Ein eingeklemmter Nerv unter dem rechten Schulterblatt kann eine äußerst schmerzhafte und einschränkende Erfahrung sein. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, und die Symptome können von stechenden Schmerzen bis hin zu Taubheitsgefühlen reichen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen, die typischen Symptome und die verschiedenen Behandlungsansätze, um Ihnen ein umfassendes Verständnis dieser Erkrankung zu vermitteln.
Ursachen für einen eingeklemmten Nerv unter dem Schulterblatt
Ein "eingeklemmter Nerv" ist ein umgangssprachlicher Begriff für eine Nervenkompression. Dabei wird Druck auf einen Nerv durch umliegende Strukturen wie Muskeln, Sehnen oder Gewebe ausgeübt. Dieser Druck stört die Signalübertragung und führt zu Symptomen wie Schmerzen, Kribbeln oder Taubheit. Es fühlt sich oft so an, als wäre der Nerv buchstäblich eingeklemmt.
Es gibt verschiedene Faktoren, die zu einem eingeklemmten Nerv unter dem Schulterblatt führen können:
- Muskuläre Verspannungen: Verspannungen im oberen und mittleren Rücken, im Brustraum oder im Zwerchfell können die Ursache für Schmerzen unter dem Schulterblatt sein. Beispielsweise kann eine Verspannung des hinteren oberen Sägezahnmuskels, der zwischen den Schulterblättern verläuft, zu Atemproblemen führen, da dieser Muskel den Brustkorb für die Einatmung erweitert. Auch der obere, mittlere und untere Trapezmuskel, der Untergrätenmuskel, der Deltamuskel, der Trizeps-Muskel und der breite Rückenmuskel können betroffen sein.
- Fehlhaltungen und Fehlbelastungen: Eine schlechte Körperhaltung, insbesondere bei sitzenden Tätigkeiten, oder asymmetrische Belastungen, bei denen nur eine Körperhälfte gefordert wird, können zu Verspannungen und in der Folge zu einem eingeklemmten Nerv führen. Auch das einseitige Tragen von Taschen oder Rucksäcken kann eine Fehlbelastung verursachen.
- Überlastung: Wiederholte oder lang andauernde Belastungen, wie z. B. das Tragen schwerer Lasten, können die Muskulatur am Schulterblatt überlasten und zu Verspannungen führen.
- Verkürzungen oder Triggerpunkte: Insbesondere der Musculus trapezius kann Verkürzungen oder Triggerpunkte entwickeln, die Schmerzen verursachen und Nerven einklemmen können.
- Interkostalneuralgie: Nervenschmerzen in den Zwischenrippen entlang der Brustwand (Interkostalneuralgie) können brennende neuropathische Schmerzen im Brustraum verursachen, die bis in die Schultern ausstrahlen und sich beim Atmen verstärken können.
- Wirbelblockaden oder Fehlstellungen: Blockierungen im Bereich der unteren Hals- oder oberen Brustwirbelsäule können ebenfalls zu einem eingeklemmten Nerv führen.
- Bandscheibenproblematik: Ein Bandscheibenvorfall oder eine Vorwölbung im Bereich der unteren Hals- oder oberen Brustwirbelsäule kann Nervenwurzelreizungen verursachen.
- Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS): Beim TOS werden zwischen Hals und Brust Nerven oder Blutgefäße eingeengt, was zu Schulterschmerzen, Nackenproblemen, Schwäche und Taubheit in Armen und Händen führen kann.
- Innere Erkrankungen: Selten können Schmerzen oder Verspannungen im Schulterblattbereich als Ausdruck einer zugrunde liegenden Erkrankung auftreten. Gallenblasenprobleme wie Gallensteine oder eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) können rechtsseitige Schmerzen unter dem Schulterblatt ausstrahlen. Auch Irritationen des rechten Zwerchfells können eine Rolle spielen. In seltenen Fällen können auch Herzerkrankungen Schmerzen verursachen, die unter das linke Schulterblatt ausstrahlen.
Symptome eines eingeklemmten Nervs unter dem Schulterblatt
Die Symptome eines eingeklemmten Nervs unter dem Schulterblatt können vielfältig sein und hängen vom betroffenen Nerv und dem Ausmaß der Kompression ab. Häufige Symptome sind:
- Schmerzen: Das Spektrum reicht von einem dumpfen, langsam zunehmenden Druckgefühl bis hin zu plötzlich einschießenden, brennenden oder stechenden Schmerzen. Die Schmerzen sind meistens sehr lokal über dem betroffenen Schulterblatt zu tasten. Manchmal können die Schmerzen auch weitergeleitet werden und zu Kopfschmerzen und Nacken- bzw. Armschmerzen führen. Bei der Atmung können sich die Schmerzen verstärken, da sich der Brustkorb weitet und die Muskeln der Schulterblätter stärker beansprucht werden.
- Empfindungsstörungen (Parästhesien): Kribbeln, Taubheitsgefühle oder das bekannte „Einschlafen“ von Gliedmaßen sind typische Anzeichen.
- Bewegungseinschränkungen: Die Beweglichkeit der Schulter kann durch Schmerzen oder Muskelschwäche eingeschränkt sein. Bestimmte Bewegungen, wie z. B. das Heben des Arms oder das Drehen des Oberkörpers, können die Schmerzen verstärken.
- Muskelschwäche oder Lähmungserscheinungen: Bleibt ein Nerv über längere Zeit unter Druck, kann die Signalübertragung zur Muskulatur gestört sein. Die Folge: Muskelschwäche oder vorübergehende Lähmungserscheinungen, die sich meist wieder zurückbilden, sobald sich der Nerv erholt.
- Verspannungen und Verhärtungen: Die Muskeln über dem Schulterblatt können sich verhärten und verdicken.
- Ausstrahlung in andere Körperteile: Die Schmerzen können in den Nacken, den Arm, die Hand oder die Finger ausstrahlen.
- Schwindel oder Erbrechen: Sind besonders empfindliche Nerven, beispielsweise im Bereich der Halswirbelsäule, eingeklemmt, können durch die gestörte Signalübertragung zum Gehirn zusätzliche Symptome wie Schwindel oder Erbrechen auftreten.
- Schonatmung: Aufgrund der Schmerzen beim Atmen können Betroffene eine Schonatmung entwickeln, die zu einer Minderbelüftung führen kann.
- Rippenblockaden: Eine Verhärtung der Muskeln über den Schulterblättern kann auch zu einer Verhärtung der Muskeln zwischen den Rippen führen. Diese Muskeln lösen dann einen sehr starken Zug auf die Rippen aus, die dann minimal aus ihrer Position gezogen werden. Es kommt zu Rippenblockaden, die durch Schmerzen und deutlichen Bewegungsbeeinträchtigungen im Brustkorb charakterisiert sind.
Diagnose eines eingeklemmten Nervs unter dem Schulterblatt
Die Diagnose eines eingeklemmten Nervs unter dem Schulterblatt umfasst in der Regel die folgenden Schritte:
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- Anamnese: Der Arzt wird Sie nach Ihren Beschwerden, deren Beginn und Verlauf sowie nach möglichen Auslösern fragen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Region über dem Schulterblatt abtasten, um Verhärtungen oder Verdickungen der Muskeln festzustellen. Er wird auch Ihre Beweglichkeit prüfen und Provokationstests durchführen, um die Symptome auszulösen oder zu verstärken.
- Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen kann eine weitere bildgebende Diagnostik erforderlich sein, um die Ursache der Verspannung zu diagnostizieren oder andere Erkrankungen auszuschließen. Hierzu können Ultraschalluntersuchungen, Röntgenaufnahmen oder MRT-Untersuchungen gehören.
- Ultraschalluntersuchung: Kann vor allem Muskeln und Sehnen und Flüssigkeitsansammlungen darstellen. Im Falle einer Schulterblattverspannung kann man ebenfalls eine Verdickung der Muskeln über dem Schulterblatt darstellen.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Die strahlungsfreie MRT Untersuchung ist die genaueste Diagnostik, da diese Untersuchung alle wichtigen Strukturen des Körpers darstellen lässt.
- Röntgen: Um eine gute Gelenkübersicht zu erhalten und knöcherne Veränderungen zuverlässig zu erkennen.
- Weitere Untersuchungen: In unklaren Fällen können zusätzliche Untersuchungen wie ein Nervenleitgeschwindigkeitstest (NLG) oder ein EMG (Elektromyografie) durchgeführt werden, um die Nervenfunktion zu überprüfen oder eine muskuläre Dysbalance festzustellen. Auch eine Wirbelsäulenvermessung kann durchgeführt werden, um Fehlbelastungen der Wirbelsäule herauszufinden.
Behandlung eines eingeklemmten Nervs unter dem Schulterblatt
Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs unter dem Schulterblatt zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Entzündung zu reduzieren und die Nervenfunktion wiederherzustellen. Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen:
- Konservative Behandlung:
- Schonung und Entlastung: In den akuten Phasen sollten schmerzauslösende Bewegungen vermieden werden. Das Ziel ist, die Reizung zu reduzieren. Unnatürliche Schonhaltungen und ruckartige Bewegungen sollten möglichst vermieden werden.
- Wärmeanwendungen: Wärme hilft, verspannte Muskulatur zu lockern und den eingeklemmten Nerv zu entlasten. Eine Wärmflasche oder ein Rotlicht können mehrmals täglich für etwa 10-15 Minuten auf den verspannten Bereich aufgelegt werden. Auch warme Duschen oder Bäder können helfen.
- Kälteanwendungen: In einigen Fällen kann auch Kälte in Form eines Kühlpacks eine Linderung der Beschwerden verschaffen. Hierbei gilt: gut ist, was gut tut. Hierbei sollte der Betroffene jedoch darauf achten, das Kühlpack oder die heiße Wärmflasche nicht direkt auf die Haut zu legen und beispielsweiße ein Küchentuch dazwischen zu verwenden, um Verbrühungen bzw. Erfrierungen vorzubeugen.
- Medikamente: Ärzte verschreiben oft entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente wie Ibuprofen oder Paracetamol. Bei sehr starken Beschwerden kann auch der Einsatz eines muskelentspannenden Medikaments wie Orthoton durchgeführt werden.
- Entzündungshemmende Gele: Es stehen entzündungshemmende Gele wie Diclogel oder Docgel zur Verfügung, die man ebenfalls auf den verspannten Bereich des Schulterblattes auftragen kann.
- Massagen: Eine professionelle Massage kann helfen, Verspannungen zu lösen und die Muskulatur zu lockern. Massagetechniken können mit der flachen Hand in kreisenden Bewegungen und leichtem Druck auf das Schulterblatt durchgeführt werden.
- Physiotherapie: Gerade bei einem leichten Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose können physiotherapeutische Maßnahmen und Rückenschule helfen, die Symptome zu lindern und die Mobilität zu verbessern. Spezielle Techniken, wie die Myofasziale Entspannung, Mobilisationen und Traktionen, können helfen, Blockaden und Verspannungen zu lösen.
- Dehnübungen: Leichte, schonend durchgeführte und zunächst durch einen Physiotherapeuten angeleitete Dehnübungen der Schulter- und Nackenregion können dabei helfen, die Schmerzen durch einen eingeklemmten Nerven der Schulter zu lindern und erneuten Einklemmungen vorzubeugen. Zudem sollte im Vorfeld von sportlichen Aktivitäten mit Belastung der Schulterregion immer eine entsprechende Dehnung der beanspruchten Muskeln erfolgen, um Verletzungen vorzubeugen.
- Kinesiotaping: Kinesiotapes sind selbstklebende Bänder, die durch das Aufkleben einen Zug erzeugen und die darunterliegenden Muskeln entspannen. Im Falle von Schulterblattverspannungen sollte man eine oder mehrere Kinesiotapes über dem Schulterblatt aufkleben und dort einige Tage belassen.
- Ergonomie am Arbeitsplatz: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes hilft, eingeklemmten Nerven vorzubeugen. Bei sitzenden Tätigkeiten im Büro sind eine aufrechte Haltung, passende Stühle und Tische sowie Hilfsmittel wie Handauflagen sinnvoll. Wer überwiegend steht, profitiert von gut gedämpften Schuhen und regelmäßigen Pausen zur Entlastung der Gelenke. Beim Heben schwerer Lasten sollte die Kraft aus den Beinen kommen, um den Rücken zu schonen.
- Stressmanagement: Muskelverspannungen können durch Stress begünstigt werden.
- Übergewicht reduzieren: Ein gesundes Körpergewicht entlastet die Wirbelsäule und verhindert zusätzlichen Druck auf Nerven.
- Magnesium: Magnesium ist vor allem für die Muskeln besonders wichtig. Das Mineral sorgt dafür, dass sich der Muskel ungehindert zusammenziehen kann. Bei immer wieder auftretenden Verspannungen der Muskeln im Körper sollte man in jedem Fall einen Behandlungsversuch mit Magnesium durchführen.
- Akupunktur: Im Falle einer Verspannung des Schulterblatts werden kleine Nadeln in die für den Bereich zuständigen Meridiane gestochen und dort etwa 10-15 Minuten belassen.
- Operative Behandlung: In einigen Fällen, besonders bei schwerwiegenden oder chronischen Nervenkompressionen, kann eine Operation zur Dekompression notwendig werden. Bei einem Bandscheibenvorfall kann beispielsweise ein minimalinvasiver Eingriff durchgeführt werden, um den Druck auf den betroffenen Nerv zu verringern und die Nervenwurzeln zu entlasten. Auch beim Thoracic-Outlet-Syndrom kann eine Operation erforderlich sein, um die einengenden Strukturen zu entfernen.
Übungen zur Linderung von Verspannungen und zur Vorbeugung eines eingeklemmten Nervs
Gezielte Übungen können helfen, die Muskulatur zu entspannen, die Beweglichkeit zu verbessern und den Druck auf den Nerv zu verringern. Es ist wichtig, die Übungen langsam und kontrolliert durchzuführen und auf den eigenen Körper zu hören, um Überlastungen zu vermeiden.
Hier sind einige Beispiele für Übungen:
- Dehnung des oberen Trapezmuskels:
- Ausführung: Setzen Sie sich aufrecht hin. Neigen Sie den Kopf zur Seite, als würden Sie das Ohr zur Schulter führen, ohne die Schulter anzuheben. Halten Sie die Dehnung für 20-30 Sekunden. Wiederholen Sie die Übung auf der anderen Seite.
- Brustdehnung im Türrahmen:
- Ausführung: Stellen Sie sich in einen Türrahmen, die Arme in Schulterhöhe angewinkelt auf den Rahmen legen. Lehnen Sie sich langsam nach vorne, bis Sie eine Dehnung in der Brust spüren. Halten Sie die Dehnung für 20-30 Sekunden.
- Katze-Kuh-Übung:
- Ausführung: Gehen Sie in den Vierfüßlerstand. Machen Sie abwechselnd einen Katzenbuckel (Rücken nach oben) und ein Hohlkreuz (Rücken nach unten). Wiederholen Sie die Übung 10-15 Mal.
- Seitliche Dehnung im Stehen:
- Ausführung: Stellen Sie sich mit leicht gespreizten Beinen hin und stützen Sie sich mit der gesunden Seite auf einem Tisch oder Stuhl ab. Lassen Sie den betroffenen Arm locker hängen und neigen Sie den Oberkörper zur Seite, bis Sie eine Dehnung in der seitlichen Rumpfmuskulatur spüren. Halten Sie die Dehnung für 20-30 Sekunden.
- Plank:
- Ausführung: Gehen Sie in eine Plank-Position (Liegestütz-Position) oder auf die Knie. Halten Sie die Position für 20-30 Sekunden. Achten Sie darauf, dass Ihr Körper eine gerade Linie bildet.
- Rudern mit Theraband:
- Ausführung: Stehen Sie aufrecht und halten Sie ein Theraband mit beiden Händen fest. Ziehen Sie das Band auseinander, indem Sie die Schulterblätter zusammenziehen. Halten Sie die Position für 2-3 Sekunden und lassen Sie das Band dann langsam wieder los. Wiederholen Sie die Übung 10-15 Mal.
- Armkreisen:
- Ausführung: Kreisen Sie die Arme langsam nach vorne, anschließend nach hinten - jeweils 10 bis 15 Wiederholungen. Die Bewegung sollte aus dem Schultergelenk erfolgen, nicht aus den Unterarmen.
Vorbeugung eines eingeklemmten Nervs unter dem Schulterblatt
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die Sie ergreifen können, um einem eingeklemmten Nerv unter dem Schulterblatt vorzubeugen:
- Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes, um Fehlhaltungen zu vermeiden.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität beugt Verspannungen vor und stärkt die Muskulatur.
- Stressmanagement: Finden Sie Wege, um Stress abzubauen, z. B. durch Yoga, Meditation oder Sport.
- Gesundes Körpergewicht: Ein gesundes Körpergewicht entlastet die Wirbelsäule und verhindert zusätzlichen Druck auf Nerven.
- Richtige Hebetechnik: Achten Sie beim Heben schwerer Lasten auf eine korrekte Technik, um Ihren Rücken zu schonen.
- Regelmäßige Pausen: Machen Sie bei sitzenden Tätigkeiten regelmäßig Pausen, um sich zu bewegen und Ihre Muskulatur zu dehnen.
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