Ursachen und Behandlung eines eingeklemmten Nervs (Ischias)

Ein plötzlicher, stechender Schmerz, der vom unteren Rücken durch das Bein schießt, wird oft als Ischias-Schmerz wahrgenommen. Der Ischiasnerv, der längste und stärkste Nerv im Körper, erstreckt sich vom unteren Rücken bis in den Fuß und versorgt große Teile der unteren Extremität.

Anatomie des Ischiasnervs

Um die Entstehung von Ischiasschmerzen zu verstehen, ist ein Blick auf die Anatomie des Ischiasnervs hilfreich. Er entspringt einem Nervengeflecht auf der Vorderseite des Kreuzbeins im Lendenbereich. Von dort aus verläuft er als dicker Strang durch das Becken und über die Rückseite der Oberschenkel bis in die Kniekehle, wo er sich in zwei kleinere Nervenstränge teilt, die Unterschenkel und Fuß versorgen. Diese weite Reichweite erklärt, warum Schmerzen vom unteren Rücken bis in den Fuß ausstrahlen können.

Ursachen von Ischiasschmerzen (Ischialgie)

Ischiasschmerzen, medizinisch als Ischialgie bezeichnet, können von Schmerzen, Gefühlsstörungen wie Kribbeln und Taubheit bis hin zu Lähmungen reichen. Die Ursachen sind vielfältig:

  • Bandscheibenvorfall und Spinalkanalstenose: Dies sind die häufigsten Ursachen, bei denen Druck auf die Nervenwurzeln des Ischiasnervs ausgeübt oder der Nerv eingeklemmt wird. Beim Bandscheibenvorfall verliert vor allem bei älteren Personen der Bandscheibenkern deutlich an Höhe und gleitet aus seiner Hülle (Anulus fibrosus) in den Spinalkanal. Die Wirbelkörper rücken dadurch näher zusammen. Die abgerutschte Hülle wölbt sich vor und engt das Rückenmark im Wirbelkanal ein. Die verstärkte Belastung auf die Wirbel bewirkt dann eine zunehmende Verknöcherung der Wirbelsäule. Neben der Verknöcherung der Wirbelsäule kommt es zu einer sogenannten ventralen Abstützreaktion. Bei dieser Abstützreaktion der Wirbelsäule baut der Wirbelkörper seitlich zum Rückenmarkskanal Knochen an, um den erhöhten Druck auszugleichen.
  • Verspannungen im unteren Rücken oder der Bein- und Hüftmuskulatur: Bewegungsmangel, Fehlhaltungen und Fehlbelastungen können zu Verspannungen und Verkürzungen der Muskulatur führen, wodurch der Ischiasnerv eingeklemmt wird. Häufiges Sitzen ist eine häufige Ursache.
  • Entzündungen der Nervenwurzel: Der Ischiasnerv kann durch Entzündungen gereizt werden, beispielsweise durch Gürtelrose oder Borreliose.
  • Piriformis-Syndrom: Der Piriformis-Muskel, der unter dem großen Gesäßmuskel liegt, kann sich bei viel Sitzen verspannen und verkürzen. Dies übt Druck auf den Ischiasnerv im Gesäß aus, der direkt unter dem Muskel verläuft.
  • Geburt: Da sich der Kopf des Kindes während der Geburt in der Nähe des Ischiasnervs befindet, kann die Geburt eine Ursache für Beschwerden sein.
  • Schwellungen und Blutungen, Abszesse und Tumoren: Diese können ebenfalls auf den Ischiasnerv drücken und eine Ischialgie auslösen.
  • Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule (z. B. Spinalkanalstenose): Mit zunehmendem Alter verliert die Wirbelsäule an Elastizität. Die Bandscheiben werden dünner, die Wirbelgelenke abgenutzt. Bei einer Spinalkanalstenose verengt sich der Wirbelkanal und übt Druck auf die darin verlaufenden Nerven, unter anderem auf den Ischiasnerv. Die Schmerzen treten meist beim Gehen oder Stehen auf und lassen beim Sitzen nach - ein typisches Warnzeichen.
  • Chronische Fehlhaltungen, Bewegungsmangel oder einseitige Belastung: Viele Ischias-Beschwerden entstehen schleichend, nicht durch ein einzelnes Ereignis, sondern durch jahrelange Fehl- oder Überlastung. Wer sich zu wenig bewegt oder immer gleich belastet (z. B. beim einseitigen Tragen von Taschen), riskiert muskuläre Ungleichgewichte, die den Ischiasnerv dauerhaft reizen.
  • Schwangerschaft durch veränderte Statik und Gewebeverlagerung: In der Schwangerschaft verändert sich die Körperhaltung durch das zusätzliche Gewicht und die Lockerung des Bindegewebes. Der wachsende Bauch verschiebt die Statik der Wirbelsäule - häufig mit Folgen für den unteren Rücken und den Ischiasnerv. Viele Schwangere leiden deshalb unter ziehenden Schmerzen im Rücken oder Bein.

Symptome und Diagnose

Ein eingeklemmter oder entzündeter Ischiasnerv verursacht einen ziehenden und stechenden Schmerz, der vom unteren Rücken über das Bein bis in den Fuß ausstrahlt, wobei die Beschwerden im Bein oft stärker wahrgenommen werden als im Rücken. Ein möglicher Test zur Erkennung eines gereizten Ischiasnervs ist der Lasègue-Test, bei dem im Liegen mit gestreckten Beinen ein Bein angehoben wird. Treten Schmerzen bereits bei halber Höhe auf, deutet dies auf den Ischiasnerv hin.

Eine Untersuchung in einer Orthopädiepraxis kann den Verdacht auf Ischialgie bestätigen und weitere Untersuchungen zur Ursachenfindung einleiten.

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Taubheit in den Händen, im Volksmund oft als “Nervenkompression” bezeichnet, kann durch eine Vielzahl unterschiedlicher gesundheitlicher Probleme verursacht werden. Zu diesen Zuständen gehören das Karpaltunnelsyndrom, die Ulnarnervenkompression und die Periphere Neuropathie.

Dauer der Beschwerden

Die Dauer der Ischialgie hängt von der Ursache ab. Muskelverspannungen klingen meist nach einigen Tagen ab, während Entzündungen oder eingeklemmte Nerven mehrere Wochen oder sogar Monate andauern können.

Wann ist ärztliche Hilfe erforderlich?

Ärztlicher Rat sollte eingeholt werden, wenn sich die Beschwerden trotz konservativer Maßnahmen wie Wärme, Bewegung und Dehnübungen nach einigen Tagen nicht bessern oder sich sogar verschlimmern. Bei neurologischen Beschwerden wie Taubheit, Lähmungen oder Kontrollverlust über Blase und Darm ist unverzüglich ärztliche Hilfe erforderlich.

Behandlungsmethoden

In den meisten Fällen ist eine Operation bei Ischiasschmerzen nicht notwendig. Auch ein Bandscheibenvorfall muss heutzutage nur noch selten operiert werden, da gezielte Physiotherapie oft die Beschwerden lindern kann. Die Entscheidung über die geeignete Behandlungsmethode sollte jedoch immer individuell durch einen Arzt getroffen werden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Schmerzen und andere Beschwerden der Ischialgie zu lindern:

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  • Schmerzmittel: Bei akuten und starken Schmerzen können kurzfristig Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol oder Diclofenac helfen, um eine Schonhaltung zu vermeiden. Sie bekämpfen jedoch nicht die Ursache.
  • Stufenbettlagerung: Diese Lagerung entlastet die Wirbelsäule und verringert den Druck auf den Ischiasnerv. Legen Sie sich auf den Rücken und winkeln Sie die Beine im 90-Grad-Winkel an, wobei Sie die Unterschenkel auf einem Kissenstapel oder Stuhl ablegen.
  • Wärme: Eine Wärmetherapie mit Wärmflasche oder Heizkissen fördert die Durchblutung und Entspannung der Muskulatur, was den Nerv und das umliegende Gewebe beruhigt.
  • Lockerung und Dehnung: Gezielte Dehnübungen können helfen, den eingeklemmten Nerv zu lösen und die Beschwerden zu bekämpfen.
  • Muskelrelaxantien: Auch Muskelrelaxantien kommen zum Einsatz, wenn die Muskulatur im unteren Rücken stark verkrampft ist.
  • Manuelle Techniken: Je nach Ursache können auch manuelle Techniken zur Mobilisierung der Lendenwirbelsäule oder zur Entlastung der Nerven zum Einsatz kommen.
  • Massage: Massagen müssen nicht immer vom Profi kommen. Gerade für Menschen mit chronischen Beschwerden oder eingeschränkter Mobilität sind Massagesessel eine effektive Möglichkeit, um regelmäßig Linderung zu erfahren.
  • Akupunktur und Yoga: Zuletzt können Akupunktur und Yoga ebenfalls die Schmerzen lindern und die Flexibilität und Beweglichkeit Ihrer Wirbelsäule bei einer Stenose verbessern.

Vorbeugung

Die wichtigste Präventionsmaßnahme ist Bewegung, insbesondere für Menschen mit sitzender Tätigkeit. Durch die gebeugte Haltung im Sitzen können sich wichtige Muskeln an Gesäß und Hüfte verkürzen und verspannen, was zu Druck auf den Ischiasnerv führen kann. Regelmäßige Bewegung im Alltag, wie Fahrradfahren, Zufußgehen und Treppensteigen, sowie sportliche Aktivitäten wie Schwimmen, Walken, Gymnastik oder Joggen können helfen, Ischiasschmerzen vorzubeugen.

Auch Core-Training mit Übungen für eine stabile Körpermitte kann helfen.

Spinalkanalstenose

Haben Sie seit geraumer Zeit schleichende und andauernde Rückenschmerzen? Spüren Sie den Schmerz manchmal sogar bis ins Bein? Dann könnte die Ursache eine Spinalstenose sein. Bei dieser Diagnose handelt es sich um eine Verengung des Spinalkanals, die relativ häufig auftritt. „Spinalkanalstenose“ bezeichnet eine Verengung des Rückenmarkskanals, in dem sich das Rückenmark und die Nervenfasern befinden. Alle drei Arten der Spinalkanalverengung teilen sich folgende Symptome: Schmerz, Schwäche und Probleme beim Gehen. So kann das Treppensteigen mit Spinalkanalstenose z. B. aufgrund der Beinschmerzen schnell ein schweres Hindernis darstellen. Die primäre Spinalkanalstenose ist eine angeborene Verengung des Rückenmarkskanals. Diese tritt aufgrund anatomischer Gegebenheiten auf, bei denen der Wirbelsäulenkanal von Geburt an enger ist.

Erster Schritt bei der Behandlung der Spinalstenose ist die Entlastung der Wirbelsäule, z. Platzieren Sie die Beine auf eine Erhöhung wie z. B. Hinweis: Achten Sie bei der Stufenlagerung darauf, den unteren Rückenbereich bewusst auf den Boden zu drücken. Wärmebehandlungen und Massagen können Ihnen bei einer Spinalstenose vorübergehende Linderung bieten. Sie entspannen Ihre Muskeln, verbessern die Durchblutung und reduzieren den Schmerz (vorübergehend). Krankengymnastische Übungen können die Beschwerden einer Spinalkanalverengungeffektiv lindern. Wechseln Sie danach die Seite. Halten Sie das Knie mit beiden Händen fest und die Position für ca. „Ist eine Spinalkanalstenose symptomatisch relevant, ist eine operative Erweiterung des Spinalkanals eine sinnvolle Therapie, um die Schmerzproblematik und Lebensqualität zu verbessern.“ Bei der OP einer Spinalkanalverengung (vor allem im Alter) muss in der Regel kein Bandscheibenmaterial entfernt werden. Zuletzt können Akupunktur und Yoga ebenfalls die Schmerzen lindern und die Flexibilität und Beweglichkeit Ihrer Wirbelsäule bei einer Stenose verbessern. Sollten Sie sich dafür entscheiden, Ihre Spinalstenose nicht behandeln zu lassen, so verläuft die Entwicklung der Stenose generell langsam. Je nach Ursache können Ihre Schmerzen dabei allmählich zunehmen, jedoch genauso wieder abnehmen. Bei Beinschmerzen, Rückenschmerzen oder anderweitigen Schmerzen durch eine Spinalstenose können wir entzündungshemmende Schmerzmittel, Nervenschmerzmittel, muskelentspannende Medikamente und entzündungshemmende Injektionen einsetzen. Bei einer Spinalkanalstenose handelt es sich um eine Verengung des Spinalkanals, durch den das Rückenmark verläuft. Dadurch kann es zu Druck auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln kommen, was zu Schmerzen, Taubheit und Schwäche in den betroffenen Bereichen führen kann. Der Grad der Behinderung (GdB) bei einer Spinalkanalstenose bzw. Stenose der Lendenwirbelsäule (LWS) variiert je nach Symptomen und funktionellen Einschränkungen. Nach der Operation einer Spinalkanalstenose können Schmerzen im Bereich der Operation auftreten, die wir mit Schmerzmitteln behandeln. Die ursprünglichen Beinschmerzen verbessern sich normalerweise sofort. Eine Operation der Spinalkanalstenose der Halswirbelsäule (HWS) ist sinnvoll, wenn konservative Behandlungen nicht ausreichend sind und starke Symptome wie neurologische Ausfälle, ausgeprägte Schmerzen oder Muskelschwäche vorliegen.

Taubheitsgefühl in den Händen

Es kommt zu Empfindungen, die sich nicht durch einen äußeren Reiz erklären lassen, es handelt sich um Fehlempfindungen, die auf der Reizung oder Schädigung von Nervenfasern beruhen. In den meisten Fällen ist ein Taubheitsgefühl harmlos und verschwindet nach kurzer Zeit von selbst. Ist das nicht der Fall, sollte man den Missempfindungen auf den Grund gehen. In der Fachsprache wird das Taubheitsgefühl in bestimmten Körperteilen und damit verbundenen Beschwerden wie Kribbeln oder Fehlempfindungen als Parästhesie bezeichnet. Ein kurzfristiges "Einschlafen" der Extremitäten ist im Regelfall kein Grund zur Sorge und ist meistens auf einen zwischenzeitlich unterbrochenen Blutfluss zurückzuführen, der aufgrund einer ungünstigen Sitz- oder Liegeposition verursacht wird. Werden die Missempfindungen jedoch zum regelmäßigen Begleiter, können verschiedene Ursachen dafür verantwortlich sein. Durchblutungsstörungen sind eine sehr häufige Ursache für eingeschlafene Arme und verursachen eine kurzzeitige Unterbrechung der Blutzufuhr, wenn man längere Zeit auf dem Arm oder der Hand liegt. Bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen können ebenfalls zu Durchblutungsstörungen führen und sollten bei häufigem Auftreten ärztlich untersucht werden. In bestimmten Liegepositionen, vor allem am Bauch und im Seitenbereich, kommt es häufig zum Problem, dass Hände und Arme unter dem Körper eingequetscht werden. Durch den Druck wird die Verbindung zwischen Gehirn und Nerv kurzzeitig unterbrochen, es kommt zum Kribbeln und zu Taubheit. Tritt das Kribbeln sehr häufig auf, könnte dies ein Hinweis auf chronische Nervenschäden und eine Polyneuropathie sein, welche abgeklärt werden sollte. Eine ungünstige Liegeposition kann den Schlaf enorm beeinträchtigen. Die "eingeschlafenen" Gliedmaßen sind dann ein Anzeichen für eine Fehlbelastung und eine beeinträchtige Reizweiterleitung. Vitaminmangel ist manchmal ein Grund für Missempfindungen in den Armen oder Beinen, vor allem ein Mangel an Vitamin B1, B9 oder B12 sowie ein Eisen- oder Magnesiummangel. Beim Karpaltunnelsyndrom ist der Mittelhandnerv an der Innenseite des Handgelenks eingeklemmt und kann zum Beispiel durch Überbelastung, Entzündungen oder andere Erkrankungen ausgelöst werden. Das nächtliche Kribbeln in den Armen kann sich zu starken Schmerzen ausbreiten und bis in die Schulter ausstrahlen. Eine ärztliche Untersuchung ist hier unbedingt notwendig. Weitere Ursachen können unter anderem auch Erkrankungen der Wirbelsäule, Migräne, Rheuma oder Multiple Sklerose sein.

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Folgende Tipps können im Akutfall angewendet werden und dienen der Vorbeugung: Ausschütteln der Arme, Sitz- oder Liegeposition anpassen, Greifbewegungen, Kühlen, Bewegung im Alltag, Lösen der Verspannungen, Wärme entspannt die Muskeln.

BWS-Syndrom

Mit einem BWS-Syndrom beschreibt man verschiedene Beschwerden und Schmerzen rund um die Brustwirbelsäule (Thorakal-Wirbelsäule). In vielen Fällen stecken muskulär-fasziale Ursachen dahinter: Verhärtete Muskulatur, Muskelverspannungen und die stets beteiligten Faszien, die spröde sein können. Fehlhaltungen, Bewegungsmangel und eine wenig vielseitige Bewegung im Alltag begünstigen muskulär-fasziale Probleme. Der Brustkorb ist wie eine Rüstung: Vorne in der Mitte sitzt das Brustbein wie ein Schutzschild. An ihm docken die Rippen an, die jeweils links und rechts nach hinten an der Brustwirbelsäule zusammenlaufen. Die BWS stellt den zweiten von insgesamt 5 Abschnitten der gesamten Wirbelsäule dar. Zusammen schützen die Wirbelsäulen-Abschnitte das Rückenmark. Mit ihrer doppelten S-Form stabilisiert die Wirbelsäule den Rumpf, damit wir aufrecht gehen können. Die BWS selbst krümmt sich nach hinten. Das nennt sich Kyphose. Diese Krümmung ist besonders bei einem Rundrücken stark ausgeprägt und deutlich zu sehen. Mit ihren 12 Wirbeln bildet die BWS zugleich den längsten Wirbelsäulen-Abschnitt. Es gibt 12 Brustwirbel. In der Fachsprache heißen sie auch Thorakal-Wirbel: Das ist ein Verweis auf den Thorax, den Brustkorb, und kommt aus dem Lateinischen. Gekennzeichnet werden die Thorakal-Wirbel mit dem Kürzel „Th“ und der entsprechenden Nummer: Th 1 bis Th 12. Zwischen ihnen sitzen die Bandscheiben. An den Querfortsätzen der Wirbel Th 1 bis Th 10 befinden sich Gelenkflächen speziell für die Rippen. Sie sind Teil des Rippen-Wirbelgelenks.

Die Behandlungsmethoden bei Schmerzen an der Brustwirbelsäule unterscheiden sich stark. Insgesamt können Wärmeanwendungen gut bei Muskel-Verspannungen helfen. Sollte die Schmerzursache allerdings in einer Entzündung liegen, sind Kälte-Therapien empfehlenswerter. Bei besonders starken, chronischen Schmerzen wirken auch Opioide wie Morphin oder Tilidin. Das ist allerdings nur eine Lösung für kurze Zeit. Die Ursache für ein BWS-Syndrom sind oft zu hohe muskulär-fasziale Spannungen. Das bedeutet: Du musst entweder dein Bewegungsverhalten im Alltag ändern und durch vielfältige Bewegungs-Aktivitäten auflockern. Bei einem BWS-Syndrom geht es für dich darum, in Bewegungswinkel vorzudringen, die du selten einnimmst. Wenn du regelmäßig unsere Liebscher & Bracht Übungen® machst, kannst du deine Muskeln, Bänder und Faszien nachhaltig geschmeidig halten.

Iliosakralgelenk (ISG)

Schmerzen im unteren Rücken sind oft dumpf, tiefsitzend und meist unerträglich. Die Ursachen können vielfältig sein, doch in vielen Fällen steckt das Iliosakralgelenk hinter den heftigen Beschwerden. Es kann durch eine falsche Bewegung, ein muskuläres Ungleichgewicht oder chronische Krankheiten in seiner Funktion gestört werden. Das Iliosakralgelenk (ISG) verbindet den unteren Teil der Wirbelsäule (das Kreuzbein) mit der Beckenschaufel auf der linken und rechten Seite (Darmbein) im Becken. Es besteht also aus zwei Gelenken und wird auch als Darm-Kreuzbein-Gelenk bezeichnet. Da das Gelenk von starken Muskeln und Bändern umzogen wird, ist es ein sehr straffes und stabiles Gelenk mit sehr wenig Bewegungsspielraum. Seine Beweglichkeit ist auf wenige Zentimeter und Grad begrenzt. Die wichtigste Funktion des Iliosakralgelenks ist die Kraftübertragung von der Wirbelsäule auf das Becken beziehungsweise vom Rumpf auf die Beine und andersherum. Es dämpft die Bewegungen und verteilt die Kräfte zwischen der unteren und oberen Extremität. Doch schon kleinste Funktionsstörungen können dazu führen, dass die Gelenkflächen aufeinander reiben und sich dadurch verkanten. Ist das Gelenk blockiert oder verkantet, spricht man von einer ISG-Blockade beziehungsweise einem ISG-Syndrom. In diesem Fall funktioniert die Kraftübertragung nicht mehr richtig und verursacht starke Schmerzen. Eine Blockade entsteht meist aus dem Nichts - häufig durch eine falsche und ruckartige Bewegung. Aber auch schweres Heben oder langes Sitzen können das Gelenk blockieren. Besonders Sitzen ist auf Dauer ein großes Problem, denn im Laufe der Zeit verkürzen die Muskeln im Gesäß, in der Leiste und in den Beinen. Die Folge: Im Gewebe, welches das ISG umgibt, kommt es zu ungleichen Spannungen. Dadurch verspannt die Muskulatur und die Bänder sind einer höheren Belastung ausgesetzt. Wird zusätzlich ein Nerv eingeklemmt, spüren Sie einseitig starke Schmerzen. Und auch durch ungewohnte Tätigkeiten wie Gartenarbeit, eine plötzliche Krafteinwirkung bei einem Unfall oder beim Sport kann sich das Gelenk verkanten. Überhaupt ist das Iliosakralgelenk ständigen Zug- und Druckbewegungen ausgesetzt und dadurch anfällig für eine Blockade. Häufig geht diese mit einer Entzündungsreaktion einher, die die Schmerzen zusätzlich begünstigt.

Als Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie sieht Dr. Prymka auch immer wieder Schwangere, die Beschwerden im Iliosakralgelenk entwickeln. „Probleme mit dem ISG sind in der Schwangerschaft sehr häufig“, fasst der Mediziner zusammen. Das verwundert nicht, denn schließlich lockert sich in der Schwangerschaft hormonbedingt das Bindegewebe. Damit bereitet sich der Körper auf die bevorstehende Geburt vor. Die Bänder werden lockerer, das Iliosakralgelenk beweglicher, aber eben auch instabiler. Und auch die Lage und das Gewicht des Kindes belasten das ISG mit fortschreitender Schwangerschaft. Bei vielen Schwangeren entwickelt sich zudem ein Hohlkreuz, welches das ISG zusätzlich überlastet. Weitere Ursachen, die eine ISG-Blockade auslösen können, sind anatomische Besonderheiten wie unterschiedlich lange Beine oder auch Fehlhaltungen der Wirbelsäule. Zu den Risikofaktoren zählen auch rheumatische Erkrankungen, wie der Morbus Bechterew. Mit zunehmendem Alter ist ein Verschleiß (Arthrose) die Hauptursache für ISG-Beschwerden. Bei einer ISG-Arthrose ist der Knorpel geschädigt und die Gelenkflächen liegen enger aufeinander. Das führt zu Schmerzen und einem instabilen Gefühl. Beim Morbus Bechterew, einer chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankung, zeigt sich sogar oftmals als erstes Symptom eine Entzündung des Gelenks, die zu tiefsitzenden Schmerzen führt.

Um die starken Schmerzen zu lindern, hilft laut Dr. Prymka „alles, was guttut“: Eine warme Dusche beispielsweise regt die Durchblutung in der Muskulatur an und sorgt für Wohlbefinden. Ganz wichtig sei es, das Iliosakralgelenk unter der warmen Dusche durch Bewegung zu mobilisieren und die Blockade schließlich aufzulockern. Wohltuend sei auch das Rollen über einen Tennisball, der die verkrampften Muskeln oder das Gelenk durch ausreichend Druck lockert. Vermutlich werden Sie sich erst gar nicht in jede Position drehen können. Legen Sie sich daher direkt auf den Rücken, denn hier nimmt die Wirbelsäule ihre natürlichen Krümmungen an und wird am besten entlastet. In der Schwangerschaft gilt diese Regel jedoch nicht. Hier ist das Schlafen auf der linken Seite die beste Position, da so die Wirbelsäule entlastet wird und die Organe optimal mit Blut versorgt werden. Eine ISG-Blockade kann im Grunde jeden erwischen - egal, ob Jung oder Alt, durchtrainiert oder unfit. Er empfiehlt deshalb, Krafttraining mit Koordinationstraining zu kombinieren, um das Risiko für ein ISG-Syndrom zu senken. Während beim Krafttraining die verschiedenen Muskeln gestärkt werden, wird die Statik der Wirbelsäule durch das Koordinationstraining im Lot gehalten. Häufig können Sie die Blockade durch einfache Dehnübungen auch selbst behandeln. Halten sich die Schmerzen jedoch trotz Wärme, leichter Bewegung und erfolgten Übungen ein paar Tage oder werden sogar schlimmer, sollte Sie die Ursache ärztlich abklären lassen. Stellen die Fachleute eine Blockade des Iliosakralgelenks fest, verschreiben sie häufig Manuelle Therapie oder Physiotherapie. Während bei der Manuellen Therapie versucht wird, die Störungen im Bewegungsapparat mit den Händen zu ertasten und durch manuelle Mobilisationstechniken zu lösen, bindet die Physiotherapie die Patientin oder den Patienten aktiv mit ein. Gezielte Übungen sollen die Muskulatur stärken und die Beweglichkeit verbessern, um schließlich die Schmerzen zu lindern.

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