Neurochirurgie Heidelberg: Prof. Unterberg übergibt Leitung an Prof. Krieg – Innovation und Expertise im Fokus

Die Neurochirurgische Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) hat einen Wechsel in der ärztlichen Direktion erfahren. Professor Dr. Andreas Unterberg verabschiedete sich Ende September in den Ruhestand. Ab dem 1. Oktober 2023 übernahm Professor Sandro Krieg die Leitung der Klinik. Dieser Wechsel markiert einen wichtigen Schritt für die Klinik, die sich als eines der führenden neurochirurgischen Zentren Europas etabliert hat.

Professor Sandro Krieg: Ein Spezialist für funktionelle Neuroonkologie

Professor Krieg, zuvor Leitender Oberarzt am Klinikum rechts der Isar der TU München, bringt Expertise in der funktionellen Neuroonkologie mit. Sein Schwerpunkt liegt auf funktionserhaltenden Eingriffen bei Tumoren von Gehirn und Wirbelsäule. Professor Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor des UKHD, betonte die wachsende Bedeutung dieses Bereichs in der Versorgung von Tumorpatienten. Krieg war seit 2016 als Oberarzt in der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik, Klinikum rechts der Isar der TU München, tätig, zuvor schon als Assistenzarzt. Seit 2019 war er außerplanmäßiger Professor und zuletzt als Leitender Oberarzt. Er ist von der Neurochirurgischen Akademie (NCA) zertifiziert für Intraoperatives Neurophysiologisches Monitoring, Vaskuläre Neurochirurgie und spezielle Neurochirurgische Onkologie sowie von der Deutschen Wirbelsäulengesellschaft und EUROSPINE als Wirbelsäulenchirurg.

Professor Krieg plant, in der Lehre einen Schwerpunkt auf die onkologische Neurochirurgie zu setzen und dabei virtuelle Realität (VR) einzusetzen. Er ist zuversichtlich, dass es ihm mit solchen interaktiven Angeboten gelingen wird, den medizinischen Nachwuchs frühzeitig für sein Fach zu begeistern.

Erweiterte Diagnostik bei Hirntumoren

Professor Krieg wird neue Techniken in der erweiterten Diagnostik bei Hirntumoren und -metastasen einsetzen. Die Transkranielle Magnetstimulation (TMS) ermöglicht es, einzelne Funktionen der Hirnrinde von außen und nicht-invasiv zu provozieren oder zu hemmen. Die daraus entstehende patientenindividuelle „Landkarte“ des Gehirns spielt eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, Funktionen zu erhalten, die beispielsweise durch das Wachstum von Hirntumoren bedroht sind.

Ziel der funktionell orientierten Neurochirurgie ist es, selbst wenn eine Heilung nicht mehr möglich sein sollte, Lebensqualität zurückzugeben.

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Professor Andreas Unterberg: Eine Ära geht zu Ende

Nach 20 Jahren als Ärztlicher Direktor der Neurochirurgischen Klinik verabschiedete sich Professor Unterberg in den Ruhestand. Unter seiner Leitung entwickelte sich die Klinik zu einem der führenden neurochirurgischen Zentren Europas. Besondere Expertise erlangte die Klinik in der Chirurgie von Hirntumoren, von Schädel-Hirn-Traumata sowie komplexen neurologischen Wirbelsäulenproblematiken.

Professor Autenrieth würdigte Unterbergs Engagement für eine hervorragende technische Ausstattung der OP-Säle. Die Klinik war deutschlandweit eine der ersten, die intraoperative Bildgebung mit Computer- und Magnetresonanztomographie einführte. Dies ermöglichte exaktere Operationen, insbesondere von Hirntumoren.

Unter der Leitung von Professor Unterberg wurden vier neue Sektionen ins Leben gerufen und damit das Behandlungsspektrum, ebenso wie die wissenschaftliche Aktivität, deutlich erweitert. Mit rund 3.200 Operationen an Schädel und Wirbelsäule und etwa 11.000 ambulanten Patientenbesuchen hat die Klinik aktuell wieder ihr Vor-Corona-Niveau erreicht.

Professor Kräusslich hob Unterbergs Engagement für die praxisnahe Aus- und Weiterbildung des neurochirurgischen Nachwuchses hervor, zum Beispiel in Form des von ihm ins Leben gerufenen Neurointensiv-Kurses. Darüber hinaus etablierte er in seiner Klinik für den Ausbau leistungsfähiger Forschungsstrukturen bereits 2006 als eine der ersten neurochirurgischen Universitätskliniken in Deutschland eine eigene Sektion für neurochirurgische Forschung.

Digitalisierung im OP-Saal

Professor Unterberg trieb die Digitalisierung der neurochirurgischen OPs voran. Seit 2017 wurden vier OP-Säle mit Unterstützung der Dietmar Hopp Stiftung digital aufgerüstet. Das digitale OP-Management-System (BUZZ-System) kombiniert mit einem 3D-HD-System ermöglicht es, Bilddaten aus Kernspin- und Computertomographie und intra-operative Messwerte in beliebiger Kombination auf einem Großbildmonitor im OP zu laden. Das System ermöglicht auch in 3D die Darstellung von OP-Planungsmodellen und die Übertragung aus dem OP-Mikroskop auf einen großen Monitor.

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Highlights der Ära Unterberg

Professor Unterberg bezeichnete den Start der fetalen Chirurgie mit einem interdisziplinären Team als eines seiner persönlichen Highlights. 2016 wurde erstmals am UKHD ein ungeborenes Kind noch im Mutterleib am offenen Rücken (Spina bifida aperta) operiert. Mittlerweile wurden rund 20 Eingriffe dieser Art am UKHD durchgeführt.

Zur Person Andreas Unterberg

Andreas Unterberg, geboren 1955, studierte Humanmedizin in Gießen und München. Er war als Assistenzarzt am Institut für Chirurgische Forschung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München tätig. Nach einem Forschungsstipendium in den USA absolvierte er die Facharztausbildung und habilitierte sich an der LMU. Ab 1995 war er stellvertretender Direktor der Klinik für Neurochirurgie der Charité, bis er 2003 als Direktor der Neurochirurgischen Klinik an das UKHD wechselte.

Seit 2018 ist Unterberg Mitglied des Präsidiums der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), seit Juli 2022 Präsident der International Neurotrauma Society (INTS).

Die Neurochirurgische Universitätsklinik Heidelberg: Ein Überblick

Die Neurochirurgische Universitätsklinik Heidelberg behandelt jährlich etwa 12.000 Patienten und führt mehr als 3.500 Operationen durch. Die Klinik bietet eine neurochirurgische Therapie auf höchstem medizinischem Niveau. In fünf hochmodernen Operationssälen wird das gesamte Spektrum von Erkrankungen des peripheren und zentralen Nervensystems behandelt.

Die Klinik verfügt über eine rege klinische und experimentelle Forschungsaktivität sowie eine enge fachliche Vernetzung mit national und international hochrangigen Forschungszentren. Ein Großteil der Operationen wird unter Verwendung leistungsfähiger OP-Mikroskope in mikrochirurgischer Technik ausgeführt. Computergestützte Neuronavigation, intraoperatives MRT und Doppler-Ultraschall sowie elektrophysiologisches Neuromonitoring sind Standardverfahren bei Eingriffen in funktionell kritischen Hirn- und Nervenregionen.

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Auch bei der Diagnostik ist die Klinik Vorreiter und führt beispielsweise für Patienten mit intrakraniellen Tumoren eine transkranielle Magnetstimulation (TMS) oder spezielle MRT-Untersuchungen mit Faserbahndarstellung routinemäßig durch. Dank einer speziell ausgerüsteten neurochirurgischen Intensivstation und der unmittelbaren Nähe zu allen benachbarten universitären Fachkliniken können auch schwer bis kritisch erkrankte Patienten zu jeder Zeit optimal versorgt werden.

Wirbelsäulenchirurgie am ETHIANUM Heidelberg

Priv.-Doz. Dr. Berk Orakcioglu ist Neurochirurg am ETHIANUM Heidelberg und Experte für minimal-invasive Eingriffe und endoskopische Verfahren in der Wirbelsäulenchirurgie. Er engagiert sich im praktischen wie auch im akademischen Bereich und besitzt die Weiterbildungsbefugnis für das Fach Neurochirurgie.

Orakcioglu betont die Bedeutung einer sorgfältigen Diagnose und die Vermeidung unnötiger Operationen. Wenn eine OP ansteht, können sich die Patienten sicher sein, dass minimal-invasiv und mit modernster Technik gearbeitet wird.

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