Ein Schlaganfall kann weitreichende Folgen haben, von denen eine die anhaltende Kraftlosigkeit sein kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Kraftlosigkeit nach einem Schlaganfall und stellt verschiedene Behandlungsansätze vor.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Jeder Mensch erlebt Phasen von Müdigkeit und Kraftlosigkeit. Diese sind oft auf Schlafmangel oder Stress zurückzuführen und verschwinden nach ausreichender Erholung wieder. Anders verhält es sich jedoch, wenn die Müdigkeit nach einem Schlaganfall auftritt und über einen längeren Zeitraum anhält. Viele Betroffene klagen nach einem Schlaganfall über Müdigkeit, Erschöpfung und Ermüdung.
Post-Stroke-Fatigue (PSF)
Die Post-Stroke-Fatigue (PSF) wird als ein Gefühl der frühen Erschöpfung beschrieben, das sich bei geistiger Aktivität entwickelt und mit Müdigkeit, Energiemangel und Abneigung gegen Anstrengung einhergeht. Studien zeigen, dass 29 bis 77 Prozent der Menschen nach einem Schlaganfall von PSF betroffen sind.
Es ist wichtig zu beachten, dass Müdigkeit und Erschöpfung nach einem Schlaganfall nicht zwangsläufig krankhaft sein müssen. Sie können auch ein Zeichen der Genesung sein, da das Gehirn nach einem Schlaganfall verstärkt daran arbeitet, entstandene Schäden zu kompensieren. Diese vermehrte Aktivität führt zu einem erhöhten Energieverbrauch des Gehirns.
Ursachen von Kraftlosigkeit nach Schlaganfall
Bei jedem Zweiten bleibt nach einem Schlaganfall eine Behinderung zurück, die sowohl körperlich als auch geistig sein kann. Dies kann dazu führen, dass alltägliche Tätigkeiten plötzlich sehr schwerfallen und viel Energie kosten. Darüber hinaus entwickeln einige Betroffene Depressionen und Ängste, da sie mit den Veränderungen überfordert sind und Schwierigkeiten haben, die körperlichen und geistigen Einschränkungen zu akzeptieren.
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Weitere mögliche Ursachen für Kraftlosigkeit nach einem Schlaganfall sind:
- Schlafprobleme: Schlafstörungen und schlafbezogene Atmungsstörungen, wie z.B. die Schlafapnoe, können zu Tagesmüdigkeit führen.
- Anämie: Eisenmangel kann zu einem Mangel an roten Blutkörperchen führen, was Müdigkeit und Kraftlosigkeit zur Folge hat.
- Diabetes mellitus: Bei Diabetes mellitus sind Müdigkeit, Energie- und Kraftlosigkeit häufige Symptome.
- Funktionsstörungen der Schilddrüse: Eine Schilddrüsenunterfunktion kann ebenfalls Müdigkeit hervorrufen.
Diagnostik
Um die Ursache der Müdigkeit und Kraftlosigkeit zu ermitteln, wird der Arzt zunächst ein ausführliches Gespräch mit dem Betroffenen führen. Dabei werden auch Fragen zum Privatleben, zum beruflichen Umfeld, zur sportlichen Betätigung, zum Ernährungsstil und zur Medikamenteneinnahme gestellt.
Anschließend entscheidet der Arzt, welche Untersuchungen notwendig sind. Dazu gehören in der Regel:
- Blutdruckmessung
- Abhören von Herz und Lunge
- Untersuchung des Mund- und Rachenraums
- Blutuntersuchungen: Zum Nachweis von Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Schilddrüsenstörungen sowie zur Bestimmung der Konzentration von Vitaminen und Eisen im Blut.
- Urintests:
- EKG und Lungenfunktionstests
- Untersuchung im Schlaflabor: Um Schlafstörungen zu diagnostizieren.
Behandlung von Kraftlosigkeit nach Schlaganfall
Die Behandlung von Müdigkeit und Kraftlosigkeit richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache.
- Medikamentenbedingte Müdigkeit: Verursachen bestimmte Medikamente die Müdigkeit, kann der Arzt andere Medikamente verschreiben.
- Eisen- oder Vitaminmangel: Werden entsprechende Präparate verschrieben, um den Mangel zu beheben.
- Depressionen: Können mithilfe von Antidepressiva und Beruhigungsmitteln behandelt werden. Es ist jedoch zu beachten, dass manche Antidepressiva Müdigkeit als Nebenwirkung haben können.
- Post-Stroke-Fatigue: Für PSF gibt es keine spezifische Therapie. Es kann jedoch hilfreich sein, ein Tagebuch zu führen und jeden Tag das Befinden zu notieren, um so die gemachten Fortschritte festhalten zu können.
Weitere Behandlungsansätze
Neben der Behandlung der zugrunde liegenden Ursache gibt es weitere Maßnahmen, die helfen können, die Kraftlosigkeit nach einem Schlaganfall zu lindern:
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- Rehabilitation: Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden.
- Physiotherapie und Ergotherapie: Unterstützen Betroffene dabei, verlorene Fähigkeiten zurückzugewinnen und neue Strategien zu entwickeln, um den Alltag zu bewältigen.
- Krafttraining: Gezielte Kraftübungen können die Muskeln stärken und Funktionsstörungen reduzieren.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung, angepasst an den individuellen Gesundheitszustand, ist wichtig für die Genesung und Rehabilitation.
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Vitaminen und Mineralstoffen ist wichtig für die Energieversorgung des Körpers.
- Psychologische Unterstützung: Eine positive Einstellung und Motivation sind oft der Schlüssel zur Genesung. Unterstützung durch Angehörige, Freunde oder Fachkräfte kann dabei eine bedeutende Hilfe sein.
Spastik nach Schlaganfall
Bewegungsstörungen nach einem Schlaganfall sind häufig und werden durch eine erhöhte Grundspannung in bestimmten Muskeln ausgelöst. Diese Bewegungsstörungen werden als Spastik oder Spastizität bezeichnet.
Ursachen und Symptome
Eine Spastik entsteht durch eine Schädigung des zentralen Nervensystems, im Gehirn oder im Rückenmark. Die häufigste Form der Spastik im Bein ist der sogenannte mobile Spitzfuß. Typische Symptome der Spastik sind neben der Anspannung Schmerzen, Fehlstellungen und eingeschränkte Bewegungsfähigkeit.
Behandlung
Die Behandlung der Spastik zielt darauf ab, die Muskelspannung zu reduzieren und die Bewegungsfähigkeit zu verbessern. Dazu stehen verschiedeneTherapieoptionen zur Verfügung:
- Physiotherapie: Mit gezielten Übungen werden die Muskeln gedehnt und gekräftigt.
- Medikamente: Muskelrelaxantien können die Muskelspannung reduzieren.
- Botulinumtoxin-Injektionen: Botulinumtoxin kann in die betroffenen Muskeln injiziert werden, um die Muskelspannung zu reduzieren.
- Orthesen: Können helfen, Fehlstellungen zu korrigieren und die Bewegungsfähigkeit zu verbessern.
- Funktionelle Elektrostimulation (FES): Animiert die an der Fußhebung beteiligten Muskeln, ihren Dienst zu erfüllen.
Mini-Schlaganfall (TIA) und Müdigkeit
Auch ein Mini-Schlaganfall (transitorisch-ischämische Attacke, TIA) kann zu anhaltender Müdigkeit führen. Eine dänische Studie hat gezeigt, dass sich 61 Prozent der Befragten bereits zwei Wochen nach dem Ereignis anhaltend müde fühlten. Auch ein Jahr später berichteten noch 54 Prozent über anhaltende Müdigkeit.
Post-Stroke-Depression
Depressionen gehören zu den häufigsten Komplikationen nach einem Schlaganfall. Die Symptome der Post-Stroke-Depression gleichen den Symptomen einer klassischen Depression und können emotionale, kognitive und körperliche Bereiche betreffen.
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Symptome
- Niedergeschlagene Stimmung
- Interessenverlust
- Energiemangel
- Schlafstörungen
- Gewichtsveränderungen
- Konzentrationsprobleme
- Schuld- und Wertlosigkeitsgefühle
- Körperliche Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Magenprobleme
Behandlung
Die Behandlung der Post-Stroke-Depression kann Psychotherapie, medikamentöse Ansätze oder eine Kombination aus beidem umfassen.
Rehabilitation und Belastbarkeit
Die Rehabilitation nach einem Schlaganfall spielt eine zentrale Rolle für die Wiederherstellung der Belastbarkeit der Patienten. In den ersten Phasen wird oft eine umfassende Behandlungsstrategie entwickelt, die auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmt ist. Dabei ist es wichtig, die Folgen des Schlaganfalls zu verstehen und gezielt anzugehen, um eine nachhaltige Genesung zu erreichen.
Tipps für den Alltag
Nach einem Schlaganfall gibt es einige Dinge, auf die man achten sollte, um die Genesung zu unterstützen und weitere Komplikationen zu vermeiden:
- Körperliche Überanstrengung vermeiden: Intensive sportliche Aktivitäten oder schwere körperliche Arbeiten können die Genesung behindern.
- Stress reduzieren: Stress kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko eines weiteren Schlaganfalls steigern.
- Ausgewogene Ernährung: Verarbeitete Lebensmittel und übermäßiger Salz- oder Zuckerkonsum sollten gemieden werden.
- Regelmäßige Bewegung: Gezielte Kraft- und Gleichgewichtsübungen können die Mobilität verbessern und Stürze verhindern.
- Regelmäßige Kontrolle von Blutdruck und Blutzucker: Um potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
- Einnahme von Medikamenten: Die vom Arzt verschriebenen Medikamente können eine wichtige Rolle bei der Schlaganfallprävention spielen.
Pflegegrad
Nach einem Schlaganfall besteht die Möglichkeit, einen Pflegegrad zu erhalten. Dabei kommt es darauf an, wie stark die Selbstständigkeit durch den Schlaganfall eingeschränkt ist. Ein Pflegegrad bietet Patienten zahlreiche Vorteile, die ihre Lebensqualität erheblich verbessern können.
Psychoedukation und Tagesstrukturierung
Zuerst ist es ganz wichtig, die Patienten mit dem Erkrankungsbild vertraut zu machen und sie „ernst zu nehmen“. Wir nennen das „Psychoedukation“, also die Aufklärung der Betroffenen über Symptome und Therapieoptionen. Die Behandlung ist symptomorientiert. Es stehen vor allem nicht-medikamentöse Strategien zur Verfügung: Zunächst geht es um die Optimierung des Tagesablaufs, mit Priorisierung der Aufgaben, einer klaren Tagesstrukturierung, auch Ökonomisierung („Zeitdruck raus!“) und die Planung ausreichender Ruhepausen.
Fußheberschwäche
Die Fußheberschwäche ist eine der häufigsten Folgeerscheinungen nach einem Schlaganfall. Das damit verbundene unrunde Gangbild bringt nicht nur Fehlhaltungen mit sich, sondern auch eine erhöhte Stolper- und Verletzungsgefahr.
Ursachen und Symptome
Bei Patienten, die an einer Fußheberschwäche leiden, ist die Signalweitergabe vom zentralen Nervensystem an die Bein- und Fußmuskeln so gestört, dass sie den Fuß zwar grundsätzlich noch bewegen, aber eben nicht mehr koordiniert steuern können. In der Folge verliert der Patient die Kontrolle über simple Bewegungen wie das Anheben, Aufsetzen oder Abrollen seines Fußes.
Behandlung
- Krankengymnastik: Mit gezielten Übungen stärkt der Therapeut die Muskeln und stimuliert die Nervenbahnen.
- Orthesen: Geben Halt und sind in einer Vielzahl von Ausführungen erhältlich.
- Funktionelle Elektrostimulation (FES): Üblicherweise handelt es sich hierbei um eine Manschette, die am Unterschenkel befestigt wird und elektronische Impulse aussendet. Auf diese Weise werden die an der Fußhebung beteiligten Muskeln animiert, ihren Dienst zu erfüllen.
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