Nervus Radialis Neuropathie: Ursachen, Symptome und Therapie

Die Nervus Radialis Neuropathie, auch bekannt als Radialisparese, ist eine Erkrankung, die durch eine Schädigung des Nervus Radialis verursacht wird. Dieser Nerv verläuft vom Hals abwärts durch den Arm und in die Finger und spielt eine wichtige Rolle bei der sensorischen Wahrnehmung und der motorischen Funktion des Arms und der Hand.

Einführung

Die Radialisparese kann verschiedene Ursachen haben und sich durch unterschiedliche Symptome äußern. Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Schädigung und den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten der Nervus Radialis Neuropathie.

Anatomie und Funktion des Nervus Radialis

Der Nervus Radialis ist ein gemischter Nerv, der sowohl sensorische als auch motorische Fasern enthält. Er entspringt dem Plexus Brachialis, einem Nervengeflecht, das aus den Spinalnerven der Wurzeln C5 bis Th1 gebildet wird.

Sensorische Funktion

Die sensorischen Fasern des Nervus Radialis übertragen Sinneseindrücke von der Haut des seitlichen Ober- und Unterarms sowie des Handrückens (Daumen bis Mittelfinger) zum Gehirn.

Motorische Funktion

Die motorischen Fasern des Nervus Radialis innervieren die Streckmuskulatur des Arms und des Unterarms, einschließlich des Trizeps, der für die Streckung des Ellenbogens verantwortlich ist, sowie der Hand- und Fingerstrecker.

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Ursachen der Nervus Radialis Neuropathie

Die Radialisparese kann auf unterschiedliche Weise entstehen. Meistens wird der Nerv im Arm eingeklemmt oder geschädigt, z. B. bei einer ungünstigen Schlafposition. An bestimmten anatomischen Lokalisationen ist das Risiko für eine Radialisschädigung erhöht.

Kompression

Eine häufige Ursache ist die Kompression des Nervs, beispielsweise durch:

  • Vorübergehende Einklemmung: Dies tritt häufig bei einer vorübergehenden Einklemmung des Radialisnervs auf; klassischerweise beim Tiefschlaf nach Alkoholkonsum („Parkbanklähmung").
  • Druck von außen: Zu enge Armbänder, Handschellen oder das Auflegen des Arms auf eine harte Kante können den Nervus Radialis komprimieren. Daher stammt auch die Bezeichnung des Syndroms als „Arrestantenlähmung" oder „Fesselungslähmung".
  • Anatomische Engstellen: Der Nerv kann auch im Radialtunnel eingeklemmt werden, wo er das Ellenbogengelenk überkreuzt.

Verletzungen

Verletzungen des Arms können den Nervus Radialis schädigen:

  • Knochenbrüche: Insbesondere Brüche des Oberarms (Humerusfraktur) können den Nerv verletzen, da er im mittleren Drittel des Oberarms dem Knochen sehr eng anliegt.
  • Ausrenkungen: Eine Auskugelung der Schulter kann ebenfalls zu einer Schädigung des Nervs führen.

Andere Ursachen

Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Nutzung von Unterarm-Gehstützen: Im Bereich der Axilla tritt sie häufiger bei Menschen auf, die Unterarm-Gehstützen benutzen.
  • Entzündungen: Entzündliche Prozesse können den Nervus Radialis beeinträchtigen.
  • Tumoren: In seltenen Fällen können Tumoren auf den Nerv drücken und eine Neuropathie verursachen.

Symptome der Nervus Radialis Neuropathie

Die Symptome einer Radialisparese hängen von der Lokalisation und dem Ausmaß der Nervenschädigung ab.

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Fallhand

Ein typisches Symptom ist die sogenannte Fallhand: Handgelenk und Finger können nicht mehr gestreckt werden.

Motorische Ausfälle

  • Einschränkung der Streckfunktion: Häufig ist die Streckfunktion im Handgelenk, Ellenbogen und in den Fingern eingeschränkt.
  • Lähmung des Trizeps: Bei Schädigungen, die weiter oben am Arm lokalisiert sind, kann auch der Trizeps gelähmt sein, sodass keine Ellenbogenstreckung mehr möglich ist.

Sensorische Störungen

Zusätzlich zu den motorischen Ausfällen können Störungen der Gefühlswahrnehmung auftreten:

  • Taubheitsgefühl: Eine Störung der Gefühlswahrnehmung im seitlichen Ober- und Unterarm sowie dem Handrücken (Daumen bis Mittelfinger) ist möglich.
  • Abgeschwächte Reflexe: Einige Reflexe am Arm können abgeschwächt sein.

Diagnose der Nervus Radialis Neuropathie

Von ärztlicher Seite besteht in der Regel kein Problem, die Diagnose zu stellen. Die Krankengeschichte und eine einfache Untersuchung reichen normalerweise aus. Manchmal ist die Diagnose dennoch schwierig, z. B. bei Schmerzen im Ellenbogen. In diesem Fall ist die Radialisparese nur schwer von einem Tennisarm zu unterscheiden.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Der Arzt wird zunächst die Krankengeschichte des Patienten erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen, um die Symptome zu beurteilen und mögliche Ursachen zu identifizieren.

Bildgebende Verfahren

  • MRT-Untersuchung: Bei Unsicherheit in Bezug auf die Diagnose oder bei einem schlechten Genesungsprozess ist möglicherweise eine MRT-Untersuchung des Arms zu empfehlen.
  • Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit und der Muskelfunktion: In Ausnahmefällen können auch Messungen der Nervenleitgeschwindigkeit und der Muskelfunktion erforderlich sein.

Therapie der Nervus Radialis Neuropathie

Die Nervus-radialis-Behandlung ist vielfältig und hängt von der spezifischen Art der Nervenschädigung ab. Bei leichten Schädigungen, in denen der N. radialis nur gequetscht ist, bessert sich die Lähmung oft ohne weitere Maßnahmen. Die Symptome klingen von selbst ab. In schwereren Fällen, wie bei einer kompletten Nervendurchtrennung, reichen die Behandlungsoptionen von gezielter Physiotherapie zur Förderung der Beweglichkeit und Muskelkraft bis hin zur Operation, um die Funktion der Hand wiederherzustellen.

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Konservative Therapie

  • Schiene: In dieser Zeit kann das Tragen einer Schiene sinnvoll sein, die das Handgelenk leicht gestreckt hält, um die Anwendung der Hand zu erleichtern.
  • Physiotherapie: Physiotherapie ist ein wichtiger Baustein in der Fallhand-Behandlung, ganz besonders, wenn du operiert wurdest. In der Frühphase der Rehabilitation konzentriert sich die Therapie darauf, den Arm vorsichtig außerhalb seiner Ruhigstellung zu bewegen. Dies verhindert, dass Sehnen sich mit umliegendem Gewebe verbinden und vernarben, was ansonsten zu anhaltenden Bewegungseinschränkungen führen könnte. Nach Entfernung der Schiene muss die Muskulatur aufgebaut werden, um die Funktion der Hand zu verbessern.
  • Ergotherapie: Wenn eine Fallhand chirurgisch durch die Wiederherstellung der Handsehnen behandelt wird, spielt die Ergotherapie eine wichtige Rolle im Rehabilitationsprozess. Patienten müssen lernen, mit alternativen Muskelgruppen die Hand zu strecken. Ergotherapeuten setzen dabei unterschiedliche Trainingsmethoden ein, um das Zusammenspiel von Gehirn, Nerven und Muskulatur zu fördern und zu verbessern.

Operative Therapie

  • Druckentlastung: Bei langanhaltenden Schmerzen, deren Ursache das Einklemmen des Nervs ist, z. B. im Bereich des Ellenbogens, kann ein operativer Eingriff nötig werden, um für eine Druckentlastung zu sorgen.
  • Nervennaht: Eine Operation ist meist dann notwendig, wenn der N. radialis komplett durchtrennt ist. Dabei werden die Nervenenden vom Chirurgen mit einer sogenannten Nervennaht wieder verbunden.
  • Nerventransplantation: Ist ein größerer Abschnitt des Nervs zusätzlich geschädigt, kann autogene Nerventransplantation helfen. Dafür wird dir an einer anderen Stelle ein nicht so wichtiger Nerv entnommen und an den N. radialis transplantiert.
  • Muskel- und Sehnenverlagerung: Falls die Transplantation eines Nervs nicht möglich ist, können Muskeln und Sehnen, die für die Bewegung des Handgelenks zuständig sind, an die Hand verlagert werden. Der Patient muss dann allerdings lernen, die neue Muskelpartie für die Streckung der Hand zu nutzen. Nach einer Operation wird die Hand über eine Schiene oder Orthese ruhiggestellt.

Prognose der Nervus Radialis Neuropathie

Bei den meisten Betroffenen liegt nur eine milde Form der Nervenläsion vor, die innerhalb einiger Tage bis Wochen ausheilt. Sind Teile des Nervens durchtrennt, so dauert die Genesung mitunter mehrere Monate. Die Radialisparese verschwindet normalerweise innerhalb weniger Wochen von selbst. Man bemerkt eine schrittweise Verbesserung der Funktion. In seltenen Fällen bleibt die Parese bestehen.

Differentialdiagnosen

Es ist wichtig, die Radialisparese von anderen Erkrankungen abzugrenzen, die ähnliche Symptome verursachen können:

  • Tennisarm (Epicondylitis humeri radialis): Insbesondere bei Schmerzen im Ellenbogen kann die Radialisparese schwer von einem Tennisarm zu unterscheiden sein.
  • Zervikale Radikulopathien: Nervenwurzelreizungen im Halsbereich (C6 und C7) können ähnliche Symptome verursachen.
  • Polyneuropathien: Generalisierte Nervenschädigungen können ebenfalls zu Sensibilitätsstörungen und Muskelschwäche führen.
  • Strecksehnenrupturen: Ein Riss der Strecksehnen kann ebenfalls zu einer Fallhand führen.
  • Radikuläre und spinale Syndrome: Erkrankungen des Rückenmarks oder der Nervenwurzeln können ähnliche Symptome verursachen.

Kompression des N. Radialis

Der N. radialis teilt sich knapp distal des Ellenbogengelenks in einen sensiblen R. superficialis und einen motorischen R. profundus auf. Beim Nervus-interosseus-posterior-Syndrom (NIP) handelt es sich um eine Einengung des R. profundus im proximalen Unterarmdrittel beim Eintritt in die Supinatorloge. Die typische Kompressionsstelle ist die Frohse-Arkade, der bindegewebige obere Rand des M. supinator.

Nervus-interosseus-posterior-Syndrom (NIP)

Beim NIP liegt ein ausschließlich motorisches Lähmungsbild ohne Sensibilitätsausfälle vor. Das Handgelenk kann zwar noch gestreckt werden, eine Streckung in den Grundgelenken der Finger ist jedoch nicht mehr möglich (Fallfinger). Die Kompression kann sich in zwei unterschiedlichen klinischen Bildern äußern, die im angelsächsischen Sprachraum als eigenständige Symptome dargestellt werden. Beim ersten dominieren Schmerzen („radial tunnel syndrome“), beim zweiten Paresen („PIN syndrome“). Bei der klinischen Untersuchung werden beim Druck auf die Durchtrittsstelle des R. profundus durch den M. supinator Druckschmerzen ausgelöst.

Kompression des R. superficialis

Zu einer Kompression des Nervs kann es auch beim Durchbruch des R. superficialis des N. radialis durch die Unterarmfaszie ca. 8-10cm proximal des Handgelenks kommen. Die Ursachen können extern sein (Uhren, Armbänder), aber auch traumatisch (distale Radiusfraktur), auch Ganglien oder Lipome kommen als Ursache infrage. Im Vordergrund stehen Schmerzen und Parästhesien am radialen Handrücken und am Daumen. Mit konservativer Therapie ist meist eine Besserung möglich.

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