Die Nervus-auricularis-Neuralgie ist eine seltene Erkrankung, die durch Schmerzen im Bereich des Ohrs gekennzeichnet ist. Diese Schmerzen werden durch eine Reizung oder Schädigung des Nervus auricularis, eines der Nerven, der die Haut um das Ohr versorgt, hervorgerufen.
Ursachen der Nervus Auricularis Neuralgie
Die Ursachen der Nervus-auricularis-Neuralgie können vielfältig sein und reichen von direkten Verletzungen, chirurgischen Eingriffen in der Nähe des Nervs bis hin zu viralen Infektionen, die zu einer Entzündung des Nervs führen. Auch lokale strukturelle Läsionen im Bereich der Ohrmuschel, des äußeren Gehörgangs, des Trommelfells und des Mittelohrs können primäre Otalgien verursachen. Erkrankungen außerhalb dieser Regionen können in den Ohrbereich projizieren und zu Otalgien führen.
Sensorische Fasern des fünften, siebten, neunten und zehnten Hirnnervens projizieren in die Ohrmuschel, den äußeren Gehörgang, das Trommelfell und das Mittelohr. Der Nervus maxillaris des Nervus trigeminus versorgt mit dem Ramus auriculotemporalis die Ohrmuschel und die Region des Temporomandibulargelenks. Der Nervus intermedius des Nervus facialis innerviert den äußeren Gehörgang und den Tragus. Der Nervus glossopharyngeus und der Nervus vagus (Nervenwurzel C2 und C3) versorgen ebenfalls Teile des äußeren Gehörgangs und der Ohrmuschel.
Weitere mögliche Ursachen sind:
- Traumata: Lazeration, Verbrennung, Erfrierung der Ohrmuschel
- Infektionen: Abszessbildung im Bereich der Ohrmuschel
- Tumoren: Gutartige oder bösartige Neubildungen im Bereich der Ohrmuschel oder des äußeren Gehörgangs (Basaliome, Spinaliome, Adenokarzinome)
- Otitis externa: Akute Entzündung des äußeren Gehörgangs, oft nach Ohrtrauma, inadäquater Reinigung oder Kontakt mit kontaminiertem Wasser
- Maligne Otitis externa: Insbesondere bei Patienten mit Diabetes mellitus oder Immundefizit
- Zerumen: Ohrschmerzen und Ohrdruck durch Cerumenansammlung
- Fremdkörper: Entzündung des Gehörgangs durch Fremdkörper
- Akute Otitis media: Infektion der Mukosa des Mittelohres, meist auf dem Boden einer viralen Infektion der oberen Atemwege
- Akute Mastoiditis: Komplikation einer Otitis media mit hochempfindlicher und geschwollener Mastoidspitze
- Komplikationen bei Ausbreitung der Entzündung: Meningitis, intrakranieller Abszess, extraduraler Abszess (Petrositis)
- Akustikusneurom: Gutartiger Tumor der Neuralscheide des achten Hirnnerven
- Trauma des Trommelfells: Direkte Gewalteinwirkung, Kompressionstrauma, Fremdkörper
- Barotrauma: Erhöhter Druck im äußeren Gehörgang, z.B. durch plötzliche Druckveränderungen im Flugzeug oder beim Tauchen
- Trauma des Felsenbeins: Longitudinale oder transversale Fraktur
- Neubildungen des Mittelohres: Selten, aber bei chronischer Mittelohrinfektion oder polypöser Läsion in Betracht ziehen
Symptome der Nervus Auricularis Neuralgie
Typische Symptome der Nervus-auricularis-Neuralgie umfassen stechende, brennende oder pulsierende Schmerzen in und um das Ohr. Die Schmerzen können intermittierend oder kontinuierlich auftreten und werden oft durch Berührung oder Bewegungen des Kopfes und Nackens verstärkt.
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Weitere mögliche Symptome sind:
- Primäre Otalgie: Schmerzen der Ohrmuschel durch Traumata oder Infektionen
- Schmerzen im äußeren Gehörgang: Bei Otitis externa, Zerumenansammlung oder Fremdkörpern
- Fieber: Bei akuter Otitis media oder maligner Otitis externa
- Obstruierter äußerer Gehörgang: Bei maligner Otitis externa
- Rötung der Ohrmuschel und Entzündung des periaurikulären Bereiches: Bei maligner Otitis externa
- Druckschmerzempfindlichkeit des Tragus: Bei maligner Otitis externa
- Schwellung der Ohrmuschel und der Mastoidspitze: Bei maligner Otitis externa
- Allgemeines Krankheitsgefühl: Bei maligner Otitis externa
- Rötung, Entdifferenzierung und Vorwölbung des Trommelfells: Bei akuter Otitis media
- Eitriger Ausfluss: Bei akuter Otitis media oder Mastoiditis
- Starke Schmerzen temporoparietal, retroorbital sowie im Schläfenbereich: Bei Komplikationen wie Meningitis oder Abszess
- Hirnnervenläsionen: Bei Komplikationen wie Meningitis oder Abszess
- Parese des sechsten Hirnnerven, Otorrhö und Ohrschmerz (Gradenigo-Syndrom): Bei fortgeschrittenen Krankheitsbildern
- Tinnitus und fluktuierende Hörstörungen: Frühsymptome bei Akustikusneurom
- Prickeln sowie ein tiefer Schmerz im Ohr: Initiale Hinweise für Akustikusneurom
- Schwindel: Im weiteren Verlauf bei Akustikusneurom
- Taubheit im Bereich des Gesichts sowie eine Fazialisparese: Bei zunehmendem Druck des Tumors im Bereich des inneren Gehörgangs und Ausbreiten des Tumors auf die hintere Schädelgrube sowie den Kleinhirnbrückenwinkel mit Einbeziehung des fünften und siebten Hirnnerven
- Zerebelläre Symptome mit Sprachstörungen, Ataxie und Koordinationsstörungen: Bei Kompression des angrenzenden Kleinhirns durch Akustikusneurom
- Kopfschmerzen bei erhöhtem intrakraniellen Druck mit Übelkeit und Erbrechen sowie neuropsychologische Defizite, wie zum Beispiel Konzentrationsstörungen, Müdigkeit und Verlangsamung: Bei Verlegung der Liquorzirkulationswege durch Akustikusneurom
- Hörverlust und Schwindel: Bei Trauma des Trommelfells
- Lokalisierte oder ausstrahlende Schmerzen im Bereich des Mittelohres, aber auch im Verlauf des fünften, neunten und zehnten Hirnnerven: Bei Barotrauma
- Hämatotympanon und eine Leitungsschwerhörigkeit: Bei Barotrauma
- Schmerzen, die in die Versorgungsgebiete des fünften, neunten und zehnten Hirnnerven ausstrahlen: Bei Trauma des Felsenbeins
- Schallleitungsschwerhörigkeit oder eine Gesichtslähmung, Geschmackstörungen und gestörter Tränenfluss: Bei Trauma des Felsenbeins
- Drainage von Liquor oder Blut aus dem äußeren Gehörgang: Bei Trauma des Felsenbeins
- Ekchymose über dem Mastoid: Hinweis auf eine Schädelbasisfraktur
- Schallempfindungsstörung, Schwindel und Gesichtslähmung: Bei transversaler Fraktur des Felsenbeins mit Einschluss des inneren Gehörgangs
Diagnose der Nervus Auricularis Neuralgie
Die Diagnose dieser Erkrankung stützt sich typischerweise auf die klinische Untersuchung und die Anamnese des Patienten.
Wichtige diagnostische Schritte sind:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte, insbesondere Art, Lokalisation und Auslöser der Schmerzen
- Klinische Untersuchung: Untersuchung des Ohrs, des Kopfes und des Nackens, um andere Ursachen für die Schmerzen auszuschließen
- Otoskopie: Untersuchung des äußeren Gehörgangs und des Trommelfells
- Audiometrie: Hörtest zur Beurteilung des Hörvermögens
- Bildgebende Verfahren: CT oder MRT des Kopfes, um andere Ursachen für die Schmerzen auszuschließen, insbesondere bei Verdacht auf einen Tumor oder eine Entzündung
- Biopsie: Bei unklaren Läsionen der Ohrmuschel oder des äußeren Gehörgangs
- Nasenabstrich: Bei Verdacht auf Rhinitis zur Differenzierung zwischen inflammatorischer und allergischer Rhinitis
Auswirkungen auf Betroffene
Die Nervus-auricularis-Neuralgie kann die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen, insbesondere durch den anhaltenden, intensiven Schmerz, der die tägliche Aktivität und den Schlaf stören kann.
Behandlungsansätze
Zur Linderung der Symptome können verschiedene physiotherapeutische Maßnahmen hilfreich sein:
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- Sanfte Dehn- und Entspannungsübungen: Diese können helfen, die Nackenmuskulatur zu entspannen und die Belastung des betroffenen Nervs zu reduzieren.
- Speziell angeleitete Übungen zur Verbesserung der Nackenmuskulatur: Diese können dazu beitragen, die Stabilität und Flexibilität des Nackens zu verbessern.
Weitere Behandlungsoptionen sind:
- Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel, Antikonvulsiva oder Antidepressiva können zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Nervenblockaden: Lokalanästhetika oder Kortikosteroide können in die Nähe des Nervus auricularis injiziert werden, um die Schmerzen zu lindern.
- Chirurgische Dekompression: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv zu dekomprimieren.
Kopfschmerzen bei Erkrankung der Nase
Schmerzempfindungen aus dem Bereich der Nase werden über den ersten und zweiten Ast des Nervus trigeminus vermittelt. Ursachen für Kopfschmerzen bei Erkrankungen der Nase können insbesondere Nasenseptumdeviation, Septumhämatom, Septumabszess, virale, bakterielle, allergische, vasomotorische oder atrophische Rhinitis sein. Bei Kopfschmerzen im Zusammenhang mit Entzündungen der Nasennebenhöhlen wird die akute von der chronischen Sinusitis unterschieden. Früher bestehende Kopfschmerzen dürfen nicht auf die akut einsetzende Entzündung der Nasennebenhöhlen bezogen werden. Eine chronische Sinusitis ist als Ursache von Kopf- oder Gesichtsschmerzen nicht validiert, sofern es nicht zu einer akuten Exazerbation kommt.
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