Die Neurochirurgie erlebt einen Generationswechsel: Mehrere Kliniken in Deutschland haben in den letzten Jahren neue Chefärzte für ihre neurochirurgischen Abteilungen ernannt. Diese Personalwechsel bringen frischen Wind in die jeweiligen Einrichtungen und versprechen innovative Ansätze in der Patientenversorgung und Forschung. Im Folgenden werden einige dieser neuen Chefärzte und ihre Schwerpunkte vorgestellt.
Prof. Dr. Karl-Michael Schebesch am Klinikum Nürnberg
Seit dem 1. Juli 2023 leitet Prof. Dr. Karl-Michael Schebesch die Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Nürnberg. Er folgt auf Prof. Dr. Hans-Herbert Steiner, der sich in den Ruhestand verabschiedet hat. Schebesch freut sich über die Wahl zu Steiners Nachfolger und betont die Bedeutung des Klinikums Nürnberg als eines der größten in Europa.
Ein wichtiger Schwerpunkt von Prof. Schebesch ist die Tumorchirurgie. Er möchte den Patienten die Angst vor solchen Eingriffen nehmen und forscht daher an neuen Technologien zur Verbesserung neurochirurgischer Eingriffe. Ein Beispiel dafür ist die von ihm erfolgreich evaluierte und etablierte Fluoreszenz-Chirurgie. Bei diesem Verfahren wird den Patienten vor der Operation ein fluoreszierender Farbstoff verabreicht, der sich im Tumorgewebe anreichert. Unter speziellem Licht kann der Tumor so besser vom gesunden Gewebe abgegrenzt werden, was eine vollständigere Entfernung ermöglicht und gleichzeitig das gesunde Hirngewebe schont.
Weitere Schwerpunkte von Prof. Schebesch sind die Hirngefäßchirurgie und die Schädelbasischirurgie. Nach 22 Jahren in Regensburg kehrte der 49-Jährige in seine Heimatregion Nürnberg/Erlangen zurück. Zuvor war er stellvertretender Klinikdirektor und leitender Oberarzt an der Universitätsklinik Regensburg.
Prof. Dr. Florian H. Ebner am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen-Rüttenscheid
Prof. Dr. Florian H. Ebner ist seit kurzem neuer Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie am Alfried Krupp Krankenhaus in Essen-Rüttenscheid. Er folgt auf Prof. Dr. Rudolf Laumer, der Ende des Jahres in den Ruhestand gegangen ist.
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Prof. Ebner studierte Medizin in Verona und promovierte und habilitierte an der Medizinischen Fakultät in Tübingen. Mit über 2.800 Operationen verfügt er über eine große Erfahrung in der Neurochirurgie, insbesondere in der Gehirntumorchirurgie, Schädelbasischirurgie, bei Akustikusneurinomen, in der Vaskulären Neurochirurgie, bei Mikrovaskulären Konflikten sowie in der Wirbelsäulenchirurgie mit Rückenmarkschirurgie.
Die Klinik für Neurochirurgie in Essen-Rüttenscheid ist für ihre Expertise in der Vaskulären Neurochirurgie zertifiziert und wendet als eines von wenigen Zentren den extra-intrakraniellen Bypass sowie weitere minimalinvasive Therapien an.
Prof. Dr. Florian Ringel am LMU Klinikum
Seit dem 1. Januar 2025 leitet Prof. Dr. Florian Ringel die Neurochirurgische Klinik und Poliklinik am LMU Klinikum in München. Der gebürtige Münchner ist dem LMU Klinikum seit Jahrzehnten verbunden, da er dort bereits 1990 seinen Zivildienst absolvierte und anschließend Medizin studierte.
Von 2006 bis 2015 war Prof. Ringel am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität (TU) München tätig, zuletzt als Leitender Oberarzt und Stellvertretender Klinikdirektor der Neurochirurgischen Klinik. Anfang 2016 wechselte er als kommissarischer Direktor an die Neurochirurgische Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz, wo er 2017 offiziell Klinikdirektor wurde.
Prof. Ringel ist aktives Mitglied in verschiedenen wissenschaftlichen und standespolitischen Gesellschaften und aktuell Präsident der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft (DWG). Seine klinischen Schwerpunkte liegen in der neurochirurgischen Onkologie (insbesondere die chirurgische Behandlung von Hirntumoren), der vaskulären Neurochirurgie (Behandlung von Aneurysmen) und der komplexen Wirbelsäulenchirurgie.
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Prof. Ringel plant, am LMU Klinikum ein Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie zu etablieren und technische Neuerungen wie Robotik einzubinden. In der Forschung liegt sein Fokus auf der Neuroonkologie, insbesondere dem Funktionserhalt nach Tumorresektionen. Eine eigene Arbeitsgruppe soll sich um spinale Infektionen kümmern.
Haythem Masry am Klinikum Frankfurt (Oder)
Im Klinikum Frankfurt (Oder) hat Haythem Masry, bislang Leitender Oberarzt, die Position des Chefarztes in der Klinik für Neurochirurgie übernommen. Er wird diese Aufgabe zunächst gemeinsam mit Dr. med. Uwe Schröder ausüben, der sich im November in den Ruhestand verabschiedet. Masry kam 2007 als Arzt in Weiterbildung in das Klinikum Frankfurt (Oder), wo er seine Facharztausbildung für Neurochirurgie abschloss. Auch zukünftig wird die enge Zusammenarbeit im Neurokompetenzzentrum Brandenburg-Berlin fortgesetzt.
Dr. David Schul am InnKlinikum Altötting
Das InnKlinikum hat zum Jahreswechsel sein medizinisches Angebot in Altötting um eine Hauptabteilung für Neurochirurgie erweitert. Die Leitung hat der jüngst zum Chefarzt ernannte Neurochirurg Dr. David Schul übernommen. Damit können auch komplexe Operationen am Gehirn und der Wirbelsäule vorgenommen werden.
Die Neurochirurgie ist sehr stark mit anderen Abteilungen des InnKlinikums vernetzt. Der enge Schulterschluss mit der Neurologie, Radiologie, Onkologie, Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie, Anästhesie und Intensivmedizin des InnKlinikum sowie eine intensive Zusammenarbeit mit externen Partnern, wie den Hausärzten, niedergelassenen Fachärzten und Orthopäden, ermöglicht bei den komplexen Krankheitsbildern eine umfassende und patientenzentrierte Behandlung. Durch Kooperationen wie den Anschluss an das Neuronetzwerk der Kliniken Südostbayern wird die neue Hauptabteilung zusätzlich gestärkt.
Dr. Schul war drei Jahre lang als Leitender Oberarzt der Wirbelsäulenchirurgie am InnKlinikum Mühldorf und am MVZ Mühldorf tätig. Sein klinisches Interesse gilt, neben der Wirbelsäulenchirurgie, hauptsächlich der Neuroonkologie, vaskulären Chirurgie, Schädelbasischirurgie und Stereotaxie. Im Jahr 2018 leitete Dr. Schul interimsweise die Schädelbasis-Abteilung des Tel-Aviv Medical Centre in Israel.
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Im Altöttinger OP-Zentrum können Eingriffe mithilfe modernster Technologien wie intraoperativer Bildgebung, Navigationssystemen und mit minimalinvasiven Operationsverfahren durchgeführt werden. Der absolute Schwerpunkt seiner Arbeit und der seiner Kollegen liege jedoch auf der einfühlsamen, individuellen Betreuung jedes einzelnen Patienten, betont Dr. Schul. Gefragt nach seiner Zukunftsvision erklärt der Neurochirurg: „Wir werden den heimischen Patienten vor Ort eine optimale Behandlung anbieten, die auf gleichem Niveau liegt, wie jene in den großen Hauptstadtzentren.“
Prof. Dr. Ehab Shiban am CTK Cottbus
Prof. Dr. med. Ehab Shiban ist der neue Chefarzt der Neurochirurgie am CTK (Carl-Thiem-Klinikum) in Cottbus. Mit ihm haben im Juni 2024 19 neue Mitarbeitende ihre Tätigkeit am Klinikum begonnen. Der bevorstehende Aufbau der Universitätsmedizin ist derzeit das überzeugendste Argument der Newcomer, um am Klinikum anzufangen.
Prof. Marcus Czabanka am Universitätsklinikum Frankfurt
Zum Welthirntumortag am 08. Juni 2021 präsentierte das Universitätsklinikum Frankfurt mit Prof. Marcus Czabanka den neuen Direktor der Klinik für Neurochirurgie. Einer seiner Schwerpunkte: die Behandlung von Hirntumoren, die zu den am schwersten therapierbaren onkologischen Erkrankungen zählen.
Die klinischen Schwerpunkte von Prof. Czabanka sind die Behandlung von Gefäßerkrankungen des Gehirns, Tumorerkrankungen von Gehirn, Rückenmark und Wirbelsäule sowie die interdisziplinär-chirurgische Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen und -tumoren. Er war zuvor stellvertretender Direktor der Neurochirurgischen Klinik der Charité in Berlin.
Prof. Czabanka möchte die Neurochirurgie der Zukunft entwickeln und die Klinik fortwährend zum Aushängeschild für innovative, patientenorientierte und wissenschaftsbasierte Neurochirurgie machen. Die Klinikentwicklung wird basieren auf den Strategiefeldern Interdisziplinarität, technologische Innovation sowie Überführung von Forschungsergebnissen in die Anwendung.
PD Dr. Dino Podlesek am Klinikum Landshut
Zum 1. Oktober 2025 übernimmt Privatdozent Dr. med. habil. Dino Podlesek die Leitung der Klinik für Neurochirurgie am Klinikum Landshut. Er tritt die Nachfolge von Prof. Dr. med. Dieter Woischneck an, der nach langjähriger, erfolgreicher Tätigkeit seine Aufgabe als Chefarzt abgibt.
Dr. Podlesek ist ein erfahrener Neurochirurg mit umfassendem wissenschaftlichem Profil und besonderer Spezialisierung auf die Wirbelsäulenchirurgie. Er war Leiter der neurochirurgischen Wirbelsäulenabteilung am UniversitätsCentrum für Orthopädie, Unfall- & Plastische Chirurgie (OUPC) Dresden. Ein besonderer operativer Schwerpunkt und persönliches Interesse von Dr. Podlesek liegt auf komplexen Eingriffen bei degenerativen Deformitäten sowie Tumoren des Spinalkanals. Minimalinvasive Techniken gehören zu seinem bevorzugten Operationsspektrum.
Dr. Podlesek verfolgt das Ziel, Landshut wissenschaftlich sowohl national als auch international stärker zu vernetzen und zu positionieren. Ein besonderes Anliegen ist ihm die enge Zusammenarbeit mit Neurologen, Onkologen, Schmerztherapeuten, Strahlentherapeuten, Pathologen, HNO-Ärzten, Unfallchirurgen, Orthopäden und vielen weiteren Fachrichtungen.
Weitere wichtige Aspekte der Neurochirurgie
Neben den genannten Chefärzten und ihren Spezialgebieten gibt es noch weitere wichtige Aspekte in der Neurochirurgie:
- Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen: Viele Kliniken bieten spezialisierte Zentren für die Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen an.
- Kinderneurochirurgie: Einige Kliniken haben sich auf die Behandlung von Kindern mit Erkrankungen am Nervensystem spezialisiert.
- Funktionelle Neurochirurgie: Bei Schmerzen, Spastik oder z.B. Parkinson werden Hirnschrittmacher, Schmerzschrittmacher oder Medikamentenpumpen eingesetzt.
- Neuroonkologisches Zentrum: In diesen Zentren werden Tumor-Erkrankungen am gesamten Nervensystem nach modernsten wissenschaftlichen Methoden behandelt.
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