Anleitung zum Tapen des Rückens bei eingeklemmtem Nerv

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, und oft suchen Patienten deswegen einen Therapeuten auf. Nicht selten hängen diese Schmerzen mit dem unteren Rücken zusammen. Eine mögliche Ursache für diese Beschwerden kann ein eingeklemmter Nerv sein. Kinesiologisches Tapen kann hier eine unterstützende Maßnahme sein, um die Muskulatur zu entlasten und Schmerzen zu lindern. Dieser Artikel bietet eine detaillierte Anleitung, wie Sie Ihren Rücken selbst tapen können, um Beschwerden im Zusammenhang mit einem eingeklemmten Nerv zu lindern.

Wichtiger Hinweis: Die hier dargestellten Informationen ersetzen keine professionelle Beratung durch einen Arzt oder Physiotherapeuten. Bei anhaltenden oder starken Schmerzen sollte immer ein Arzt konsultiert werden. Die Wirksamkeit von Kinesiologie-Tapes ist wissenschaftlich nicht abschließend belegt und basiert hauptsächlich auf den Erfahrungen von Therapeuten und Anwendern.

Grundlagen des Kinesiologischen Tapens

Kinesiologisches Tape ist ein elastisches Baumwollband mit einer Acrylklebeschicht. Es wird direkt auf die Haut aufgebracht und soll dort verschiedene Wirkungen entfalten. Dazu gehören unter anderem:

  • Schmerzlinderung: Durch die Stimulation von Hautrezeptoren können Schmerzen reduziert werden.
  • Verbesserung der Muskelfunktion: Das Tape kann die Muskelaktivität unterstützen oder hemmen, je nach Anlagetechnik.
  • Förderung der Durchblutung: Die angehobene Haut kann die Durchblutung und den Lymphfluss verbessern.
  • Stabilisierung von Gelenken: Das Tape kann Gelenke unterstützen, ohne die Bewegungsfreiheit einzuschränken.

Vorbereitung für das Tapen

Bevor Sie mit dem Tapen beginnen, sollten Sie einige Vorbereitungen treffen:

  1. Haut reinigen: Die Haut im Bereich des unteren Rückens sollte sauber, trocken und fettfrei sein. Entfernen Sie gegebenenfalls Haare, um eine bessere Haftung des Tapes zu gewährleisten. Verwenden Sie zur Reinigung am besten Alkohol.
  2. Tape zuschneiden: Für die meisten Anwendungen benötigen Sie I-förmige Tapestreifen. Sie können entweder fertige PreCut Tapes verwenden oder das Tape selbst zuschneiden. Achten Sie darauf, die Ecken der Streifen abzurunden, um ein Ablösen zu verhindern.
  3. Materialien bereitlegen: Sie benötigen Kinesiologie-Tape, eine Schere und eventuell einen Hocker oder Stuhl, um sich beim Anbringen des Tapes in die richtige Position zu begeben.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Tapen des Rückens

Im Folgenden werden verschiedene Tape-Anlagen vorgestellt, die bei Rückenschmerzen im Zusammenhang mit einem eingeklemmten Nerv helfen können.

Lesen Sie auch: Eingeklemmter Nerv: Ein umfassender Leitfaden

Variante 1: Tape-Anlage zur Unterstützung des Iliosakralgelenks (ISG) und der Lendenwirbelsäule

Diese Anlage zielt darauf ab, das Iliosakralgelenk (ISG) zu stabilisieren und die Muskelspannung entlang der Wirbelsäule positiv zu beeinflussen. Sie besteht aus zwei Teilen, die auch einzeln angewendet werden können.

Benötigtes Material:

  • Zwei lange Tapestreifen, die vom Haaransatz im Nacken bis oberhalb der Pofalte reichen
  • Drei weitere Tapestreifen, die horizontal über das gesamte Becken reichen

Anleitung:

  1. Position: Beugen Sie sich nach vorne, sodass Ihr Rücken rund wird. Sie können sich mit den Händen auf den Oberschenkeln abstützen.
  2. Erste lange Tapestreifen: Setzen Sie den ersten langen Streifen direkt am Haaransatz rechts der Wirbelsäule an und streichen Sie ihn ohne zusätzliche Dehnung entlang der Wirbelsäule nach unten aus. Die Krümmung der Wirbelsäule sollte ausreichend Dehnung erzeugen. Wiederholen Sie dies mit dem zweiten Streifen links der Wirbelsäule.
  3. Quertapes: Tasten Sie nach dem Schmerzpunkt und merken Sie sich die Stelle. Legen Sie das erste Quertape horizontal über den Schmerzpunkt. Reißen Sie dazu die Folie des Tapes in der Mitte ein, dehnen Sie das Tape im mittleren Bereich und kleben Sie es über dem Schmerzpunkt an. Die Enden kleben Sie ohne Dehnung auf. Die Mitte des Quertapes sollte auf der Wirbelsäule liegen.
  4. Diagonale Tapes: Die anderen beiden Tapestreifen werden ebenfalls gedehnt und diagonal von links oben nach rechts unten und von rechts oben nach links unten aufgeklebt, sodass ein gleichmäßiger Stern entsteht. Der Verlauf sollte jeweils über dem Schmerzpunkt liegen.
  5. Abschluss: Richten Sie sich auf und streichen Sie das Tape noch einmal fest.

Variante 2: Tape-Anlage zur Entlastung der dorsalen Rumpfmuskulatur (M. quadratus lumborum)

Diese Anlage zielt darauf ab, die Verspannungen im Bereich der Lendenwirbelsäule zu reduzieren und die natürliche Haltung und Bewegung zu fördern.

Benötigtes Material:

  • Zwei Tapestreifen von ca. 20-25 cm Länge

Anleitung:

  1. Position: Setzen Sie sich auf einen Hocker oder stehen Sie mit gebeugtem Rücken.
  2. Erster Tapestreifen: Spannen Sie das Tape (ca. 50% Dehnung) und bringen Sie den ersten Streifen auf dem unteren Rücken an.
  3. Zweiter Tapestreifen: Wiederholen Sie den Vorgang mit dem zweiten Tapestreifen auf der gegenüberliegenden Seite des Rückens.

Variante 3: Tape-Anlage bei Extensionsbeschwerden des unteren Rückens

Diese Anlage kann bei Schmerzen helfen, die durch Überstreckung des unteren Rückens entstehen.

Benötigtes Material:

  • Drei Tapestreifen in I-Form

Anleitung:

  1. Erster Tapestreifen: Entfernen Sie das Trägerpapier des ersten I-förmigen Tapes an der Basis. Beugen Sie sich nach vorne, machen Sie den Rücken rund und kleben Sie den Tapestreifen unter Zug parallel zum Schmerzpunkt an der Wirbelsäule entlang. Beachten Sie, dass die Enden des Tapes ohne Zug angebracht und ausgestrichen werden müssen.
  2. Zweiter und dritter Tapestreifen: Nehmen Sie das dritte I-förmige Tape zur Hand und lösen Sie, durch Einreißen, das Trägerpapier des Tapes in der Mitte. Kleben Sie den Streifen nun unter maximalem Zug, in einem 90° Winkel zu den bereits angebrachten Tapes, auf den Schmerzpunkt. Auch hier sollten Sie darauf achten, die Enden des Tapes ohne Zug anzubringen und diese von innen nach außen anzustreichen.
  3. Abschluss: Beim Aufrichten des Körpers sollten sich nun Wellen auf dem Tape gebildet haben.

Variante 4: Tape-Anlage zur allgemeinen Unterstützung des unteren Rückens

Diese Anlage kann bei allgemeinen Schmerzen und Verspannungen im unteren Rückenbereich helfen.

Benötigtes Material:

  • Vier Tapestreifen in I-Form

Anleitung:

  1. Position: Beugen Sie sich nach vorne und lassen Sie sich von einer anderen Person helfen.
  2. Erster Tapestreifen: Entfernen Sie das Trägerpapier des I-förmigen Tapes durch Einreißen in der Mitte. Kleben Sie das Tape im Verlauf der Wirbelsäule direkt über dem Schmerzpunkt auf. Achten Sie darauf, dass das Tape unter maximaler Spannung angebracht wird. Legen Sie zunächst den Anfang und das Ende des Tapestreifens ohne zu dehnen auf.
  3. Zweiter Tapestreifen: Nehmen Sie den zweiten Streifen des Kinesiologie Tapes und kleben Sie diesen in horizontaler Richtung, ebenfalls unter maximaler Spannung, über dem Schmerzpunkt an. Achten Sie hierbei darauf, dass sich die Tapes kreuzen.
  4. Abschluss: Richten Sie sich nun auf. Bilden sich Wellen auf der Tapeanlage, so ist die Anlage des Tapes abgeschlossen.

Allgemeine Hinweise zur Anwendung

  • Dehnung: Achten Sie auf die richtige Dehnung des Tapes. In den Anleitungen wird jeweils angegeben, ob das Tape mit 0%, 25%, 50% oder 75% Dehnung aufgeklebt werden soll.
  • Tragezeit: Das Tape kann in der Regel bis zu einer Woche getragen werden. Die Hauptwirkung wird in den ersten 3-5 Tagen erwartet.
  • Duschen/Baden: Sie können mit dem angelegten Tape duschen, baden, schwimmen oder Sport treiben.
  • Hautirritationen: Bei Juckreiz oder Hautrötungen sollten Sie das Tape sofort entfernen.
  • Ablösen: Das Tape lässt sich am besten in feuchtem Zustand, z.B. nach dem Duschen, ablösen.

Kontraindikationen

In folgenden Fällen sollte kein Kinesiologie-Tape angelegt werden:

Lesen Sie auch: Symptome und Behandlungsmethoden bei eingeklemmtem Nerv

  • Schwangerschaft
  • Offene Wunden
  • Knochenbrüche
  • Unerklärliche Beschwerden
  • Allergien und Hautkrankheiten
  • Einnahme von Medikamenten wie Blutverdünner
  • Thrombose
  • Fieber

Zusätzliche Tipps und Übungen

Neben dem Tapen können auch andere Maßnahmen helfen, Rückenschmerzen zu lindern und einem eingeklemmten Nerv vorzubeugen:

  • Regelmäßige Bewegung: Achten Sie auf ausreichend Bewegung, um die Muskulatur zu stärken und die Wirbelsäule zu entlasten.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Gestalten Sie Ihren Arbeitsplatz ergonomisch, um Fehlhaltungen zu vermeiden.
  • Körperhaltung: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung im Alltag.
  • Entspannungsübungen: Erlernen Sie Entspannungstechniken, um Stress abzubauen und Muskelverspannungen zu lösen.
  • Dehnübungen: Führen Sie regelmäßig Dehnübungen für den Rücken und die umliegende Muskulatur durch.

Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei eingeklemmtem Nerv

tags: #nerv #eingeklemmt #rücken #tapen #anleitung