Rezeptfreie Nerventabletten im Test: Was hilft wirklich bei Unruhe?

In unserer schnelllebigen Zeit, in der Stress und Hektik allgegenwärtig sind, leiden viele Menschen unter Nervosität, innerer Unruhe und Schlafstörungen. Der Griff zu rezeptfreien Nerventabletten liegt da nahe. Doch welche Mittel sind wirklich wirksam und welche eher weniger geeignet? Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Optionen, von pflanzlichen Präparaten bis hin zu Johanniskraut, und gibt Ihnen einen Überblick über aktuelle Testergebnisse und wissenschaftliche Erkenntnisse.

Ursachen und Symptome von Nervosität und Unruhe

Rastloses Herz, ein nicht enden wollendes Gedankenkarussell und Einschlafprobleme - dies sind typische Anzeichen dafür, dass Nervosität und Unruhe den Alltag bestimmen. Dauerhafter Stress kann zu körperlichen Beschwerden wie Bluthochdruck und Rückenschmerzen führen. Auch die Psyche leidet, was sich in Unruhe, Reizbarkeit und Nervosität äußert. Es ist wichtig zu erkennen, wann Körper, Geist und Seele an ihre Grenzen stoßen und zu handeln.

Die Auswirkungen von Stress und Belastung sind individuell verschieden. Manche Menschen empfinden stressige Situationen seelisch als unangenehm, ohne dass es zu nachweisbaren körperlichen Veränderungen kommt. Andere reagieren mit deutlichen körperlichen Symptomen.

Pflanzliche Beruhigungsmittel im Test: Was bringt Linderung?

Viele Betroffene versuchen, ihre Beschwerden mit rezeptfreien Präparaten aus Drogerie oder Apotheke zu lindern. Diese Mittel enthalten oft pflanzliche Extrakte aus Baldrian, Johanniskraut, Lavendel oder Passionsblume und versprechen Hilfe bei Nervosität und Unruhe.

Stiftung Warentest: Ernüchternde Ergebnisse

Die Stiftung Warentest hat 28 rezeptfreie Mittel gegen Unruhe und Nervosität getestet und bewertet. Grundlage für die Bewertung war die wissenschaftliche Fachliteratur. Das Ergebnis: Viele frei verkäufliche Mittel gegen Nervosität zeigen keine ausreichende Wirkung. Nur vier Produkte wurden als "mit Einschränkung geeignet bei Nervosität und Unruhe zur Selbstbehandlung" eingestuft. Als Begründung wurde angeführt, dass die bisher vorliegenden Studien noch nicht ausreichen, um die therapeutische Wirksamkeit abschließend nachzuweisen.

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Die "mit Einschränkung geeigneten" Produkte laut Stiftung Warentest:

  • Abtei Baldrian forte, überzogene Tabletten
  • Euvegal Balance 500 mg, Filmtabletten
  • Klosterfrau Baldrian forte 600 Nervenruh, Tabletten
  • Sedonium, überzogene Tabletten

Als wenig wirksam wurden unter anderem folgende Produkte bewertet:

  • Sidroga Melissenblätter, Tee Filterbeutel
  • Zirkulin Einschlaf Dragees Baldrian+Hopfen
  • Abtei Nachtruhe Einschlaftropfen

Baldrian: Ein Hoffnungsträger?

Wer auf pflanzliche Beruhigungsmittel setzen möchte, sollte nach Einschätzung der Stiftung Warentest am ehesten zu Baldrian greifen, genauer gesagt zu Mitteln, die einen Baldrianwurzel-Extrakt enthalten. Allerdings ist hier die Zusammensetzung entscheidend. Nur für einen bestimmten Trockenextrakt der Baldrianwurzel legen wissenschaftliche Studien nahe, dass er bei Unruhe wirksam ist.

Johanniskraut: Hilfe bei leichten Depressionen?

Johanniskraut wird traditionell bei innerer Unruhe eingesetzt. Durch seinen Flavongehalt wirkt es als harntreibendes Mittel zum Beispiel bei Rheuma und Gicht. Das Öl wird zur Wundheilung und bei Verbrennungen eingesetzt und Einreibungen mit Johanniskrautöl waren auch sehr gebräuchlich bei Hexenschuß, Verrenkungen und bei Nervenschmerzen. Der Inhaltsstoff Hypericin bestimmt heute die gebräuchlichste Anwendung. Durch seine beruhigend, angstlösend, stimmungsaufhellende Wirkung wird er mit sehr großem Erfolg, z. B. bei Depressionen, Schlafstörungen, bei nervöser Erschöpfung und bei Beschwerden der Wechseljahre eingesetzt. Wichtig ist es aber darauf hinzuweisen, daß es bei längerer Einnahme von Johanniskraut zu einer Photosensibilisierung der Haut kommt. Dies bedeutet, daß die Haut lichtempfindlicher wird und es somit eher zu einer Hautreizung (Sonnenbrand) kommt. Besonders blonde und rothaarige Menschen sind davon betroffen.

Die Stiftung Warentest bewertet Johanniskraut in Form von Beruhigungstees jedoch als "wenig geeignet". In der "Evidenzbasierten Selbstmedikation" wird Johanniskraut-Extrakt hingegen zur Behandlung von leichten Depressionen im Rahmen der Selbstmedikation empfohlen und als vergleichbar wirksam wie verschreibungspflichtige Antidepressiva bei besserer Verträglichkeit eingestuft.

Lavendelöl: Entspannung für Körper und Geist?

Lavendelöl wird oft als beruhigendes Mittel bei innerer Unruhe und Schlafstörungen eingesetzt. Einige Studien deuten auf eine positive Wirkung hin, jedoch reichen die Daten laut Stiftung Warentest nicht aus, um eine therapeutische Wirksamkeit zu belegen. Zudem kann Lavendelöl Nebenwirkungen wie Aufstoßen, Übelkeit und allergische Reaktionen verursachen.

Weitere pflanzliche Mittel: Melisse, Hopfen und Passionsblume

Für Melisse, Hopfen und Passionsblume ist der Nutzen zur Behandlung von Schlafstörungen nicht ausreichend durch kontrollierte klinische Studien nachgewiesen. Die Stiftung Warentest stuft diese Präparate daher als "wenig geeignet" ein.

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Weitere rezeptfreie Alternativen

Neben pflanzlichen Mitteln gibt es noch weitere rezeptfreie Alternativen, die bei Nervosität und Unruhe helfen können:

  • Magnesium: Magnesium Glycinat von Nutrimea, unterstützt durch Vitamin B6, bietet eine umfassende Unterstützung für Muskeln, Nerven und Stressabbau. Es ermöglicht eine besonders schnelle Aufnahme und optimale Bioverfügbarkeit.
  • Pflanzliche Beruhigungsmittel von Pascoe: Das pflanzliche Beruhigungsmittel von Pascoe Naturmedizin seit 1895 ist sowohl laktose- als auch glutenfrei. Es ist geschmacksneutral und leicht zu schlucken.
  • Bachblüten: Bachblüten-Globuli Kinder von Mind8 bieten eine interessante Alternative für den Schulalltag. Mit sieben sorgfältig ausgewählten Bachblüten radionisch informiert, sind sie eine alkoholfreie und biologisch unbedenkliche Wahl für Kinder.
  • Pflanzliches Beruhigungsmittel von vivinox: Die Vivinox Beruhigungsdragees überzeugen durch ihre pflanzliche Zusammensetzung und die effektive Linderung von Unruhezuständen und Einschlafstörungen. Besonders hervorzuheben ist die Kombination aus Baldrian, Melisse und Passionsblume, die auf natürliche Weise beruhigt, ohne dabei Abhängigkeiten zu fördern.
  • Pflanzliche Beruhigungsmittel von Saint Nutrition: Die Saint Nutrition-C40 Schlaf Globuli sind im Vergleich zu anderen pflanzlichen Beruhigungsmitteln für jedes Alter und Geschlecht geeignet, darüber hinaus sind sie geschmacksneutral und ganz natürlich.

Wichtige Hinweise zur Einnahme von Nerventabletten

  • Dauer der Einnahme: Auch wenn Ihre Beschwerden zwei Wochen nach Beginn Ihrer Selbstbehandlung zum Beispiel durch pflanzliche Beruhigungsmittel unverändert bestehen, sollten Sie ärztlichen Rat suchen.
  • Alkohol: Vier der getesteten Präparate enthalten Alkohol. Das sollten insbesondere Leberkranke, Menschen mit Anfallsleiden und Schwangere beachten. Keines der getesteten Medikamente eignet sich für Kinder.
  • Wechselwirkungen: Mittel mit Johanniskraut können die Wirksamkeit anderer Arzneien abschwächen. Die Beipackzettel der "guten" und "sehr guten" Arzneien informieren umfänglich über solche Wechselwirkungen.

Entspannungstechniken und Lebensstiländerungen

Stressige Phasen in Beruf und Privatleben lassen sich nicht immer vermeiden. Umso wichtiger ist es, für einen Ausgleich zu sorgen und Entspannung in den Alltag zu integrieren.

Bewährte Methoden zur Stressbewältigung:

  • Entspannungstechniken: Yoga, progressive Muskelentspannung oder autogenes Training helfen, Atmung und Geist zur Ruhe kommen zu lassen.
  • Achtsamkeit: Achtsamkeitsübungen helfen, im gegenwärtigen Moment anzukommen und Stressoren bewusster wahrzunehmen.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung, vorzugsweise an der frischen Luft, baut Stress ab und fördert das Wohlbefinden.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten versorgt den Körper mit wichtigen Nährstoffen und unterstützt die Nervenfunktion.
  • Schlafhygiene: Achten Sie auf ausreichend Schlaf und einen regelmäßigen Schlafrhythmus.
  • Soziale Kontakte: Pflegen Sie soziale Kontakte und verbringen Sie Zeit mit Menschen, die Ihnen guttun.
  • Tagebuch schreiben: Wer seine Gedanken aufschreibt, der schafft Platz im Kopf. Das hilft vor allem dann, wenn man im Gedankenkarussell gefangen ist oder sich nicht konzentrieren kann, weil ständig neue Tabs im Kopf aufploppen.

Wann ist professionelle Hilfe notwendig?

Anhaltende Nervosität und Unruhe können Ausdruck von schwerwiegenden psychischen Problemen sein. Bei Depressionen, Zwangs- oder Angststörungen sollten sich Betroffene immer professionelle Hilfe suchen.

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