Stress ist eine natürliche Reaktion des Körpers auf Druck, Spannung oder Herausforderungen. In geringen Mengen und kurzzeitig kann Stress sogar lebensnotwendig sein, um in bestimmten Situationen besser reagieren zu können. Der Körper schüttet unter Stress die Hormone Cortisol und Adrenalin aus, die im Gehirn und in den Muskeln Energie freisetzen und kurzzeitig Höchstleistungen ermöglichen. Allerdings kann Stress zur Gefahr werden, besonders wenn er zu einer Dauerbelastung wird. Eine aktuelle Studie belegt, dass zu viel Stress das Schlaganfallrisiko erhöhen kann. Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) weist auf dieses Risiko hin und rät dringend zur Stressprävention.
Der Zusammenhang zwischen Stress und Schlaganfall
Wissenschaftler der Universität Galway (Irland) haben in einer internationalen, retrospektiven Fallstudie mit 26.812 Personen aus 32 Ländern einen deutlichen Zusammenhang zwischen einem Hirninfarkt und einem erhöhten Stresslevel nachgewiesen. Aus der Gruppe der Schlaganfall-Betroffenen berichteten rund 21 Prozent von einem erhöhten Maß an Stress, während es in der Kontrollgruppe nur 14 Prozent waren. Die Studie zeigte, dass das Schlaganfallrisiko aufgrund eines beliebigen belastenden Lebensereignisses um 17 Prozent erhöht war, während das Auftreten von zwei oder mehr belastenden Lebensereignissen das Schlaganfallrisiko sogar um bis zu 31 Prozent erhöhen kann.
Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG, erklärt, dass in der Untersuchung die Risikofaktoren des Herzkreislaufsystems "herausgerechnet" wurden und nur der Zusammenhang zwischen einem Schlaganfall und Stress untersucht wurde.
Die Folgen eines Schlaganfalls
Bei einem Schlaganfall wird durch einen Riss oder eine Blockade eines Blutgefäßes im Gehirn die Blutversorgung eines Gehirnareals unterbrochen. Je nachdem, welches Gebiet des Gehirns betroffen ist, werden dadurch unterschiedliche körperliche Funktionen gestört. Die Folgen können gravierend sein und reichen von Lähmungserscheinungen, Sprachverlust und Sehstörungen bis hin zum Tod. Eine korrekte und rasche Diagnose kann lebensrettend sein.
Die klassischen Schlaganfallsymptome erkennt der Laie mit dem FAST-Test:
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- Face (Gesicht): Hängt beim Lächeln ein Mundwinkel?
- Arms (Arme): Kann ein Arm nicht richtig angehoben werden?
- Speech (Sprache): Ist der Betroffene nicht fähig, einen einfachen Satz nachzusprechen?
- Time (Zeit): "Time is Brain" - bei einem Schlaganfall kann ein schnelles medizinisches Eingreifen lebensrettend sein.
Stressoren erkennen und vermeiden
Um stark gegen Stress zu werden, ist es notwendig, sich in stressigen Situationen selbst zu beobachten. So lernen Sie Ihren persönlichen Stress kennen. Denn nicht jede Situation oder Gegebenheit ist für jeden Menschen gleich belastend. Entscheidend ist nicht immer das Ereignis, sondern Ihre Reaktion darauf. Sie können nicht alle äußeren Faktoren in Ihrem Leben kontrollieren, aber Sie können beeinflussen, wie Sie im Innern emotional und psychisch darauf reagieren wollen. Ob sozialer Stress durch Konflikte in der Familie, Leistungsstress im Beruf oder Stress durch Umwelteinflüsse und Krankheiten - es gilt, die eigene Stressreaktion zu reflektieren und zu beeinflussen.
Strategien zur Stressreduktion
Die DSG rät zur Reduktion von Stress zu Entspannungstechniken wie Achtsamkeitsmeditation, autogenes Training, viel Bewegung und einer Reduktion der privaten Stressfaktoren. All diese Maßnahmen verstärken das Gefühl von Selbstwirksamkeit, führen zu erhöhter Resilienz und beugen Stress - und damit auch potentiellen Schlaganfällen - vor.
Hier sind einige konkrete Tipps zur Stressvermeidung:
- Atemübungen & bewusste Atmung: Langsames, tiefes Atmen (z. B. 4 Sekunden ein, 6 Sekunden aus) aktiviert den Parasympathikus, das „Ruhe-System“ deines Körpers. Schon 2-3 Minuten helfen!
- Progressive Muskelentspannung (PMR): Dabei spannen Sie nacheinander verschiedene Muskelgruppen an und entspannen sie bewusst wieder. Das beruhigt Körper und Geist - ideal vor dem Schlafengehen.
- Regelmäßige Bewegung: Schon 30 Minuten moderates Gehen oder Radfahren täglich senkt das Stresslevel und baut überschüssige Stresshormone ab. Sport wirkt wie ein „Ventil“.
- Meditation & Achtsamkeit: Täglich 5-10 Minuten innehalten, Gedanken beobachten, den Moment wahrnehmen - das verändert nachweislich die Stressverarbeitung im Gehirn.
- „Digital Detox“: Weniger Zeit am Handy oder Laptop, vor allem am Abend. Push-Benachrichtigungen aus, feste handyfreie Zeiten einführen - das senkt unbewussten Stress massiv. Auch TV-Zeiten vor dem Schlafengehen reduzieren.
- Prioritäten setzen: Struktur hilft! Alles aus dem Kopf aufs Papier, Prioritäten nach dem Eisenhower-Prinzip setzen (wichtig + dringend hat Vorrang) - das reduziert das Gefühl von Überforderung.
- Soziale Kontakte pflegen: Reden hilft! Ein gutes Gespräch mit Freunden, Lachen oder Umarmungen setzen Glückshormone frei, die Stress regelrecht „auflösen“.
- Musik gezielt einsetzen: Ruhige, langsame Musik (z. B. klassische Musik, Naturklänge) kann den Herzschlag und die Atmung senken. Auch Mitsingen oder Tanzen wirkt Wunder!
- Natur & Tageslicht tanken: Ein Spaziergang im Grünen senkt den Cortisolspiegel messbar. Am besten täglich etwas „Grünzeit“ einplanen - auch als kurze Pause zwischendurch.
- Dankbarkeitstagebuch: Wer täglich 3 Dinge aufschreibt, für die er dankbar ist, lenkt den Fokus weg vom Negativen.
Weitere Risikofaktoren für einen Schlaganfall
Neben Stress gibt es noch weitere Risikofaktoren, die einen Schlaganfall begünstigen können. Einige davon lassen sich beeinflussen, andere nicht.
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren:
- Gene: Eine genaue Familienanamnese ist wichtig, um genetische Risiken zu erkennen.
- Alter: Das Schlaganfallrisiko steigt mit zunehmendem Alter.
Beeinflussbare Risikofaktoren:
- Bluthochdruck: Er ist der Hauptrisikofaktor für einen Schlaganfall. Regelmäßige Kontrollen und eine entsprechende Behandlung sind wichtig.
- Rauchen: Nikotin verengt die Blutgefäße und erhöht den Blutdruck. Wer mit dem Rauchen aufhört, verringert sein Schlaganfallrisiko deutlich.
- Übergewicht: Es führt zu Bluthochdruck, belastet die Knochen und Gelenke und erhöht die Gefahr, an Diabetes zu erkranken.
- Bewegungsmangel: Wer sich nur wenig oder gar nicht bewegt, hat ein deutlich erhöhtes Risiko, an Bluthochdruck und Arteriosklerose zu erkranken.
- Ernährung: Eine ungesunde Ernährung mit viel Fett, Zucker und Salz kann zu Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhten Cholesterinwerten führen. Eine ausgewogene Ernährung, die gemeinhin als „Mittelmeerkost“ bekannt ist, ist gut für die Gefäße.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Er erhöht das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
- Herzerkrankungen: Insbesondere Vorhofflimmern bedeutet ein deutlich erhöhtes Schlaganfallrisiko.
- Diabetes: Menschen mit der Zuckerkrankheit erleiden mehr als doppelt so häufig einen Schlaganfall als der Rest der Bevölkerung.
Stress als Risikofaktor bei jüngeren Menschen
Die Zahl der Schlaganfälle bei Personen unter 45 Jahren hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Eine Studie ergab, dass Migräne bei Personen unter 35 Jahren ein großer Risikofaktor für einen Schlaganfall darstellt. Übermäßiger Stress kann auch das Risiko für einen Schlaganfall erhöhen. Patientinnen und Patienten mit Migräne sollten daher andere Risikofaktoren für Schlaganfälle vermeiden, wie beispielsweise das Rauchen oder - bei Frauen - das Einnehmen der Antibabypille.
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Präventive Maßnahmen und Verhalten im Notfall
Die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft rät jedem dringend, das individuelle Schlaganfallrisiko zu senken. Mit gesunder Ernährung, wenig Alkohol und ausreichend Bewegung kann jeder entscheidend auf sein Gewicht, seinen Blutdruck und insgesamt auf seine Gesundheit einwirken. Zudem sei es wichtig, nicht zu rauchen.
Professor Nabavi, Chefarzt der Neurologie am Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin, betont: „Das haben wir auch selbst in der Hand“.
Kommt es doch zu einem Ernstfall, kann eine schnelle Diagnose Leben retten. Dazu ist es entscheidend, die klassischen Symptome zu erkennen und den FAST-Test anzuwenden.
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