Muskelschmerzen und Taubheitsgefühl nach Insektenstichen: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Insektenstiche sind im Sommer ein häufiges Problem und können neben lokalen Reaktionen auch Muskelschmerzen und Taubheitsgefühle verursachen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen, Symptome, Diagnosemethoden und Behandlungsansätze für diese Beschwerden.

Ursachen von Muskelschmerzen nach Insektenstichen

Muskelschmerzen nach einem Insektenstich können verschiedene Ursachen haben:

  • Toxine im Insektengift: Das Gift einiger Insekten enthält neurotoxische Substanzen, die Nervengewebe reizen oder schädigen können.
  • Entzündungsreaktionen: Der Körper reagiert auf den Insektenstich häufig mit einer Entzündungsreaktion, die sich auf das umliegende Gewebe ausbreiten kann.
  • Sekundäre Infektionen: Wenn die Einstichstelle infiziert wird, kann sich die Infektion ausbreiten und das umliegende Gewebe einschließlich der Nerven betreffen.
  • Direkte Nervenschädigung: Einige Insektenstiche können direkt in die Nähe eines Nervs erfolgen und diesen mechanisch schädigen.
  • Borreliose (Lyme-Krankheit): Ein Stich durch eine infizierte Zecke kann Borreliose-Bakterien übertragen, die Muskelschmerzen verursachen können.
  • Neurogene Entzündung: Bei einer neurogenen Entzündung setzen Nervenfasern neuroaktive Substanzen frei, die eine Entzündungsreaktion verursachen können.
  • Allergische Reaktion: In seltenen Fällen können auch ausgeprägte allergische Reaktionen wie Atemnot und Kreislaufbeschwerden auftreten.

Ursachen von Gelenkschmerzen nach Insektenstichen

Gelenkschmerzen nach einem Insektenstich können ebenfalls vielfältige Ursachen haben:

  • Reizung durch Insektengifte: Bei einem Insektenstich kann es neben der Verletzung der Haut auch zur Injektion von Giften des Insektes kommen, das dann reizend im Bereich der Gelenke wirken kann.
  • Entzündliche Reaktionen: Weiterhin können auch entzündliche Reaktionen im Bereich des Gelenkes entstehen, die dann zu Schmerzen führen.
  • Einstrom von Entzündungsflüssigkeit: Insektenstiche können unter Umständen auch zum Einstrom von entzündlicher Flüssigkeit führen, die dann das Gelenk entsprechend anschwellen lassen. Es folgt ein so genannter Hautspannungsschmerz, der ebenfalls, vor allem bei der Bewegung des Gelenkes, zu Beschwerden führt.
  • Einschleppung von Bakterien: Insektenstiche können aber auch zur Folge haben, dass Bakterien mit in den Körper eingeschleppt werden, was dann ebenfalls zu einer Stimulation des Immunsystems beiträgt.
  • Borreliose: Die Borreliose ist eine meistens durch die Zecke übertragene Infektionskrankheit, die nach Übertragung auch nach Wochen oder Monaten systemisch im Körper zu Reaktionen führen kann. Hier werden vor allem Dingen Gelenkschmerzen angegeben, die aber aufgrund der Länge der Zeit nicht mehr mit dem Zeckenbiss in Verbindung gebracht werden.
  • Tigermücke: Auch kann es vorkommen, dass selbst nach unauffälligen Stichen durch eine Tigermücke nach einer gewissen Zeit die Gelenke zu schmerzen beginnen und auch jetzt die Patienten den Zusammenhang mit dem Tigermückenstich zunächst nicht erkennen.
  • Nervenschmerzen: Seltener, aber möglich sind auch Nervenreizungen durch das Insektengift.

Ursachen von Taubheitsgefühlen

Hinter einem Taubheitsgefühl in den Armen, den Beinen, den Füßen oder im Gesicht können verschiedene Ursachen stecken. Oft ist eine mangelnde Durchblutung oder ein abgeklemmter Nerv für die Beschwerden verantwortlich. Aber auch ernste Erkrankungen wie ein Bandscheibenvorfall oder ein Schlaganfall können mit einem Taubheitsgefühl einhergehen.

  • Durchblutungsstörungen: Bei niedrigen Temperaturen im Winter kann es passieren, dass unsere Hände und Füße zu kalt werden und wir kein Gefühl mehr in ihnen haben. Auch das Einklemmen von Blutgefäßen kann dazu führen, dass Beine, Hände oder Arme "einschlafen".
  • Eingeklemmte Nerven: Taubheitsgefühle in Armen, Beinen, Händen und Füßen, die durch einen eingeklemmten Nerv verursacht werden, hat wahrscheinlich jeder Mensch schon einmal erlebt.
  • Karpaltunnelsyndrom: Kommt es in den Fingern zu einem ständig wiederkehrenden Taubheitsgefühl und einem unangenehmen Kribbeln, steckt oft ein Karpaltunnelsyndrom hinter den Beschwerden.
  • Polyneuropathie: Unter einer Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems zu verstehen, die mit Missempfindungen und Taubheitsgefühlen - häufig in den Händen und Füßen - einhergeht.
  • Bandscheibenvorfall: Bei einem Bandscheibenvorfall können durch Druck auf die Nervenwurzel starke Schmerzen im jeweiligen Versorgungsgebiet des Nervs entstehen. Häufig werden diese von Kribbeln oder einem Taubheitsgefühl im Lendenbereich oder den Beinen begleitet.
  • Schlaganfall: Bei einem Schlaganfall wird das Gehirn nicht mehr mit ausreichend Blut und somit auch nicht mehr mit genügend Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Durch solche Ausfälle kann es passieren, dass sich Arme oder Beine taub anfühlen und nicht mehr bewegt werden können.
  • Infektionen: Verschiedenste Infektionen mit Bakterien oder Viren können ein taubes Gefühl im Körper auslösen. Zu solchen Infektionen gehören beispielsweise Gürtelrose oder Borreliose.
  • Mangelerscheinungen: Schließlich kann auch ein Vitamin-B12-Mangel ein Taubheitsgefühl, das häufig auf der Zunge auftritt, auslösen. Daneben kann es in diesem Fall auch an den Händen und Füßen zu Empfindungsstörungen kommen.
  • Medikamente: In seltenen Fällen können auch bestimmte Medikamente Missempfindungen wie ein taubes Gesicht oder taube Hände sowie ein Kribbeln auslösen.
  • Weitere Ursachen: Ein Kribbeln und/oder Taubheitsgefühl im Kopf oder im Gesicht kann oft Vorbote eines Migräneanfalls sein. Daneben kann ein solches komisches Gefühl im Gesicht aber auch auf Durchblutungsstörungen und Tumore im Gehirn sowie auf Angst- oder Panikattacken hindeuten. Auch Multiple Sklerose (MS) kann unter Umständen zu einem tauben Gefühl im Gesicht, aber auch in den Armen oder Beinen führen.

Symptome

Die Symptome von Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Taubheitsgefühlen nach Insektenstichen können variieren, umfassen aber häufig:

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  • Muskelschmerzen: Äußern sich häufig ähnlich wie Gliederschmerzen im Rahmen eines grippalen Infektes oder wie ein Muskelkater.
  • Gelenkschmerzen: Fühlen sich oft brennend an, sie sind die entweder direkt im Gelenk oder in den umliegenden Arealen um das Gelenk zu spüren. In aller Regel sind die Gelenkschmerzen vor allem bei Bewegung zu spüren oder auch auslösbar, es kann aber auch vorkommen, dass die Schmerzen bereits in Ruhe zu spüren sind.
  • Taubheitsgefühl: Entsteht durch eine verringerte Sensibilität der Haut. Liegt ein solches Taubheitsgefühl vor, ist der Gefühlssinn gestört und es können auf diesem Weg keine oder nur noch eingeschränkt Informationen über äußere Reize an das Gehirn weitergeleitet werden.

Weitere Symptome können sein:

  • Rötung und Schwellung an der Einstichstelle
  • Juckreiz oder Brennen
  • Überwärmung des Gewebes
  • Schmerzen
  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • Atembeschwerden
  • Allergische Reaktionen

Diagnose

Die Diagnose von Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Taubheitsgefühlen nach Insektenstichen umfasst in der Regel:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, einschließlich der Schilderung des Erlebten sowie der Symptomatik.
  • Körperliche Untersuchung: Inspektion der betroffenen Region um die Einstichstelle und deren Umgebung.
  • Blutuntersuchungen: Neben allgemeinen Blutwerten wie Entzündungsmarkern können auch spezielle Testungen auf einzelne Krankheitserreger wie zum Beispiel nach Zeckenstichen auf Borreliose oder FSME durchgeführt werden. So werden im Blutbild Entzündungswerte (CRP) sowie auch die Leukozyten und die Blutsenkungsgeschwindigkeit ermittelt, weiterhin kann man auch den so genannten Rheumafaktor untersuchen, der darüber Aussage treffen soll, ob es sich um eine rheumatologische Erkrankung handelt. Da eine Borellien Infektion ebenfalls zu Gelenk- schmerzen führt, sollten auch die Antikörper gegen die Borreliose im Blut bestimmt werden.
  • MRT: Ist ein Insektenstich in der Nähe eines Gelenks aufgetreten, kann es zusätzlich zu den allgemeinen Symptomen wie Rötung und Überwärmung auch zu Schwellungen und Schmerzen des angrenzenden Gelenkes kommen. Geht diese Schwellung mit antientzündlicher Therapie wie Kühlen oder Schonen des betroffenen Gelenkes nicht adäquat zurück, kann im Verlauf ein MRT Aufschluss über Krankheitsursache und mögliche Schädigungen der Weichteile geben und zur weiteren Therapieplanung herangezogen werden. Ein MRT vom entsprechenden Gelenk sollte immer dann durchgeführt werden, wenn man den Verdacht hat, dass die Ursache der Schmerzen im Gelenk direkt besteht. Auch wenn das Blutbild unauffällig ist und zum Beispiel ein Röntgenbild des schmerzenden Gelenkes unauffällig war, aber weiterhin Schmerzen angegeben werden, sollte eine MRT Untersuchung des schmerzenden Gelenkes durchgeführt werden.

Therapie

Die Therapie von Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen und Taubheitsgefühlen nach Insektenstichen richtet sich nach der Art der Infektion, den Krankheitssymptomen und der zugrunde liegenden Ursache.

  • Allgemeine Maßnahmen: Kühlen, Hochlegen der betroffenen Extremität und Schonen der betroffenen Muskelpartie.
  • Medikamentöse Schmerztherapie: Antientzündliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac.
  • Hausmittel: Quarkwickel. Hierfür wird der Quark auf ein Handtuch gegeben und auf die schmerzenden Gelenke für ungefähr 10 Minuten zwei bis dreimal am Tag aufgelegt. Der Quark ist nicht nur kühlend sondern der in dem Quark vorhandene Stoff Casain wirkt entzündungshemmend.
  • Antibiotika: Bei bakteriellen Infektionen in Folge von Insektenstichen sind Antibiotika therapeutisches Mittel der Wahl. Bei einer nachgewiesenen Borrellien Infektion sollte Clindamycin 200 mg zweimal täglich für 14 Tage eingenommen werden. Bei Weichteilinfekten, die aus einer Insektenstichverletzung herrühren kann eine antibiotische Behandlung mit Cefuroxim 250 mg zweimal am Tag für eine Woche durchgeführt werden. Die Applikation von intravenösen Antibiotika wäre einem akuten Verlauf oder auch eine Blutvergiftung vorbehalten, wenn es sich um eine ausbreitende Weichteilinfektion nach einer Insektenstichverletzung handelt.
  • Weitere Maßnahmen: Bei Karpaltunnelsyndrom kann das Tragen einer Schiene helfen, bei einem Bandscheibenvorfall eine physiotherapeutische Behandlung.

Vorbeugung

Um Insektenstichen und den damit verbundenen Beschwerden vorzubeugen, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

  • Insektenschutzmittel: Verwendung von Insektenschutzsprays und -cremes.
  • Kleidung: Körper so weit wie möglich bedeckt halten, insbesondere bei der Gartenarbeit: Kopfschutz, langärmelige Kleidung, lange Hosen, geschlossene Schuhe, Handschuhe. Keine weite Kleidung, in der sich Insekten verfangen können. Statt bunter eher helle Kleidung tragen.
  • Verhalten: Nie ohne Schuhe durchs Gras gehen - im Klee sammeln Bienen oft Honig. Achtgeben beim Sport oder Spielen im Freien. Schweiß zieht viele stechende Insekten an. Möglichst auf Picknicks verzichten - süße Speisen und Getränke ziehen Insekten an (ansonsten Speisen und Getränke abdecken und Reste wegräumen). Nie direkt aus einer Flasche oder einer Getränkedose trinken. Am besten einen Strohhalm verwenden. Vorsicht bei Abfallkörben & Müllcontainern - Wespen lieben sie. Mülltonnen daher stets verschlossen und sauber halten. Orte meiden, wo Tiere (Hunde) gefüttert werden. Verstreute Futterreste ziehen Wespen an. Keine alten Äste oder Baumstümpfe bewegen. Wespen haben darin oft ihre Nester. Bienen- und Wespennester (z.B. hohle Baumstämme, Stümpfe, Dachböden, Schuppen, Hecken) und deren Einzugsbereich meiden.
  • Impfung: Gegen FSME gibt es eine Impfung, die insbesondere in Risikogebieten empfohlen wird.

Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?

Ein Arzt sollte konsultiert werden, wenn:

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  • Sich die Symptome nach einigen Tagen nicht bessern oder sogar verschlimmern.
  • Starke Schwellungen, Rötungen oder Schmerzen auftreten.
  • Fieber oder andere allgemeine Krankheitssymptome hinzukommen.
  • Anzeichen einer allergischen Reaktion auftreten (Atemnot, Kreislaufbeschwerden).
  • Der Verdacht auf eine Borreliose besteht (kreisrunde Rötung um die Einstichstelle).

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