Der menschliche Körper ist von einem komplexen Netzwerk aus Nerven durchzogen, die als Kommunikationswege dienen und lebenswichtige Funktionen steuern. Im Bereich des Gesichts spielen die Nerven eine entscheidende Rolle, da sie für sensorische Wahrnehmung, motorische Steuerung und parasympathische Funktionen verantwortlich sind. Dieser Artikel bietet einen detaillierten Einblick in die Anatomie der Gesichtsnerven, insbesondere des Nervus facialis, und beleuchtet ihre Funktionen, klinische Bedeutung und mögliche Erkrankungen.
Die Hirnnerven: Ein Überblick
Insgesamt besitzt der menschliche Körper zwölf Hirnnerven, welche den Kopf und den Hals sowohl sensibel und sensorisch als auch motorisch steuern. Die Hirnnerven werden entsprechend ihres Ursprungs im Gehirn von rostral nach kaudal mit römischen Ziffern nummeriert. Einige Hirnnerven sind an speziellen Sinnen wie dem Sehen, Hören und Schmecken beteiligt. Andere wiederum sind wichtig für die Muskelkontrolle des Gesichts. Von diesen zwölf Hirnnerven sind der fünfte (Nervus trigeminus) und der siebte (Nervus facialis) von besonderer Bedeutung für die Innervation des Gesichts.
Die Hirnnerven lassen sich nach ihrer Funktion in drei Kategorien einteilen:
- Sensorische Nerven: Diese Nerven leiten Reize von Sinnesorganen zum Gehirn. Beispiele hierfür sind der Nervus olfactorius (Riechnerv), der Nervus opticus (Sehnerv) und der Nervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv).
- Motorische Nerven: Diese Nerven steuern die Muskeln. Zu dieser Kategorie gehören die Augenmuskelnerven (Nervus oculomotorius, Nervus trochlearis, Nervus abducens), der Nervus accessorius (Hals- oder Beinerv) und der Nervus hypoglossus (Zungennerv).
- Gemischte Nerven: Diese Nerven enthalten sowohl sensorische als auch motorische Fasern. Beispiele hierfür sind der Nervus trigeminus, der Nervus facialis, der Nervus glossopharyngeus und der Nervus vagus.
Die Durchnummerierung der 12 Hirnnerven-Paare entspricht ihrer Anordnung am Gehirn von kranial (schädelwärts) zu kaudal (schwanzwärts, also zu den Füßen hin).
Tabelle der Hirnnerven
| Hirnnerv | Bezeichnung | Qualität |
|---|---|---|
| 1. | Nervus olfactorius (Riechnerv) | sensorisch |
| 2. | Nervus opticus (Sehnerv) | sensorisch |
| 3. | Nervus oculomotorius (Augenmuskelnerv) | parasympathisch-motorisch |
| 4. | Nervus trochlearis (Augenmuskelnerv) | motorisch |
| 5. | Nervus trigeminus (Drillingsnerv, Trigeminus) | sensibel-motorisch |
| 6. | Nervus abducens (Augenmuskelnerv) | motorisch |
| 7. | Nervus facialis (Gesichtsnerv, Fazialis) | sensorisch-parasympathisch-motorisch |
| 8. | Nervus vestibulocochlearis (Hör- und Gleichgewichtsnerv) | sensorisch |
| 9. | Nervus glossopharyngeus (Zungen-Rachen-Nerv) | sensorisch-parasympathisch-motorisch |
| 10. | Nervus vagus („umherschweifender“ Nerv, Vagus) | sensorisch-parasympathisch-motorisch |
| 11. | Nervus accessorius (Hals- oder Beinerv) | motorisch |
| 12. | Nervus hypoglossus (Zungennerv) | motorisch |
Der Nervus facialis (VII): Anatomie und Funktion
Der siebte Hirnnerv, der Nervus facialis, ist auch als Gesichtsnerv bekannt. In der medizinischen Fachsprache nennt man ihn dementsprechend N. facialis. Der Nervus facialis ist ein gemischter Nerv mit motorischen und sensiblen Anteilen, wobei die motorischen Fasern überwiegen.
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Aufbau und Verlauf des Nervus facialis
Der Aufbau des Nervus facialis setzt sich aus motorischen (Bewegung), gustatorischen (Geschmack) und parasympathischen Fasern zusammen. Der Nervus facialis stammt aus dem Hirnstamm und tritt dabei direkt im Kleinhirnbrückenwinkel aus diesem aus. Zwischen ihm und dem Nervus vestibulocochlearis (8. Hirnnerv) verläuft der Nervus intermedius, der sich im Felsenbein mit dem Nervus facialis vereint. Der Nervus facialis, der Nervus intermedius und der Nervus vestibulocochlearis (8. Hirnnerv), die zusammen als Facialisgruppe bezeichnet werden, treten gemeinsam durch den inneren Gehörgang in das Felsenbein ein.
Danach zieht der Hirnnerv im Felsenbein weiter, wobei sich hier einige Nervenfasern in diesem Bereich abzweigen. Hierunter fallen unter anderem gustatorische und parasympathische Fasern, welche verschiedene Aufgaben übernehmen. Im inneren Gehörgang treten Nervus facialis und Nervus intermedius zusammen in den Fazialiskanal des Felsenbeins ein und gelangen nach vielen Windungen an das Foramen stylomastoideum. Hier bildet der Nerv ein Ganglion, an dem der Nervus intermedius den Nervus facialis verlässt und weiterzieht als Nervus petrosus major. Dieser Nerv teilt sich innerhalb des Schläfenbeins in drei weitere Äste auf und außerhalb des Schädels wiederum in drei Äste mit zahlreichen Nebenästen. An einer knöchernen Öffnung im Schädel, dem sogenannten Foramen stylomastoideum, tritt der Nervus facialis letztlich aus und zweigt sich innerhalb der Ohrspeicheldrüse in seine Endäste für die mimische Muskulatur auf.
Funktionen des Nervus facialis
Der Nervus facialis besitzt eine ganze Reihe an Funktionen. So ist eines seiner Kerngebiete die Steuerung der mimischen Muskulatur des Gesichts. Der siebte Hirnnerv steuert demnach sowohl Muskeln, die für das Lächeln und Stirnrunzeln, als auch die Bewegung der Augen verantwortlich sind. Sein Wirken auf die Geschmacksempfindung des menschlichen Körpers bezieht sich fast ausschließlich auf die vorderen zwei Drittel der Zunge. Er innerviert unter anderem die Tränen- und Speicheldrüse und regt somit die Produktion des jeweiligen Sekrets an, steuert die Gesichtsmuskulatur zu großen Teilen und reguliert die Geschmacksempfindung im vorderen Bereich der Zunge.
Der komplexe Nervus facialis besteht aus drei Hauptkomponenten:
- Sensorische Fasern leiten Geschmacksempfindungen von den vorderen zwei Dritteln der Zunge zum Gehirn.
- Parasympathische Fasern führen zu den Unterzungen- und Unterkieferspeicheldrüsen sowie den Tränendrüsen.
- Willkürliche motorische Fasern versorgen alle Muskeln des Gesichts.
Äste des Nervus facialis
Der Nervus facialis teilt sich in mehrere Äste auf, die verschiedene Bereiche des Gesichts versorgen:
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- Rr. temporales: Diese Äste versorgen die Stirnmuskulatur und die Augenbrauen.
- Rr. zygomatici: Diese Äste versorgen die Wangenmuskulatur und die Muskeln um die Nase.
- Rr. buccales: Diese Äste versorgen die Mundwinkelmuskulatur und die Oberlippe.
- R. marginalis mandibulae: Dieser Ast versorgt die Unterlippenmuskulatur und das Kinn.
- R. colli: Dieser Ast versorgt den Platysma-Muskel im Halsbereich.
Der Nervus trigeminus (V): Anatomie und Funktion
Der Trigeminusnerv, auch Drillingsnerv genannt, ist der V. Hirnnerv. Er versorgt über seine drei Äste den oberen Kopfbereich, die Stirn, Augen, Nase, Ober- und Unterkiefer sowie das Kinn mit sensibler Wahrnehmung. Zusätzlich ist er für die motorische Kaumuskulatur zuständig. Die Innervation des Gesichts erfolgt durch den fünften und siebenten Hirnnerven, also den N. trigeminus und den N. facialis. Dies hat entwicklungsgeschichtliche Grundlagen. Der Gesichtsschädel, die Kaumuskulatur und die Gesichtshaut entwickeln sich aus dem 1. Schlundbogen, dessen zugehöriger Nerv der N. trigeminus ist. Daraus erklärt sich die sensible Innervation der Gesichtshaut durch die drei Äste des N. trigeminus. Mit seinem motorischen Anteil (N. masticatorius) innerviert er zusätzlich die Kaumuskulatur.
Das 5. Hirnnerven-Paar, Nervus trigeminus, beginnt mit seinen sensiblen Wurzelzellen in der mittleren Schädelgrube, seitlich von der Brücke. Nahe der Felsenbeinpyramide geht der Nerv durch die Dura mater, wo er das Ganglion trigeminale bildet. Hier beginnt fächerförmig die Dreiteilung des Nervus trigeminus:
- Der erste Teil, der sensible Nervus ophthalmicus, tritt in die Augenhöhle ein.
- Der zweite Teil, der ebenfalls sensible Nervus maxillaris, tritt durch das Foramen rotundum des großen Keilbeinflügels in die Flügelgaumengrube zwischen dem Keilbein und dem Gaumenbein ein.
- Der dritte Teil, der teils motorische, teils sensorische Nervus mandibularis, tritt durch das Foramen ovale in die Unterschläfengrube ein.
Äste des Nervus trigeminus
Der Nervus trigeminus verzweigt sich in drei Hauptäste:
- Nervus ophthalmicus (V1): Dieser Ast versorgt die Stirn, die Kopfhaut, das obere Augenlid, die Nase und die vordere Kopfhaut sensibel. Rami palpebrales aus dem N. lacrimalis (N. ophthalmicus) innervieren die Haut am lateralen Augenwinkel und am angrenzenden Teil des Oberlides. Der mittlere Teil des Oberlides wird vom Ramus lateralis und medialis des N. supraorbitalis innerviert. Die Haut im Bereich des medialen Teils des Oberlides und des medialen Augenwinkels wird von den Nn. supra und infratrochleares versorgt, die ebenfalls aus dem Innervationsgebiet des N. ophtalmicus (N. V/1) stammen.
- Nervus maxillaris (V2): Dieser Ast versorgt die Wange, das untere Augenlid, die Oberlippe, die Zähne des Oberkiefers und den Gaumen sensibel. Die Haut des Unterlides wird über die Rr. palpebrales inferiores aus dem N. infraorbitalis (N. maxillaris, N. V/2) versorgt.
- Nervus mandibularis (V3): Dieser Ast versorgt die Unterlippe, das Kinn, die Zähne des Unterkiefers, die Zunge und die Kaumuskulatur sensibel und motorisch.
Klinische Bedeutung des Nervus facialis
Der Nervus facialis ist aufgrund verschiedener Krankheitsbilder für die medizinische Klinik interessant. Die Diagnose einer Schädigung des Nervus facialis erfolgt in der Regel durch eine klinische Untersuchung des Gesichts sowie eine neurologische Untersuchung. Bei Letzterer prüft man in erster Linie die Beweglichkeit und die Sensibilität des Gesichts.
Fazialisparese
Die häufigste Erkrankung in diesem Zusammenhang ist jedoch die sogenannte Fazialisparese. Dabei handelt es sich um eine Lähmung einzelner oder auch aller Muskeln, die vom Gesichtsnerv innerviert werden. Betroffen ist hierbei allerdings nur eine Seite des Kopfes. Üblicherweise äußert sich eine derartige Lähmung der Gesichtsmuskulatur durch ein Herabhängen des Augenunterlids, einen unvollständigen Verschluss des Lids sowie eine Steigerung des Hörempfindens.
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Die häufigste Ursache ist eine Durchblutungsstörung des Nervus facialis oder eine Raumeengung in Bereich des Felsenbeins. Eine recht bekannte Infektionskrankheit, die zu einer Lähmung des Gesichtsnervs führen kann, ist die Lyme-Borreliose. Es kann jedoch auch durch eine Infektion mit dem Varicella-Zoster-Virus zu einem Ausschlag im Ohrbereich und letztlich einer einseitigen Lähmung des Gesichtsnervs kommen. Der siebte Hirnnerv kann jedoch auch durch Tumore bei Menschen oder andere Wucherungen sowie verschiedene Trauma im Gesicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Weitere Erkrankungen des Nervus facialis
Neben der Fazialisparese gibt es weitere Erkrankungen, die den Nervus facialis betreffen können:
- Akustikusneurinom (Schwannoma): Ein gutartiger Tumor von Schwann-Zellen, die die Nerven innerhalb des Schädels betreffen. Er betrifft am häufigsten den Nervus vestibulocochlearis (VIII), kann aber aufgrund seiner Lage im Kleinhirnbrückenwinkel auch den N. facialis (VII) betreffen. Die Erkrankung zeigt sich oft mit Hörverlust und Tinnitus.
- Herpes Zoster (Gürtelrose): Eine Viruserkrankung, die durch das Varicella-Zoster-Virus verursacht wird und den Trigeminusnerv befallen kann.
Nervenschmerzen im Gesicht
Nervenschmerzen im Gesicht können diverse Ursachen haben. So treten die Nervenschmerzen häufig in Folge einer Schädigung oder Kompression eines spezifischen Nervs auf. Darüber hinaus kann jedoch auch eine Gürtelrosen-Infektion zu langanhaltenden Schmerzen nach der eigentlichen Erkrankung führen. In diesem Fall spricht man von einer postherpetischen Neuralgie. Aber auch Kiefergelenksprobleme oder einer Erkrankung des zentralen Nervensystems wie die Multiple Sklerose können zu Schmerzen im Gesicht führen.
Trigeminusneuralgie
Eine weitere Ursache für Nervenschmerzen im Gesicht ist die Trigeminusneuralgie, eine chronische Schmerzerkrankung, die den Trigeminusnerv betrifft. Betroffene schildern die Gesichtsschmerzen als unerträglich und ähnlich elektrischen Schlägen. Sie treten meist einseitig stechend unterhalb eines Auges im Wangenbereich auf und können bis in die Zähne ausstrahlen. Die Schmerzattacken dauern nur Sekunden an, treten aber mehrfach hintereinander auf, gefolgt von tagelangen, schmerzfreien Perioden. Auslösende Trigger für solche Schmerzereignisse können ein kalter Luftzug, Zähneputzen, Kauen oder Stress sein. Die Trigeminusneuralgie kann auf eine Kompression der A. cerebellaris superior, Tumore, Aneurysmen oder Infarkte zurückzuführen sein.
Da die Schmerzattacken sehr kurz sind, helfen herkömmliche Schmerzmittel nicht. Zum Einsatz kommen Antiepileptika, welche die Erregbarkeit der Nervenleitbahnen reduzieren. Wenn die medikamentöse Therapie versagt, kommen verschiedene neurochirurgische Eingriffe in Betracht.
Was tun bei Gesichtsnervschmerzen?
Sollte der Gesichtsnerv schmerzen, ist es in jedem Fall wichtig eine/n Arzt/Ärztin aufzusuchen, um die genaue Ursache zu ermitteln und eine angemessene Behandlung herauszuarbeiten. Die folgende Auflistung nennt einige Maßnahmen, die in abhängig von den jeweiligen Hintergründen zu einer Besserung führen können.
Anatomische Strukturen im Bereich der Stirn und Lider
Um die Funktion der Gesichtsnerven besser zu verstehen, ist es hilfreich, die anatomischen Strukturen im Bereich der Stirn und Lider zu betrachten.
Stirn
Im Bereich der Stirn finden sich folgende anatomische Strukturen: Unmittelbar unter der Haut liegt der Venter frontalis des M. occipitofrontalis mit seiner Sehne, der Galea aponeurotica. In der gleichen Schicht liegt der M. procerus, der sich im Verlauf nach kranial mit dem Venter frontalis des M. occipitofrontalis verflechtet. Muskeln findet man den M. corrugator supercilii, der teilweise die ihn bedeckende Muskulatur durchsetzt, um in der Haut zu inserieren. Die Pars orbitalis des M. Oberflächliches Fettgewebe ist in der Stirnregion nur spärlich vorhanden, nämlich in Form des Galea-Fetts, das den Venter frontalis bedeckt, und im Bereich der Glabella das Glabella-Fett, das auf dem M. procerus liegt. Region in Form des Retro-orbicularis-oculi-Fetts (ROOF) vor, das sich hinter dem M. orbicularis oculi befindet, an dessen Oberrand zum Vorschein kommt und somit den Venter frontalis im lateralen Bereich etwas bedeckt. Zwischen dem Periost und der Galea befindet sich der frontale Gleitspalt (Subgaleatischer Raum).
Die mimische Muskulatur wird von den sensiblen Nerven und den Blutgefäßen durchsetzt, während die motorischen Äste des N. facialis tief zur Muskulatur liegen. Im Bereich des Margo supraorbitalis erscheinen am Foramen supraorbitale der sensible R. lateralis des N. supraorbitalis in Begleitung der A. supraorbitalis, etwas medial davon in der Incisura frontalis der R. medialis des N. supraorbitalis, der von der A. supratrochlearis begleitet wird und ganz medial der N. supratrochlearis. Die sensiblen Äste und die Blutgefäße treten am oberen Augenhöhlenrand an der Verwachsungsstelle der Galea aponeurotica in die Kopfschwarte ein. Zusätzlich erscheinen motorische Äste, die Rr. temporales des N. facialis.
Lider
In der anatomischen Beschreibung wird das obere Augenlid (Palpebra superior) durch eine Furche, den Sulcus frontopalpebralis, gegen den oberen Augenhöhlenrand abgegrenzt. Diese befindet sich etwas unterhalb des Margo supraorbitalis. Das Unterlid (Palpebra inferior) ist von der Wange durch den Sulcus palpebromalaris getrennt. Die Grundlage des Ober- und Unterlides bilden 2 Platten aus dichtem Bindegewebe aus kollagenen und elastischen Fasern, der Tarsus superior und der Tarsus inferior („Lidknorpel“). In die beiden Tarsi strahlt das Septum orbitale ein. Dieses entspringt vom Periost der Orbita (Periorbita) und verschließt so den Eingang in die Orbita. Da sich im Bereich der Tarsi der Lider im subkutanen Gewebe kaum Fett einlagert, folgt auf die Haut und eine dünne Schicht von lockerer Subkutis der M. orbicularis oculi. Dieser bedeckt daher mit seiner Pars palpebralis den Tarsus superior und inferior und mit seiner Pars orbitalis das Septum orbitale und die knöcherne Umrandung der Orbita. Hinter der Pars orbitalis des Muskels, also vor dem Septum orbitale und der knöchernen Umrandung der Orbita, befindet sich das extraorbitale oder preseptale Fett. Im oberen Bereich der Regio orbitalis wird dieses als Retroorbicularis-oculi-Fett (ROOF) bezeichnet. Im unteren Bereich der Orbitalregion wird das extraorbitale Fett als Sub-orbicularis-oculi-Fett (SOOF) bezeichnet. Hinter dem Septum orbitale befindet sich das intraorbitale oder postseptale Fett. Dieses gestaltet sich am Ober- und Unterlid etwas unterschiedlich. Während das postseptale Fett im Bereich des Oberlides aus 2 Kompartimenten besteht, setzt sich dieses im Bereich des Unterlides aus 3 Kompartimenten zusammen. Die beiden Fettkompartimente des Oberlides werden als zentrales und mediales Kompartiment bezeichnet und werden durch die Sehne des M. obliquus superior voneinander getrennt. Die 3 Fettkompartimente des Unterlides sind ein laterales, ein zentrales und ein mediales (= nasales). Das laterale und das zentrale Kompartiment werden durch die kapsulopalpebrale Faszie (= Retinaculum bulbi inferius nach Hesser) voneinander getrennt. Diese ist eine Fortsetzung der Muskelfaszie an der Kreuzungsstelle des M. obliquus inferior und des M. rectus inferior zum lateralen Unterrand der Orbita. Die Grenze zwischen dem zentralen und dem medialen Kompartiment bildet der M.
Die Gefäßversorgung der Lider erfolgt durch den Arcus palpebralis superior und inferior, die nahe dem Lidrand verlaufen und vom M. orbicularis oculi bedeckt werden. Diese beiden Arterienbögen entstehen durch Anastomosen der Aa. palpebrales lateralis und medialis. Die A. palpebralis lateralis stammt aus der A. lacrimalis (aus der A. ophthalmica), die A. palpebralis medialis aus der A. ophthalmica selbst oder aus der A. dorsalis nasi. Auch hier sind zahlreiche Anastomosen vorhanden, vor allem mit der A. supraorbitalis, dem R. frontalis der A. temporalis superficialis und der A. Die Venen der Lider sind zahlreicher und größer als die Arterien und folgen diesen auch nicht unmittelbar. Die Venen bilden ein oberflächliches Netzwerk und transportieren das Blut in zwei Richtungen ab: einerseits oberflächlich zu den Gesichtsvenen, andererseits in die Tiefe zur V. Die mediale Abflussbahn zieht entlang der A. und V. facialis zu den Lnn. submandibulares und submentales, während die laterale Bahn die Lymphe zu den Lnn.