Knieschmerzen an der Außenseite: Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätze

Knieschmerzen an der Außenseite des Knies sind ein weit verbreitetes Problem, das Menschen jeden Alters betreffen kann. Die Ursachen für diese Schmerzen können vielfältig sein und reichen von harmlosen Überlastungen bis hin zu ernsthaften Verletzungen oder Erkrankungen. Eine genaue Diagnose ist entscheidend, um eine effiziente Therapie einzuleiten.

Definition und Überblick

"Nervus cutaneus femoris lateralis" bedeutet so viel wie "seitlicher Hautnerv des Oberschenkels". Dieser sensible Nerv versorgt die Haut des vorderen und seitlichen Oberschenkels mit Informationen über Berührung, Temperatur und Schmerzen. Er besteht am Oberschenkel aus zwei Ästen, verläuft entlang des Leistenbandes und führt schließlich zum Rückenmark, von wo aus die Informationen zum Gehirn gelangen.

Ursachen von Knieschmerzen an der Außenseite

Die Ursachen für Knieschmerzen an der Außenseite des Knies können vielfältig sein. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:

  • Knorpelschäden: Schäden am Knorpel der äußeren Gelenkfläche, z. B. durch Fehlstellungen.
  • Verletzungen: Verletzungen durch Stürze oder Unfälle können neben Verletzungen der Weichteile auch Verletzungen von Knochen oder der Kniescheibe verursachen. Ein direkter Schlag oder ein Trauma an der Außenseite des Knies kann zu Schmerzen und Schwellungen führen, z. B. bei einer Knieverstauchung.
  • Außenmeniskusriss: Ein typischer stechender Schmerz am äußeren Knie, der beim Treppensteigen zunimmt, kann auf einen Außenmeniskusriss hindeuten.
  • Außenbandverletzung: Das Außenband (Ligamentum collaterale laterale) verläuft an der Außenseite des Knies vom Oberschenkel zum Wadenbein (Fibula). Verletzungen des Außenbandes können in Abhängigkeit des Verletzungsausmaßes auftreten.
  • Tractus iliotibialis-Syndrom: Beim Gehen und Joggen kann es zu einem Scheuern des Tractus an der Außenseite des Oberschenkelknochens (lateraler Femurkondylus) kommen. Häufig treten Knieschmerzen nach dem Wandern auf, und Reizergüsse können die Folge sein.
  • Sehnenentzündung: Bei einer Sehnenentzündung kommt es vor allem unter Belastung zu Schmerzen, die meist in Ruhe oder bei Schonung wieder nachlassen.
  • Meralgia paraesthetica: Eine Sonderform der Meralgia paraesthetica kann ebenfalls Knieschmerzen an der Außenseite verursachen. Dabei wird der Oberschenkel außen taub/kribbelnd, was teilweise bis zur Knieaußenseite ziehen kann.
  • Multiple Sklerose (MS): Sehr seltene Ursachen für ein Taubheitsgefühl am Knie außen können eine Multiple Sklerose (MS) sein.
  • Läsion des Nervus peroneus communis: An der Außenseite des Knies verläuft der Nervus peroneus communis direkt unter der Haut und ist daher an dieser Stelle anfällig für Läsionen.
  • Valgusgonarthrose: Knieschmerzen außen in Verbindung mit einer X-Bein-Fehlstellung (Valgusstellung) deuten auf einen Knorpelverschleiß im äußeren Bereich hin.
  • Patellasubluxation: Durch einen Aufprallunfall oder eine ausgeprägte Bänderschwäche am Kniegelenk kann es zu einer Verschiebung der Kniescheibe (Patella) zur Seite kommen.

Risikofaktoren

Folgende Faktoren können das Risiko für eine Schädigung des Nervus cutaneus femoris lateralis und somit auch für Knieschmerzen erhöhen:

  • Enge Hosen ("Jeanskrankheit")
  • Schwangerschaft
  • Übergewicht
  • Fahrradfahren, langes Laufen oder ähnliche körperliche Anstrengung
  • Bettlägerigkeit
  • Diabetische Polyneuropathie
  • Erkrankungen im Bauchraum

Symptome

Typische Symptome bei Knieschmerzen an der Außenseite sind:

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  • Belastungsabhängige Schmerzen: Die Schmerzen treten vor allem bei starker Beanspruchung wie Treppensteigen auf.
  • Kribbeln, brennende Schmerzen, Missempfindungen und Taubheit: Diese Symptome können an der Vorder- bzw. Außenseite des Oberschenkels auftreten.
  • Schmerzen bei Streckbewegungen im Hüftgelenk: Die Symptome können sich verstärken, wenn das Hüftgelenk gestreckt wird, also das Bein nach hinten geführt wird.
  • Provokation der Beschwerden durch langes Stehen/Gehen oder Liegen mit gestrecktem Bein: Diese Aktivitäten können die Schmerzen verstärken.
  • Schwellungen: Gemeinsam mit Schmerzen an der Außenseite des Knies kann es zu Schwellungen kommen.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Je nach Ursache der Schmerzen kann die Beweglichkeit des Knies eingeschränkt sein.
  • Schmerzen im Ruhezustand: In manchen Fällen können die Schmerzen auch im Ruhezustand auftreten.

Diagnose

Zur Diagnose von Knieschmerzen an der Außenseite werden verschiedene Methoden eingesetzt:

  • Anamnese: Eine detaillierte Krankenbefragung (Anamnese), in der die Beschwerden und Auslöser möglichst genau geschildert werden, ist ein wichtiger erster Schritt.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht das Knie, um die Schmerzlokalisation zu bestimmen und mögliche Ursachen zu identifizieren. Ein Beklopfen bestimmter Hautbereiche kann Schmerzen hervorrufen (Hoffmann-Tinel-Zeichen). Die Funktion der Muskeln wird ebenfalls geprüft.
  • Röntgenuntersuchung: Eine Röntgenuntersuchung wird meist durchgeführt, um knöcherne Ursachen der Schmerzen auszuschließen. Spezielle Röntgenaufnahmen der aufgestellten Knie (Defilée-Aufnahme der Kniescheiben) können bei Verdacht auf eine Patellasubluxation hilfreich sein.
  • Ultraschalluntersuchung: Der Schallkopf, der vom Arzt auf die Haut aufgelegt wird, leitet Ultraschallwellen in das Gewebe und empfängt deren Reflexion. Mit Ultraschall können Sehnen, Bänder und Entzündungen im Kniegelenk beurteilt werden.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Bei der MRT handelt es sich um eine gut verträgliche, nebenwirkungsarme Untersuchung, in der sowohl Knochen als auch Weichteile als hochaufgelöste Schnittbilder dargestellt werden können. Mit Hilfe der MRT können kleinste Wassereinlagerungen als Hinweis auf stattgehabte Verletzungen sichtbar gemacht werden, und Sehnen, Menisken und Bänder können genauestens dargestellt werden. Bei Verdacht auf einen Außenbandriss sollte eine MRT-Bildgebung erfolgen, um das genaue Verletzungsausmaß bestimmen zu können.
  • Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (Neurografie): Falls nötig, kann eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit durchgeführt werden.
  • Spezielle Hirnstrommessung (evozierte Potenziale): Auch eine spezielle Hirnstrommessung kann in manchen Fällen erforderlich sein.
  • Ganganalyse: In einer Analyse von Stand, Gang und Lauf wird per Videoaufzeichnungen aus verschiedenen Blickwinkeln und Drucksensoren in der Bodenplatte das Laufverhalten bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten barfuß und mit Schuhen analysiert.

Behandlung

Die Behandlung von Knieschmerzen an der Außenseite richtet sich nach der Ursache der Schmerzen. Es gibt sowohl konservative als auch operative Behandlungsmöglichkeiten:

Konservative Behandlung

  • Schonung und Entlastung: In der Akutphase ist es wichtig, das Knie zu schonen und zu entlasten.
  • Kühlung: Das Knie kann mit Kühlkompressen oder Eispacks gekühlt werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass die Kühlmittel nicht direkt auf die Haut aufgelegt werden und nach 10-15 Minuten wieder entfernt werden.
  • Schmerzmittel: Bei stärkeren Schmerzen kann die Einnahme von NSAR (nichtsteroidalen Antirheumatika) wie Ibuprofen oder Diclofenac erforderlich sein.
  • Physiotherapie: Eine Physiotherapie kann helfen, die Muskulatur zu kräftigen, die Beweglichkeit zu verbessern und Fehlbelastungen zu korrigieren. Dehnübungen können hilfreich sein, um die Flexibilität des Knies und der umliegenden Muskulatur zu erhöhen.
  • Kinesiotaping: Kinesiotapes sind hochelastische, selbstklebende, bunte Baumwolltapes, die direkt auf die Haut aufgeklebt werden können. Sie können bedarfsgerecht zugeschnitten werden und nach Anlage mehrere Tage getragen werden.
  • Orthesen und Bandagen: Im Einzelfall kann eine Bandage oder bei sekundärer Instabilität eine Orthese Abhilfe schaffen. Bei der Behandlung von X-Beinen kann beispielsweise die Orthese M.4s OA zum Einsatz kommen. Die Orthese Genumedi PA wurde speziell entwickelt, um die Therapie beim Pes anserinus-Syndrom zu unterstützen.
  • Einlagen: Achsabweichungen der Beine können auch mit speziellen Einlagen korrigiert werden (Innenrand- oder Außenranderhöhungen).
  • Injektionen: Im Einzelfall kann eine lokale Injektion mit einem Kortisonpräparat erfolgen. Auch ein Medikament zur örtlichen Betäubung kann in das Gewebe gespritzt werden (Infiltration).

Operative Behandlung

Operative Maßnahmen sind nur selten notwendig, wenn die konservativen Behandlungsmethoden nicht ausreichend helfen. Mögliche operative Eingriffe sind:

  • Arthroskopie: Im Rahmen einer Kniespiegelung können Meniskusschäden oder Knorpelschäden minimalinvasiv behandelt werden.
  • Bandrekonstruktion: Bei einem Riss des Außenbandes kann eine Bandrekonstruktion erforderlich sein.
  • Korrekturosteotomie: Bei einer X-Bein-Fehlstellung kann eine Korrekturosteotomie durchgeführt werden, um die Beinachse zu korrigieren.
  • Patellastabilisierende Operationen: Bei einer Patellasubluxation können verschiedene Operationen durchgeführt werden, um die Kniescheibe zu stabilisieren.
  • Gelenkersatz: Bei fortgeschrittener Arthrose kann ein künstliches Kniegelenk (Endoprothese) eingesetzt werden.

Vorbeugung

Um Knieschmerzen an der Außenseite vorzubeugen, können folgende Maßnahmen helfen:

  • Ausgewogenes Training: Ein ausgewogenes Trainingsprogramm mit Übungen zur Kräftigung der Muskulatur, Dehnübungen und Aufwärmen kann helfen, Verletzungen vorzubeugen.
  • Richtige Technik: Die richtige Ausführung der Übungen ist entscheidend, um weitere Verletzungen zu vermeiden.
  • Vermeidung von Überlastung: Regeneration und Belastung sollten in einem Gleichgewicht stehen, um Überlastungserscheinungen vorzubeugen.
  • Gewichtsreduktion: Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion helfen, die Belastung auf das Kniegelenk zu reduzieren.
  • Vermeidung von engen Hosen: Enge Hosen können den Nervus cutaneus femoris lateralis einklemmen und somit Schmerzen verursachen.
  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Dehnübungen können helfen, die Flexibilität des Knies und der umliegenden Muskulatur zu erhalten.
  • Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Eine ergonomische Arbeitsplatzgestaltung kann helfen, Fehlbelastungen zu vermeiden.
  • Calcium- und Vitamin-D-reiche Ernährung: Eine calcium- und vitamin-D-reiche Ernährung stärkt Knochen und Gelenke.

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