Zugluft kann eine Reihe von gesundheitlichen Beschwerden auslösen, von Muskel- und Gelenkschmerzen bis hin zu Bindehautentzündung. Ein häufiges Problem ist die Neuralgie, also Nervenschmerzen im Versorgungsgebiet eines Nervs. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen von Neuralgien durch Zugluft und stellt verschiedene Behandlungsansätze vor.
Was ist eine Neuralgie?
Der Begriff Neuralgie bezeichnet Schmerzen, die im Versorgungsgebiet eines Nervs auftreten. Diese Schmerzen werden entweder vom Nerven selbst oder vom Gehirn verursacht, ohne dass eine äußere Schädigung vorliegt. Neuralgien können prinzipiell an jedem Nerv entstehen. Ein bekanntes Beispiel ist die Trigeminusneuralgie, bei der der Nervus Trigeminus, ein Gesichtsnerv mit sensiblen und motorischen Funktionen, betroffen ist.
Ursachen von Nervenentzündungen
Eine Nervenentzündung (Neuritis) kann verschiedene Ursachen haben, darunter:
- Infektiöse Erreger: Verschiedene Viren, insbesondere Herpes-Viren wie das Varizella-Zoster-Virus (Humanes Herpes-Virus 3), können eine Nervenentzündung verursachen. Dieses Virus löst bei Erstinfektion die Windpocken aus und kann später im Leben als Gürtelrose (Zoster) wieder auftreten. Auch Bakterien, wie Borrelien (Borrelia burgdorferi), die durch Zeckenstiche übertragen werden, können eine Nervenentzündung verursachen (Neuroborreliose).
- Mechanische Kompression: Eine mechanische Kompression von Nerven, wie sie beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall oder dem Karpaltunnelsyndrom auftritt, kann ebenfalls zu einer Nervenentzündung führen.
- Entzündliche neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose können ebenfalls Nervenentzündungen verursachen.
- Zugluft: Eine eher ungewöhnliche, aber dennoch mögliche Ursache für Nervenentzündungen ist Zugluft.
Wie entsteht eine Neuralgie durch Zugluft?
Unser Körper ist darauf bedacht, eine konstante Betriebstemperatur zu halten, um die Zellen vor Schäden zu bewahren. Weder zu viel Hitze noch direkte Kälte sind uns zuträglich. Kühlt die Muskulatur beispielsweise aus, kann sie verhärten. Sie ist dann verspannt und verweigert ihren Dienst.
Einen sogenannten „Zug“ bekommen wir, wenn unsere Muskulatur durch kalte Zugluft zu sehr abkühlt. Die Muskeln verhärten sich und streiken in den betroffenen Körperteilen. Besonders häufig sind Bereiche des Rumpfes betroffen, und gerade der Nacken reagiert oft empfindlich auf Zugluft, da er häufig nicht von Kleidung bedeckt ist.
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Die Rückenmuskulatur bildet zusammen mit den Bauchmuskeln, Sehnen, Bändern, Gelenken sowie der Wirbelsäule ein komplexes System. Die Verspannung von Muskelgruppen im Rückenbereich führt schmerzbedingt häufig zu einer eingeschränkten Beweglichkeit und damit zu einem Ungleichgewicht des Haltungsapparates. Die vielen Nerven im Rücken werden von der verhärteten Umgebung gereizt, und diese reagieren darauf mit Schmerzimpulsen.
Symptome einer Nervenentzündung
Nervenentzündungen können sich durch vielfältige Symptome äußern. Oft entstehen neuropathische Schmerzen, die sich als bohrender oder stechender Schmerz äußern. Insbesondere bei einem Befall des Nervus facialis, der bei Gürtelrose oder Borreliose häufig mitbetroffen ist, kann es auch zu Gesichtslähmungen kommen.
Eine Fazialisparese, die durch Zugluft entstehen kann, äußert sich typischerweise durch eine halbseitige Gesichtslähmung. Dies kann sich durch herabhängende Mundwinkel und ein unvollständig geschlossenes Auge zeigen. Je nach Lage des Schädigungsortes können auch eine vermehrte Tränenausschüttung, eine intensivere Hörempfindung, Geschmacksstörungen, eine verminderte Speichelproduktion oder auch Schmerzen im Bereich des Ohres auftreten. Die Lähmung kann sich über mehrere Stunden bis zu zwei Tagen entwickeln und erreicht ihren Höhepunkt innerhalb von drei Wochen.
Diagnose einer Nervenentzündung
Die Diagnose einer Nervenentzündung beginnt in der Regel mit einer gründlichen Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und einer körperlichen Untersuchung. Der Arzt wird dabei vor allem neurologische Tests anwenden. Wichtig sind zum einen Entzündungszeichen wie Schmerz, Rötung oder Schwellung, zum anderen aber auch Ausfallerscheinungen durch die Nervenschädigung.
Je nach Ergebnis dieser Basis-Untersuchungen können weitere Untersuchungen nötig sein. Mittels Elektroneurographie oder evozierter Potentiale können Nervenleitgeschwindigkeiten gemessen werden, um eine Nervenschädigung zu erkennen. In manchen Fällen ist auch eine Bildgebung, wie beispielsweise ein MRT, erforderlich, um die Ursache der Nervenentzündung zu identifizieren oder andere Erkrankungen auszuschließen.
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Behandlung von Neuralgien durch Zugluft
In der Regel halten durch Zug hervorgerufene Verspannungen sowie Schmerzen nicht lange an und gehören zu den akuten Gesundheitsproblemen (weniger als 6 Wochen). Um die Muskulatur bei zugluftbedingten Rückenschmerzen möglichst schnell wieder zu lockern, sollten Sie die betroffene Stelle des Körpers mit Wärme behandeln.
Konservative Behandlung
- Wärme: Die betroffene Stelle des Körpers sollte mit Wärme behandelt werden, um die Muskulatur zu lockern. Warme Kompressen, Wärmepflaster oder spezielle Wärmekissen für Nacken und Rücken können hierbei hilfreich sein.
- Kälte: Manchen Menschen empfinden die lokale Anwendung von Kälte zur Lösung von Muskelverspannungen angenehmer als Wärme. Es ist jedoch wichtig, darauf zu achten, dass keine zu kalten Coolpacks direkt auf die Haut gelegt werden, um lokale Erfrierungen zu vermeiden.
- Schmerzmittel: In manchen Fällen können Schmerzmittel kurzfristig hilfreich sein, um den Schmerz auszuschalten und die betroffenen Körperpartien zu bewegen.
- Dehnung: Muskelverspannungen können auch durch Dehnung gelöst werden. Hierbei sollte jedoch behutsam vorgegangen werden, da Verspannungen und Muskelschmerzen durch Zugluft sehr schmerzhaft sein können.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen können bei einer Nervenentzündung die Regeneration fördern, Schmerzen lindern und das Risiko für erneute Entzündungen senken.
Medikamentöse Behandlung
Bei stärkeren oder chronischen Nervenschmerzen kann eine medikamentöse Behandlung erforderlich sein. Hierbei kommen verschiedene Medikamente zum Einsatz, darunter Schmerzmittel, Antidepressiva und Antiepileptika. Die Wahl des Medikaments hängt von der Art und Ursache der Nervenschmerzen ab.
Alternative Behandlungsmethoden
- Kräuter gegen Nervenschmerzen: Einige Kräuter, wie Teufelskrallenwurzel oder Brennessel-Geist, werden traditionell zur Linderung von Nervenschmerzen eingesetzt. Auch Capsaicin, das in Chili und Cayenne-Pfeffer enthalten ist, kann bei äußerlicher Anwendung helfen.
- Homöopathie: In der Homöopathie werden verschiedene Mittel, wie Hypericum perforatum, Aranea diadema, Gnaphalium und Kalium phosphoricum, bei Nervenschmerzen eingesetzt.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
Wenn die Beschwerden nicht nachlassen, schlimmer werden oder Symptome wie Lähmungen hinzukommen, sollte schnellstmöglich ein Arzt aufgesucht werden. Der Hausarzt ist hier der richtige Ansprechpartner und kann bei Bedarf an einen Facharzt, wie beispielsweise einen Orthopäden oder Neurologen, überweisen.
Vorbeugung von Neuralgien durch Zugluft
- Zugluft vermeiden: Dies klingt einfach, ist aber entscheidend. Besonders im Sommer sollte man im Auto nicht unbedacht das Fenster öffnen. Ein kurzer Frischluftaustausch sollte genügen. Ansonsten ist das Tragen eines leichten Schals oder Halstuchs ratsam.
- Kleidung: In den Übergangsmonaten empfiehlt sich der Zwiebel-Look. So kann man bei Bedarf Jacken oder Pullis ausziehen oder sich, je nach Luftzug, wieder warm einpacken.
- Klimaanlagen richtig einstellen: Klimaanlagen sollten nicht zu niedrig eingestellt werden. Unterschiede über sechs Grad zwischen Innen- und Außentemperatur belasten das Herz-Kreislauf-System stark.
- Stress reduzieren: Unter psychischer Anspannung verkrampft die Muskulatur ebenfalls.
- Muskulatur stärken: Mit einer starken, trainierten Muskulatur lässt sich so einigem trotzen - auch kalter Zugluft.
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