Nervenschmerzen und Long Covid: Ursachen und Behandlungsansätze

Die SARS-CoV-2-Pandemie hat in den letzten Jahren viele Menschen betroffen. Die Wissenschaft hat zwar Fortschritte beim Verständnis der Entstehung und Behandlung der akuten SARS-CoV-2-Infektion gemacht, doch die Langzeitfolgen, bekannt als Long-COVID, bleiben eine Herausforderung. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Nervenschmerzen im Zusammenhang mit Long-COVID und stellt verschiedene Behandlungsansätze vor.

Was ist Long-COVID?

Von Long-COVID spricht man, wenn Betroffene länger als 4 Wochen nach einer akuten SARS-CoV-2-Infektion an körperlichen oder geistigen Beschwerden leiden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert einen Post-COVID-19-Zustand als das Auftreten von Symptomen drei Monate nach Beginn von COVID-19, die mindestens zwei Monate anhalten und nicht durch alternative Diagnosen erklärbar sind. Diese Symptome können neu auftreten, nach einer anfänglichen Erholung einer akuten COVID-19 Episode persistieren oder im Laufe der Zeit fluktuieren. Schätzungen der WHO gehen im europäischen Raum von etwa 3 Prozent Betroffenen aus.

Symptome von Long-COVID

Die Symptome von Long-COVID sind vielfältig. Zu den häufigsten Beschwerden zählen:

  • Erschöpfung (Fatigue)
  • Kurzatmigkeit
  • Gedächtnisprobleme
  • Gelenkschmerzen
  • Gürtelrose
  • Hautausschlag
  • Haarausfall

Patienten berichten auch von neurologischen Symptomen wie Geruchs- und Geschmacksstörungen, Kopfschmerzen, Gedächtnisstörungen, Konzentrationsschwäche und Wortfindungsstörungen. Weitere Symptome sind depressive Zustände, Angststörungen, Schlafstörungen und Schwindelanfälle. Die Stärke der Beschwerden kann individuell sehr unterschiedlich sein. Bei manchen Betroffenen entwickelt sich sogar ein Symptomkomplex, der dem chronischen Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) gleicht.

Nervenschmerzen als Teil von Long-COVID

Nervenschmerzen (neuropathischer Schmerz) sind eine weitere mögliche Folge von Long-COVID. Sie können sich in Form von Kribbeln, Stechen, Brennen oder Taubheitsgefühlen äußern, vor allem in den Extremitäten. Diese Schmerzen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

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Ursachen von Nervenschmerzen bei Long-COVID

Die genauen Ursachen für die Entstehung von Long-COVID und insbesondere von Nervenschmerzen sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch mehrere Theorien und Erklärungsansätze:

  • Viruspersistenz: Das Immunsystem kann das Coronavirus möglicherweise nicht vollständig entfernen, wodurch Viren im Körper verbleiben und das Immunsystem immer wieder aktivieren.
  • Virenfragmente: Teile des Coronavirus könnten im Gewebe zurückbleiben und eine Immunreaktion auslösen, die zu einer langanhaltenden Entzündung führt.
  • Autoantikörper: Infolge der Viruserkrankung könnten sich Autoantikörper bilden, die sich gegen körpereigenes Gewebe richten und Autoimmunerkrankungen auslösen.
  • Gefäßentzündungen: Das Sars-CoV-2-Virus kann eine Gefäßentzündung verursachen, die zu Durchblutungsstörungen und Nervenschäden führen kann.
  • Regulationsstörung des vegetativen Nervensystems: Beim Long-Covid-Syndrom scheinen autoimmune Prozesse und eine Regulationsstörung des vegetativen Nervensystems für viele der auftretenden Symptome verantwortlich zu sein.
  • Critical-Illness-Polyneuropathie/Myopathie (CIP/CIM): Insbesondere bei Patienten, die während der akuten Infektion auf einer Intensivstation behandelt werden mussten, kann es zu bleibenden sensiblen und motorischen Nervenschäden kommen.

Risikofaktoren für Long-COVID

Verlässliche Aussagen zu Risikofaktoren gibt es nicht, allerdings zeigten zahlreiche internationale Studien, dass etwa das Alter, das Geschlecht und bestimmte Vorerkrankungen (etwa Asthma oder Diabetes) ebenso wie die Schwere des akuten COVID-19-Verlaufs das Risiko für Long COVID beeinflussen.

Behandlung von Nervenschmerzen bei Long-COVID

Da es derzeit keine gesicherte medikamentöse Behandlungsmöglichkeit zur vollständigen Heilung des Long COVID-Syndroms gibt, konzentriert sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome. Die Behandlung von Nervenschmerzen bei Long-COVID ist oft komplex und erfordert einen individuellen Therapieansatz. Folgende Behandlungsansätze können in Betracht gezogen werden:

  • Medikamentöse Therapie:
    • Schmerzmittel: Herkömmliche Schmerzmittel können zur Linderung von Nervenschmerzen eingesetzt werden.
    • Antidepressiva: Bestimmte Antidepressiva (z.B. Amitriptylin, Duloxetin) können bei neuropathischen Schmerzen helfen.
    • Antikonvulsiva: Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin, Pregabalin) werden ebenfalls zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt.
    • Kortisonspray: Bei Lungenbeschwerden verordnen Lungenfachärzte zum Teil Kortisonspray, um die überschießende Immunreaktion herunterzufahren.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen können helfen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann bei Kribbeln oder Gefühlsstörungen in Armen und Beinen helfen.
  • Atemtherapie: Atemtherapie kann bei Atemnot und Beklemmungsgefühlen helfen.
  • Psychotherapie: Eine begleitende Psychotherapie kann bei langandauernden und wechselhaften Symptomen sinnvoll sein.
  • Rehabilitation: Eine interdisziplinär ausgerichtete Rehabilitation kann helfen, die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
  • Naturheilkundliche Komplexbehandlung: Im Krankenhaus für Naturheilweisen (KfN) in München wird ein integrativer Behandlungsansatz verfolgt, der konventionelle Schulmedizin mit bewährten Therapiemaßnahmen aus der Naturheilkunde und der Homöopathie kombiniert.
  • Pacing: Das sogenannte „Pacing“ gilt als eine sehr wirkungsvolle Methode, um den eigenen Energiehaushalt bei starken Erschöpfungszuständen besser zu regulieren.

Die Schmerzklinik Kiel: Ein spezialisiertes Therapiezentrum

Die Neurologisch-verhaltensmedizinische Schmerzklinik Kiel unter der Leitung von Prof. Dr.med. Dipl.Psych. Hartmut Göbel bietet eine spezielle Therapie für Nervenschmerzen (neuropathischer Schmerz) sowie andere Formen chronischer Schmerzerkrankungen. Die Klinik verfügt über ein erfahrenes Team und spezialisierte Therapieprogramme zur Diagnostik und Behandlung von Long-COVID.

Long-COVID Reha

Viele Rehakliniken haben sich mittlerweile auf die Behandlung von Long-COVID spezialisiert. Die MEDICLIN Klinik Reichshof in Nordrhein-Westfalen ist eine Post-COVID-Schwerpunkt-Klinik, die ein interdisziplinäres Post-Covid-Reha-Programm für die stationäre Rehabilitation entwickelt hat. Dieses Programm beinhaltet eine standardisierte Diagnostik und einen übergreifenden fachärztlichen Expertenaustausch.

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