Nervenschmerzen nach Wirbelsäulenversteifung: Ursachen und Behandlung

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft. Wenn konservative Behandlungsmethoden versagen, kann eine Wirbelsäulenversteifung (Spondylodese) als letzte Option in Betracht gezogen werden. Trotz erfolgreicher Operationen können jedoch Nervenschmerzen auftreten. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Nervenschmerzen nach einer Wirbelsäulenversteifung.

Ursachen von Nervenschmerzen nach Wirbelsäulenversteifung

Es gibt verschiedene Ursachen für Nervenschmerzen nach einer Wirbelsäulenversteifung:

  • Postnukleotomiesyndrom (Failed Back Surgery Syndrome, FBSS): Anhaltende Schmerzen im Rücken nach einer Rückenoperation, die eventuell ins Bein ausstrahlen; Missempfindungen. Etwa 30 Prozent aller Patienten, die sich einer Bandscheibenoperation unterziehen, entwickeln im Anschluss ein Postnukleotomiesyndrom.
  • Unzureichende Diagnose vor der Operation: Manchmal wurde bei der OP-Planung vom Arzt übersehen, dass es neben dem Operationsziel noch weitere Ursachen der Schmerzen gibt. Häufig existiert neben den Bandscheibenproblemen noch eine schmerzhafte Arthrose der Facettengelenke. Behandelt der Arzt nur die Bandscheibe, kann diese Spondylarthrose weiterhin schmerzhaft sein. Auch die Operation in nur einem Segment der Wirbelsäule ist immer dann unzureichend, wenn auch angrenzende Segmente von Verschleiß und Strukturschäden betroffen sind.
  • Narbenbildung (Epidurale Fibrose): Narbenbildung und überschießende Bildung von Bindegewebe durch die Hülle des Rückenmarks (Epidura). Die epidurale Fibrose kann zu Verwachsungen (Adhäsionen) oder Druck auf Nervenwurzeln (Kompression) führen. In etwa jedem 3. Fall von Failed-Back-Surgery-Syndrom liegt der Auslöser in einer überschießenden Narbenbildung (Fibrose) der schützenden Hülle des Rückenmarks im Spinalkanal als Folge der Operation. Diese Narben treten in der Regel erst einige Zeit nach der Operation auf. Die postoperative Narbenbildung ist individuell bei den Patienten sehr unterschiedlich ausgeprägt. Narben der Epidura schränken die Beweglichkeit der Rückenmarkshülle ein und lösen dadurch Schmerzen aus. Postoperative Narben können auch auf Nerven des Rückenmarks oder Nervenwurzeln drücken und dadurch Rückenschmerzen verursachen.
  • Veränderung der Biomechanik: Eine Spondylodese (Wirbelkörperversteifung) in einem oder mehreren Segmenten der Wirbelsäule verändert immer die Beweglichkeit und erhöht die Belastung angrenzender Bezirke. Durch die Versteifung tragen die angrenzenden Segmente durch die Hebelwirkung wesentlich mehr Last. Auch die Überlastung der Muskeln um die Wirbelsäule ändert sich durch die Versteifung. Bestimmte Muskeln an den der Versteifung benachbarten Segmenten werden stärker belastet.
  • Instabilität: Erworbene Stenose des Rückenmarkskanals nach Operation. Foraminale Stenose (Verengung der Nervenaustrittfenster) durch Spondylarthrose.
  • Weitere Ursachen: Weiterer Bandscheibenvorfall. Zu wenig Bandscheibenmaterial wurde entfernt. Schmerzen im Iliosakralgelenk (ISG-Syndrom) strahlen aus oder entstehen nach Versteifung der Lumbalen Wirbelsäule. Nerven oder Muskeln beschädigt oder durch Änderung der Biomechanik überlastet. Implantate oder Schrauben sitzen sind nicht richtig im Gewebe oder lösen sich. Instabilität (Überbeweglichkeit bzw.

Symptome von Nervenschmerzen nach Wirbelsäulenversteifung

Typische Symptome von Nervenschmerzen nach einer Wirbelsäulenversteifung sind:

  • Anhaltende Schmerzen im Rücken, die eventuell ins Bein ausstrahlen (Ischialgie).
  • Schmerzqualitäten: Schmerzen sind dumpf, brennend oder treten als stechende, elektrische Impulse auf.
  • Bewegungsstörungen und Gefühlsstörungen.
  • Missempfindungen (Parästhesien).

Diagnose von Nervenschmerzen nach Wirbelsäulenversteifung

Die Diagnose von Nervenschmerzen nach einer Wirbelsäulenversteifung umfasst in der Regel folgende Schritte:

  1. Anamnese: Der Arzt befragt den Patienten ausführlich nach dessen Krankengeschichte, einschließlich der Art, Lokalisation und Dauer der Schmerzen, sowie bereits durchgeführter Behandlungen. Dabei ist es wichtig, die Beschwerden vor der Operation genau zu vergleichen mit den Beschwerden nach der Operation. Durch diesen Vergleich gewinnt der Orthopäde wichtige Hinweise, ob die eigentliche Ursache der Rückenschmerzen durch die Operation behandelt wurde.
  2. Körperliche Untersuchung: Der Arzt führt eine körperliche (orthopädische) Untersuchung durch, um die Beweglichkeit der Wirbelsäule, die Muskelkraft und die Reflexe zu überprüfen. Ebenso stellt der Arzt neurologische Ausfälle wie Gefühlsstörungen und Reflexsstörungen sowie Lähmungen fest. Zur neurologischen Untersuchung gehört auch der eindeutige Ausschluss von sofort operationsbedürftigen Störungen wie Infektionen, Verlust der Blasen- und Darmkontrolle oder schnell fortschreitender neurologischer Defizite.
  3. Bildgebende Verfahren:
    • Röntgenbilder: Röntgenbilder stellen das Skelettsystem der Wirbelsäule dar und bieten die Möglichkeit, auch das Ergebnis funktioneller Tests anzuzeigen. Daher machen die Wirbelsäulenspezialisten neben aufrechten Röntgenbildern auch Aufnahmen mit Vorbeugung und Rückbeugung des Patienten. Vor allem Beweglichkeitstörungen und Überbeweglichkeit der Wirbelkörper lassen sich mit funktionellen Röntgenbildern sehr gut darstellen.
    • MRT (Kernspintomografie): Die MRT mit ihrer hohen Weichteilauflösung ist die wichtigste Untersuchung für schmerzauslösende Veränderungen wie epidurale Fibrose (Bindegewebewucherungen im Epiduralraum), Narbengewebe in der Umgebung der Nervenwurzeln, erneuter Bandscheibenvorfall (Rezidiv) und entzündliche Veränderungen der Wirbelsäule (Spondylodiszitis).
    • CT: Wir verwenden das CT immer dann, wenn Metallimplantate zu Artefakten führen oder andere MRT-Hindernisse bestehen. bei einem Verdacht auf Spondylarthrose oder Osteochondrose der Wirbelkörper ist das CT ebenfalls von Vorteil.
  4. Weitere Untersuchungen: Bei neurologischen Ausfällen misst der Arzt zur Abklärung eventuell die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG), beziehungsweise führt eine Elektromyografie (EMG) durch. Bei der EMG misst der Mediziner die elektrische Muskelaktivität.

Behandlung von Nervenschmerzen nach Wirbelsäulenversteifung

Die Behandlung von Nervenschmerzen nach einer Wirbelsäulenversteifung zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Die Behandlung kann konservative und interventionelle Maßnahmen umfassen:

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  1. Konservative Behandlung: Nach einer vorangegangenen Operation ist die Erfolgswahrscheinlichkeit weiterer Operationen stark verringert. In erster Linie beschreiten wir daher den konservativen Behandlungsweg.
    • Medikamentöse Schmerztherapie: Medikamentöse Schmerztherapie und Entzündungshemmung kann die Schmerzen lindern. Wenn die Beschwerden zum Beispiel auf eine entzündliche Reizung des Epiduralraumes durch das ausgetretene Bandscheibenmaterial zurückgehen, könnten hochdosierte nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen helfen. In einigen Fällen sind nichtsteroidale Antirheumatika nicht ausreichend: Sie behandeln den Schmerz im Falle von Verklebungen (Adhäsion) der Spinalnerven mit der Epidura nicht ursächlich.
    • Physiotherapie: Ebenso gehört beweglichkeitsfördernde Physiotherapie und entzündungshemmende physikalischen Therapie zum Standard der konservativen Therapie des Postdisketomiesyndroms. Muskeln und Nervensystem müssen sind an diese Veränderungen anpassen: Physiotherapie und Aktivität unterstützen diese Anpassungsvorgänge. Je nach Ausgangssituation dauern diese Anpassungen unterschiedlich lange.
  2. Interventionelle Schmerztherapie: Wenn nichtsteroidale Entzündungshemmer und Physiotherapie den postoperativen Schmerz nicht besiegen, greift der behandelnde Arzt therapeutisch zu anderen Mitteln. In der Regel wählt er als nächsten Therapieschritt ein Verfahren der interventionellen Schmerztherapien, z. B. die Injektion mit steroidalen Entzündungshemmern.
    • Injektionen mit Kortison: Eine weitverbreitete Behandlung der therapierestenten epiduralen Fibrose ist daher die Injektion von steroidalen Entzündungshemmern (Kortison) durch die Öffnungen der Rückenmarksnerven in den Rückenmarkskanal durch die Nervenaustrittsstellen (Neuroforamen). Aber auch die Kortisoninjektionen zeigt häufig keine zufriedenstellenden Ergebnisse: Die schmerzauslösende überschießende Narbenbildung hindert den Wirkstoff daran, die schmerzenden Zielbereiche der Epidura und der Nervenwurzeln zu erreichen. Die Beseitigung von Narbengewebe ist mit Hilfe einer Injektionstherapie alleine nicht möglich.
  3. Epidurale Rückenmarkstimulation (SCS): Studien zufolge ist die epidurale Rückenmarkstimulation (spinal cord stimulation, SCS) bei Postnukleotomiesyndrom eine mögliche Behandlungsmethode, vor allem, wenn andere Therapiemaßnahmen (wie Medikamente) keinen Erfolg gebracht haben. Dabei bringt der Arzt mit einem kleinen Eingriff Elektroden auf der Rückenmarkhaut an, im sogenannten Epiduralraum. Durch diese leitet man dann elektrische Impulse geringer Intensität, um die Nerven im Rückenmark zu stimulieren. Diese Stimulation überlagert die Übertragung der Schmerzsignale an das Gehirn.
  4. Operation: Die erneute Operation nach postoperativem Schmerzsyndrom an der Wirbelsäule ist nur bei eindeutigen In…

Vorbeugung von Nervenschmerzen nach Wirbelsäulenversteifung

Es ist natürlich sehr wichtig, ein Failed-Back-Surgery-Syndrom gar nicht erst auftreten zu lassen. Operationen an der Wirbelsäule sollten daher sehr zurückhaltend empfohlen werden. Nicht jeder im Röntgen oder im MRT auftretende radiologische Befund an der Wirbelsäule muss operiert werden: Stattdessen legen wir besonders großen Wert darauf, bei der Indikationsstellung nachzuweisen, dass eine sichtbare Veränderung an der Wirbelsäule tatsächlich für die Rückenschmerzen verantwortlich sind. Wenn nicht die Schmerzursache, sondern lediglich einer der sichtbaren Befunde operiert wird, kann sich nach der Operation herausstellen, dass die Therapie nicht wirksam war. Es ist außerdem sehr wichtig, auch die gesamte körperliche und geistige Verfassung des Patienten in die Indikationsstellung miteinzubeziehen.

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