Achillessehnenreflex (ASR) Verlust: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Der Achillessehnenreflex (ASR) ist ein wichtiger Eigenreflex, der routinemäßig im Rahmen neurologischer Untersuchungen geprüft wird. Die Beurteilung des ASR gibt Aufschluss über die Funktion des Nervus tibialis und der Rückenmarkssegmente S1 und S2. Veränderungen des ASR, wie Abschwächung oder Verlust, können auf verschiedene neurologische Probleme hinweisen.

Was ist der Achillessehnenreflex?

Der Achillessehnenreflex ist ein Eigenreflex, der durch eine unwillkürliche Kontraktion der Wadenmuskulatur ausgelöst wird, wenn auf die Achillessehne geklopft wird. Dieser Reflexbogen läuft über den Nervus tibialis zum Rückenmark und zurück zur Wadenmuskulatur.

Wie wird der Achillessehnenreflex ausgelöst?

Die Achillessehne stellt die sehnige Verlängerung der Wadenmuskulatur dar und ist am Fersenbein befestigt. Durch Beklopfen der Achillessehne wird ein Reiz über den Nervus tibialis zum Rückenmark geleitet und dort verschaltet. Im Rückenmark auf Höhe der Wirbel S1/S2 wird der Reiz dann verschaltet. Blitzschnell gelangt nun der verschaltete Reiz erneut über eine zweite Nervenbahn des Nervus tibialis zur Wadenmuskulatur, die sich daraufhin schnell zusammenzieht, was dann zur Folge hat, dass der Fuß in eine kurze Streckbewegung geht und sofort wieder in die Ursprungsposition zurückgleitet.

Durchführung der Untersuchung

Um den Achillessehnenreflex zu testen, wird der Patient in der Regel gebeten, sich auf den Bauch zu legen, wobei die Unterschenkel über den Rand der Untersuchungsliege hinausragen. Der Arzt drückt den Fuß leicht in Richtung Schienbein und klopft dann mit einem Reflexhammer kurz auf die Achillessehne oberhalb der Ferse. Bei einem gesunden Patienten sollte sich der Fuß dadurch kurzzeitig wie bei einer Ballerina strecken (Plantarflexion).

Ursachen für einen ASR-Verlust

Ein verminderter oder erloschener Achillessehnenreflex kann verschiedene Ursachen haben:

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  • Neuropathie: Eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, wie z. B. die diabetische Polyneuropathie, kann den Nervus tibialis schädigen und den Reflex abschwächen oder aufheben.
  • Nervenwurzelkompression: Ein Bandscheibenvorfall im Bereich der Lendenwirbelsäule (insbesondere L5-S1) kann auf die Nervenwurzeln drücken und die Nervenleitung beeinträchtigen.
  • Verletzungen: Verletzungen des Rückenmarks oder des Nervus tibialis können ebenfalls zu einem ASR-Verlust führen.
  • Rückenmarksschädigung: Verletzungen oder Entzündungen des Rückenmarks im Bereich S1/S2 können den Reflexbogen unterbrechen.
  • Cauda-equina-Syndrom: Dieses seltene, aber schwerwiegende Syndrom entsteht durch eine Kompression der Nervenwurzeln im unteren Rückenmark, oft durch einen Bandscheibenvorfall oder eine Spinalkanalstenose.
  • Muskelschwäche: In seltenen Fällen kann eine Schwäche der Wadenmuskulatur den Reflex abschwächen.
  • Medikamente: Bestimmte Medikamente können die Nervenfunktion beeinträchtigen und den ASR beeinflussen.
  • Alkoholmissbrauch

Diagnostik bei ASR-Verlust

Bei einem verminderten oder fehlenden Achillessehnenreflex sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die Ursache zu finden:

  • Neurologische Untersuchung: Eine umfassende neurologische Untersuchung, einschließlich der Prüfung anderer Reflexe, der Sensibilität und der Muskelkraft, ist wichtig, um das Ausmaß der neurologischen Defizite zu beurteilen.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: Eine Elektroneurographie (ENG) und Elektromyographie (EMG) können die Funktion des Nervus tibialis und der Wadenmuskulatur beurteilen und helfen, eine Neuropathie oder Nervenwurzelkompression zu bestätigen.
  • Bildgebung: Eine Magnetresonanztomographie (MRT) der Lendenwirbelsäule kann einen Bandscheibenvorfall, eine Spinalkanalstenose oder andere Ursachen für eine Nervenwurzelkompression aufdecken.

Auswirkungen eines erloschenen Achillessehnenreflexes

Die Auswirkungen eines erloschenen Achillessehnenreflexes können je nach Schweregrad und Ursache der Schädigung unterschiedlich sein:

  • Gangunsicherheit: Der Achillessehnenreflex ist wichtig für eine stabile und sichere Fortbewegung beim Gehen und Laufen.
  • Muskelschwäche im Wadenbereich: Eine Schädigung der Nerven, die den Achillessehnenreflex steuern, kann auch die Muskeln in der betroffenen Region schwächen.
  • Neuropathische Schmerzen: Eine Schädigung der Nerven kann auch neuropathische Schmerzen verursachen, die als brennende, kribbelnde oder stechende Schmerzen empfunden werden können.

Behandlung

Die Behandlung eines ASR-Verlusts richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache:

  • Neuropathie: Bei einer diabetischen Polyneuropathie ist eine gute Blutzuckerkontrolle wichtig. Zusätzlich können Medikamente zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
  • Nervenwurzelkompression: Ein Bandscheibenvorfall kann konservativ mit Schmerzmitteln, Physiotherapie und Injektionen behandelt werden. In einigen Fällen ist eine Operation erforderlich, um den Druck auf die Nervenwurzel zu entlasten.
  • Cauda-equina-Syndrom: Dieses Syndrom erfordert eine sofortige Operation, um die Nervenwurzeln zu dekomprimieren und irreversible Schäden zu verhindern.
  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskelkraft und Koordination zu verbessern und die Gangunsicherheit zu reduzieren.

Kann man einen erloschenen Achillessehnenreflex wieder herstellen?

Ob ein Achillessehnenreflex wieder hergestellt werden kann oder nicht, hängt von der auslösenden Ursache ab. So können z.B. Auch Muskeln, die im Verlauf auf den Nervus tibialis drücken und eine Kompression auslösen, könnten unter Umständen einen Achillessehnenreflex wieder entstehen lassen.

Was ist ein verstärkter Achillessehnenreflex?

Ein verstärkter Achillessehnenreflex ist ein Zeichen für eine schwerwiegende neurologische Schädigung der sogenannten Pyramidenbahn.

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