Ohrenschmerzen können vielfältige Ursachen haben, von harmlosen Erkältungen bis hin zu komplexeren Nervenentzündungen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Ursachen von Nervenentzündungen im Ohr, ihre Symptome und die entsprechenden Behandlungs- und Linderungsmöglichkeiten.
Ursachen von Nervenentzündungen im Ohr
Die Ohren sind besonders schmerzempfindlich, da die feine Haut, die Knochen und Knorpel umgibt, von zahlreichen Nerven durchzogen ist. Erkrankungen an einem oder beiden Ohren sind deswegen immer mit Schmerzen verbunden. Im Bereich des Ohrs verlaufen wichtige Gesichtsnerven, sodass unterschiedliche Erkrankungen über Nervenbahnen und Muskelstränge die Ohren in Mitleidenschaft ziehen können.
Verschiedene Auslöser können Nervenentzündungen im Ohr hervorrufen:
- Infektionen: In der Regel geht einer Mittelohrentzündung eine Erkältung, Grippe oder Nasennebenhöhlen-Entzündung voraus. Eine Innenohrentzündung (Labyrinthitis) wird durch eine Viren- oder Bakterieninfektion verursacht, die sich bis ins Ohr ausbreitet.
- Verletzungen: Kleine Verletzungen des Trommelfells wachsen innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder zu.
- Mechanische Kompression: Ein Blutgefäß kann den Trigeminusnerv komprimieren und so Schmerzen verursachen.
- Erkrankungen: Multiple Sklerose (MS) kann zu einer Schädigung des Nervs führen und trigeminusbedingte Schmerzen auslösen.
- Weitere Ursachen: Schäden oder Funktionsstörungen an der Halswirbelsäule können sich ebenfalls durch Ohrenschmerzen zeigen. Bisweilen macht sich auch die Psyche bemerkbar, wenn Ohrenschmerzen ohne körperlich erkennbaren Grund auftreten.
Symptome einer Nervenentzündung im Ohr
Abhängig davon, welche Nerven von der Entzündung betroffen sind, können verschiedene Symptome auftreten:
- Schmerzen: Stechende, brennende oder pulsierende Schmerzen in und um das Ohr. Die Schmerzen können intermittierend oder kontinuierlich auftreten und werden oft durch Berührung oder Bewegungen des Kopfes und Nackens verstärkt.
- Gefühlsstörungen: Kribbeln, Missempfindungen, Taubheitsgefühle, Empfindungsstörungen, elektrisierende Schmerzempfindungen.
- Funktionsstörungen: Muskelschwäche, Einschränkungen in der Feinmotorik (z.B. Zugreifen), Lähmungserscheinungen, Durchblutungsstörungen, Schweißausbruch.
- Weitere Symptome: Gehörverlust, Druckgefühl und Schmerzen in den Ohren, Flüssigkeitsaustritt aus dem Ohr, Probleme, scharf zu sehen, leichte Kopfschmerzen, verschwommenes Sehen, Benommenheit, Gleichgewichtsstörungen, veränderte Gangart sowie Drehschwindel.
Trigeminusneuralgie im Ohr
Die Trigeminusneuralgie (TN) ist eine schmerzhafte Erkrankung des trigeminalen Nervs, die starke Gesichtsschmerzen verursachen kann. Wenn der betroffene Bereich das Ohr ist, kann es zu intensiven Ohrenschmerzen und unangenehmen Ohrgefühlen kommen.
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- Symptome: Scharfe, stechende Ohrenschmerzen, die sehr intensiv und plötzlich auftreten können. Tinnitus (Ohrgeräusche), Überempfindlichkeit im Ohrbereich, Gefühl eines verstopften Ohrs.
Diagnose einer Nervenentzündung im Ohr
Die Diagnose einer Nervenentzündung im Ohr stützt sich typischerweise auf die klinische Untersuchung und die Anamnese des Patienten. Um die Ursache zu klären, sind verschiedene Untersuchungen notwendig. Maßgebend ist vor allem das Ausmaß der Entzündung. Um die betroffenen Nervenbahnen zu lokalisieren, stehen verschiedene neurologische bzw. physiologische Analyseverfahren im Vordergrund.
- Untersuchungen: Blutuntersuchungen, MRT, Neurosonografie, EMG (Methode zur Messung der elektrischen Muskelaktivität).
Behandlung von Nervenentzündungen im Ohr
Die Behandlung einer Nervenentzündung richtet sich nach der Ursache und der speziellen Art der Erkrankung.
- Medikamentöse Behandlung:
- Fiebersenkende Schmerzmittel zur Linderung von Schmerzen und Fieber.
- Antibiotika werden vor allem Kindern unter sechs Monaten eingesetzt.
- Antikonvulsiva (z. B. Carbamazepin) werden häufig eingesetzt, um die Schmerzen bei Trigeminusneuralgie zu lindern und die Nervenaktivität zu stabilisieren.
- Kortison kann in den ersten Tagen bei einer Entzündung des Gleichgewichtsnervs sinnvoll sein.
- Weitere Behandlungen:
- Abschwellende Nasentropfen dienen der besseren Belüftung, wenn die Mittelohrentzündung Folge eines Schnupfens ist.
- Physiotherapie: Sanfte Dehn- und Entspannungsübungen können helfen, die Belastung des betroffenen Nervs zu reduzieren.
- Chirurgische Behandlung: Bei Trigeminusneuralgie kann eine Mikrovaskuläre Dekompression in Erwägung gezogen werden, bei der der Nerv von komprimierenden Gefäßen befreit wird.
- Entfernung der Adenoiden: Sind die Adenoiden im Nasenrachen eine Mitursache, sollten diese in Narkose entfernt werden.
Linderung von Symptomen und Hausmittel
- Ruhe und Schlaf: Ruhe und viel Schlaf helfen bei einer Mittelohrentzündung, den Heilungsverlauf zu beschleunigen.
- Zwiebelsäckchen: Das Zwiebelsäckchen ist das bekannteste Hausmittel bei Ohrenschmerzen. Die ätherischen Öle der Zwiebel wirken antibakteriell, stoffwechselanregend und schleimlösend.
- Wärme oder Kälte: Heiße oder kalte Kompressen auf die schmerzende Stelle Ihres Gesichts können helfen, die Entzündung zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern.
- Massage: Eine sanfte Massage des Bereichs um Kiefer, Gesicht und Schläfen kann die Muskeln entspannen und die Durchblutung verbessern, wodurch Schmerzen vorübergehend gelindert werden.
- Vermeidung von Auslösern: Das Vermeiden von Auslösern wie Kälte, helles Licht, Kauen oder Sprechen kann hilfreich sein, um Schmerzattacken bei Trigeminusneuralgie vorzubeugen.
- Entspannungstechniken: Stress kann Schmerzen verschlimmern, daher können Übungen wie Meditation, tiefes Atmen oder Yoga helfen, Spannungen abzubauen und die Schmerzbehandlung zu verbessern.
- Weitere Maßnahmen:
- Patienten sollten zudem darauf achten, dass während einer Mittelohrentzündung kein Wasser beim Duschen oder Baden in die Ohren gelangt.
- Belüftung des Mittelohrs verbessern durch Inhalationen und Nasenspülungen mit Salz- oder Kamillenlösung. Auch abschwellende Nasentropfen und -sprays sorgen für Linderung.
Innenohrentzündung (Labyrinthitis)
Eine Innenohrentzündung (Labyrinthitis) ist eine Erkrankung, die durch eine Infektion des Mittel- oder Innenohrs hervorgerufen wird.
- Symptome: Beeinträchtigung des Hörvermögens, manchmal auch der Sehkraft, Benommenheit, gestörter Gleichgewichtssinn, Drehschwindel, Übelkeit.
- Behandlung: Medikamente (entzündungshemmende Mittel, Cortison), Bettruhe, Bewegungstherapie.
Neuritis vestibularis (Entzündung des Gleichgewichtsnervs)
Die Neuritis vestibularis ist eine Entzündung des Nervs, der vom Gleichgewichtsorgan im Innenohr zum Gehirn verläuft.
- Symptome: Drehschwindel, Fallneigung in Richtung der betroffenen Seite, Übelkeit, Erbrechen, unwillkürliche Bewegungen der Augen (Nystagmus).
- Behandlung: Medikamente gegen Übelkeit und Schwindel, Kortison, Rehabilitationsprogramm (Mobilisierung, Schulung der Gleichgewichtsfunktion, Training der Fähigkeiten zur Blickfixierung).
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
- Wenn Sie bei sich die Symptome einer Innenohrentzündung feststellen.
- Wenn die Symptome nicht innerhalb weniger Tage abklingen, sogar schlimmer werden oder neue Symptome auftreten.
- Wenn Sie morgens aufwachen und irgendeine Beeinträchtigung Ihres Hörvermögens feststellen.
- Bei schwereren Symptomen wie Doppeltsehen, Fieber, Schwäche, Ohnmachtsanfälle und Krämpfe.
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