Nervenschmerzen bei Fibromyalgie: Ursachen und Behandlung

Das Fibromyalgie-Syndrom (FMS), auch Faser-Muskel-Schmerz genannt, ist eine chronische Schmerzerkrankung, die durch weit verbreitete Schmerzen und Müdigkeit gekennzeichnet ist. Die Erkrankung beeinträchtigt Betroffene stark und schränkt ihre Lebensqualität erheblich ein. Eigene Aktivität und Bewegung sind wichtige Bausteine der Behandlung, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Symptome der Fibromyalgie

Die Fibromyalgie äußert sich vor allem durch chronische, tiefliegende Muskelschmerzen in verschiedenen Körperregionen. Die Schmerzen können sich wie Muskelkater oder Muskelzerrungen anfühlen und sind oft unberechenbar. Sie können jeden Tag anders sein, unterschiedlich stark oder an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten. Dies erschwert es Menschen mit Fibromyalgie, ihren Alltag zu planen.

Die drei Hauptsymptome sind:

  • Schmerzen in verschiedenen Körperbereichen, die länger als drei Monate bestehen
  • Erschöpfung und Müdigkeit
  • Schlechter, nicht erholsamer Schlaf

Zusätzlich zu den Hauptsymptomen können weitere Beschwerden auftreten, wie:

  • Kopfschmerzen
  • Verspannte Muskeln am Oberkörper, Kiefer und Gesicht
  • Regelschmerzen
  • Herzrasen und vermehrtes Schwitzen
  • Atemprobleme
  • Magen- und Darmbeschwerden
  • Überempfindlichkeit bei Reizen (Licht, Geräusche, Gerüche)
  • Konzentrationsschwierigkeiten und Gedächtnisprobleme ("fibro fog")
  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Seelische Beschwerden (Nervosität, Unruhe, Angst, Niedergeschlagenheit bis hin zur Depression)

Ursachen der Fibromyalgie

Die Ursachen der Fibromyalgie sind noch nicht vollständig geklärt und die multifaktoriellen Ursachen machen die Fibromyalgie zu einer komplexen Erkrankung, deren genaue Entstehung noch erforscht werden muss. Es gibt keinen eindeutigen Auslöser, aber es werden verschiedene Faktoren diskutiert, die zur Entstehung der Krankheit beitragen können.

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Genetische Veranlagung: In manchen Familien tritt Fibromyalgie häufiger auf, was für eine genetische Veranlagung spricht. Studien haben gezeigt, dass Menschen mit familiärer Vorbelastung anfälliger für die Entwicklung der Erkrankung sind.

Psychologische Faktoren: Psychische Belastungen wie Stress, traumatische Erfahrungen oder psychische Erkrankungen können eine Rolle bei der Entstehung und Verschlimmerung von Fibromyalgie spielen. Es besteht eine enge Verknüpfung zwischen psychischem Wohlbefinden und der Intensität der Fibromyalgie-Symptome.

Neurologische Aspekte: Neurologische Veränderungen im zentralen Nervensystem, insbesondere eine gesteigerte Schmerzempfindlichkeit (zentrale Sensibilisierung), können zur Entwicklung von Fibromyalgie beitragen.

Weitere mögliche Faktoren:

  • Ungesunder Lebensstil (Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen)
  • Infektionen und Krankheiten
  • Traumatische Ereignisse

Es ist wichtig zu beachten, dass es sich bei der Fibromyalgie nicht um eine entzündlich-rheumatische Erkrankung oder eine Erkrankung der Muskeln und Gelenke handelt. Entsprechend zeigen sich auch keine Veränderungen in den üblichen Laboruntersuchungen oder Auffälligkeiten im Röntgenbild.

Diagnose der Fibromyalgie

Die Diagnose der Fibromyalgie kann eine Herausforderung sein, da es keine spezifischen Tests gibt, um die Krankheit eindeutig nachzuweisen. Es gibt keine Blutwerte oder sichtbare Veränderungen auf Röntgenbildern, die eine Fibromyalgie sicher nachweisen. Oft vergeht eine längere Zeit, bis die Diagnose feststeht.

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Die Diagnose basiert auf einem ausführlichen Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt, einer körperlichen Untersuchung und dem Ausschluss anderer möglicher Ursachen für die Beschwerden.

Anamnese: Die Ärztin oder der Arzt stellt Fragen zur aktuellen Situation, dem Verlauf der Beschwerden und ob bereits Medikamente eingenommen werden.

Körperliche Untersuchung: Die Ärztin oder der Arzt untersucht die Betroffenen. Früher spielte die Anzahl der schmerzhaften Tender Points (Schmerzdruckpunkte) eine wichtige Rolle bei der Diagnose von Fibromyalgie. Diese Stellen werden zwar noch abgetastet, sie sind aber nicht das einzige Kriterium, da sie wenig zuverlässig sind.

Ausschluss anderer Erkrankungen: Es wird Blut abgenommen und im Labor untersucht, um beispielsweise den Vitamin-D-Wert zu bestimmen und andere Erkrankungen auszuschließen. Dazu gehören auch Entzündungen und Erkrankungen der Schilddrüse. Eventuell sind weitere Untersuchungen bei Ärztinnen oder Ärzten verschiedener Fachrichtungen nötig. Es kann sinnvoll sein, sich an eine spezialisierte Praxis oder Klinik zu wenden.

Fibromyalgie-Symptom-Fragebogen: Der sogenannte Fibromyalgie-Symptom-Fragebogen kann dabei helfen, die Beschwerden zu erfassen. Es könnte sich um Fibromyalgie handeln, wenn in den drei Monaten vor der Untersuchung mindestens 7 von 19 festgelegten Körperbereichen geschmerzt haben.

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Regionale Schmerzindex (WPI): Beim Regionalen Schmerzindex (Widespread-Pain-Index, kurz: WPI) wird der Körper in verschiedene Abschnitte unterteilt. Diese sind, jeweils auf beiden Seiten: Rücken, Brustkorb, Bauch, Hüfte, Schulter, Arme, Beine sowie der Kiefer. Wenn innerhalb der letzten drei Monate Schmerzen in 7 der 19 Bereiche aufgetreten sind, spricht vieles für eine Fibromyalgie.

Behandlung der Fibromyalgie

Fibromyalgie ist nicht heilbar, aber die Beschwerden können deutlich gelindert werden. Ziel der Behandlung ist eine bessere Lebensqualität. Es gibt keine Behandlung, die allen Betroffenen hilft. Häufig werden verschiedene Maßnahmen miteinander kombiniert. Je früher die Therapie beginnt, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Mehrere Monate können vergehen, bis eine Besserung spürbar ist.

Körperliche Aktivität: Bewegung im Alltag kann die Beschwerden bei Fibromyalgie deutlich verringern und das Wohlbefinden steigern. Leichter Sport hilft oft, sich besser zu fühlen und Ängste zu reduzieren - zum Beispiel Fahrradfahren, Schwimmen oder ein flotter Spaziergang. Am besten ist ein leichtes Training von etwa 30 bis 60 Minuten, das Betroffene dreimal die Woche ausführen. Fachleute empfehlen zweimal wöchentlich leichtes Kraft- und Funktionstraining, beispielsweise (Wasser-)Gymnastik unter Anleitung einer Physiotherapeutin oder eines Physiotherapeuten. Übungen im Warmwasserbecken und Thermalbäder können Schmerzen lindern, ebenso Saunagänge und sanfte Massagen.

Psychotherapie: Eine Psychotherapie, insbesondere die kognitive Verhaltenstherapie (KVT), kann helfen, im Alltag besser mit Schmerzen und anderen Beschwerden zurechtzukommen. Ziel einer kognitiven Verhaltenstherapie ist unter anderem, Schmerzen neu zu bewerten. Die Beschwerden verschwinden dadurch zwar nicht, nehmen aber nicht mehr so viel Raum im Bewusstsein ein. Gemeinsam mit dem behandelnden Therapeuten werden Denk- und Wahrnehmungsmuster betrachtet, die sich negativ auf den Patienten auswirken. Darauf basierend können anschließend neue Verhaltensstrategien entwickelt und erlernt werden, die die Schmerzwahrnehmung nachhaltig positiv verändern.

Medikamente: Bestimmte Medikamente, die auch bei Epilepsie und Depression eingesetzt werden, können bei Beschwerden und Schmerzen im Zusammenhang mit einer Fibromyalgie helfen. Die Medikamente beeinflussen Botenstoffe im Körper und damit auch die Empfindung von Schmerzen. Diese Tabletten sollten nur vorübergehend eingenommen werden. Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen werden nicht empfohlen. Sie wirken nicht auf die erhöhte Schmerzwahrnehmung und haben bisher keine Wirkung bei Fibromyalgie gezeigt. Antidepressiva können für besseren Schlaf sorgen und Verspannungen lösen, mitunter lindern sie auch Schmerzen. Allerdings können Antidepressiva auch individuell ausgeprägte Nebenwirkungen haben. Nicht empfohlen werden reine Schlaf- und Beruhigungsmittel sowie Kortison-Präparate und Cannabinoide.

Multimodale Schmerztherapie: Bei einem schweren Verlauf der Fibromyalgie werden häufig verschiedene Therapieformen miteinander kombiniert, zur sogenannten multimodalen Therapie. Dazu gehören Bewegung und Entspannungsübungen. Die kognitive Verhaltenstherapie, eine häufige Form der Psychotherapie soll helfen, Alltag und Schmerzen zu bewältigen. Auch Medikamente sind oft Bestandteil der multimodalen Schmerztherapie. Die Behandlung wird von verschiedenen Einrichtungen angeboten: Schmerzkliniken, Krankenhäuser mit psychosomatischer Abteilung, auf rheumatische Erkrankungen spezialisierte Kliniken.

Weitere Behandlungsansätze:

  • Entspannungstechniken (autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Yoga, Tai Chi)
  • Physikalische Therapien (Wärme- oder Kälteanwendungen, Massagen)
  • Ernährungsumstellung (auch wenn Auswirkungen einer bestimmten Ernährungsform auf FMS-Beschwerden bislang nicht wissenschaftlich nachgewiesen sind)

Was kann ich selbst bei Fibromyalgie tun?

Fibromyalgie und die damit verbundenen Schmerzen können einen starken Leidensdruck hervorrufen und die Lebensqualität stark einschränken. Es ist wichtig, eigene Strategien zum Umgang mit der Erkrankung zu entwickeln.

Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann sehr hilfreich sein.

Eigene Grenzen erkennen und akzeptieren: Es ist wichtig, die eigenen Belastungsgrenzen zu erkennen und zu akzeptieren.

Stress reduzieren: Stress kann die Symptome der Fibromyalgie verstärken. Entspannungstechniken und Stressbewältigungsstrategien können helfen, den Stress zu reduzieren.

Aktiv bleiben: Auch wenn es schwerfällt, ist es wichtig, aktiv zu bleiben und sich regelmäßig zu bewegen. Leichte sportliche Aktivitäten wie Spazierengehen, Schwimmen oder Radfahren können helfen, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Soziale Kontakte pflegen: Soziale Kontakte sind wichtig für das Wohlbefinden. Auch wenn es manchmal schwerfällt, sollte man sich nicht von sozialen Aktivitäten zurückziehen.

Sich nicht entmutigen lassen: Fibromyalgie ist eine chronische Erkrankung, die viele Herausforderungen mit sich bringt. Es ist wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen und weiterhin nach Wegen zu suchen, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

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