Ein Schlaganfall kann das Leben der Betroffenen maßgeblich verändern. Doch mit gezielten Übungen und einer konsequenten Rehabilitation können viele Funktionen wiedererlangt und die Lebensqualität deutlich verbessert werden. Dieser Artikel gibt einen umfassenden Überblick über die Möglichkeiten, nach einem Schlaganfall wieder fit zu werden.
Was passiert bei einem Schlaganfall?
Bei einem Schlaganfall werden Teile des Gehirns aufgrund eines Blutgerinnsels oder einer Hirnblutung nicht mehr ausreichend durchblutet. Dies führt dazu, dass Nervenzellen absterben und verschiedene Funktionen des Körpers beeinträchtigt werden können. Eine der häufigsten Folgen sind halbseitige Lähmungserscheinungen, auch Paresen genannt, die Arme und Beine betreffen. Über 50 % der Schlaganfallpatienten haben motorische Ausfälle der Extremitäten, wobei über 33 % mittelschwere oder schwere Funktionseinschränkungen aufweisen. Rund 20 % benötigen geringe bzw. große Unterstützung, und ebenfalls rund 20 % sind in der Fortbewegung vollständig abhängig. Auch die Fußheberschwäche ist eine oft auftretende Folge eines Schlaganfalls.
Ziele der Bewegungstherapie nach Schlaganfall
Mit den körperlichen Beeinträchtigungen in Folge eines Schlaganfalls ist auch ein aktives und selbstbestimmtes Leben eingeschränkt. Mobilität, Unabhängigkeit, Selbstversorgung, die Möglichkeit zu arbeiten, soziale Teilhabe - all dies kann durch die Wiedererlangung von körperlichen Fähigkeiten zurückgewonnen werden. Einen Beitrag dazu leistet Bewegung nach einem Schlaganfall. Rehabilitationsmaßnahmen, Sport und spezielle Übungen helfen, folgende Ziele zu erreichen:
- Funktionsfähigkeit von Gliedmaßen (Arme/Beine) wiedererlangen
- Alltagstauglich und sicher gehen
- Stürze verhindern
- Gleichgewicht und Koordinationsfähigkeit zurückgewinnen
- Ausdauer, Belastbarkeit und Muskelaufbau nach einem Schlaganfall verbessern
- Herz-Kreislauf-System trainieren
- Lebensqualität, Teilhabe, Unabhängigkeit zurückgewinnen
- Einem erneuten Schlaganfall durch Bewegung, Sport, Fitness und ein aktives Leben vorbeugen
Bewegung als wichtiger Bestandteil der Rehabilitation
Dass Bewegung das A und O für unsere Gesundheit ist, ist bekannt. Ganz konkrete Empfehlungen für Personen mit einem erhöhten Schlaganfall-Risiko gibt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. in ihrer „Leitlinie Schlaganfall“: Wöchentlich mindestens 150 Minuten mäßige oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität sowie wöchentlich mindestens zweimal Krafttraining aller großen Muskelgruppen. Personen, die nicht in der Lage sind, körperlich aktiv zu sein, sollten versuchen, die im Sitzen verbrachte Zeit zu minimieren. Frage Deine Ärztin bzw. Deinen Arzt, welche Aktivitäten für Dich am besten sind.
Nach der ersten Mobilisation aus dem Bett erfolgt nach einem Schlaganfall eine gezielte Bewegungstherapie, um Komplikationen, Muskelschwund und einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden. Ziel ist es, das Herz-Kreislauf-System, die Muskelkraft, das Gleichgewicht, die Belastbarkeit, die Bewegungsfähigkeit und die allgemeine Fitness zu trainieren. Viele Betroffene haben den Wunsch, sich nach einem Schlaganfall zu schonen und befürchten, sich zu überlasten. Zu wenig Aktivität ist aber genau falsch. Denn gerade mangelnde Bewegung trägt zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Muskelschwäche, Gelenkproblemen, Übergewicht etc. bei. Körperliche Bewegung kann helfen, den Blutdruck zu senken und dem Fortschreiten der Arterienverkalkung vorzubeugen. Bewegung gilt deshalb als gute Prävention gegen erneute Gefäßverschlüsse.
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Therapeutische Maßnahmen zur Bewegungsförderung
Entsprechend der körperlichen Voraussetzung erhalten Schlaganfall-Betroffene bereits im Krankenhaus oder in der Rehaklinik von der behandelnden Ärztin / dem behandelnden Arzt individuelle Empfehlungen und Verordnungen für die Bewegungstherapie (Physiotherapie und Ergotherapie) und für spezifische Übungsprogramme.
Physiotherapie
Die Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle bei der Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Ziel ist es, die Beweglichkeit, Kraft, Koordination und das Gleichgewicht der Patienten zu verbessern. Die Übungen orientieren sich am jeweiligen Funktionsniveau der betroffenen Person und bauen systematisch aufeinander auf.
- Stärkung der Muskulatur: Nach einem Schlaganfall sind viele Muskeln geschwächt oder in ihrer Funktion eingeschränkt. Physiotherapeuten helfen, diese Muskeln gezielt zu stärken.
- Verbesserung der Bewegungskoordination: Viele Betroffene erleben unkontrollierte oder zittrige Bewegungen. Durch spezielle Übungen wird die Koordination verbessert.
- Förderung der Gelenkbeweglichkeit: Immobilität kann zu Steifheit und Schmerzen führen. Die Physiotherapie hilft, die Gelenke beweglich zu halten.
- Spastikmanagement: Einige Schlaganfallpatienten entwickeln Muskelverkrampfungen (Spastiken). Physiotherapeuten setzen verschiedene Techniken ein, um diese Spastiken zu reduzieren.
Ergotherapie
Die Ergotherapie konzentriert sich darauf, die Patienten bei der Wiedererlangung von alltagsrelevanten Fähigkeiten zu unterstützen. Ziel ist es, die Selbstständigkeit im Alltag zu fördern und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen.
Sportarten und Aktivitäten mit positiver Auswirkung nach einem Schlaganfall
Generell werden Ausdauersportarten wie Wandern, Walking, Nordic Walking, Radfahren, zügiges Spazierengehen, Wassergymnastik und Schwimmen nach einem Schlaganfall empfohlen. Förderlich sind moderate Aktivitäten, die das Herz-Kreislauf-System in Schwung bringen, aber nicht zu stark belasten. Um die Belastbarkeit nach einem leichtem oder nach einem schweren Schlaganfall richtig einzuschätzen, sollte man erst individuell durch die Ärztin / den Arzt Rat einholen.
Ausdauertraining
Untersuchungen zeigen, dass regelmäßiges Ausdauertraining sowohl die Beweglichkeit als auch die Ausdauer bei Alltagsaktivitäten verbessert. Zudem erhöht es die Gehstrecke und Gehgeschwindigkeit. Auch die Lunge profitiert vom Training, sodass sich oft auch ein positiver Effekt auf die Leistungsfähigkeit des Herz-Lungen-Systems zeigt. Für Schlaganfall-Betroffene empfehlen Experten daher 20 bis 60 Minuten moderates Ausdauertraining drei bis fünf Mal pro Woche. Um die Gehfähigkeit zu verbessern, eignet sich besonders ein Laufband- oder Gehtraining.
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Krafttraining
Experten empfehlen Schlaganfallpatientinnen und -patienten, zwei bis drei Mal wöchentlich Kraftübungen für die großen Muskelgruppen durchzuführen. Studien dazu zeigen, dass es dadurch zu einer deutlichen Verbesserung der Muskelkraft kommen kann und sich dies wohl auch positiv auf die Gehfähigkeit auswirkt.
Gleichgewichtstraining
Vor allem für sturzgefährdete Menschen sind Koordination und Gleichgewicht wichtig. Zum Koordinations- und Gleichgewichtstraining gibt es weniger Untersuchungen als zu den anderen Trainingsmethoden. Aus diesem Grund gibt es hierzu auch noch keine Expertenempfehlung, in welchem Maße diese eingesetzt werden sollten.
Bewegung im Alltag integrieren
Regelmäßige Bewegung sollte nicht nur nach einem Schlaganfall selbstverständlich in den Alltag integriert werden: Treppen steigen statt Fahrstuhl fahren, so oft wie möglich spazieren gehen, beim Telefonieren auf und ab gehen, Rad statt Auto fahren, Früh- oder Abendgymnastik zuhause … jeder Schritt zählt! Für das Training zuhause eignen sich kleine Fitnessgeräte wie Knautschball, Balanceboard, Gymnastikband, Fahrradergometer und Hanteln.
Rehasport nach einem Schlaganfall
Rehabilitationssport ist eine Fortführung der medizinischen Rehabilitation. Es handelt sich um ein Gruppentraining zur Förderung von Ausdauer, Kraft und Koordination zum Beispiel durch Gymnastik, Schwimmen oder Bewegungsspiele. Die Übungseinheiten werden von qualifizierten Übungsleiterinnen und Übungsleiterinnen angeleitet. Rehabilitationssport wird ärztlich verordnet, die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Den Rehasport-Kurs suchst Du Dir selbst vor Ort aus.
Gemeinsam aktiv
Ob gemeinsame Spaziergänge, Nordic-Walking-Runden oder Radtouren - vielen Menschen fällt es leichter, sich in Gesellschaft zum Sport zu motivieren. Verabredungen, Treffpunkte, Vereinssport und feste, regelmäßige Termine helfen, konsequent aktiv zu sein und sich gegenseitig anzuspornen, aber auch bei Problemen auszutauschen.
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Gangtherapie nach Schlaganfall
„Wenn Schlaganfall-Patienten nach ihren persönlichen Rehabilitationszielen befragt werden, so kommt die Wiederherstellung der Gehfähigkeit in der Regel an erster Stelle. Doch sind zwei Drittel der Schlaganfall-Patienten drei Monate nach einem Hirnschlag in ihrer Mobilität immer noch eingeschränkt, wobei 20 % gar an den Rollstuhl gebunden sind. Da die Wiederherstellung der Gehfähigkeit aber gerade in den ersten Wochen und Monaten stattfindet, ist die Wahl der richten Gangrehabilitation von enormer Wichtigkeit“, erläutert Physiotherapeutin Dr. Stéphanie Saxer in der Untersuchung „Aktuelle Entwicklungen in der Gangrehabilitation“.
Schritt für Schritt zurück zur Gehfähigkeit
Die halbseitige Lähmung an Armen oder Beinen gehört zu den Folgen, die das Leben nach einem Schlaganfall gravierend beeinträchtigen. Oft können diese körperlichen Funktionen nur mit intensivem und ausdauerndem Training wiedererlangt werden. Aber was zunächst aussichtslos erscheint, hat hohe Erfolgsaussichten. Sowohl das Gehirn als auch unsere Muskeln und Gelenke sind in der Lage, zu regenerieren.
Nach einem Schlaganfall wird bereits in der Reha ein spezielles Gangtraining gemacht, sobald die Patientin / der Patient dazu in der Lage ist. Die Betroffenen lernen im wahrsten Sinn des Wortes Schritt für Schritt wieder das Gehen. Ist man in der Lage, wieder zu sitzen und aufzustehen, wird das Stehen und Gehen trainiert mit allmählicher Steigerung zu schnellerem, ausdauerndem und sicherem Gehen. Ebenso wie das Training von Beweglichkeit, Koordination und Gleichgewicht. Dann folgt das Gehen unter Alltagsbedingungen. Wiederholungen sind das Maß der Dinge und leider auch Geduld, um die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten wiederzuerlangen, aber auch Muskelschwund, Kreislaufproblemen und Verkürzungen der Hüft- und Kniebeuger vorzubeugen. Deshalb gehören auch gezieltes Krafttraining und Übungen für die Beine zur Gangtherapie nach einem Schlaganfall.
Hilfsmittel in der Gangtherapie
Bei Bedarf erfolgt das Training mit Unterstützung von technischen Trainingshilfsmitteln und orthopädischen Hilfsmitteln. Zum Einsatz kommen Gangmaschinen, Bewegungsgeräte, Laufband, Ergometer, Gehtrainer, robotergestützte Gangorthesen etc. So können zum Beispiel durch spezielle Übungen die Beine nach einem Schlaganfall gezielt trainiert werden. Medizinerinnen / Mediziner, Therapeutinnen / Therapeuten und der Sanitätsfachhandel beraten die Betroffenen zum Einsatz von Hilfsmitteln.
Fußheberorthesen
Bei einer Fußheberschwäche infolge eines Schlaganfalls kann eine Fußheberorthese (auch Sprunggelenk-Fuß-Orthese oder AFO-Orthese von „ankle foot orthosis“) helfen, Betroffene beim Anheben und Abrollen des Fußes zu unterstützen. Fußheberorthesen verbessern die Fußhebefunktion und unterstützen den Bewegungsablauf.
Rehabilitation der Arm- und Handfunktion
Ähnliches gilt für das Training der Funktionsfähigkeit von Finger-, Hand-, Schulter- und Ellenbogengelenken. Hier gilt es, Kraft und Koordination zu trainieren und zum Beispiel die gelähmte Hand zu aktivieren. Es besteht die Gefahr, dass die „gesunde“ Seite genutzt wird, weil diese schneller und sicherer funktioniert. Durch ein spezifisches Training (z.B. Wegbinden des nicht-betroffenen Arms) wird die betroffene Seite gezielt trainiert.
Kognitiv Therapeutische Übungen nach Perfetti
Die "Kognitiv Therapeutischen Übungen" sind eine Behandlungsform für die Rehabilitation von Hemiplegie nach Schlaganfall. Sie unterscheidet sich von den anderen klinisch etablierten Therapien durch den neuen Ansatz, den der italienische Arzt Dr. Carlo Perfetti mit seinen Mitarbeitern entwickelte. Man will in der Behandlung keine Aktivitäten fördern bei denen bestimmte Bewegungsabläufe wiedererlernt werden, da angenommen wird, dass diese zu abnormalem kompensatorischen Bewegungsverhalten führen. Ziel ist die Organisation bzw. Grundlage der Therapie ist der Tastsinn (Sensibilität), der eine wesentliche Rolle bei der Organisation von Bewegungen spielt. Das ZNS braucht Informationen vom Körper und der Umwelt, um Bewegungen planen und ausführen zu können, d.h. Wichtig ist die Förderung des Bewusstseins, der Aufmerksamkeit für die Reizverarbeitung (Wahrnehmung) aus Körper und Bewegung. D.h. der Patient soll lernen eine Aufgabe zu lösen. In der Therapie wird vorher das Ziel und die Durchführung genau erklärt, nicht nur um Aufmerksamkeit und Motivation zu wecken, sondern auch damit die gespürte Bewegung, die zunächst durch den Therapeuten ausgeführt wird, mit der gestellten Aufgabe verglichen werden kann.
Die Therapie mit "kognitiv therapeutischen Übungen nach Perfetti" ist keine Behandlungsmethode, da es kein festes Therapieprogramm gibt. Die Therapie folgt bestimmten Grundsätzen und Zielen und entspricht damit einem Konzept. Vor der Behandlung steht eine ausführliche Untersuchung und Überprüfung der Sensibilität, gefolgt von der Analyse der speziellen Symptomatik auf dem Hintergrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Ist das individuelle Problem des Patienten erkannt, wird eine Hypothese formuliert und erst danach das Übungsniveau sowie die einzelnen Übungen ausgewählt.
Für die Übungen wird spezielles Therapiematerial benötigt. Es handelt sich dabei überwiegend um 2- oder 3-dimensionale Figuren in verschiedenen Größen, Materialien und Formen oder spezielle Konstruktionen, die teilweise in sich mobil sind. Die Kanten der Objekte werden z.B. mit dem Finger ertastet, entweder geführt durch den Therapeuten oder selbstständig.
Die "kognitiv therapeutischen Übungen" nach Perfetti sind in ihren Teilaspekten auf den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien konstruiert und entwickeln sich analog der neuen Erkenntnisse weiter. D.h. Die adäquaten sensomotorische Reize wirken stimulierend auf den Patienten. Er tritt in Interaktion mit der Umwelt und lernt sie wieder "begreifen". Autorisierte Kurse zum Therapiekonzept nach Perfetti werden von verschiedenen Fortbildungsanbietern durchgeführt.
Übungen für zu Hause
Ergänzende Physiotherapieübungen zu Hause unterstützen den Erhalt und Ausbau der Fortschritte aus der Praxis. Nicht alle Übungen müssen unter professioneller Anleitung stattfinden. Im Folgenden werden einige Beispiele für Übungen vorgestellt, die Sie zu Hause durchführen können:
- Armheben: Setze Dich aufrecht auf einen stabilen Stuhl. Hebe langsam einen Arm nach vorne, bis er in etwa auf Schulterhöhe ist. Versuche, den Ellenbogen gestreckt zu lassen. Halte die Position für 3-5 Sekunden, senke dann den Arm kontrolliert wieder ab. Wenn die Bewegung schwerfällt, kannst Du den betroffenen Arm mit der gesunden Hand stützen oder führen.
- Ball drücken: Nimm einen weichen Ball (z. B. Therapieknete oder einen Stressball) in die betroffene Hand. Drücke den Ball mit möglichst gleichmäßigem Druck zusammen, halte die Spannung für etwa 5 Sekunden und lasse dann locker.
- Beinheben: Lege Dich auf eine weiche Unterlage (z. B. eine Gymnastikmatte). Die Beine sind gestreckt. Hebe nun ein Bein etwa 20-30 cm an, halte die Position für ein paar Sekunden und senke es dann langsam wieder ab. Diese Übung kann auch mit Unterstützung durchgeführt werden.
- Gewichtsverlagerung: Stelle Dich hüftbreit an eine Wand oder einen Tisch, an dem Du Dich bei Bedarf abstützen kannst. Verlagere nun langsam Dein Körpergewicht von einem Bein auf das andere. Achte dabei darauf, die Fußsohlen fest auf dem Boden zu lassen. Spüre, wie sich der Druck unter dem Fuß verändert.
- Seitliches Tippen: Im sicheren Stand (ggf. mit Haltemöglichkeit): Tippe mit der Fußspitze seitlich auf den Boden und führe den Fuß wieder zur Mitte zurück. Wechsle die Seite. Versuche, die Bewegung flüssig und rhythmisch auszuführen.
- Kognitive Bewegungsübung: Wähle eine einfache Bewegungsübung, z. B. das Heben der Arme oder Tipp-Bewegungen. Währenddessen nenne bei jeder Wiederholung ein Wort aus einer vorher gewählten Kategorie - etwa Obstsorten, Städte oder Tiernamen.
Egal ob Arm, Bein oder Rumpf - bei allen Übungen gilt: Niemals gegen Schmerzen arbeiten! Auch Schwindel oder Kreislaufprobleme sind Warnzeichen, bei denen sofort pausiert werden sollte. Zudem sollten die Übungen stets an die individuellen Fähigkeiten angepasst werden.
Training der Feinmotorik
Nach einem Schlaganfall ist es wichtig, die Feinmotorik zu trainieren, um die Hand- und Fingerfertigkeit wiederherzustellen. Hier sind einige Übungen, die Sie durchführen können:
- Zielbewegungen: Mit einem Kugelschreiber vorgegebene Punkte unterschiedlicher Größe der Reihe nach von links nach rechts antippen. Dabei werden nur die getroffenen Punkte gewertet (1 Minute / Anzahl getroffene Punkte). Wenn die Übung mühelos gelingt, die schwierigere Variante durchführen.
- Tippen: Nacheinander mit den Fingern auf den Tisch tippen, dabei mit dem Daumen beginnen. Jeder fehlerfreie Durchgang wird mit einem Punkt bewertet (1 Minute / Anzahl fehlerfreier Durchgänge).
- Münzen umdrehen: Eine Münze (je kleiner, desto schwieriger) zwischen Daumen und Fingern der betroffenen Hand halten und drehen (1 Durchgang / Anzahl der Halbumdrehungen). Wenn die Münze hinunterfällt, darf die andere Hand helfen, sie wieder in die betroffene Hand zu geben.
- Labyrinth: Mit einem Kugelschreiber zügig ein vorgedrucktes Labyrinth nachzeichnen, ohne dabei die Labyrinthlinie zu überqueren. Bei jedem Fehler wird zur erforderlichen Zeit eine Strafsekunde addiert (1 Durchgang / Sekunden inkl. Strafsekunden). Wenn die Übung mühelos gelingt, die schwierigere Variante durchführen.
- Schrauben: Bei dieser Übung sollen Muttern auf Schrauben gedreht und wieder abgedreht werden, wobei nur mit der betroffenen Hand gedreht werden darf. Die weniger betroffene Hand hält dabei die Schraube (1 Minute / Anzahl aufgedrehter Muttern).
Motivation und Durchhaltevermögen
Rehabilitation ist ein Marathon, kein Sprint. Gerade bei Rückschlägen oder stagnierenden Fortschritten kann es schwerfallen, motiviert zu bleiben. Große Veränderungen brauchen Zeit. Wer sich zu viel auf einmal vornimmt, riskiert Frust. Ob Tagebuch, Video oder Checkliste - wer seine Erfolge dokumentiert, erkennt leichter, was sich verbessert hat. Ein fester Übungszeitpunkt pro Tag schafft Struktur und hilft, das Training zur Gewohnheit zu machen. Partner, Kinder oder Freunde können wichtige Motivatoren sein. Sie können beim Üben helfen, mit anleiten oder einfach durch ihre Anwesenheit unterstützen. Manche Tage laufen besser, andere schlechter. Das ist normal. Auch in der professionellen Therapie gibt es plateaus oder Phasen, in denen scheinbar wenig vorangeht.
Zusammenarbeit mit Fachleuten
Selbst wenn Du viele Übungen selbstständig durchführst, bleibt die Zusammenarbeit mit ausgebildeten Physiotherapeut:innen unverzichtbar. Sie erkennen muskuläre Dysbalancen, Bewegungsmuster oder Fehlhaltungen, die Dir selbst gar nicht auffallen würden. In der modernen Physiotherapie kommen oft auch neurophysiologische Konzepte wie Bobath oder PNF zum Einsatz. Diese Trainingsmethoden orientieren sich an natürlichen Bewegungsabläufen und setzen gezielte Reize zur Reorganisation des Nervensystems.