Parkinson und Joghurt-Studien: Ein umfassender Überblick

Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist, insbesondere in der Substantia nigra. Dieser Verlust führt zu einem Dopaminmangel, der die charakteristischen Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und Bewegungsverlangsamung verursacht. Die Forschung konzentriert sich zunehmend auf mögliche präventive und therapeutische Ansätze, einschließlich Ernährungsumstellungen und der Erforschung spezifischer Substanzen wie D-Laktat, das in bestimmten Joghurtarten vorkommt.

Die Rolle von D-Laktat und Glykolat

Forscher des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik haben vielversprechende Ergebnisse erzielt, die zeigen, dass D-Laktat und Glykolat, zwei Produkte des Gens DJ-1, potenziell schützende Wirkungen auf Nervenzellen haben könnten. Bei Parkinson stellen Nervenzellen in der Substantia nigra des Gehirns die Arbeit ihrer Mitochondrien ein, was zum Absterben der Zellen führt. Die Forscher haben gezeigt, wie D-Laktat und Glykolat diesen Prozess aufhalten und ihm sogar vorbeugend entgegenwirken können. Diese beiden Produkte des Gens DJ-1 wurden in kranke menschliche Zellen in der Petrischale und in Zellen von Fadenwürmern gegeben, deren Mitochondrien bereits inaktiv waren. Das Ergebnis: Der Abbau der Nervenzellen wurde gestoppt, alle Zellen wurden wieder gesund. Auch negative Auswirkungen auf Mitochondrien in Nervenzellen durch das Unkrautbekämpfungsmittel Paraquat, das als Auslöser von Parkinson bekannt ist, konnten die beiden Stoffe verhindern.

Diese Stoffe könnten in der Lage sein, den Abbau von Nervenzellen zu stoppen und sogar negative Auswirkungen von Substanzen wie Paraquat, einem bekannten Auslöser von Parkinson, zu verhindern. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass D-Laktat und Glykolat eine Rolle bei der Erhaltung der Gesundheit von Nervenzellen spielen könnten.

Teymuras Kurzchalia, ein Forscher am Max-Planck-Institut, erwägt sogar die Entwicklung eines Joghurts, der mit D-Laktat angereichert ist, um als Parkinson-Prophylaxe zu dienen. Plastinator Gunther von Hagens, der selbst an Parkinson leidet, berichtet von positiven Erfahrungen mit bulgarischem Joghurt, der eine hohe Konzentration an D-Laktat enthält. Er isst seit einigen Wochen täglich acht Becher bulgarischen Joghurts und sagt, es gehe ihm dadurch besser. Er isst und isst und hofft, so seine Krankheit besiegen zu können. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass weitere Langzeitstudien erforderlich sind, um die Wirksamkeit von Joghurt bei Parkinson zu bestätigen. Die Deutsche Parkinson-Gesellschaft steht solchen Behauptungen skeptisch gegenüber.

Darmbakterien und Parkinson

Neuere Forschungen haben auch die Rolle von Darmbakterien bei der Entwicklung von Parkinson untersucht. Eine Studie der Universität von Helsinki deutet darauf hin, dass bestimmte Bakterienstämme, insbesondere Desulfovibrio, die Aggregation von Alpha-Synuclein-Eiweiß im Darm fördern und somit zum Fortschreiten von Parkinson beitragen könnten. Die Universität von Helsinki gab bekannt, dass Forscher um Professor Per Saris, dem Leiter der dortigen Abteilung für Mikrobiologie, im Darm von Patienten gefundene Bakterienstämme als Mediatoren der Umwelteinflüsse für eine Verklumpung (Aggregation) des Alpha-Synuclein-Eiweißes - und damit zum Fortschreiten von Parkinson - verantwortlich machen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte Stämme von Desulfovibrio-Bakterien wahrscheinlich die Parkinson-Krankheit verursachen.

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Die Forscher schlagen vor, dass die Bekämpfung dieser Bakterien im Darm die Symptome von Parkinson-Patienten lindern und verlangsamen könnte. Man könne nun die Träger der schädlichen Desulfovibrio-Bakterien aufspüren, so Saris in der Uni-Mitteilung. „Durch Maßnahmen zur Entnahme dieser Stämme aus dem Darm können sie gezielt bekämpft werden, wodurch die Symptome von Parkinson-Patienten gelindert und verlangsamt werden könnten.“ Seien die Bakterien erst einmal aus dem Darm entfernt, würden in den Darmzellen keine Alpha-Synuclein-Aggregate mehr gebildet, deren Fehlfaltung für Parkinson charakteristisch ist.

Professor Georg Ebersbach, ein Experte für Parkinson, warnt jedoch vor zu viel Euphorie und betont, dass es sich um ein "interessantes Mosaiksteinchen" handelt, aber noch viele Zwischenschritte erforderlich sind, bevor diese Erkenntnisse in eine Therapie umgesetzt werden können.

Ernährungsempfehlungen für Parkinson-Patienten

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Parkinson. Bestimmte Diäten können das Risiko für die Entwicklung der Krankheit senken, den Verlauf verlangsamen und die Wirksamkeit von Medikamenten verbessern.

Professor Ceballos-Baumann betont die Bedeutung einer darmgesunden Ernährung, da chronische Verstopfung ein Risikofaktor für die Entwicklung von Parkinson sein kann. Er empfiehlt eine Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Beeren und Nüssen. Anstelle von tierischen Fetten sollten pflanzliche Öle wie Olivenöl bevorzugt werden. Auch Rohkost und Ballaststoffe sind wichtig, zusammen mit ausreichend Flüssigkeit.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Einnahme von Levodopa, einem wichtigen Medikament zur Behandlung von Parkinson, idealerweise mindestens eine halbe Stunde vor oder frühestens anderthalb Stunden nach einer Mahlzeit mit ausreichend Flüssigkeit erfolgen sollte. Bei Fortschreiten der Erkrankung mit Levodopa-Einnahmen alle drei Stunden sind diese Empfehlungen zu Karenzzeiten vor und nach einer Mahlzeit aber gar nicht mehr praktikabel und man muss Kompromisse machen.

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Die Ernährungsempfehlungen können je nach Erkrankungsstadium und Ansprechen auf Levodopa variieren. Im Stadium der Levodopa-Wirkungsschwankungen kann eine Mahlzeit eine Off-Phase auslösen, in der sich die Patienten kaum mehr bewegen können. Daher ist es wichtig, die Ernährung individuell anzupassen und die Auswirkungen von Mahlzeiten auf die Medikamentenwirkung zu berücksichtigen.

Weitere wichtige Aspekte der Ernährung bei Parkinson

  • Mangelernährung: Parkinson-Patienten haben ein hohes Risiko für Mangelernährung aufgrund von Symptomen wie verzögerte Magenentleerung, Appetitlosigkeit, Völlegefühl, Einschränkungen bei Geruch und Geschmack, Verstopfung, Schluckstörungen und Depressionen. Eine Mangelernährung kann zu Gewichtsverlust, Kraftverlust und Antriebslosigkeit führen. Gerade bei älteren Betroffenen, die aufgrund des Alters bereits ein erhöhtes Risiko für eine Mangelernährung haben, sollte der Ernährungszustand besonders gut beobachtet werden.
  • Eiweißreiche Ernährung: Eiweißreiche Mahlzeiten können die Aufnahme von Levodopa im Dünndarm behindern, da L-Dopa und Eiweiß um die gleichen Transportwege konkurrieren. Es kann hilfreich sein, eiweißreiche Mahlzeiten vorwiegend auf den Abend zu legen.
  • Zucker: Zucker, verarbeitete und frittierte Lebensmittel sowie rotes Fleisch werden in den Diäten als schädlich betrachtet, auch bei Parkinson. Allerdings haben unsere Patientinnen häufig einen Heißhunger auf Süßigkeiten. Dafür gibt es Erklärungen: Zum einen wird durch Zucker Dopamin freigesetzt. Der Zucker ist damit sozusagen ein Surrogat für das, was den Patientinnen fehlt. Zum anderen, können vor allem Dopaminagonisten Impulskontrollstörungen verursachen mit einem nicht beherrschbaren Appetit auf Süßes.
  • Schluckstörungen: Bei Schluckstörungen ist die erste Frage: Sprechen die Patientinnen auf Levodopa an? Schluckstörungen früh im Verlauf sind ein Hinweis auf ein atypisches Parkinson-Syndrom, das schlecht auf Levodopa anspricht. Wenn Schluckstörungen bestehen, sollten diese abgeklärt werden, zunächst mit einer Schluckendoskopie. Es gibt Schlucktrainings durch Logopädinnen und Schluckwecker, die einen daran erinnern zu schlucken.
  • Vitamin- und Nährstoffmängel: Parkinson-Patienten haben oft niedrigere Vitamin-D-Spiegel aufgrund mangelnder Sonnenexposition. Ein Vitamin-D-Mangel kann zu Osteoporose und einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche führen. Mangelzustände an Vitamin B12 und auch Vitamin B6 treten bei Menschen mit Parkinson möglicherweise häufiger auf als in der gesunden Bevölkerung.

Weitere Lebensstilfaktoren

Neben der Ernährung spielen auch andere Lebensstilfaktoren eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Parkinson. Sowohl aerobes Training als auch Krafttraining können den Verlauf der Krankheit günstig beeinflussen. Die Schwierigkeit ist die Motivierung: Parkinsonkranke haben die Tendenz zur Inaktivität, die dann leicht ein sich selbst verstärkender Kreislauf wird. Die Krankheit an sich fördert eher einen behäbigen Lebensstil, also wenig Aktivität, sich zurückziehen, sich wenig bewegen. Das hat dann Konsequenzen auf das Herz-Kreislauf-System und die Stimmung. Aktivierung und Strukturierung sind daher ganz wichtig.

Aktuelle Forschung

Die Forschung zur Parkinson-Krankheit ist weiterhin aktiv und vielversprechend. In den klinischen Forschungsregistern finden Sie derzeit über 150 laufende kontrollierte Studien, die sich auch mit der Modifikation des Krankheitsverlaufs beschäftigen. Man möchte die Krankheit jetzt an den Wurzeln packen.

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