Epilepsie kann im Arbeitsleben vielfältige Herausforderungen mit sich bringen. Das Netzwerk Epilepsie und Arbeit (NEA) bietet fundierte fachliche Beratung und umfassende Unterstützung für epilepsiekranke Arbeitnehmer, ihre Arbeitgeber sowie Fachkräfte rund um das Thema Epilepsie am Arbeitsplatz. Ziel ist es, die berufliche Teilhabe von Menschen mit Epilepsie zu sichern und Arbeitsverhältnisse zu erhalten.
Herausforderungen und Probleme bei Epilepsie im Arbeitsleben
Treten bei anfallskranken Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen erstmalig oder nach langer Zeit der Anfallsfreiheit wieder epileptische Anfälle auf, kann das für die Betreffenden zu vielfältigen Problemen führen. Können die bisherigen Tätigkeiten weiter ausgeübt werden? Ist eine Umsetzung in einen anderen Arbeitsbereich notwendig? Muss der Betrieb gewechselt werden? Welche Hilfen und welche Unterstützung gibt es?
In der täglichen Praxis wird häufig deutlich, dass die meisten drohenden Kündigungsfälle nicht auf einer realistisch objektivierbaren Gefahr, sondern vielmehr auf einem Mangel an adäquater Information beruhen. Häufig ist das Epilepsie-Syndrom nicht gut charakterisiert und die im individuellen Fall auftretenden Anfallsformen nicht differenziert beschrieben. Gelegentlich sind den Beteiligten die berufsgenossenschaftlichen Richtlinien für den zur Klärung stehenden Arbeitsplatz nicht bekannt. In anderen Fällen befürchten Arbeitgeber haftungsrechtliche Risiken, wenn ein Mitarbeiter einen epileptischen Anfall am Arbeitsplatz erleidet und sich hierbei verletzt.
Rechtliche Aspekte und Haftung des Arbeitgebers
Da Epilepsie-Patienten mit einem erhöhten alltäglichen Gefahrenrisiko leben müssen, sind diese Befürchtungen unbegründet, wenn der Anfall und die Verletzung in einer der häuslichen Umgebung vergleichbaren Situation aufgetreten wäre. Nur wenn der Arbeitgeber den epilepsiekranken Mitarbeiter grob fahrlässig gefährdet, in dem z. B. Fallhöhen, Umgang mit Strom, offenem Feuer, nicht ausreichend abgeschirmten gefährlichen Maschinen nicht entsprechend der Richtlinien der BGI 585 beachtet wurden und zu einer Gefährdung führen können, die über das alltägliche Risiko hinausgeht, oder wenn bei Patienten mit bekannter Anfalls-Provokation durch Schlafentzug Schichtdienst eingefordert wurde, kann der Arbeitgeber für die Folgen haftbar gemacht werden.
In der Praxis reichte es in den letzten Jahren in vielen Fällen aus, mit einem fachärztlich-neurologischen Attest den Arbeitgeber mit diesem Konzept des alltäglichen Gefährdungsrisikos von Epilepsie-Patienten vertraut zu machen, um Arbeitsplätze zu erhalten, die offensichtlich mehr durch unrealistische Sorgen der Arbeitgeber als durch tatsächlich begründbare Probleme der Arbeitnehmer gefährdet waren.
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Die Rolle des Netzwerks Epilepsie und Arbeit (NEA)
Das Netzwerk Epilepsie und Arbeit (NEA) unterstützt bei der Klärung von Fragen und Problemen im Zusammenhang mit Epilepsie am Arbeitsplatz. Die Ansprechpartner von NEA finden Sie - nach Bundesländern sortiert - auf der Webseite des Netzwerk Epilepsie und Arbeit. Auf Anfrage nimmt Ihr NEA-Fachteam an einem runden Tisch im Betrieb sowie an einer Arbeitsplatzbegehung mit den verantwortlichen Fachleuten teil. Nach eingehender fachlicher Beratung gelingt es häufig, bestehende Arbeitsverhältnisse zu erhalten.
Interdisziplinäre Zusammenarbeit für eine realistische Gefährdungseinschätzung
Es liegt auf der Hand, dass insbesondere in schwierigen Fällen nur mit einer effektiven Zusammenarbeit vieler Spezialisten die Gefährdung des einzelnen konkreten Falls realistisch erfasst werden kann: Die Charakterisierung des Epilepsie-Syndroms und der Anfallsformen sowie die Prognose-Beurteilung ist hierbei die Aufgabe eines Epilepsie-erfahrenen Neurologen. Dr. med. Wir erörtern die beruflichen Möglichkeiten bei Epilepsie. Im Detail geht es dabei häufig um anfallsbedingte Gefährdungen und um die Frage, ob besondere Arbeitsschutzmaßnahmen helfen können, anfallsbedingte Risiken auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Epilepsiezentrum Berlin-Brandenburg, Ec. Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Im Erich-Schmidt-Verlag ist 2022 das Praxishandbuch "Arbeitssicherheit bei Epilepsie" erschienen (Hrsg.
Struktur und Auszeichnungen des NEA
Derzeit besteht das Netzwerk aus 24 regionalen interdisziplinären Fachteams, an denen über 300 Experten beteiligt sind. Dazu zählen Neurologen, Betriebsärzte, Epilepsiezentren und Beratungsstellen, berufliche Rehabilitationseinrichtungen, Integrationsfachdienste, Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Rehabilitationsträger, Integrationsämter sowie Selbsthilfeverbände. Für besondere Verdienste zur Sicherung der beruflichen Teilhabe von epilepsiekranken Menschen wurde das Netzwerk Epilepsie und Arbeit (NEA) der Inneren Mission München mit der Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation ausgezeichnet. Damit würdigt die DVfR die herausragenden Leistungen des NEA bei der fundierten fachlichen Beratung und umfassenden Unterstützung von epilepsiekranken Arbeitnehmern, ihren Arbeitgebern sowie Fachkräften rund um das Thema Epilepsie am Arbeitsplatz. Die DVfR verlieh ihre höchste Auszeichnung, die „Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille", im Rahmen des DVfR-Kongresses am 24.10.2014 in Berlin an das Netzwerk Epilepsie und Arbeit der Inneren Mission München. Damit ehrt sie das herausragende Engagement dieses diakonischen Trägers und vieler Einzelpersonen, die an der erfolgreichen Entwicklung dieses bundesweiten Netzwerks beteiligt waren und sind.
In seiner Laudatio hob Prof. Dr. Michael Seidel hervor, dass der Erfolg des Beratungsnetzwerks NEA, ganz im Sinne von Prof. Kurt-Alphons Jochheim († 2013), dem Namensgeber der DVfR-Medaille und Pionier der modernen Rehabilitation in Deutschland, auf seiner interdisziplinären Ausrichtung, strukturierten Zusammenarbeit, individuellen Leistungserbringung und Mitbeteiligung der Selbsthilfe basiert. In diesem Sinne ist NEA ein vorbildliches Beispiel für erfolgreiche Rehabilitation. Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der DVfR, überreichte die Kurt-Alphons-Jochheim-Medaille mit Urkunde an Peter Brodisch, den Leiter des NEA-Teams bei der Inneren Mission München. Er wertete die engagierte Arbeit des NEA als einen zentralen Beitrag zur Inklusion epilepsiekranker Menschen auf dem Arbeitsmarkt. Im Namen des NEA-Teams dankte Peter Brodisch für die hohe Auszeichnung. In seinen Dankesworten machte Brodisch den Teamcharakter von NEA für das Publikum erlebbar, indem er für jeden der zur Verleihung der Medaille angereisten Förderer und Experten des NEA anerkennende Worte für die geleistete Arbeit und Unterstützung fand. Weitere Netzwerkmitglieder wurden spontan unter den Kongressteilnehmern noch ausgemacht und einbezogen. Peter Brodisch präsentierte damit sehr anschaulich, dass erfolgreiche Netzwerksarbeit immer von engagierten Menschen gestaltet wird.
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