Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall, der sofortige Aufmerksamkeit erfordert. Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei ein erheblicher Teil unter 55 Jahre alt ist. Die schnelle Erkennung der Symptome und das unverzügliche Handeln sind entscheidend, um die Auswirkungen des Schlaganfalls zu minimieren.
Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfall (Apoplex) tritt auf, wenn die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies führt zu einer Unterversorgung von Hirnarealen mit Sauerstoff und Nährstoffen, was zum Absterben von Hirnzellen führen kann. Es gibt zwei Hauptformen von Schlaganfällen:
- Ischämischer Schlaganfall: Diese Form macht etwa 80-85% aller Schlaganfälle aus. Sie wird durch eine Verstopfung einer Arterie im Gehirn verursacht, meist durch ein Blutgerinnsel oder Ablagerungen (Arteriosklerose).
- Hämorrhagischer Schlaganfall: Diese Form wird durch eine Blutung im Gehirn verursacht, die entsteht, wenn ein Blutgefäß reißt. Ursachen hierfür können chronischer Bluthochdruck oder eine Gefäßaussackung (Aneurysma) sein.
Ursachen und Risikofaktoren
Verschiedene Faktoren können das Risiko eines Schlaganfalls erhöhen:
- Alter: Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, wobei die Mehrheit der Betroffenen über 65 Jahre alt ist.
- Bluthochdruck: Ein hoher Blutdruck ist einer der größten Risikofaktoren.
- Diabetes mellitus: Erhöhte Blutzuckerwerte erhöhen das Schlaganfallrisiko.
- Erhöhte Blutfettwerte: Hohe Cholesterinwerte können zur Entstehung von Arteriosklerose beitragen.
- Rauchen: Rauchen schädigt die Blutgefäße und erhöht das Risiko von Blutgerinnseln.
- Vorhofflimmern: Diese Herzrhythmusstörung kann zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen führen, die ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall verursachen können. Frauen mit Vorhofflimmern haben ein doppelt so hohes Risiko für einen Schlaganfall wie Männer mit der gleichen Erkrankung.
- Migräne mit Aura: Erhöht das Schlaganfallrisiko, insbesondere bei Frauen.
- Offenes Foramen ovale (PFO): Ein angeborener Defekt im Herzen, bei dem eine Verbindung zwischen den Herzvorhöfen nicht vollständig verschlossen ist. Dies kann dazu führen, dass Blutgerinnsel aus dem Körperkreislauf direkt ins Gehirn gelangen.
- Dissektion der Halsschlagader: Ein Einriss in der inneren Gefäßwand der Halsschlagader oder der Vertebralis-Arterie kann zu einem Schlaganfall führen, wenn sich dort ein Blutgerinnsel bildet und ins Gehirn geschwemmt wird.
- Hormonelle Faktoren: Bestimmte Faktoren begünstigen besonders bei Frauen Schlaganfälle. Auch Frauen mit Diabetes sind stärker gefährdet als Männer.
Es ist wichtig zu beachten, dass bei bis zu 30 Prozent der Schlaganfälle die Ursache zunächst ungeklärt bleibt (kryptogener Schlaganfall).
Symptome eines Schlaganfalls erkennen
Die Symptome eines Schlaganfalls treten meist plötzlich auf und können vielfältig sein. Es ist wichtig, diese Anzeichen frühzeitig zu erkennen und sofort zu handeln. Typische Symptome sind:
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- Plötzliche Schwäche oder Taubheit: Betrifft oft eine Körperseite, entweder vollständig oder teilweise.
- Gesichtslähmung: Ein hängender Mundwinkel ist ein deutliches Zeichen. Bitten Sie die Person zu lächeln. Ist das Gesicht dabei einseitig verzogen, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.
- Sprach- und Sprechstörungen: Schwierigkeiten, sich auszudrücken, undeutliche Sprache oder das Unvermögen, Gesprochenes zu verstehen. Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen? Versteht die Person die Aufforderung nicht?
- Sehstörungen: Plötzliche Blindheit auf einem Auge, halbseitige Sehstörungen oder Doppeltsehen. Tritt plötzlich eine Einschränkung des Gesichtsfeldes ein, dann übersieht der Betroffene z. B. Gegenstände und Menschen auf einer Körperseite. Dies kann zu Stürzen oder Unfällen führen. Auch Störungen des räumlichen Sehens können in Folge eines Schlaganfalls auftreten. Ebenso können Doppelbilder auf einen Schlaganfall hinweisen.
- Plötzliche, sehr starke Kopfschmerzen: Oft in Verbindung mit Übelkeit und Erbrechen.
- Schwindel und Gangunsicherheit: Plötzlich auftretender Schwindel, verbunden mit Gangunsicherheit. Die Betroffenen können das Gefühl haben, Karussell zu fahren (Drehschwindel) oder auf einem Schiff auf bewegter See zu sein (Schwankschwindel). Manche Betroffenen fühlen sich auch, als ob sie mit einem Fahrstuhl hinuntersausen würden.
- Koordinationsschwierigkeiten.
- Schluckbeschwerden.
- Kribbeln in Armen und Beinen, taube Finger oder Lippen.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle Schlaganfälle die gleichen Symptome verursachen und dass die Symptome je nach betroffenem Hirnbereich variieren können.
Der FAST-Test: Schlaganfall schnell erkennen
Der FAST-Test ist eine einfache Methode, um einen möglichen Schlaganfall schnell zu überprüfen:
- F (Face): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
- A (Arms): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben? Sinkt ein Arm ab oder dreht er sich?
- S (Speech): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
- T (Time): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf (112). Jede Minute zählt!
Einige Experten empfehlen, den FAST-Test um die Bereiche „Balance“ (Gleichgewicht) und „Eyes“ (Augen) zu erweitern (BE-FAST-Test), um alle möglichen Formen des Schlaganfalls zu berücksichtigen.
Was tun bei Verdacht auf Schlaganfall?
- Notruf wählen (112): Schildern Sie die Symptome und den Verdacht auf Schlaganfall.
- Ruhe bewahren: Bleiben Sie ruhig und beruhigen Sie die betroffene Person.
- Nichts zu essen oder zu trinken geben: Aufgrund möglicher Schluckbeschwerden besteht Erstickungsgefahr.
- Auf den Rettungsdienst warten: Geben Sie dem Rettungsdienst alle relevanten Informationen, wie z.B. Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahme.
Diagnose und Behandlung
Im Krankenhaus wird zunächst durch eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) des Kopfes festgestellt, ob es sich um einen ischämischen Schlaganfall oder eine Hirnblutung handelt.
Behandlung des ischämischen Schlaganfalls
- Thrombolyse (Lyse): Ein Medikament wird verabreicht, um das Blutgerinnsel aufzulösen und die Durchblutung des Gehirns wiederherzustellen. Die Therapie sollte idealerweise innerhalb von 4,5 Stunden nach Symptombeginn erfolgen.
- Thrombektomie: Ein Katheter wird ins Gehirn eingeführt, um das Blutgerinnsel mechanisch zu entfernen. Diese Methode wird vor allem bei größeren Blutgerinnseln eingesetzt.
- Ultraschalluntersuchung der Hals- und Hirngefäße
Behandlung der Hirnblutung
- Blutstillung: Die Blutung muss gestoppt werden.
- Druckentlastung: Bei stärkeren Blutungen kann es erforderlich sein, das Blut operativ zu entfernen, um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren. In seltenen Fällen muss ein Teil des Schädelknochens entfernt werden, um die Schwellung des Gehirns zu reduzieren.
Behandlung in der Stroke Unit
Idealerweise werden Schlaganfallpatienten auf einer Spezialstation, einer sogenannten Stroke Unit, behandelt. Dort stehen spezialisierte Ärzte und Pflegekräfte zur Verfügung, um die notwendigen medizinischen Maßnahmen schnell einzuleiten.
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Nachsorge und Rehabilitation
Nach der Akutversorgung ist eine langfristige Nachbehandlung und Rehabilitation wichtig, um Langzeitschäden zu minimieren. Diese kann umfassen:
- Physiotherapie: Zur Verbesserung der Beweglichkeit und Koordination.
- Ergotherapie: Zur Verbesserung der Alltagsfähigkeiten.
- Logopädie: Zur Behandlung von Sprach- und Schluckstörungen.
- Psychologische Betreuung: Zur Bewältigung von Depressionen und anderen psychischen Problemen.
Es ist wichtig, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte zu kontrollieren und einen gesunden Lebensstil mit regelmäßiger Bewegung, ausgewogener Ernährung und dem Verzicht auf Rauchen zu pflegen, um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen.
Mini-Schlaganfall (TIA)
Eine transitorische ischämische Attacke (TIA), auch Mini-Schlaganfall genannt, ist eine vorübergehende Durchblutungsstörung im Gehirn, bei der die Symptome innerhalb von 24 Stunden wieder verschwinden. Auch wenn die Symptome nur kurz anhalten, sollte eine TIA ernst genommen und umgehend ärztlich abgeklärt werden, da sie ein Vorbote eines schweren Schlaganfalls sein kann.
Schlaganfall bei Kindern
Obwohl selten, können auch Kinder einen Schlaganfall erleiden. Die Symptome und Behandlung sind ähnlich wie bei Erwachsenen.
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