Nervenleistenkanalschmerzen: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Leistenschmerzen sind ein häufiges Problem, das viele Menschen betrifft. Die Leiste ist der Bereich des Körpers, der den Bauch mit dem Oberschenkel verbindet. Sie enthält wichtige Strukturen wie Muskeln, Sehnen, Bänder, Nerven und Blutgefäße. Schmerzen in diesem Bereich können verschiedene Ursachen haben und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

Anatomie der Leiste

Die Leiste (Inguen) bezeichnet den anatomischen Übergangsbereich vom Rumpf zu den unteren Extremitäten. Sie befindet sich im seitlichen Bereich des Unterbauches am Übergang zum Oberschenkel (Femur). Begrenzt wird die Leistenregion mittig vom Schambereich sowie seitlich durch die beiden Beckenkämme (Spina iliaca anterior superior).

In der Leistenregion befinden sich:

  • Muskulo-faszialer Ursprung der Bauchdecke
  • Muskelstränge, die den Rumpf mit dem Oberschenkel verbinden (M. iliopsoas und M.)
  • Gefäß-Nervenstraße (Canalis inguinalis, Leistenkanal), die den menschlichen Genitalbereich mit dem kleinen Becken im Unterbauch verbindet. Beim Mann verläuft in ihm der Samenstrang (Funiculus spermaticus), bei der Frau wird er vom Mutterband (Ligamentum teres uteri) durchzogen.

Ursachen von Nervenleistenkanalschmerzen

Nervenleistenkanalschmerzen können verschiedene Ursachen haben, die von Verletzungen über Erkrankungen bis hin zu strukturellen Problemen reichen. Es ist wichtig, die genaue Ursache der Schmerzen zu identifizieren, um eine angemessene Behandlung einzuleiten.

Leistenbruch (Hernia inguinalis)

Der Leistenbruch ist eine der bekanntesten Ursachen für Leistenschmerzen. Er entsteht, wenn die Gewebearchitektur der vorderen unteren Bauchwand auftretenden Kräften nicht ausreichend entgegenwirken kann und nachgibt, wodurch eine "Bruchpforte" entsteht. In Bauchfell (Peritoneum) eingefasste Darmanteile können durch diese Bruchpforte treten und eine sichtbare Volumenzunahme unter der Haut verursachen, was als "Bruchsack" bezeichnet wird.

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  • Direkter (medialer) Leistenbruch: Der Bruchsack durchdringt die Bauchdecke auf direktem Weg. Diese Form ist immer erworben und kann durch Bindegewebsschwäche, höheres Alter, genetische Veranlagung, Schwangerschaft, Übergewicht oder chronische Verstopfung entstehen.
  • Indirekter (lateraler) Leistenbruch: Der Bruchsack verläuft durch den inneren Leistenring. Diese Form kann sowohl erworben als auch angeboren sein, wobei letzteres entsteht, wenn sich in der Entwicklung des Embryos die Bauchwand nicht vollständig verschließt.

Sportlerleiste (weiche Leiste)

Die Sportlerleiste, auch als "weiche Leiste" bezeichnet, tritt häufig bei Sportlern auf, insbesondere bei Fußballern und Rugbyspielern. Sie entsteht durch eine Schwächung der Leistenstrukturen, oft aufgrund von Überlastung oder wiederholten Bewegungen.

Hüftgelenksprobleme

Probleme im Hüftgelenk können ebenfalls Leistenschmerzen verursachen. Dazu gehören:

  • Hüftarthrose (Arthrose coxae): Degenerative Verschleißprozesse im Hüftgelenk, die zu Schmerzen, insbesondere morgendlichen Anlaufschmerzen oder nach längerer Immobilisation, führen.
  • Hüftgelenksentzündungen (Arthritis coxae): Häufig begleitet von äußerlich feststellbarer Erwärmung, Rötung, Schwellung sowie Druckschmerzhaftigkeit. Die Schmerzen sind häufig bereits in Ruhe vorhanden.
  • CAM-Impingement: Eine Form des Hüftimpingements, bei der es zu einem Anschlagen des Oberschenkelhalses am Hüftpfannrand kommt.

Muskel- und Bandverletzungen

Verletzungen der Muskeln, Sehnen und Bänder in der Leistengegend können ebenfalls Schmerzen verursachen. Dazu gehören:

  • Leistenbandzerrung: Eine Überdehnung oder Zerrung des Leistenbandes.
  • Adduktorenzerrung: Eine Zerrung der Adduktorenmuskulatur an der Innenseite des Oberschenkels.
  • Akute Muskel- und Sehnenverletzungen: Verletzungen, die durch plötzliche Belastung, falsche Bewegungen oder fehlendes Aufwärmen entstehen können.

Nervenkompression

Eine Kompression von Nerven in der Leistengegend kann ebenfalls Schmerzen verursachen. Dazu gehören:

  • Spinalkanalstenose: Eine Verengung des Spinalkanals, die zu einer Kompression der Nervenwurzeln führt.
  • Läsion oder Kompression von Gefäßen oder Nerven: Verletzungen oder Druck auf Gefäße oder Nerven in der Leistengegend.

Weitere Ursachen

Neben den oben genannten Ursachen können Leistenschmerzen auch durch andere Faktoren verursacht werden, darunter:

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  • Urologische Störungen: Harnwegsinfekte, Prostatitis, Harnsteine.
  • Pathologische Hodenveränderungen: Wasseransammlung (Hydrozele) oder Krampfaderbildung im Hodenbereich (Varikozele).
  • Gynäkologische Ursachen: Endometriose, Gebärmuttermyome.
  • Maligne Tumoren: Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom), Eierstockkrebs (Ovarialkarzinom), Prostatakarzinom, Hodenkarzinom.
  • Blockade des Iliosakralgelenks (Kreuz-Darmbein-Gelenk): Charakteristisch ist ein ausstrahlender Schmerz in Leisten- und Rückenregion.
  • Menstruationsbeschwerden: Ziehende Schmerzen in der Leiste sowie dem Unterbauch aufgrund von starken Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur.
  • Abszesse und Entzündungen: Meist sind auch geschwollenen Leistenlymphknoten vorhanden.
  • Osteoporose und Knochenstoffwechselstörungen
  • Fußfehlstellungen und Beinlängenunterschiede

Symptome von Nervenleistenkanalschmerzen

Die Symptome von Nervenleistenkanalschmerzen können je nach Ursache variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Stechende, scharfe oder dumpfe Schmerzen in der Leistengegend
  • Schmerzen, die in den Oberschenkel, Unterbauch oder Rücken ausstrahlen
  • Schmerzen, die sich bei Bewegung, Belastung oder bestimmten Körperhaltungen verschlimmern
  • Schwellung oder Vorwölbung in der Leistengegend
  • Druckempfindlichkeit in der Leistengegend
  • Bewegungseinschränkungen
  • Taubheitsgefühle oder Kribbeln im Bein oder Fuß
  • Schmerzen beim Husten, Niesen oder Pressen

Diagnose von Nervenleistenkanalschmerzen

Die Diagnose von Nervenleistenkanalschmerzen umfasst in der Regel eine körperliche Untersuchung, eine Anamnese und bildgebende Verfahren.

Anamnese

Der Arzt wird Sie nach Ihren Symptomen, Ihrer Krankengeschichte und möglichen Risikofaktoren fragen. Dazu gehören Fragen wie:

  • Seit wann bestehen die Symptome?
  • Gab es ein auslösendes Ereignis?
  • Können Sie eine genaue Charakterisierung der Schmerzen und Lokalisation vornehmen?
  • Treten lagerungsbedingt Verschlimmerungen oder Verbesserungen auf?
  • Unter welchen weiteren Symptomen leiden Sie?
  • Litten Sie bereits schon einmal daran?
  • Bestehen aktuell Vorerkrankungen?

Körperliche Untersuchung

Der Arzt wird Ihre Leistengegend untersuchen, um nach Schwellungen, Druckempfindlichkeit oder anderen Auffälligkeiten zu suchen. Er wird auch Ihre Beweglichkeit testen und prüfen, ob bestimmte Bewegungen Schmerzen verursachen. Die körperliche Untersuchung besteht aus:

  • Inspektion: Untersuchung des Körpers auf Schonhaltungen und Fehlstellungen der Wirbelsäule oder des Beckens. Prüfung, ob Ihr rechtes und linkes Bein gleich lang sind.
  • Palpation: Abtasten von Muskelpartien, Sehnen und Bändern und Prüfung, ob eine Stelle druckempfindlich ist. Begutachtung vor allem die Hinterwand des Leistenkanals und beim Mann die Hoden, um mögliche Brüche zu erfühlen.
  • Funktionsuntersuchung: Testen Ihrer körperlichen Beweglichkeit, in der Regel im Stehen, in Rücken-, Seit- und Bauchlage. Auch eine neurologische Untersuchung gehört dazu.

Bildgebende Verfahren

In einigen Fällen können bildgebende Verfahren erforderlich sein, um die Ursache der Leistenschmerzen zu identifizieren. Dazu gehören:

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  • Ultraschall: Eine Ultraschalluntersuchung kann helfen, Weichteilstrukturen wie Muskeln, Sehnen und Bänder zu beurteilen und einen Leistenbruch zu erkennen.
  • Röntgen: Röntgenaufnahmen können helfen, Knochenprobleme wie Arthrose oder Frakturen zu erkennen.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT kann detailliertere Bilder von Weichteilstrukturen und Knochen liefern und helfen, Nervenkompressionen oder andere Probleme zu erkennen.

Behandlung von Nervenleistenkanalschmerzen

Die Behandlung von Nervenleistenkanalschmerzen hängt von der Ursache der Schmerzen ab. Zu den gängigen Behandlungsoptionen gehören:

Konservative Behandlung

  • Ruhe und Schonung: Vermeiden Sie Aktivitäten, die die Schmerzen verschlimmern.
  • Kühlung: Legen Sie mehrmals täglich für 10-15 Minuten einen Eisbeutel oder ein Kühlpack (in ein Tuch gewickelt) auf die schmerzende Stelle.
  • Wärme: Nach der Akutphase kann Wärme (z. B. warme Bäder oder Wärmepflaster) helfen, Muskelverspannungen zu lösen.
  • Schmerzmittel: Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAIDs) wie Ibuprofen oder Diclofenac können helfen, Schmerzen und Entzündungen zu lindern.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskeln zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Körperhaltung zu korrigieren.
  • Manuelle Therapie/Chirotherapie: Kann helfen, Blockaden im Iliosakralgelenk (ISG) zu lösen.
  • Akupunktur: Kann bei der Schmerzlinderung helfen.
  • Kinesiotaping: Kann die Muskeln und Gelenke unterstützen und die Schmerzen lindern.
  • Stoßwellentherapie: Kann bei Sehnenentzündungen und anderen chronischen Schmerzen helfen.
  • Autologes Blut Behandlung (PRP): Kann die Heilung von Sehnen- und Muskelverletzungen fördern.
  • Infiltrationen: Injektionen von entzündungshemmenden Medikamenten in die Leistengegend können helfen, Schmerzen zu lindern.

Operative Behandlung

In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um die Ursache der Leistenschmerzen zu beheben. Dazu gehören:

  • Leistenbruchoperation: Bei einem Leistenbruch ist in der Regel eine Operation erforderlich, um die Bruchpforte zu verschließen und den Bruchsack zu entfernen. Es stehen verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung, darunter die Operation nach Shouldice, die Operation nach Lichtenstein und die TAPP-Methode (Transabdominelle Präperitoneale Patchplastik).
  • Hüftarthroskopie: Bei Hüftgelenksproblemen wie einem CAM-Impingement kann eine Hüftarthroskopie durchgeführt werden, um den Knochenanbau zu entfernen und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Knieendoprothetik: Bei fortgeschrittener Arthrose des Hüftgelenks kann ein künstliches Hüftgelenk (Hüftendoprothese) eingesetzt werden.

Rehabilitation

Nach einer Operation oder bei konservativer Behandlung ist eine Rehabilitation wichtig, um die Muskeln zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die normale Funktion der Leistengegend wiederherzustellen. Die Rehabilitation kann Physiotherapie, Übungen und andere Maßnahmen umfassen.

Prävention von Nervenleistenkanalschmerzen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Nervenleistenkanalschmerzen vorzubeugen. Dazu gehören:

  • Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann helfen, das Körpergewicht zu kontrollieren und die Gelenke zu schonen.
  • Gute Körperhaltung: Eine gute Körperhaltung kann helfen, die Belastung der Leistengegend zu reduzieren.
  • Vermeidung von Überlastung: Vermeiden Sie Aktivitäten, die die Leistengegend überlasten.
  • Aufwärmen vor dem Sport: Wärmen Sie sich vor dem Sport ausreichend auf, um Verletzungen vorzubeugen.
  • Tragen von geeignetem Schuhwerk: Tragen Sie geeignetes Schuhwerk, um Fehlstellungen der Füße und der Beinachse zu korrigieren.
  • Heben mit der richtigen Technik: Verwenden Sie für schwere Lasten die richtige Hebetechnik, um die Belastung der Leistengegend zu reduzieren.

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