Nervenschmerzen: Ursachen und Einfluss psychischer Faktoren

Rückenschmerzen sind weit verbreitet und in der heutigen Zeit, geprägt von viel Sitzen und eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten, besonders relevant. Chronische Rückenschmerzen können jedoch auch psychische Ursachen haben. Stress und Anspannung können Verspannungen verstärken und die Schmerzwahrnehmung beeinflussen.

Was sind Nervenschmerzen?

Nervenschmerzen entstehen durch Schädigungen oder Beeinträchtigungen der Nerven, die Signale zwischen Gehirn, Rückenmark und anderen Körperteilen übertragen. Diese Schmerzen gehören zu den häufigsten Ursachen chronischer Schmerzen und können ohne akutes Trauma entstehen. Oft werden sie auf chronische psychische Belastungen zurückgeführt.

Der Zusammenhang zwischen Psyche und Rückenschmerzen

Psychische Faktoren können chronische Rückenschmerzen verstärken. Seelische Belastungen wie Ärger, ständige Anspannung oder psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen können die Schmerzverarbeitung im Körper empfindlicher machen. Schmerzen selbst können auch Stress verursachen. Der Umgang mit Schmerzen kann den Krankheitsverlauf beeinflussen. Sowohl übermäßiges Schonen als auch Durchhaltestrategien können Schmerzen chronisch werden lassen. Die Bewertung von Schmerzen als Bedrohung beeinflusst ebenfalls die Schmerzverarbeitung.

Psychische Belastungen als Ursache unspezifischer Rückenschmerzen

Psychische Belastungen können zu unspezifischen Rückenschmerzen beitragen, wenn keine Verletzungen oder Erkrankungen vorliegen. Unspezifische Rückenschmerzen können durch Bewegungsmangel, schwache Rumpfmuskulatur oder Fehlbelastungen entstehen, beispielsweise durch langes Sitzen. Psychische Belastungen wie Stress im Familienleben, finanzielle Sorgen, Selbstzweifel oder psychische Erkrankungen wie Depressionen sollten ebenfalls berücksichtigt werden. Studien haben gezeigt, dass es eine Verbindung zwischen Rückenschmerzen und der Psyche gibt.

Wie äußern sich psychisch bedingte Rückenschmerzen?

Ob Rückenschmerzen durch psychische Faktoren verursacht werden oder eine Erkrankung dafür verantwortlich ist, kann ein Arzt feststellen. Folgende Anzeichen deuten auf Rückenschmerzen durch Stress und Angst hin:

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  • Die Rückenschmerzen treten ohne erkennbare Ursache auf.
  • Die Rückenschmerzen nehmen bei emotionalen Belastungen oder Stress zu und in entspannten Situationen ab.
  • Die Rückenschmerzen werden von Gefühlen wie Angst oder Traurigkeit oder psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen begleitet.
  • Aus Angst vor Rückenschmerzen nehmen Betroffene eine Schonhaltung ein oder reduzieren ihre Aktivität, wodurch die Schmerzen zunehmen.

Wie kann die Psyche Rückenschmerzen verursachen?

Ein Ansatz bezieht sich auf das "Angst-Vermeidungsverhalten". Bei Schmerzen vermeiden viele Menschen Bewegungen oder Aktivitäten aus Angst vor einer Zunahme der Schmerzen. Während dies bei akuten Verletzungen sinnvoll ist, kann es bei chronischen Schmerzen kontraproduktiv sein und diese aufrechterhalten. Bewegungsmangel und Schonhaltungen können zu Verspannungen und neuen Schmerzen führen. Auch das Thema Selbstwirksamkeit spielt eine Rolle: Personen, die trotz Beschwerden zuversichtlich sind, aktiv zu sein, leiden meist weniger unter Schmerzen. Gefühle von Traurigkeit und Niedergeschlagenheit können die Schmerzempfindlichkeit erhöhen. Chronische Rückenschmerzen können Symptome einer Depression wie Antriebslosigkeit und mangelnde Selbstwirksamkeit verstärken, was zu Bewegungsmangel, Anspannung und schlechterer Schmerzbewältigung führt. Chronische Rückenschmerzen können auch durch Stress verursacht werden.

Stressbedingte Verspannungen und Nervenkompression

Anhaltender psychischer Stress führt oft zu chronischen Muskelverspannungen, besonders im Bereich der Wirbelsäule und der Extremitäten. Diese Verspannungen können Druck auf Nerven ausüben und Nervenreizungen oder Kompressionssyndrome verursachen. Ein Beispiel ist das Karpaltunnelsyndrom, bei dem Stress zu vermehrter Spannung in den Handgelenksmuskeln beiträgt und den Medianusnerv einengt.

Entzündungsfördernde Wirkung von Stress

Psychischer Stress kann die Ausschüttung von entzündungsfördernden Botenstoffen im Körper begünstigen.

Beeinträchtigung der Schmerzverarbeitung durch Stress

Stress kann die zentrale Schmerzverarbeitung im Gehirn verändern. Dies kann dazu führen, dass Betroffene Schmerzen intensiver und chronischer wahrnehmen, auch wenn die ursprüngliche Nervenschädigung gering ist.

Psychische Begleiterkrankungen

Anhaltender Stress kann Angstzustände und Depressionen auslösen oder verstärken. Diese psychischen Belastungen können körperliche Symptome wie Nervenschmerzen verstärken und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen.

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Was kann man selbst tun?

Körperliche Aktivität und regelmäßige Bewegung sind wichtig zur Linderung von Rückenschmerzen und zur Verbesserung der Stimmung. Die Art der Bewegung ist dabei nicht entscheidend, sondern sollte Freude bereiten. Es ist wichtig, im Alltag immer wieder die Position zu wechseln, aber auch, sich nicht zu viel vorzunehmen und das eigene Maß zu finden. Belastungspausen und Entspannung sind empfehlenswert. Gesundheitsförderndes Verhalten kann auch in Kursen erlernt werden. Es ist wichtig, seelische Zeichen ernst zu nehmen und bei Bedarf professionelle Hilfe zu suchen.

Entspannungstechniken

Entspannungstechniken wie Meditation und progressive Muskelentspannung können helfen, Stress abzubauen und die Auswirkungen von Nervenschmerzen zu mildern.

Bewegung

Bewegung setzt Endorphine frei, die das Wohlbefinden steigern und Stress reduzieren. Moderate Aktivitäten wie Spaziergänge oder Tanzen können helfen, Stress zu bewältigen und das Wohlbefinden zu steigern.

Schlaf

Ein gesunder Schlaf ist für Menschen mit Nervenschmerzen wichtig, da Schlafmangel mit höheren Entzündungswerten und einer empfindlicheren Schmerzgrenze einhergeht.

Achtsamkeit

Achtsamkeitsbasierte Therapien nutzen Achtsamkeitspraktiken wie Meditation und bewusste Gegenwärtigkeit, um Stress zu reduzieren und Schmerzen, einschließlich Nervenschmerzen, zu behandeln. Die achtsamkeitsbasierte Stressreduktion kann Betroffenen helfen, sich der Schmerzen bewusst zu sein, sie aber zu akzeptieren und nicht über sie zu urteilen.

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Medikamentöse Behandlung

Bestimmte Antidepressiva wie trizyklische Antidepressiva (z.B. Amitriptylin) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) (z.B. Duloxetin) werden manchmal zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt. Einige Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin oder Pregabalin) werden ebenfalls zur Behandlung von Nervenschmerzen eingesetzt. Benzodiazepine können in bestimmten Fällen helfen. Die Verwendung von Medikamenten bei Nervenschmerzen, die durch psychischen Stress beeinflusst werden, sollte von einem Arzt verschrieben und überwacht werden.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Wenn die genannten Maßnahmen nicht helfen, ist es ratsam, einen Arzt oder Therapeuten aufzusuchen.

Die Rolle der Therapie

Eine kognitive Verhaltenstherapie, ergänzt durch Körper-, Bewegungs-, Sozial- und Kunsttherapie, kann Menschen mit anhaltenden Rückenschmerzen unterstützen. Die Therapien finden meist ambulant statt und werden manchmal durch Medikamente ergänzt.

Das bio-psycho-soziale Modell des Schmerzes

Bei lang anhaltenden Schmerzen ist es hilfreich, die Lebenssituation des Betroffenen zu betrachten, da Körper, Geist und Seele eng miteinander verbunden sind. Dies muss dem Betroffenen nicht bewusst sein. Lösungswege können gefunden werden, wenn diese Zusammenhänge bewusst werden. Die häufigste Ursache für chronische Schmerzen ist eine Kombination aus langanhaltenden körperlichen, psychischen und sozialen Belastungen (bio-psycho-sozialer Dauerstress).

Erhöhte Stressbereitschaft als begünstigender Faktor

Im Gehirn gibt es eine "Stress-Alarmanlage", die bei Auslösung Stresshormone freisetzt und körperliche Empfindungen wie Schmerzen und Verspannungen dämpft. Belastende Erlebnisse in der Kindheit können die Reaktionsbereitschaft dieser Alarmanlage erhöhen.

Wie wird aus Stress Schmerz?

Stress macht krank, wenn mehr Stress in das "Fass hineinläuft als unten ablaufen" kann. Nach einer Phase langanhaltender Überbelastungen wird die "Stress-Alarmanlage" ausgelöst, was zu Muskelverspannungen führt. Diese Verspannungen können sich verhärten und zu ersten Schmerzen an Muskeln, Sehnenansätzen oder der Knochenhaut führen. Es kommt zu Mikroentzündungen, die im Blut nicht nachweisbar sind (Weichteilschmerz).

Wie wird aus Schmerz chronischer Schmerz?

Schmerzen erhöhen die Muskelverspannung zusätzlich, was zu Bewegungseinschränkungen, Erschöpfbarkeit und erhöhter Schmerzintensität führt. Einschränkungen im täglichen Leben verursachen Ärger, Angst und Mutlosigkeit, was den "inneren Stress" verstärken kann. Es droht ein Teufelskreis, in dem aus dem Akut-Schmerz ein Dauerschmerz wird. Die Nerven reagieren empfindlicher und es bildet sich ein "Schmerzgedächtnis". Der Betroffene befindet sich in der Phase der Chronifizierung. Sozialer Rückzug und Schonhaltungen können den körperlichen Zustand weiter verschlechtern und zu Ängsten bezüglich der finanziellen Zukunft führen. Selbstabwertung und Resignation können zu einer reaktiven Depression führen.

Gefühle als Ursache von Schmerzen?

Sowohl bei körperlichen Verletzungen als auch bei sozialem Verlusterleben wird die gleiche Hirnregion aktiviert, die für die Schmerzintensität zuständig ist. Auch "seelischer" Schmerz ist somit "echt". Menschen mit hoher Selbstbeherrschung und der Tendenz, ihre Gefühle zu unterdrücken, können Schmerzen im Körper entwickeln, für die der Arzt keine körperliche Ursache findet.

Die psychosomatische Perspektive

In der Sprechstunde für chronische Schmerzerkrankungen berichten Patienten oft, dass sie schon seit Monaten oder Jahren unter ihren Schmerzen leiden, niedergeschlagen sind und die Schmerzen ihren Alltag bestimmen. Oft haben sie bereits verschiedene Fachärzte aufgesucht, die ihnen nicht ausreichend weiterhelfen konnten. Es wird versucht herauszufinden, ob seelische Faktoren die Schmerzen verursachen oder verstärken. Meist ist es eine Mischung aus körperlichen und psychischen Faktoren mit unterschiedlicher Gewichtung. Psychosomatische Schmerzen sind nicht eingebildet.

Häufige psychosomatische Symptome

Häufige psychosomatische Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Nacken- oder Rückenschmerzen, Gelenkschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden, Herzrasen, Schweißausbrüche oder Atemnot. Die Beschwerden können verschwinden und wieder auftreten oder chronisch verlaufen. Je länger Betroffene warten, desto unwahrscheinlicher ist es, dass die Schmerzen einfach wieder verschwinden.

Das Schmerzgedächtnis

Wenn Schmerzen lange anhalten, senden Nerven dauerhaft Impulse an das Gehirn, was zu einer Überreaktion und Veränderungen in der Reizweiterleitung und -verarbeitung führt. Es entsteht ein Schmerzgedächtnis. Anstelle von Hormonen zur Schmerzhemmung sendet das Gehirn Botenstoffe aus, die die Schmerzempfindlichkeit erhöhen.

Beurteilung psychosomatischer Faktoren

In einem Erstgespräch werden alle körperlichen Befunde, Vorerkrankungen, Belastungsfaktoren und die berufliche und familiäre Situation betrachtet. Es wird auf Anzeichen für Depressionen geachtet. Oft werden die Schmerzen von äußeren Faktoren oder von inneren Faktoren wie Stimmung, Emotionen und Gedanken beeinflusst. Ein Schmerztagebuch kann helfen, Auslöser oder Muster zu erkennen. Es ist wichtig, sorgfältig zu prüfen, welche körperlichen, psychologischen und sozialen Faktoren eine Rolle spielen.

Behandlung psychosomatischer Symptome

Bei leichteren Formen reicht es aus, wenn der Arzt einfühlsam erklärt, woher die Beschwerden kommen und dass sie vermutlich harmlos sind. Es ist wichtig, Alltagsaktivitäten, Sport und Hobbys beizubehalten und soziale Kontakte weiter zu pflegen. Entspannungsübungen können helfen, das Nervensystem und die Gedanken zu beruhigen. Bei schwereren Formen sind spezialisiertere Therapieformate erforderlich.

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