privatleben. Die Angst vor einem Anfall und die damit verbundene Verunsicherung können zu Erschöpfung und Müdigkeit führen.

Umgang mit Müdigkeit nach einem epileptischen Anfall

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Betroffene ergreifen können, um mit der Müdigkeit nach einem epileptischen Anfall besser umzugehen:

  1. Ausreichend Schlaf: Achten Sie auf einen regelmäßigen Schlaf-Wach-Rhythmus und ausreichend Schlaf. Vermeiden Sie Schlafmangel, da dieser ein Auslöser für Anfälle sein kann.
  2. Ruhe und Entspannung: Gönnen Sie sich nach einem Anfall Ruhe und Entspannung. Vermeiden Sie Stress und körperliche Anstrengung.
  3. Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Müdigkeit zu reduzieren und das Energieniveau zu steigern. Wählen Sie eine Sportart, die Ihnen Spaß macht und die Sie nicht überfordert.
  4. Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung. Vermeiden Sie Alkohol und andere Substanzen, die Anfälle auslösen können.
  5. Psychologische Unterstützung: Wenn Sie unter der psychischen Belastung durch die Epilepsie leiden, kann eine Psychotherapie hilfreich sein. Sie kann Ihnen helfen, mit der Angst vor Anfällen umzugehen und Ihre Lebensqualität zu verbessern.
  6. Medikamentenüberprüfung: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über Ihre Medikamente. Möglicherweise gibt es Alternativen, die weniger Müdigkeit verursachen.
  7. Ketogene Ernährung: Besonders bei Kindern und Jugendlichen kann eine ketogene Ernährung hilfreich sein. Diese beinhaltet viel Fett und sehr wenige Kohlenhydrate, wodurch der Körper in einen Zustand der Fettverbrennung gerät. Dies kann die Anfallshäufigkeit reduzieren.

Verhalten bei einem epileptischen Anfall

Wenn man Zeuge eines epileptischen Anfalls bei einer anderen Person wird, ist es sehr wichtig, ruhig und besonnen zu bleiben. Vor allem sollte man überlegen, wie man die Person vor Verletzungen schützt. Alles andere hängt von der Stärke und der Art der Anfälle ab.

  • Leichte epileptische Anfälle mit wenigen Symptomen: Bei kurzen Absencen oder Muskelzuckungen besteht keine unmittelbare Gefahr. Danach können sich die Betroffenen unsicher fühlen und Unterstützung benötigen.
  • Anfälle mit eingeschränktem Bewusstsein oder Verhaltensänderungen: Wenn Menschen mit einem epileptischen Anfall verwirrt wirken, ist es wichtig, sie vor Gefahren zu schützen (z. B. im Straßenverkehr). Gehen Sie dabei mit der Person ruhig um und fassen Sie sie nicht hart an. Hektik, Zwang oder Gewalt können zu starken Gegenreaktionen führen. Versuchen Sie dem oder der Betroffenen Halt und Nähe zu vermitteln.
  • Große generalisierte epileptische Anfälle: Bei einem großen generalisierten Anfall verkrampft der ganze Körper und die Person verliert das Bewusstsein. In diesen Fällen sollten Sie Folgendes tun:
    • Wählen Sie immer den Notruf 112 und rufen Sie professionelle Hilfe.
    • Sorgen Sie für Sicherheit, indem Sie z. B. gefährliche Gegenstände beiseite räumen.
    • Polstern Sie den Kopf des*r Betroffenen ab.
    • Nehmen Sie seine/ihre Brille ab.
    • Lockern Sie enge Kleidung am Hals, um die Atmung zu erleichtern.
    • Bitten Sie Menschen, die in der Situation nicht helfen können, weiterzugehen.
    • Bleiben Sie nach dem Anfall bei der Person und bieten Sie Ihre Unterstützung an.
    • Wenn die Person nach dem Anfall erschöpft ist und einschläft, bringen Sie sie in die stabile Seitenlage.

Das sollten Sie in keinem Fall tun:

  • Dieden Betroffenen festhalten oder zu Boden drücken
  • Der betroffenen Person etwas in den Mund schieben - auch wenn sie sich in die Zunge beißt

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, nach einem epileptischen Anfall einen Arzt aufzusuchen, insbesondere wenn:

  • Es sich um den ersten Anfall handelt.
  • Der Anfall länger als fünf Minuten dauert.
  • Mehrere Anfälle kurz hintereinander auftreten.
  • Verletzungen aufgetreten sind.
  • Begleitsymptome wie starke Kopfschmerzen, Verwirrtheit oder Lähmungen auftreten.
  • Die Müdigkeit nach dem Anfall übermäßig stark ist oder lange anhält.

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