Dobermann-Krankheiten: Ein umfassender Überblick über Gehirnprobleme und andere rassetypische Erkrankungen

Der Dobermann, bekannt für seine Intelligenz, Loyalität und sein imposantes Erscheinungsbild, ist ein vielseitiger Gebrauchshund, der in verschiedenen Bereichen wie Polizei, Zoll und Militär eingesetzt wird. Interessenten an dieser Rasse sollten sich jedoch auch über die rassetypischen Gesundheitsprobleme informieren, um die bestmögliche Lebensqualität für ihren Vierbeiner zu gewährleisten. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Krankheiten und Eigenschaften des Dobermanns, wobei ein besonderer Fokus auf Gehirnproblemen liegt.

Dilatative Kardiomyopathie (DCM)

Die dilatative Kardiomyopathie (DCM) ist eine erbliche Herzkrankheit, die insbesondere bei größeren Hunderassen vorkommt, wobei der Dobermann überproportional häufig betroffen ist. Studien haben gezeigt, dass etwa jeder zweite Dobermann im Laufe seines Lebens an DCM erkrankt. Die Krankheit ist durch eine Schwächung des Herzmuskels gekennzeichnet, die zu einer eingeschränkten Pumpfunktion führt.

Diagnose und Verlauf

Die Diagnose von DCM erfolgt in der Regel durch einen Herzultraschall. Da beim Dobermann häufig eine arrhythmogene Form der DCM auftritt, die sich durch Herzrhythmusstörungen äußert, ist ein 24-Stunden-EKG für eine sichere Diagnose unerlässlich. DCM ist genetisch bedingt, tritt aber erst im Laufe des Lebens auf, meist zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr. Regelmäßige Untersuchungen, idealerweise jährlich, sind daher ratsam, um die Krankheit frühzeitig zu erkennen.

Die Krankheit verläuft in zwei Phasen:

  1. Okkulte Phase: In dieser Phase kompensiert das Herz die Pumpschwäche, sodass der Hund keine offensichtlichen Symptome zeigt.
  2. Klinische Phase: In dieser Phase treten Symptome wie Leistungsabfall, Husten, Ohnmachtsanfälle und Wasser in der Lunge (Lungenödem) auf.

Je früher DCM diagnostiziert und behandelt wird, desto länger kann der Hund mit der Krankheit überleben. In fortgeschrittenen Stadien ist die Prognose jedoch schlecht, und eine Euthanasie kann erforderlich sein, um einen qualvollen Tod zu verhindern. Ein plötzlicher Herztod durch Vorhofflimmern ist aufgrund der rassetypischen Herzrhythmusstörungen ebenfalls möglich.

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Umgang mit der Angst

DCM ist für betroffene Hundehalter eine enorme Belastung, da die Angst vor einem plötzlichen Herztod oder dem Fortschreiten der Krankheit ständiger Begleiter ist. Die Krankheit verursacht nicht nur psychischen Stress, sondern auch hohe monatliche Kosten für Medikamente und Nachuntersuchungen. Obwohl Züchter ihre Hunde auf DCM testen, kann keine Garantie gegeben werden, dass ein Welpe nicht erkranken wird.

Von-Willebrand-Krankheit (vWD)

Die von-Willebrand-Krankheit (vWD) ist eine angeborene Blutungsstörung, die durch einen Mangel an von-Willebrand-Faktor-Protein verursacht wird, das für die Blutgerinnung verantwortlich ist. Die Krankheit kann durch einen DNA-Test identifiziert werden, der einmal im Leben durchgeführt wird.

Genetik und Kategorisierung

Die gesamte Dobermann-Population kann in drei Kategorien unterteilt werden:

  • vWD-frei: Hunde, die das Gen nicht haben und nicht an der Krankheit erkranken.
  • vWD-Träger: Hunde, die eine Kopie des Gens haben, aber nicht an der Krankheit erkranken.
  • vWD-betroffen: Hunde, die zwei Kopien des Gens haben und an Blutungsstörungen leiden.

Nur vWD-betroffene Hunde haben eine Blutgerinnungsstörung. Es ist üblich, vWD-freie Hunde mit vWD-Trägern zu verpaaren, während vWD-betroffene Hunde nicht gezüchtet werden sollten.

Umgang mit der Krankheit

Im Allgemeinen entwickeln Dobermänner nur eine milde Form der vWD. Betroffene Hunde können ein langes Leben führen, wenn die Krankheit richtig behandelt wird. vWD-betroffene Dobermänner sind häufiger in westeuropäischen (Arbeits-)Linien und amerikanischen Dobermännern anzutreffen.

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Genetische Vielfalt

Die Eliminierung von vWD-Trägern aus der Zucht wird nicht empfohlen, da dies die genetische Vielfalt der Rasse erheblich reduzieren würde. Jedes Gen ist für viele Merkmale verantwortlich, und die Eliminierung von Trägern würde einen großen genetischen Pool auslöschen, den die Rasse dringend benötigt. Einige Züchter sind sogar bereit, vWD-betroffene Hunde zu züchten, um die Population zu diversifizieren.

Hüftdysplasie (HD) und Ellenbogendysplasie (ED)

Hüftdysplasie (HD) ist eine Fehlbildung des Hüftgelenks, die die Beweglichkeit einschränkt und mit zunehmendem Alter fortschreitet. Ellenbogendysplasie (ED) ist eine ähnliche Erkrankung, die das Ellenbogengelenk betrifft. Beide Erkrankungen werden durch Röntgenuntersuchungen diagnostiziert, wenn der Hund etwa 2 Jahre alt ist.

Bewertung und Zucht

Die Hüften werden in der Regel mit Vorzüglich (HD-A), Gut (HD-B), Mittelmäßig (HD-C) und Abwärts bewertet. Idealerweise sollten Hunde mit HD-A- oder HD-B-Bewertung gezüchtet werden. Hunde mit Hüftdysplasie sollten von der Zucht ausgeschlossen werden.

Bedeutung der Röntgenuntersuchung

Beim Kauf eines Welpen ist es wichtig, dass beide Elternteile geröntgt wurden und entsprechende Veterinärbescheinigungen vorliegen. Hüftdysplasie war vor Jahren ein großes Problem in der Rasse, weshalb Röntgenuntersuchungen obligatorisch waren.

Degenerative Myelopathie (DM) und zervikale Wirbelinstabilität (CVI) - Wobbler-Syndrom

Degenerative Myelopathie (DM) und zervikale Wirbelinstabilität (CVI), auch bekannt als Wobbler-Syndrom, sind genetisch bedingte Wirbelsäulenerkrankungen. DM betrifft normalerweise die hinteren Gliedmaßen, während das Wobbler-Syndrom spezifisch für Halswirbel ist und zu Nackenschmerzen und Lähmungen führen kann.

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Diagnose und Häufigkeit

Es gibt einen DNA-Test für DM, der einmal im Leben durchgeführt wird. CVI (Wobbler's) wird in der Regel erst identifiziert, nachdem ein Hund Anzeichen der Krankheit zeigt. Beide Erkrankungen sind in osteuropäischen Linien weniger verbreitet, treten aber gelegentlich vor.

Kupferspeicherkrankheit

Die Kupferspeicherkrankheit ist eine Erkrankung, bei der Hunde weniger Kupfer ausscheiden als gesunde Hunde, was zu einer übermäßigen Kupfereinlagerung in der Leber und anderen Organen führt. Dies kann zu Leberschäden und Zirrhose führen.

Symptome und Vererbung

Die Erkrankung beginnt typischerweise erst relativ spät mit Symptomen wie Gewichtsverlust, Lethargie, Müdigkeit, Erbrechen, Durchfall, abdominalen Schmerzen und neurologischen Störungen. Eine Variante im Gen der kupfertransportierenden ATPase ATP7B kann mit einem erhöhten Kupferlevel in der Leber assoziiert werden und wird autosomal-dominant mit unvollständiger Penetranz vererbt.

Umgang mit der Krankheit

Hunde mit der ATP7B-Variante sollten immer mit Hunden ohne ATP7B-Variante verpaart werden. Eine Variante im Gen der ATP7A-ATPase dagegen verringert das Risiko für Kupferspeicherkrankheit bei Hunden der Rasse Labrador Retriever mit ein oder zwei Kopien der ATP7B-Variante.

Dancing Doberman Disease

Die Dancing Doberman Disease ist eine seltene neurologische Erkrankung, die vor allem Dobermann-Pinscher betrifft. Die genaue Ursache ist unbekannt, jedoch wird eine Fehlfunktion im zentralen Nervensystem vermutet.

Symptome und Diagnose

Typische Symptome sind ein tänzelnder Gang und Muskelschwäche in den Hinterbeinen. Die Diagnose erfolgt durch klinische Beobachtungen und das Ausschließen anderer Krankheiten. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT können helfen, strukturelle Anomalien auszuschließen.

Therapie und Prognose

Eine kurative Behandlung gibt es nicht, jedoch kann Physiotherapie die Muskelfunktion unterstützen. Medikamente zur Beruhigung der Nervenaktivität können in manchen Fällen die Symptome lindern. Die Prognose ist im Allgemeinen gut, da die Krankheit nicht lebensbedrohlich ist und die Lebensqualität der Hunde oft nur geringfügig beeinträchtigt.

Forschung

Die Forschung konzentriert sich auf genetische Faktoren und die Pathophysiologie der Krankheit, um Diagnose und Behandlung zu verbessern.

Head Bobbing-Syndrom

Das Head Bobbing-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung, die durch unwillkürliches Kopfzittern gekennzeichnet ist. Die Ursache ist unbekannt, aber es wird vermutet, dass genetische Faktoren, neurologische Erkrankungen, Entzündungen oder Hirntumore eine Rolle spielen könnten.

Symptome und Diagnose

Typische Symptome sind plötzliches, unkontrolliertes Kopfzittern, das durch Ablenkung unterbrochen werden kann. Die Diagnose erfolgt durch Ausschluss anderer neurologischer Erkrankungen.

Behandlung

Es gibt keine spezifische Behandlung für das Head Bobbing-Syndrom. In einigen Fällen können Physiotherapie oder eine gesündere Diät eine Verbesserung erzielen.

Lysosomale Speicherkrankheiten (LSDs)

Lysosomale Speicherkrankheiten (LSDs) sind eine Gruppe von Erbkrankheiten, die durch fortschreitende neurologische Symptome gekennzeichnet sind. Bei Dobermännern wurde eine genetische Variante im MAN2B1-Gen gefunden, die für eine lysosomale Speicherkrankheit verantwortlich ist.

Symptome und Diagnose

Erste Symptome können bereits im Alter von etwa 2 Monaten auftreten, darunter Schwerfälligkeit und Schwierigkeiten beim Stehen mit häufigen Stürzen. Im weiteren Krankheitsverlauf entwickeln sich Aggressivität, Intoleranz gegenüber Pflege und Baden, zwanghaftes Verhalten sowie unkoordinierte Bewegungen und Schwierigkeiten beim Treppensteigen.

Wobbler-Syndrom (zervikale Spondylomyelopathie)

Das Wobbler-Syndrom ist eine Erkrankung der Halswirbelsäule und des Hals-Rückenmarkes, die zu Koordinationsstörungen führt. Es tritt besonders oft beim Dobermann auf, wobei männliche Hunde etwa doppelt so häufig betroffen sind wie weibliche.

Ursachen und Symptome

Die häufigste Ursache beim älteren Dobermann ist eine chronisch degenerative Bandscheibenerkrankung. Das Gangbild der betroffenen Hunde ist oft charakteristisch und setzt sich aus einer Koordinationsstörung der Hintergliedmaßen (Hypermetrie) und einer Hypometrie der Vordergliedmaßen zusammen.

Therapie und Prognose

Die Therapie hängt von der Art der Kompression, dem Alter des Tieres und dem Schweregrad der Symptome ab. Konservative Behandlungen mit Schmerzmitteln und Ruhe können die Symptome lindern, aber nichts am Rückenmarksschaden ändern. Operationen können erforderlich sein, um die Kompression des Rückenmarks zu beseitigen.

Der Dobermann: Wesen und Eigenschaften

Neben den genannten Krankheiten ist es wichtig, die rassetypischen Eigenschaften des Dobermanns zu berücksichtigen. Er ist intelligent, sensibel, treu, wachsam und anhänglich. Dobermänner sind Gebrauchshunde und benötigen viel Beschäftigung und Bewegung. Hundesportarten wie Agility, Obedience oder Fährtensuche sind ideal, um den Arbeitswillen des Hundes zu befriedigen.

Unterschiede zwischen Rüde und Hündin

Es gibt keine klassischen Merkmale, die allein den weiblichen oder männlichen Rassevertretern zuzuordnen sind. Allerdings werden den Geschlechtern oft folgende Charaktereigenschaften zugeordnet:

  • Hündin: Anhänglich, sehr misstrauisch gegenüber Fremden, sensibel, verteidigt vehement ihr Heim.
  • Rüde: Dominant, am liebsten dauernd draußen, nicht ganz so reserviert, aggressiv, niedrigere Reizschwelle als die Damen.

Erziehung und Haltung

Eine gute Sozialisation und Prägung im Welpenalter ist entscheidend für die spätere Entwicklung des Dobermanns. Er benötigt eine konsequente aber liebevolle Erziehung, und zwar sein Leben lang. Familienanschluss mit einer engen Bezugsperson, der er absolut vertrauen kann, ist ideal.

Ammenmärchen und Fakten

Es gibt einige Ammenmärchen über den Dobermann, die sich hartnäckig halten. Eines davon ist, dass Dobermänner dazu gezüchtet wurden, kleiner zu sein, damit ihr Gehirn zu groß für ihren Schädel ist. Dies ist jedoch ein Mythos. Dobermänner werden seit 1899 rein gezüchtet und wurden im Laufe der Zeit immer größer gezüchtet.

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