Nervenschmerzen, Vitamin-B12-Mangel: Ursachen und Behandlungsansätze

Die steigende Lebenserwartung in Deutschland geht mit dem Wunsch nach körperlicher und geistiger Fitness im Alter einher. Eine ausreichende Versorgung mit essenziellen Biofaktoren, insbesondere Vitamin B12, spielt eine entscheidende Rolle für die Nervengesundheit und die Minimierung des Risikos für altersbedingte Erkrankungen wie Alzheimer-Demenz.

Die Bedeutung von Vitamin B12 für die Nerven

Vitamin B12, auch Cobalamin genannt, ist an zahlreichen Stoffwechselprozessen beteiligt und essenziell für den Schutz der Nerven. Es ist notwendig für die Bildung der Myelinscheiden, die die Nervenfasern umhüllen und für die korrekte Informationsübertragung sorgen, ähnlich wie die Isolierung eines Kabels. Diese Nervenfaserhüllen sind in allen Nervensträngen vorhanden, einschließlich des zentralen Nervensystems von Rückenmark und Gehirn. Eine ausreichende Vitamin-B12-Zufuhr trägt somit zur Nervengesundheit bei. Das Vitamin spielt auch eine Rolle bei der Synthese von Hormonen und Neurotransmittern.

Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu Fehlübertragungen von Informationen führen, was sich in Symptomen wie Missempfindungen und Beeinträchtigungen der Gedächtnisleistung äußern kann. Da Vitamin B12 über einen langen Zeitraum in der Leber gespeichert wird, entwickelt sich ein Mangel oft schleichend und über einen längeren Zeitraum. Die Symptome können vielfältig sein und lange als normale Alterserscheinungen fehlinterpretiert werden.

Ursachen für Vitamin-B12-Mangel

Ein Vitamin-B12-Mangel kann verschiedene Ursachen haben:

  • Geringe Zufuhr mit der Nahrung: Eine einseitige Ernährung oder geringer Appetit, besonders im Alter, können zu einer unzureichenden Vitamin-B12-Zufuhr führen.
  • Gestörte Aufnahme im Magen-Darm-Trakt: Mit zunehmendem Alter kann die Aufnahme des Vitamins aufgrund der natürlichen Abnahme des Transportproteins beeinträchtigt sein. Chronische Darm- und Magenerkrankungen können die Aufnahme ebenfalls stören.
  • Einnahme von Medikamenten: Diabetes-Medikamente wie Metformin und Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol, Pantoprazol), die die Magensäurebildung hemmen, können die Aufnahme von Vitamin B12 beeinträchtigen.
  • Erhöhter Bedarf: Schwangerschaft, Stillzeit und bestimmte Erkrankungen können den Bedarf an Vitamin B12 erhöhen.
  • Weitere Risikogruppen: Senioren, insbesondere in Wohn- oder Pflegeheimen, Vegetarier und Veganer, sowie Personen mit chronischem Alkoholkonsum haben ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel.

Eine britische Studie aus dem Jahr 2003 zeigte, dass das Risiko für einen Vitamin-B12-Mangel mit zunehmendem Alter steigt. 10 % der über 65-Jährigen und 20 % der über 75-Jährigen waren betroffen.

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Symptome eines Vitamin-B12-Mangels

Ein Vitamin-B12-Mangel kann sich durch vielfältige Symptome äußern, die oft unspezifisch sind und daher leicht übersehen werden können:

  • Neurologische Symptome: Gangunsicherheit, Verwirrtheit, Gedächtnisstörungen, Kribbeln oder Taubheit in Händen und Füßen, Nervenschmerzen, Lähmungen, Koordinationsstörungen.
  • Psychische Symptome: Depressionen, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit.
  • Hämatologische Symptome: Hyperchrome Anämie (Blutarmut mit vergrößerten roten Blutkörperchen), Müdigkeit, Schwäche.
  • Weitere Symptome: Erschöpfung, Infektanfälligkeit, Zungenbrennen, Hautveränderungen.

Es ist wichtig zu beachten, dass neurologische Schäden, die durch einen Vitamin-B12-Mangel verursacht werden, irreversibel sein können, wenn sie zu lange unbehandelt bleiben. Daher ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend.

Diagnose eines Vitamin-B12-Mangels

Bei Verdacht auf einen Vitamin-B12-Mangel sollte eine umfassende Diagnostik erfolgen. Ein einfaches Blutbild ist oft nicht ausreichend, um einen Mangel festzustellen. Besser geeignet sind Messungen verschiedener Marker:

  • Vitamin-B12-Spiegel im Serum: Ein niedriger Wert kann auf einen Mangel hindeuten, ist aber nicht immer aussagekräftig.
  • Holotranscobalamin (Holo-TC): Dieser Wert gibt Auskunft über das tatsächlich für die Körperzellen verfügbare Vitamin B12 und ermöglicht eine frühzeitige Erkennung von leeren Speichern.
  • Methylmalonsäure (MMA): Ein erhöhter MMA-Wert deutet auf einen Vitamin-B12-Mangel hin, da MMA vermehrt entsteht, wenn in den Zellen zu wenig Vitamin B12 vorhanden ist.
  • Homocystein: Ein erhöhter Homocysteinspiegel kann ebenfalls auf einen Vitamin-B12-Mangel hindeuten, da Vitamin B12 für den Abbau von Homocystein benötigt wird.

Behandlungsmöglichkeiten bei Vitamin-B12-Mangel

Die Behandlung eines Vitamin-B12-Mangels hängt von der Ursache und dem Schweregrad des Mangels ab. In der Regel wird eine hochdosierte Vitamin-B12-Therapie eingesetzt, um die Speicher wieder aufzufüllen.

  • Orale Therapie: Bei leichteren Mängeln oder wenn die Aufnahme im Darm nicht gestört ist, kann Vitamin B12 in Tablettenform eingenommen werden.
  • Parenterale Therapie: Bei schwerwiegenden Mängeln oder bei Aufnahmestörungen wird Vitamin B12 in Form von Spritzen verabreicht, entweder intramuskulär (in den Muskel) oder subkutan (unter die Haut).

Die parenterale Gabe ist besonders bei neurologischen Symptomen empfehlenswert, da sie eine schnellere und zuverlässigere Aufnahme des Vitamins gewährleistet.

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Zusätzlich zur Vitamin-B12-Therapie ist es wichtig, die Ursache des Mangels zu behandeln, z. B. durch eine Ernährungsumstellung, die Behandlung von Grunderkrankungen oder die Anpassung der Medikation.

Vitamin B1, B6 und B9 (Folsäure)

Die B-Vitamine B1 (Thiamin), B6 (Pyridoxin) und B9 (Folsäure) sind ebenfalls für das Nervensystem von Bedeutung. Ein Mangel an diesen Vitaminen kann ebenfalls zu Nervenschäden, Erschöpfung und anderen Beschwerden führen.

  • Vitamin B1: Wichtig für die Funktion des Nervensystems. Ein Mangel kann zu Schäden des peripheren Nervensystems führen.
  • Vitamin B6: Beteiligt an der Bildung von Neurotransmittern und wichtig für den Abbau von Homocystein.
  • Vitamin B9 (Folsäure): Wichtig für die Zellteilung und den Abbau von Homocystein.

Ein Mangel an diesen Vitaminen kann durch eine Ernährungsumstellung oder durch Nahrungsergänzungsmittel behoben werden.

Neuropathie und Vitamin-B1-Mangel

Eine Neuropathie, insbesondere bei Diabetes mellitus, kann mit einem Vitamin-B1-Mangel in Verbindung stehen. Vitamin B1 ist für die Funktion des Nervensystems unerlässlich, und ein Mangel kann Nervenschäden verursachen oder verstärken. Diabetiker haben oft einen erhöhten Bedarf an Vitamin B1 und scheiden gleichzeitig vermehrt Thiamin über die Nieren aus.

Die Behandlung eines Vitamin-B1-Mangels kann mit Benfotiamin erfolgen, einer fettlöslichen Vorstufe von Vitamin B1, die vom Körper besser aufgenommen werden kann als wasserlösliches Vitamin B1. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Neuropathie sowie die Aufrechterhaltung gut eingestellter Blutzuckerwerte sind entscheidend, um Spätkomplikationen wie das diabetische Fußsyndrom zu vermeiden.

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