Schmerzen im Handgelenk sind ein weit verbreitetes Problem, das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Sie können plötzlich auftreten oder sich langsam entwickeln und verschiedene Ursachen haben. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung sind entscheidend, um chronische Beschwerden zu vermeiden und die Funktionsfähigkeit des Handgelenks wiederherzustellen.
Ursachen von Nervenschmerzen im Handgelenk
Die Ursachen für Nervenschmerzen im Handgelenk sind vielfältig. Sie lassen sich grob in folgende Kategorien einteilen:
Überlastung: Wiederholte Bewegungen oder langanhaltende Belastungen, wie sie beim Tippen, Schreiben, handwerklichen Arbeiten oder bestimmten Sportarten vorkommen, können zu Überreizungen von Sehnen, Muskeln und Nerven führen. Besonders betroffen sind Menschen mit Bürotätigkeit, die stundenlang am Computer arbeiten. Eine ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes, einschließlich der richtigen Sitzposition und der Wahl einer geeigneten Computermaus (z. B. Vertikalmaus), kann solchen Beschwerden vorbeugen. Monotone und immer gleichbleibende Bewegungen führen zu Reizungen an Muskeln, Sehnen, Bändern und Weichteilen. Diese Beschwerden können schnell chronisch werden, wenn ungünstige Bewegungsmuster beibehalten werden und die Belastung nicht reduziert wird. Man spricht dann von einem RSI-Syndrom (Repetitive-Strain-Injury-Syndrom).
Verletzungen: Akute Verletzungen wie Stürze, Unfälle oder ungeschickte Bewegungen können Knochenbrüche, Prellungen, Verstauchungen oder Zerrungen im Handgelenk verursachen. Ein Sturz auf die Hand kann beispielsweise zu einem Bruch der Speiche nahe des Handgelenks (distale Radiusfraktur) oder eines Handwurzelknochens (meist das Kahnbein) führen. Auch Band- und Diskusverletzungen sind mögliche Folgen eines Sturzes.
Arthrose: Arthrose (Gelenkverschleiß) kann grundsätzlich alle Gelenke im Bereich der Hand und der Finger betreffen. Eine Arthrose im Handgelenk oder im Daumensattelgelenk (Rhizarthrose) entsteht häufig durch altersbedingten Verschleiß. Daher sind vor allem Menschen über 50 Jahren von Arthrose betroffen. Daneben können auch berufliche Anforderungen oder jahrelang ausgeübter Leistungssport (z. B. Tennis) die Entstehung einer Handgelenksarthrose begünstigen. Eine weitere Ursache für Handgelenksarthrose sind Unfälle und Traumata (Verletzungen). Patienten mit Handgelenks- oder Daumenarthrose verspüren häufig nach längeren Ruhepausen Schmerzen im Handgelenk, die im Laufe der Belastung zurückgehen. Das Handgelenk kann zudem geschwollen sein. Im Endstadium der Rhizarthrose oder Handgelenksarthrose ist der Knorpel im Gelenk fast vollständig abgenutzt. Die Gelenkflächen reiben schmerzhaft aneinander.
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Nervenkompressionssyndrome: Im Bereich des Handgelenks verlaufen wichtige Nerven, die für die Versorgung der Hand und der Finger zuständig sind. Eine Einengung oder Irritation dieser Nerven kann zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen und Kribbeln führen. Das bekannteste Beispiel ist das Karpaltunnelsyndrom, bei dem der Mittelarmnerv (N. medianus) im Karpaltunnel eingeengt wird. Auch der Ulnarisnerv kann an verschiedenen Stellen im Bereich des Handgelenks eingeklemmt werden.
Entzündungen: Akute oder chronische Entzündungen der Sehnen oder Sehnenscheiden im Handgelenk können ebenfalls Schmerzen verursachen. Eine Sehnenscheidenentzündung entsteht überwiegend durch chronische Überlastung. Eine besondere Form der Sehnenscheidenentzündung ist die sogenannte Tendovaginitis stenosans de Quervain („Hausfrauendaumen“). Dabei ist das erste Strecksehnenfach am Handgelenk entzündet. Schmerzen haben die Betroffenen vor allem, wenn sie fest zugreifen oder etwas festhalten. Die Schmerzen können bis in den Daumen und den Unterarm ausstrahlen. Auch entzündliche Gelenkerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis können zu Schmerzen im Handgelenk führen.
Weitere Ursachen: Seltenere Ursachen für Handgelenkschmerzen sind Ganglionzysten (mit Flüssigkeit gefüllte, meist gutartige Zysten), Lunatummalazie (Absterben von Knochengewebe des Mondbeins) oder Gicht (Ablagerung von Harnsäurekristallen in den Gelenken).
Das Karpaltunnelsyndrom
Das Karpaltunnelsyndrom ist eine der häufigsten Ursachen für Nervenschmerzen im Handgelenk. Es entsteht durch eine Einengung des Mittelarmnervs (N. medianus) im Karpaltunnel, einer anatomischen Engstelle im Bereich des Handgelenks. Der Karpaltunnel wird von den Handwurzelknochen und dem Ligamentum flexorum, einem Band im Bereich des Handgelenks, gebildet. Durch eine übermäßige Verdickung des Bandes oder des Bindegewebes um den Karpaltunnel kommt es zu einer Einengung des handversorgenden Nerven. Ursächlich sind neben Stoffwechselstörungen oder Traumata (Verletzungen) auch Überlastungen der Hand und des Handgelenks. Als Reaktion auf den Stress bildet der Körper vermehrt Bindegewebe.
Symptome des Karpaltunnelsyndroms
Typische Symptome des Karpaltunnelsyndroms sind:
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- Schmerzen im Handgelenk und an der Handinnenseite
- Taubheitsgefühle und Kribbeln in Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger
- Nächtliche Schmerzen, die den Schlaf stören
- Kraftverlust in der Hand
- Eingeschränkte Feinmotorik
Diagnose des Karpaltunnelsyndroms
Die Diagnose des Karpaltunnelsyndroms basiert auf der Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung und neurologischen Tests. Der Arzt wird nach den typischen Symptomen fragen und das Handgelenk auf Druckschmerzhaftigkeit und Bewegungseinschränkungen untersuchen. Spezielle Tests wie der Phalen-Test (Aneinanderdrücken der Handrücken) oder der Hoffmann-Tinel-Test (Beklopfen des Nervs im Karpaltunnel) können Hinweise auf ein Karpaltunnelsyndrom geben.
Zur objektiven Bestätigung der Diagnose wird eine Elektroneurographie (ENG) durchgeführt. Dabei wird die Nervenleitgeschwindigkeit des Mittelarmnervs gemessen. Eine verminderte Nervenleitgeschwindigkeit ist ein Zeichen für eine Nervenschädigung.
Behandlung des Karpaltunnelsyndroms
Die Behandlung des Karpaltunnelsyndroms richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Im Anfangsstadium können konservative Maßnahmen wie Ruhigstellung des Handgelenks mit einer Schiene, Kühlung, entzündungshemmende Medikamente und physiotherapeutische Übungen ausreichend sein. Auch Injektionen mit Kortison in den Karpaltunnel können die Beschwerden lindern.
Wenn die konservativen Maßnahmen nicht ausreichend helfen oder die Beschwerden schon länger bestehen, kann eine Operation erforderlich sein. Dabei wird das Ligamentum flexorum, das den Karpaltunnel bildet, durchtrennt, um den Druck auf den Mittelarmnerv zu reduzieren. Der Eingriff kann entweder offen oder endoskopisch (minimalinvasiv) durchgeführt werden.
Das Ulnarisnervsyndrom
Neben dem Karpaltunnelsyndrom kann auch eine Einklemmung des Ulnarisnervs zu Nervenschmerzen im Handgelenk führen. Der Ulnarisnerv verläuft an der Außenseite des Handgelenks und versorgt die äußeren Finger (Ringfinger und kleiner Finger) sowie die Beugemuskulatur der Hand. Wiederholte Bewegungen oder eine verkrampfte Arbeitshaltung können den Nerv dauerhaft überlasten und zu einer Einklemmung führen.
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Symptome des Ulnarisnervsyndroms
Typische Symptome des Ulnarisnervsyndroms sind:
- Schmerzen an der Außenseite des Handgelenks
- Taubheitsgefühle und Kribbeln in Ringfinger und kleinem Finger
- Kraftverlust beim Greifen
- Schmerzen beim Abstützen auf das Handgelenk
Diagnose und Behandlung des Ulnarisnervsyndroms
Die Diagnose des Ulnarisnervsyndroms erfolgt ähnlich wie beim Karpaltunnelsyndrom durch Anamnese, körperliche Untersuchung und neurologische Tests. Auch hier kann eine Elektroneurographie (ENG) zur Bestätigung der Diagnose durchgeführt werden.
Die Behandlung des Ulnarisnervsyndroms umfasst in der Regel konservative Maßnahmen wie Ruhigstellung, Kühlung, entzündungshemmende Medikamente und physiotherapeutische Übungen. Eine ergonomische Einrichtung des Arbeitsplatzes kann ebenfalls helfen, die Beschwerden zu lindern. In schweren Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Ulnarisnerv zu entlasten.
Weitere Ursachen für Handgelenkschmerzen
Neben den bereits genannten Ursachen gibt es noch weitere Erkrankungen und Beschwerden, die zu Handgelenkschmerzen führen können:
Sehnenscheidenentzündung: Eine Entzündung der Sehnenscheiden im Handgelenk kann durch Überlastung oder repetitive Bewegungen entstehen. Typische Symptome sind Schmerzen, Schwellung und Überwärmung im Bereich des Handgelenks.
De Quervain-Tendinitis: Diese spezielle Form der Sehnenscheidenentzündung betrifft die Sehnen des Daumens. Sie tritt häufig bei wiederholten Bewegungen wie Greifen oder Heben von Gegenständen auf.
Ganglionzysten: Ganglionzysten sind mit Flüssigkeit gefüllte, meist gutartige Zysten, die an den Sehnen oder Gelenken des Handgelenks auftreten können. Sie können Schmerzen oder ein unangenehmes Gefühl verursachen, besonders bei Bewegung des Handgelenks.
Lunatummalazie: Bei dieser Erkrankung stirbt Knochengewebe des Mondbeins (Os lunatum) ab. Zu den Symptomen gehören Schmerzen im Handgelenk und eine eingeschränkte Beweglichkeit.
Arthritis: Entzündliche Gelenkerkrankungen wie die rheumatoide Arthritis können zu Schmerzen, Schwellungen und Steifheit in den Handgelenken führen.
Diagnose von Handgelenkschmerzen
Aufgrund der anatomischen Komplexität des Handgelenks gestaltet sich die Diagnose von Handgelenksschmerzen häufig schwierig. Unterschiedliche Erkrankungen und Beschwerdebilder können für Handgelenksschmerzen verantwortlich sein. Eine umfassende Anamnese (Krankengeschichte), in der der Arzt Fragen zu Beruf und Lebensumständen des Patienten stellt, hilft ihm dabei. In einer gründlichen körperlichen Untersuchung prüft der Arzt daher alle Funktionen des Handgelenks und versucht, die Handgelenksschmerzen genau zu lokalisieren.
Nach der klinischen Untersuchung hat der Arzt sich ein Bild von den Beschwerden gemacht und stellt eine erste Verdachtsdiagnose. Um diese zu bestätigen, stehen ihm zahlreiche diagnostische Möglichkeiten zur Verfügung. Mithilfe von bildgebenden Verfahren wie Ultraschall kann er die Situation von Sehnen, Muskeln und Bändern genau beurteilen. Auf dem Röntgenbild erkennt er, ob eine Handgelenksarthrose oder Rhizarthrose (Daumensattelgelenksarthrose) ursächlich für die Schmerzen ist. Aufgrund des fehlenden Knorpels ist der Gelenkspalt in der Bildgebung verschmälert dargestellt.
Behandlung von Handgelenkschmerzen
Die Behandlung von Handgelenksschmerzen richtet sich immer nach der Ursache der Beschwerden. Folglich erfordert beispielsweise eine knöcherne Verletzung andere Maßnahmen als eine Überlastung. Bei traumatischen Verletzungen wie einer Radiusfraktur kommen die konservativen Behandlungsmöglichkeiten schnell an ihre Grenzen. Die meisten Auslöser von Schmerzen im Handgelenk können Sie hingegen in vielen Fällen selbst behandeln.
Bei akuten Entzündungen ist eine Ruhigstellung in Kombination mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln indiziert. Wirkstoffe wie Diclofenac können als Salbe oder Gel lokal auf die Haut aufgetragen werden, wodurch sich die Gefahr von Nebenwirkungen reduziert. Diese Maßnahmen wirken dem Entzündungsprozess entgegen, sodass die Handgelenksschmerzen nachlassen, sobald der Auslöser für die Überlastung ausgeschaltet wurde.
Kehrt der Patient nach der Ruhigstellungsphase wieder in alte Verhaltensmuster zurück, können die Strukturen am Handgelenk allerdings relativ schnell erneut überreizen. Insbesondere bei der Bewältigung von Alltagstätigkeiten wie der Arbeit vor dem Computer belasten wir unser Handgelenk sehr.
Prävention von Handgelenkschmerzen
Um Handgelenkschmerzen vorzubeugen, können folgende Maßnahmen helfen:
Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Achten Sie auf eine ergonomische Einrichtung Ihres Arbeitsplatzes, insbesondere bei Tätigkeiten, die das Handgelenk belasten. Verwenden Sie eine ergonomische Tastatur und Maus, und stellen Sie Ihren Stuhl und Monitor so ein, dass Ihre Handgelenke in einer neutralen Position sind.
Regelmäßige Pausen: Legen Sie bei repetitiven Tätigkeiten regelmäßig Pausen ein, um Ihre Handgelenke zu entlasten. Führen Sie Dehnübungen und Lockerungsübungen durch.
Kräftigungsübungen: Stärken Sie die Muskulatur Ihrer Hände und Handgelenke durch gezieltes Krafttraining. Dies stabilisiert die Gelenke und beugt Verletzungen vor.
Vermeidung von Überlastung: Achten Sie darauf, das Handgelenk nicht über längere Zeiträume übermäßig zu belasten. Häufige Pausen, Dehnübungen und das Wechseln von Tätigkeiten können helfen, Überlastungen zu vermeiden.
Richtige Technik bei Sportarten: Wenn Sie Sportarten ausüben, die das Handgelenk belasten, achten Sie auf die richtige Technik und verwenden Sie gegebenenfalls Schutzausrüstung.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
In folgenden Fällen sollten Sie bei Handgelenkschmerzen einen Arzt aufsuchen:
- Nach einem Unfall oder Sturz, insbesondere wenn eine Fehlstellung des Handgelenks vorliegt
- Bei starken, anhaltenden oder zunehmenden Schmerzen
- Bei Schwellungen, Blutergüssen oder Bewegungseinschränkungen
- Bei Taubheitsgefühlen oder Kribbeln in den Fingern
- Bei Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom oder ein anderes Nervenkompressionssyndrom
- Bei chronischen Erkrankungen wie Arthrose oder rheumatoider Arthritis, die das Handgelenk betreffen
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