Nervus Auricularis Magnus Neuralgie: Therapie und Behandlung

Der Nervus auricularis magnus, ein großer Ohrnerv, spielt eine wichtige Rolle bei der sensiblen Versorgung der Ohrmuschel, des Kieferwinkels und der Hautareale vor und hinter dem Ohr. Er entspringt dem Plexus cervicalis und besteht aus Nervenfasern, die dem Rückenmark im zweiten und dritten Halssegment entstammen. Schädigungen dieses Nervs, beispielsweise durch Tumore oder Operationen, können zu Neuralgien führen, die mit Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schmerzen einhergehen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Therapiemöglichkeiten der Nervus auricularis magnus Neuralgie.

Grundlagen des Nervus Auricularis Magnus

Der Nervus auricularis magnus tritt am Hinterrand des Musculus sternocleidomastoideus unter die Haut und teilt sich in zwei Äste auf: einen vorderen, der in Richtung Ohrspeicheldrüse verläuft, und einen hinteren, der zum Ohr zieht.

Definition und Symptome der Nervus Auricularis Magnus Neuralgie

Die Nervus auricularis magnus Neuralgie ist eine seltene Erkrankung, die durch Schmerzen im Bereich des Ohrs gekennzeichnet ist. Diese Schmerzen werden durch eine Reizung oder Schädigung des Nervus auricularis magnus verursacht, der die Haut um das Ohr versorgt. Typische Symptome umfassen stechende, brennende oder pulsierende Schmerzen in und um das Ohr. Die Schmerzen können intermittierend oder kontinuierlich auftreten und werden oft durch Berührung oder Bewegungen des Kopfes und Nackens verstärkt. Eine Allodynie (Berührungsempfindlichkeit) kann ebenfalls bestehen.

Ursachen und Diagnose

Die Ursachen der Nervus auricularis magnus Neuralgie sind vielfältig. Direkte Verletzungen, chirurgische Eingriffe in der Nähe des Nervs oder virale Infektionen, die zu einer Entzündung des Nervs führen, können die Erkrankung auslösen. Die Diagnose stützt sich typischerweise auf die klinische Untersuchung und die Anamnese des Patienten.

Auswirkungen auf Betroffene

Die Nervus auricularis magnus Neuralgie kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Der anhaltende, intensive Schmerz kann die tägliche Aktivität und den Schlaf stören.

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Konservative Therapiemaßnahmen

Zur Linderung der Symptome können verschiedene konservative Therapiemaßnahmen eingesetzt werden:

  • Physiotherapie: Sanfte Dehn- und Entspannungsübungen zur Verbesserung der Nackenmuskulatur und zur Entspannung der umgebenden Bereiche können helfen, die Belastung des betroffenen Nervs zu reduzieren.
  • Medikamentöse Therapie: Carbamazepin gilt als Substanz der ersten Wahl bei Neuralgien. Alternativ oder ergänzend können Lamotrigin, Phenytoin oder topische Kortikosteroide eingesetzt werden. In einigen Fällen kann Duloxetin (Cymbalta) bei neuropathischen Schmerzen helfen.
  • Lokalanästhetika: Eine diagnostische und zugleich therapeutische Infiltration des Erb-Punkts mit Lokalanästhetikum kann in manchen Fällen zu einer lang anhaltenden Remission der Neuralgie führen.

Invasive und Chirurgische Therapieansätze

Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichend helfen, können invasive oder chirurgische Therapieansätze in Betracht gezogen werden:

  • Neurolyse: Bei der Neurolyse wird der Nerv operativ von umliegendem Gewebe befreit, um Druck zu mindern. Im Falle einer NAM-Neuralgie kann eine chirurgische Exploration und Revision mit Neurolyse eine endgültige Beschwerdefreiheit ermöglichen.
  • Nervenrekonstruktion: In Fällen, in denen der Nerv durchtrennt wurde, kann eine Rekonstruktion versucht werden. Hierbei können Nerveninterponate, beispielsweise aus dem Nervus suralis, verwendet werden.
  • Resektion: In seltenen Fällen, insbesondere wenn andere Maßnahmen nicht erfolgreich sind, kann eine Resektion des Nervs erforderlich sein.
  • Mikrovaskuläre Dekompression: Bei der Trigeminusneuralgie, die ähnliche Schmerzmechanismen aufweisen kann, wird die Dekompression der Trigeminuswurzel als Verfahren der Wahl angesehen. Dabei wird der Nerv von komprimierenden Gefäßen befreit.
  • Ganglionblockade: In einigen Fällen kann eine Blockade des Ganglion cervicale superius (GLOA-GCS) erwogen werden, das nozizeptive Projektionen aus dem N. trigeminus vermittelt.
  • Radiofrequenztherapie: Die Radiofrequenztherapie kann zur selektiven Ausschaltung der nozizeptiven Fasern eingesetzt werden.
  • Ballonkompression: Die Ballonkompression nach Meglio, Cioni und Lobato ist eine weitere Option zur Behandlung von Neuralgien.
  • Glyzerolinfiltration: Hierbei wird das Cavum Meckeli mit Glyzerol infiltriert, um eine selektive Ausschaltung der nozizeptiven Fasern zu bewirken.

Rehabilitation nach Nervenläsionen

Die Rehabilitation des Nervus auricularis magnus nach Verletzungen oder Operationen ist ein wichtiger Aspekt der Behandlung. Ziel ist es, die Funktion des Nervs wiederherzustellen oder zumindest zu verbessern.

  • Frühzeitige Mobilisierung: Eine frühzeitige Mobilisierung und Physiotherapie können die Nervenregeneration fördern.
  • Medikamentöse Unterstützung: Neurotrophine wie der Nerve Growth Factor (NGF) können die Axone bilden und die Nervenregeneration unterstützen. Allerdings ist NGF bislang nicht als Pharmazeutikum verfügbar.
  • Chirurgische Rekonstruktion: Die chirurgische Rekonstruktion des Nervs sollte, wenn möglich, frühzeitig erfolgen. Studien haben gezeigt, dass eine sofortige Rekonstruktion bessere Ergebnisse erzielen kann als eine verzögerte.

Spezielle Aspekte bei Operationen der Ohrspeicheldrüse

Bei Operationen an der Ohrspeicheldrüse ist der Erhalt des Nervus auricularis magnus kein Standard. Während der sensible Nerv früher routinemäßig geopfert wurde, wird er heute bei gutartigen Neubildungen der Ohrspeicheldrüse häufiger erhalten. Dies kann jedoch zu postoperativen Neuralgien des Nervus auricularis magnus führen.

Der Nervus Trigeminus als Vergleich

Die Behandlung der Trigeminusneuralgie kann als Vergleich für die Therapie der Nervus auricularis magnus Neuralgie dienen. Bei der Trigeminusneuralgie liegt ebenfalls eine Funktionsstörung eines sensiblen Nervs vor, und die Therapie umfasst ähnliche Ansätze wie Medikamente, Nervenblockaden und chirurgische Eingriffe.

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