Nervenfaser: Definition, Aufbau und Funktion

Eine Nervenfaser ist ein essenzieller Bestandteil des Nervensystems, der für die schnelle und effiziente Übertragung von Informationen im Körper verantwortlich ist. Sie ist im Prinzip das Axon einer Nervenzelle (Neuron) und spielt eine entscheidende Rolle bei der Kommunikation zwischen Gehirn, Rückenmark und den verschiedenen Organen und Geweben des Körpers.

Was ist eine Nervenfaser?

Eine Nervenfaser ist ein langer, dünner Fortsatz einer Nervenzelle, der am Zellkörper der Nervenzelle beginnt. Zusammen mit ihrer Hüllstruktur bildet das Axon eine Nervenfaser. Sie stellt die Verbindung zu anderen Nervenzellen, Muskeln, Organen, Drüsen oder Ähnlichem her. Man kann sich eine Nervenfaser ähnlich wie eine Art Kabel vorstellen.

Aufbau einer Nervenfaser

Die Nervenfaser beginnt ab dem sogenannten Axonhügel, der noch zu dem Zellkörper einer Nervenzelle dazugerechnet wird. Das Axon selbst ist ein schlauchartiger Fortsatz der Nervenzelle. Axone können von wenigen Millimetern bis zu einem Meter lang sein und haben einen relativ gleichbleibenden Durchmesser. Am Ende der Nervenfaser verbinden sich die Axone mit Neuronen oder anderen Zellen und bilden Synapsen. Über diese Strukturen werden die elektrischen Signale chemisch über Neurotransmitter übertragen.

Markhaltige und marklose Nervenfasern

Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten von Nervenfasern: markhaltige (myelinisierte) und marklose (nicht-myelinisierte) Nervenfasern.

  • Markhaltige Nervenfasern: Diese Fasern sind von einer Myelinscheide umgeben, die als Isolierschicht dient. Die Myelinscheide wird im zentralen Nervensystem (ZNS) von Oligodendrozyten gebildet, wobei ein Oligodendrozyt mehrere Myelinscheiden um mehrere Axone bildet. Im peripheren Nervensystem (PNS) übernehmen Schwann-Zellen diese Aufgabe, wobei jede Schwann-Zelle nur eine Myelinscheide bildet. Die Myelinscheide ist nicht durchgängig, sondern weist in regelmäßigen Abständen kurze Unterbrechungen auf, die als Ranviersche Schnürringe bezeichnet werden.
  • Marklose Nervenfasern: Bei diesen Fasern fehlt die Myelinscheide. Das Axon ist sozusagen "nackt".

Endoneurium und Perineurium

Jede Nervenfaser ist von einem Schutzmantel, dem Endoneurium, umgeben. Das Endoneurium besteht aus Bindegewebe und elastischen Fasern und versorgt die Schwann-Zellen und somit die Nervenfaser. Mehrere Nervenfasern schließen sich zu Nervenfaserbündeln zusammen, die vom Perineurium umschlossen werden.

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Funktion der Nervenfaser

Die Hauptaufgabe der Nervenfaser ist die Weiterleitung von Informationen in Form von elektrischen Signalen (Nervenimpulsen) über weite Strecken im Körper. Dabei gibt es Unterschiede in der Geschwindigkeit, mit der Signale in Nervenfasern weitergeleitet werden.

Erregungsleitung

  • Saltatorische Erregungsleitung (markhaltige Nervenfasern): Die Myelinscheide isoliert das Axon und ermöglicht eine sprunghafte (saltatorische) Erregungsleitung von Schnürring zu Schnürring. In jedem Schnürring wird das Aktionspotential gebildet und weitergeleitet. Diese Art der Erregungsleitung ist sehr schnell.
  • Kontinuierliche Erregungsleitung (marklose Nervenfasern): Bei marklosen Nervenfasern erfolgt die Erregungsleitung kontinuierlich entlang des Axons, was deutlich langsamer ist.

Afferente und efferente Nervenfasern

Nervenfasern können Informationen entweder zum Gehirn oder vom Gehirn weg leiten:

  • Afferente Nervenfasern (sensible Nervenfasern): Sie leiten Informationen von der Peripherie (z.B. Haut, Organe) zum Gehirn oder Rückenmark. Ein Beispiel hierfür ist die Weiterleitung von Tastinformationen von der Haut zum Gehirn.
  • Efferente Nervenfasern (motorische Nervenfasern): Sie leiten Informationen vom Gehirn oder Rückenmark zu den Muskeln oder Drüsen und steuern so Bewegungen und Körperfunktionen. Ein Beispiel hierfür ist die Steuerung der Handmuskeln beim Schreiben.

Nervenfaserqualitäten

Die Nervenfaserqualität beschreibt, von welchem Ort des Körpers aus Informationen weitergeleitet werden:

  • Somatosensible (somatoafferente) Nervenfasern: Leiten Informationen vom Körper (z.B. Tastsinn) zum Gehirn oder Rückenmark.
  • Somatomotorische (somatoefferente) Nervenfasern: Leiten Informationen vom Gehirn zum Körper und steuern willkürliche Muskelbewegungen.
  • Viszerosensible Nervenfasern: Leiten Informationen von den Organen zum Gehirn.
  • Viszeromotorische Nervenfasern: Beeinflussen die Organe vom Gehirn aus, unbewusst für den Patienten.

Klassifizierung von Nervenfasern

Die Einteilung der Nervenfasern erfolgt anhand ihrer Myelinisierung, ihres Durchmessers und ihrer Leitungsgeschwindigkeit. Eine gängige Klassifizierung unterscheidet zwischen Typ A, B und C Fasern.

  • A-Fasern: Myelinisiert, schnelle Leitungsgeschwindigkeit
    • Aα-Fasern: Sehr schnell, dickste Fasern (z.B. α-Motoneurone)
    • Aβ-Fasern: Leiten sensible Informationen aus Mechanorezeptoren der Haut
    • Aγ-Fasern: Leiten Informationen zu Muskelspindeln
    • Aδ-Fasern: Leiten Schmerz- und Temperaturinformationen
  • B-Fasern: Myelinisiert, relativ langsame Leitungsgeschwindigkeit (präganglionäre autonome Fasern)
  • C-Fasern: Nicht myelinisiert, langsame Leitungsgeschwindigkeit (z.B. Schmerzfasern)

Bedeutung für die Medizin

Die Kenntnis über den Aufbau und die Funktion von Nervenfasern ist in der Medizin von großer Bedeutung. Schädigungen der Nervenfasern können zu verschiedenen neurologischen Erkrankungen führen, wie z.B.:

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  • Polyneuropathie: Eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, bei der die Reizweiterleitung der Nerven gestört ist. Ursachen können u.a. Diabetes, Alkoholmissbrauch, Vitaminmangel oder Infektionen sein.
  • Multiple Sklerose (MS): Eine Autoimmunerkrankung, bei der es zu einer Zerstörung der Myelinscheiden im zentralen Nervensystem kommt. Dies führt zu einer Verlangsamung der Erregungsleitung und kann verschiedene neurologische Symptome verursachen.
  • Axonale Schädigung: Die Durchtrennung von Axonen führt zur Degeneration von Teilen der betroffenen Neuronen. Sie können nur teilweise wieder nachwachsen, was zu Problemen in der Signalweiterleitung führen kann.

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