Der Begriff "Narzissmus" wird oft verwendet, um Menschen zu beschreiben, die selbstverliebt sind und die Schuld für Fehler bei anderen suchen. Aber was genau bedeutet Narzissmus und was ist eine narzisstische Neurose? Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die narzisstische Persönlichkeitsstörung, ihre verschiedenen Typen, Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?
Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung haben ein extremes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Anerkennung und Bewunderung. Sie zeichnen sich oft durch Arroganz und Selbstidealisierung aus. Kritik können sie schlecht ertragen, und Misserfolge können sie in schwere Krisen stürzen. Narzisstische Personen haben Schwierigkeiten, sich in andere Menschen hineinzuversetzen und verhalten sich anderen gegenüber oft herablassend. Der Umgang mit Narzissten ist daher sehr herausfordernd.
Es ist wichtig, zwischen Narzissmus und einer echten narzisstischen Persönlichkeitsstörung zu unterscheiden. Narzissten sind oft sehr ehrgeizig und können ein sehr erfolgreiches Leben führen, oft auch in Führungspositionen. Wenn der Narzissmus jedoch stark ausgeprägt ist und für den Betroffenen und seine Umwelt zu Leid führt, spricht man von einem krankhaften (pathologischen) Narzissmus. Der Übergang von der Persönlichkeitseigenschaft zur Störung ist fließend.
Wie viele Menschen sind betroffen?
Etwa 0,4 Prozent der Bevölkerung leiden an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Männer erhalten die Diagnose häufiger als Frauen. Viele Betroffene begeben sich aufgrund anderer psychischer Erkrankungen in Behandlung, wie Depressionen, weitere Persönlichkeitsstörungen, somatoforme Störungen (körperliche Beschwerden ohne organische Ursache), Ängste, Essstörungen oder Suchtprobleme.
Typen der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
Nach einer Studie von Russ und Kollegen (2008) kann man die narzisstische Persönlichkeitsstörung in drei Typen einteilen:
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- Grandios-maligner Narzissmus
- Vulnerabel-fragiler Narzissmus
- Exhibitionistischer Narzissmus mit hohem Funktionsniveau
Der grandios-maligne Narzissmus
Menschen mit dem grandios-malignen oder bösartigen Typus von narzisstischer Persönlichkeitsstörung können zu einer Gefahr für die Gesellschaft werden. Der maligne Narzissmus ist eine Kombination aus Narzissmus, Aggression, Paranoia und antisozialem Verhalten. Maligne Narzissten sind von ihrer Großartigkeit überzeugt und rächen sich ohne Reue, wenn sie sich von anderen nicht angemessen wertgeschätzt fühlen. Durch ihre paranoide Tendenz sehen maligne Narzissten in ihren Mitmenschen schnell Feinde. Stalin und Hitler sind Beispiele für maligne Narzissten.
Der vulnerabel-fragile Narzissmus
Der vulnerabel-fragile Narzissmus wirkt zunächst untypisch, da er durch depressive Stimmung, Ängstlichkeit und Scham geprägt ist. Man bezeichnet diese Form daher auch als „verdeckten Narzissmus“. Menschen mit diesem Typus von narzisstischer Persönlichkeitsstörung reagieren sehr sensibel auf Kritik und Misserfolge. Im Vergleich zu anderen Typen suchen sie aufgrund von Depressionen und anderen psychischen Symptomen häufiger therapeutische Hilfe. Bei einem Zusammenbruch können diese Narzissten in Tränen ausbrechen oder eine negative Einstellung haben, die sie nicht versuchen zu verbergen.
Der exhibitionistische Narzissmus
Menschen mit dem exhibitionistischen Typus einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung - auch "offener Narzissmus" genannt - stellen ihre Großartigkeit öffentlich heraus. Dadurch ziehen sie die Aufmerksamkeit auf sich, die sie brauchen. Dieser Typus kann sich in unserer wettbewerbsorientierten Welt gut anpassen und sehr erfolgreich sein. Sein Auftreten wirkt sehr selbstbewusst. Anderen gegenüber verhalten sich diese Personen arrogant und kühl.
Es ist denkbar, dass die verschiedenen Typen Facetten ein und derselben Störung sind. Die Forschung befindet sich diesbezüglich noch am Anfang.
Symptome der narzisstischen Persönlichkeitsstörung
Von einer Persönlichkeitsstörung spricht man, wenn Menschen ein bestimmtes Muster im Verhalten, Denken und in den Gefühlen zeigen, das stark von den Erwartungen der soziokulturellen Umgebung abweicht. Diese unflexiblen Persönlichkeitsmerkmale führen zu Leiden und Beeinträchtigung in sozialen, beruflichen und/oder anderen Bereichen.
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Nach dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM-IV) müssen mindestens fünf der folgenden Symptome für die Diagnose der narzisstischen Persönlichkeitsstörung vorliegen:
- Die Betroffenen haben ein übertriebenes Gefühl ihrer eigenen Wichtigkeit.
- Sie haben Phantasien von grenzenlosem Erfolg, Macht, Schönheit oder idealer Liebe.
- Sie glauben, besonders und einzigartig zu sein und nur von besonderen oder angesehenen Personen verstanden zu werden.
- Sie erwarten von anderen übermäßige Bewunderung.
- Sie erwarten, dass andere sie besonders bevorzugt behandeln und automatisch auf ihre Erwartungen eingehen.
- Sie nutzen andere aus, um ihre eigenen Ziele zu erreichen.
- Sie haben wenig Empathie; wollen sich nicht in andere hineinversetzen.
- Sie empfinden oft Neid für andere oder glauben, andere sind neidisch auf sie.
- Sie verhalten sich arrogant und überheblich.
Die Narzissmus-Symptome sind allerdings nicht immer so eindeutig. Manche Betroffene zeigen etwa ihre Überheblichkeit nicht offen. Die Anzeichen sind dann nur erkennbar, wenn man sehr genau hinsieht.
Niedriges Selbstwertgefühl
Lange sind Experten davon ausgegangen, dass die narzisstische Persönlichkeitsstörung mit einem hohen Selbstwert einhergeht. Neuere Studien zeigen jedoch, dass der Selbstwert der Betroffenen niedrig ist. Die Betroffenen verschleiern ihre Selbstwertzweifel durch ihre selbstherrliche Selbstdarstellung. Von Selbstliebe kann also keine Rede sein. Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden vielmehr unter innerer Leere und sind sehr auf die Anerkennung durch andere Menschen angewiesen. Die Aufwertung der eigenen Person oder Abwertung anderer ist ein Versuch, negative Gefühle zu bewältigen. Eine Kränkung wie zum Beispiel durch die Trennung des Partners kann Rachsucht erzeugen, aber auch Depression bis hin zum Suizid nach sich ziehen.
Narzisstischer Kollaps
Narzissten können zusammenbrechen - und leiden stark darunter. Von außen sieht es dann so aus, als wäre die Person arbeitsunfähig und streitlustig. Menschen verwenden das Wort „Narzisst“, um eine stark auf sich selbst bezogene Person zu beschreiben. Tief im Inneren kämpfen Narzissten oft jedoch mit einem extrem niedrigen Selbstwertgefühl und Scham. Mit einem unrealistischen Selbstbild, das sie nutzen, um sich über andere zu überhöhen, wollen sie häufig ihre eigene Selbstkritik verdrängen und bewältigen. Manchmal jedoch werden sie mit der Wirklichkeit konfrontiert und die tief verwurzelte Unsicherheit führt zu einem Bruchpunkt. Dann erleben Narzissten einen sogenannten narzisstischen Kollaps. Situationen, die eine narzisstische Neurose auslösen können, weil die Betroffenen mit der eigenen Ohnmacht und möglicherweise Minderwertigkeit konfrontiert werden, sind zum Beispiel der Verlust des Partners, Arbeitsplatzes oder Vermögen. Auch Todesfälle, wiederkehrende Misserfolge, Streitigkeiten im Freundeskreis oder Krankheiten können dafür sorgen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung entsteht aus einer Wechselwirkung verschiedener Faktoren. Nach neuesten Zwillingsstudien haben die Gene bei der narzisstischen Persönlichkeitsstörung einen größeren Einfluss als bei anderen Persönlichkeitsstörungen. Es spielen aber auch Umwelteinflüsse eine wichtige Rolle.
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Viele Experten sehen die Wurzeln des Narzissmus in der Kindheit. Die Theorien über die Entstehung variieren jedoch stark, und derzeit gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Einigkeit besteht nur darüber, dass die narzisstische Störung auf ungünstige Interaktionen mit Bezugspersonen zurückzuführen ist.
Otto Kernberg geht davon aus, dass emotional kalte oder latent aggressive Eltern eine übersteigerte Selbstdarstellung fördern. Kinder, die wenig Anerkennung erhalten, bewältigen diese Verletzung des Selbstwerts durch den Fokus auf Leistungen, für die sie gelobt werden (zum Beispiel Schulleistungen). Andere Forscher vermuten, dass Kinder, die von den Eltern keine Grenzen erhalten, ein unrealistisches und perfektionistisches Selbstbild entwickeln können.
Beide Erziehungsstile stellen letztendlich eine Vernachlässigung der kindlichen Bedürfnisse dar. Kinder benötigen Geborgenheit und Liebe, aber auch Grenzen. Für eine gesunde Entwicklung müssen sie auch den Umgang mit Enttäuschungen lernen sowie die Fähigkeit, sich selbst zurückzunehmen und sich in die Gefühle anderer hineinzuversetzen.
Untersuchungen und Diagnose
Zur Diagnose der narzisstischen Persönlichkeitsstörung sollte ein Psychiater oder Psychotherapeut aufgesucht werden. Er kann anhand von spezifischen Fragen, die sich an den diagnostischen Kriterien orientieren, eine Diagnose stellen. Dazu zählen etwa:
- Haben Sie das Gefühl, Großartiges in Ihrem Leben zu leisten?
- Haben Sie oft den Eindruck, dass andere Ihre Großartigkeit nicht erkennen?
- Empfinden Sie es als anstrengend, sich mit den Gefühlen und Interessen anderer Menschen auseinanderzusetzen?
Wenn die Möglichkeit besteht, wird der Therapeut auch nahe Angehörige fragen, wie sie den Betroffenen erleben.
Wichtig bei der Diagnosefindung ist die Abgrenzung zu anderen Persönlichkeitsstörungen wie der histrionischen Persönlichkeitsstörung (gekennzeichnet durch egozentrisches und theatralisches Verhalten) und einer Borderlinestörung.
Die Diagnose "Narzisstische Persönlichkeitsstörung" empfinden viele Betroffene als Angriff auf ihre Person. Eine gute Aufklärung über die Hintergründe des Krankheitsbildes ist daher sehr wichtig. Die Diagnose soll den Betroffenen nicht verurteilen, sondern ihm helfen, sich und seine Umwelt besser zu verstehen. Dieses Verständnis ist sowohl für die Betroffenen als auch die Angehörigen oft sehr entlastend.
Therapie
Narzisstische Menschen haben keine Einsicht darin, dass ihr eigenes Verhalten Probleme erzeugt. Sie sind - zumindest oberflächlich - überzeugt von der Großartigkeit ihres Selbst und suchen den Fehler bei anderen Menschen. Wenn sich Narzissten also in Behandlung begeben, dann meistens aufgrund einer zusätzlichen psychischen Störung, beispielsweise Depressionen, Alkohol- oder Drogenabhängigkeit.
Psychotherapeutische Behandlung
Zur Behandlung der narzisstischen Persönlichkeitsstörung werden psychotherapeutische Verfahren eingesetzt. Der Therapeut hilft dem Betroffenen, seine Verhaltensweisen und Gefühle besser zu verstehen. Narzisstische Verhaltensweisen sind oft der Versuch, negative Gefühle zu kompensieren. Bei den Mitmenschen kommen Überheblichkeit und Arroganz jedoch nicht gut an - was Betroffene aufgrund ihrer Selbstüberschätzung und mangelnden Empathiefähigkeit nicht begreifen oder erkennen.
Um die Beziehung zu anderen Menschen zu verbessern, muss der Betroffene daher an seiner Empathiefähigkeit arbeiten und gemeinsam mit dem Therapeuten neue Verhaltensstrategien entwickeln, welche die Interaktion mit anderen Menschen verbessert.
Das Therapieziel ist also nicht, den Narzissten zu einem anderen Menschen zu machen. Vielmehr ist die Therapie ein Angebot an den Betroffenen, mit Hilfe des Therapeuten extreme Verhaltens- und Denkweisen zu verändern und so sein eigenes Leben zu verbessern. Die Therapieziele entwickelt der Therapeut zusammen mit dem Betroffenen. Letzten Endes geht es in der Therapie darum, Leiden zu verringern.
Ein wesentlicher Baustein für eine erfolgreiche Narzissmus-Therapie ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dem Betroffenen und dem Therapeuten. Narzisstischen Personen fällt es oft sehr schwer, sich auf den Therapeuten einzulassen. Das Eingeständnis, Hilfe zu benötigen, empfinden Narzissten als Niederlage und Bedrohung ihres Selbstbildes. Häufig werten sie den Therapeuten zunächst ab, um ihre Überlegenheit zu wahren. Es kann daher einige Zeit dauern, bis der Betroffene bereit ist, dem Therapeuten zu vertrauen und mit ihm zu arbeiten.
Die psychische Gesundheit von Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung ist vor allem dann gefährdet, wenn ihre überhöhten Ansprüche nicht erfüllt werden. Jede Kränkung ist eine Bedrohung für ihr Selbst. Eine wichtige Maßnahme in der Therapie ist es daher, die Ansprüche zu hinterfragen und Ziele zu setzen, die tatsächlich erreichbar sind.
Psychoanalytische und tiefenpsychologisch-fundierte Therapie
Im Rahmen der psychoanalytischen Therapie wurden unterschiedliche Ansätze zur Behandlung einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung entwickelt. Die übertragungsfokussierte Psychotherapie nach Otto Kernberg und John Clarkin geht davon aus, dass in der Therapie mit Deutungen gearbeitet werden sollte und man die Patienten damit konfrontieren sollte, dass ihre Selbstüberschätzung ein Abwehrmechanismus gegen Wut, Aggression und Neidgefühle ist. In der Praxis hat sich jedoch gezeigt, dass dieses Vorgehen häufig zu vorzeitigen Therapieabbrüchen führt. Auch andere Psychoanalytiker wie Heinz Kohut schätzen ein konfrontatives Vorgehen als wenig sinnvoll ein, weil es nur zu Abwehrreaktionen des Patienten führe. Stattdessen sehen Kohut und seine Nachfolger ein unterstützendes, einfühlsames und fürsorgliches Vorgehen als deutlich geeigneter an. Sie betonen, dass der Therapeut die Betroffenen auch dann respektvoll und einfühlsam behandeln sollte, wenn sie ihn entweder extrem idealisieren oder abwerten. Auf diese Weise kann der Patient die Erfahrung machen, dass er als Person akzeptiert und wertgeschätzt wird, und allmählich ein positiveres Selbstbild entwickeln, bei dem er nicht ständig auf die Bewunderung anderer angewiesen ist.
Kognitive Verhaltenstherapie
Auch hier ist der Aufbau einer tragfähigen, wertschätzenden therapeutischen Beziehung ein wesentliches Element der Therapie. Dabei sollen die Eigenheiten des Patienten nicht moralisch gewertet werden. Stattdessen wird auf ganz konkrete Erfahrungen und Probleme eingegangen. An ihnen können charakteristische Schwierigkeiten des Patienten in Beziehungen herausgearbeitet und allmählich verändert werden. Außerdem wird versucht, ungünstige Denkmuster zu verändern - zum Beispiel die Vorstellung, ständig gut sein zu müssen, um von anderen akzeptiert und wertgeschätzt zu werden. Die Patienten können lernen, ihr Selbstwertgefühl nicht mehr so stark an der Meinung anderer Menschen zu orientieren und besser mit Kritik umzugehen. Das Schwarz-Weiß-Denken der Patienten (also die Neigung, sich selbst oder andere zeitweise als grandios, dann aber wieder als wertlos anzusehen) wird hinterfragt und allmählich durch eine stärker abgestufte Sichtweise ersetzt. Damit die Betroffenen mehr Einfühlungsvermögen entwickeln, können Rollenspiele mit Videofeedback eingesetzt werden. Hier können sie die Erfahrung machen, wie ihr eigenes Verhalten auf andere wirkt, und es anschließend entsprechend verändern.
Therapie mit Psychopharmaka
In der Regel werden Psychopharmaka bei einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung nicht als hilfreich angesehen. Sie werden vor allem dann eingesetzt, wenn gleichzeitig andere psychische Störungen vorliegen, zum Beispiel eine Depression.
Partnerschaft mit einem Narzissten
Mit jemandem eine Partnerschaft zu führen, der eine narzisstische Persönlichkeitsstörung hat, ist eine große Herausforderung. Für Narzissten dreht sich die Welt praktisch nur um sie selbst. Sich in den Partner (oder andere Menschen) hineinzuversetzen, gehört nicht zu ihren Stärken.
Für eine funktionierende Partnerschaft ist es nicht nur wichtig, dass sich der Narzisst von einem Therapeuten behandeln lässt. Auch der Partner sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, um mehr über den richtigen Umgang mit einem Narzissten zu lernen.
Verlauf und Prognose
Angehörige von Betroffenen hoffen oft, dass eine Therapie den Narzissmus heilen kann. Zwar geht man heutzutage im Unterschied zu früher nicht mehr davon aus, dass die narzisstische Persönlichkeitsstörung nicht veränderbar ist. Doch anders als eine Krankheit ist eine Persönlichkeitsstörung in der Persönlichkeit selbst angelegt. Im eigentlichen Sinne kann man daher nicht erwarten, dass Narzissmus heilbar ist. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen reduzieren sich die Symptome aber - dank einer Therapie - innerhalb von zwei Jahren.
Eine günstige Prognose haben dabei Betroffene, die Erfolgserlebnisse haben und gute Beziehungserfahrungen machen. Je besser die Selbstwahrnehmung wird, desto leichter wird es auch, die narzisstischen Züge selbst zu erkennen und zu bearbeiten. Für Betroffene, die sich aufgrund ihrer Überheblichkeit nicht auf den Therapeuten einlassen können, viele Misserfolge im Leben haben und Drogen oder Alkohol missbrauchen, ist die Prognose dagegen schlechter.
Die narzisstische Persönlichkeitsstörung bringt ein erhöhtes Suizidrisiko mit sich. Wenn die eigene Großartigkeit erschüttert wird, setzt eine tiefe Kränkung ein. In der Folge nehmen sich manche Betroffene das Leben - die Suizidrate liegt bei 14 Prozent.
ICD-11: Neue Ansätze in der Diagnose von Persönlichkeitsstörungen
Das ICD-11, das neu überarbeitete Diagnosehandbuch der Weltgesundheitsorganisation, hat zum 1. Januar 2022 die bisherigen spezifischen Persönlichkeitsstörungen aus dem Katalog gestrichen. Es gibt keine spezifischen Diagnosen wie Narzissmus, paranoide oder dissoziale Persönlichkeitsstörung mehr. Stattdessen gibt es nur noch die allgemeine Diagnose „Persönlichkeitsstörung“ mit Kriterien, die umschreiben sollen, wie viel Hilfe jemand braucht.
Dimensionale Diagnose
Nach dem ICD-11 sollen Psychiater den Einzelfall näher analysieren. Der Fachbegriff heißt „Dimensionale Diagnose“. Dafür bietet das ICD-11 fünf Dimensionen an:
- Negative Affektivität
- Dissozialität (Selbstbezogenheit und Mangel an Einfühlungsvermögen)
- Hemmungsschwäche
- Zwanghaftigkeit
Mit diesen fünf Dimensionen soll die Vielfalt der Persönlichkeitsstörungen flexibel erfasst werden, ohne sie in allzu starre Schubladen zu pressen. Ein Patient kann dann problemlos mehrere Dimensionen aufweisen. Überlappungen sind kein Problem mehr, sondern dienen dazu, dem realen Patienten gerecht zu werden.
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