Nerven behalten bei Kindern: Tipps für entspannte Elternschaft

Elternschaft ist eine wundervolle, aber auch herausfordernde Aufgabe. Besonders in den Phasen, in denen Kinder ihre Grenzen austesten oder Wutausbrüche haben, kann es schwerfallen, die Nerven zu behalten. Dieser Artikel gibt Ihnen Tipps, wie Sie in solchen Situationen gelassener reagieren und eine positive Beziehung zu Ihrem Kind aufbauen können.

Verständnis für kindliches Verhalten

Kinder, insbesondere im Alter zwischen zwei und sechs Jahren (Trotzphase), erleben starke Emotionen und lernen erst, diese zu regulieren. Wutausbrüche sind oft ein Ausdruck von Hilflosigkeit und Verzweiflung, weil das Kind seine Bedürfnisse noch nicht anders kommunizieren kann. Es ist wichtig zu verstehen, dass Kinder in diesen Momenten nicht absichtlich provozieren wollen, sondern sich in einer Phase der emotionalen Entwicklung befinden. Auch in späteren Phasen wie der Wackelzahnpubertät rund um den Schuleintritt und der eigentlichen Pubertät verändern sich die Kinder stark, was zu Überforderung und Wut führen kann.

Die Rolle von Konsequenzen hinterfragen

Traditionell werden Konsequenzen als Erziehungsmittel eingesetzt, um Kindern Grenzen aufzuzeigen und gewünschtes Verhalten zu fördern. Allerdings können Konsequenzen auch negative Auswirkungen haben. Sie können bei Kindern Schuldgefühle, Angst und Scham auslösen, was dazu führt, dass sie aus Angst vor Strafe "funktionieren", anstatt aus intrinsischer Motivation heraus zu handeln. Negative Glaubenssätze wie "Ich mache immer alles falsch" oder "Ich bin nicht gut genug" können sich entwickeln und das Selbstwertgefühl des Kindes beeinträchtigen.

Konsequentes Handeln ohne Konsequenzen

Kinder ohne Konsequenzen zu begleiten bedeutet nicht, auf konsequentes Handeln zu verzichten. Konsequente Eltern sind sich ihrer Haltung bewusst, geben eine klare Richtung vor und vermitteln dem Kind Sicherheit, Orientierung, Halt, Ordnung, Autorität und Führung. Führung ist ein menschliches Bedürfnis, das unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Konsequente Eltern sind beharrlich und bleiben bei ihren Entscheidungen. Sie wissen, welches Ziel sie erreichen wollen und welches Bedürfnis hinter ihrer Entscheidung steht.

Beispiele für konsequentes Handeln

  • Zähneputzen morgens und abends: Dies ist eine Information an die Kinder, die ohne Diskussion umgesetzt wird.
  • Jacke anziehen bei Minusgraden: Auch dies ist eine klare Anweisung zum Schutz der Gesundheit.
  • "Man"-Sätze hinterfragen: Hinterfragen Sie traditionelle "Man"-Sätze wie "Man sagt immer bitte und danke" und passen Sie Ihr Verhalten an Ihre eigenen Bedürfnisse und die Bedürfnisse Ihrer Kinder an.

Tipps, um die Nerven zu behalten

  1. Selbstregulation: In Stressmomenten ist es wichtig, sich zuerst um sich selbst zu kümmern. Exit-Strategien wie tiefes Atmen oder stupides Zählen können helfen, den Puls zu senken und empathisch auf das Kind zuzugehen.

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    • Atmen! Wenn wir wütend sind, schaltet unser Körper in den Überlebensmodus. Tiefes Ein- und Ausatmen hilft, sich zu beruhigen.
    • Vermeide Trigger: Lass dich nicht auf eine erneute Diskussion ein, sondern gehe direkt zum nächsten Punkt über.
  2. Verantwortung übernehmen: Entschuldigen Sie sich bei Ihrem Kind, wenn Sie es angeschrien haben. Konzentrieren Sie sich auf Ihr eigenes Verhalten und vermeiden Sie Schuldzuweisungen.

  3. Gefühle erklären: Sprechen Sie mit Ihrem Kind über Ihre Gefühle und erklären Sie, warum Sie wütend waren.

  4. Neuanfang wagen: Geben Sie sich und Ihrem Kind die Chance auf einen Neuanfang.

  5. Auslöser finden: Reflektieren Sie die Situation und finden Sie heraus, was Sie wütend gemacht hat. Oft sind es nicht die Kinder selbst, sondern Stressoren im eigenen Leben.

  6. Hilfe suchen: Wenn Sie das Gefühl haben, mit Ihrer Wut nicht mehr klarzukommen, suchen Sie sich professionelle Hilfe.

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  7. Spielerisch Dampf ablassen: Nutzen Sie Spiele oder andere Aktivitäten, um Aggressionen abzubauen, ohne das Verhältnis zum Kind zu belasten.

  8. Sich entspannen: Lesen Sie entspannende Bücher oder Zeitschriften, trinken Sie einen Kaffee oder tun Sie etwas, das Ihnen guttut.

  9. Klatschmagazine lesen: Hol Dir einen Kaffee, ganz egal was - Hauptsache, es beruhigt Dich.

  10. Authentisch sein: Auch Eltern dürfen wütend, genervt und überfordert sein!

  11. Die eigenen Bedürfnisse erkennen: Wenn Sie Ihre eigenen unerfüllten Bedürfnisse erkennen, können Sie Wege finden, diese im Alltag zu befriedigen.

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Gewaltfreie Kommunikation alsAlternative

In der Gewaltfreien Kommunikation (GFK) gibt es keine Konsequenzen. Stattdessen wird nach Wegen gesucht, die für alle Beteiligten machbar sind. Ziel ist es, Verbindung zu den Kindern aufzubauen, anstatt Trennung, Schmerz, Schuld, Scham, Angst oder Überforderung zu erzeugen.

Die vier Schritte der Gewaltfreien Kommunikation

  1. Beobachtung: Beschreiben Sie die Situation, ohne zu bewerten oder zu interpretieren.
  2. Gefühl: Benennen Sie Ihre Gefühle in Bezug auf die Situation.
  3. Bedürfnis: Formulieren Sie das Bedürfnis, das hinter Ihren Gefühlen steht.
  4. Bitte: Äußern Sie eine konkrete Bitte, um Ihr Bedürfnis zu erfüllen.

Beispiel: Zähneputzen

  • Dass das morgens und abends stattfindet, setzen wir als Eltern fest.
  • Wie das Zähneputzen so gestaltet wird, dass es für die Kids möglichst angenehm ist, können wir gemeinsam herausfinden.

Umgang mit Wutausbrüchen

  • Raum geben: Geben Sie Ihrem Kind den Raum, seine Gefühle auszuleben.
  • Verbinden: Nutzen Sie den Moment der Wut, um sich mit sich selbst zu verbinden und herauszufinden, was Sie selbst gerade brauchen.
  • Exitstrategien: Wenn Sie selbst von Wut übermannt werden, nutzen Sie Ihre persönlichen Exitstrategien.
  • Verantwortung übernehmen: Wenn Sie die Kontrolle verlieren, übernehmen Sie danach die Verantwortung und entschuldigen Sie sich bei Ihrem Kind.
  • Gefühle verbalisieren: Helfen Sie Ihrem Kind, seine Gefühle zu verbalisieren.
  • Alternativen anbieten: Bieten Sie Ihrem Kind alternative Strategien zum Umgang mit Wut an, wie z.B. Schreien in ein Kissen oder Treten gegen einen Boxsack.
  • Nähe suchen: Wenn sich Ihr Kind beruhigt hat, suchen Sie Nähe und kuscheln Sie miteinander.

Was tun, wenn das Kind körperliche Gewalt ausübt?

  • Schutz gewährleisten: Sorgen Sie in erster Linie für den Schutz aller Beteiligten.
  • Handeln statt Reden: Halten Sie die Hand/die Füsse deines Kindes fest.
  • Stopp signalisieren: Sage kurz, bestimmend und kräftig: “Halt Stopp. Hände/Füsse weg. Wir bleiben alle heile!”
  • Bedürfnis erkennen: Versuchen Sie herauszufinden, welches Bedürfnis hinter dem Verhalten steckt.
  • Alternativen anbieten: Begleite dein Kind dabei, dir seine Wut auf andere Art zu zeigen, als andere körperlich und/oder verbal zu verletzen.
  • Nähe suchen: Wenn sich Ihr Kind anfängt zu beruhigen, begib dich auf Augenhöhe oder sogar “unter Augenhöhe“, fass dein Kind vorsichtig an. Wenn es noch keine Berührung zulassen kann, braucht es noch Zeit.

Was tun, wenn das Kind ausfällig wird?

  • Bedürfnis erkennen: Die hohe Kunst ist es, hinter dem Gesagten wieder das Bedürfnis zu erkennen.
  • Verbalisieren: Du bist gerade total wütend und willst Dampf ablassen.
  • Alternativen anbieten: Wollen wir mal zusammen laut schreien?

Die Trotzphase überstehen

Die Trotzphase ist eine wichtige Entwicklungsphase, in der Kinder ihren eigenen Willen entdecken. Es ist wichtig, dem Kind in dieser Phase aktiv zu begleiten und ihm zu zeigen, wie es seine Gefühle ausdrücken, benennen und mit ihnen umgehen kann.

Tipps für den Umgang mit der Trotzphase

  1. Kind ausprobieren lassen: Lassen Sie Ihr Kind Dinge ausprobieren, solange es sich nicht in Gefahr begibt.
  2. Handeln bei aggressivem Verhalten: Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass Schlagen, Beißen und Treten nicht in Ordnung sind.
  3. Klare Grenzen und Regeln setzen: Sagen Sie konsequent „Nein“ bei den Dingen, die Ihr Kind nicht machen darf.
  4. Sich selbst gut zureden: Machen Sie sich immer wieder klar: Es ist nur eine Phase, die auch wieder aufhört.
  5. Ruhig bleiben: Bewahren Sie immer Ruhe, auch wenn es schwerfällt.
  6. Sich von anderen nicht verunsichern lassen: Ignorieren Sie Sprüche wie „schlecht erzogen“.
  7. Auf Termine vorbereiten: Reißen Sie Ihr Kind nicht abrupt aus seinem Spiel heraus.

Auslöser von Wutanfällen

  • Hunger, Durst oder Müdigkeit
  • Der Wunsch, Dinge selbst auszuprobieren
  • Das abrupte Beenden des Spielens
  • Das Unverständnis für Regeln und Verbote

Ungeduld überwinden

Geduld ist eine wichtige Eigenschaft für Eltern. Ungeduld kann zu Stress und Konflikten führen.

Tipps für mehr Geduld

  1. Üben: Stell dir bestimmte Situationen vor, sieh dich selbst in dieser Situation und analysiere vergangene Momente.
  2. Ausruhen: Triff keine Entscheidungen, wenn du müde bist.
  3. Durchatmen: Wenn eine Situation außer Kontrolle gerät, dann zähle bis zehn und atme tief ein.
  4. Perfektionismus ablegen: Manchmal verlangt man sich als Elternteil, Erzieher, Pädagoge zu viel ab und will perfekt sein.
  5. Kindliche Perspektive einnehmen: Kinder besitzen nicht die Möglichkeit, ihr Leben mit Vernunft und Reife zu leben.

Geduld im Alltag fördern

  1. Hektik reduzieren: Achten Sie auf einen entspannten Tagesablauf.
  2. Zeit geben: Geben Sie Ihrem Kind Zeit, Aufgaben zu erledigen.
  3. Einbeziehen: Beziehen Sie Ihr Kind in alltägliche Aufgaben ein.
  4. Langeweile zulassen: Langeweile fördert die Kreativität.
  5. Zeitbegrenzung nutzen: Verwenden Sie eine Eieruhr, um Wartezeiten zu verdeutlichen.

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