Das Inselspital, Universitätsspital Bern, ist bekannt für seine hochspezialisierte medizinische Versorgung. Die Universitätsklinik für Neurologie ist die grösste neurologische Klinik der Schweiz und bietet eine qualitativ hochstehende Behandlung sowohl in der neurologischen Grundversorgung als auch in der hochspezialisierten Medizin (Stroke Center, Zentrum für Bewegungsstörungen; Schlaf-Wach-Epilepsie-Zentrum).
Tiefe Hirnstimulation als innovative Behandlungsmethode
Am Inselspital wurde erstmals eine tiefe Hirnstimulation bei einer Patientin mit schwerer Depression durchgeführt. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt dar, da die tiefe Hirnstimulation bisher hauptsächlich zur Behandlung von Bewegungsstörungen wie Morbus Parkinson eingesetzt wurde.
Langjährige Expertise in der tiefen Hirnstimulation
Das Inselspital blickt auf eine lange Tradition in der Anwendung der tiefen Hirnstimulation zurück. Bereits 1998 wurde hier die erste Patientin mit dieser Technik behandelt. In den letzten zehn Jahren hat sich die tiefe Hirnstimulation in der Behandlung von Bewegungsstörungen wie Morbus Parkinson etabliert.
Interdisziplinäres Team
Ein interdisziplinäres Ärzteteam des Universitären Neurozentrums Bern führte den Eingriff bei der depressiven Patientin durch. Zu diesem Team gehören:
- Prof. Dr. med. Claudio Pollo, Stv. Chefarzt an der Universitätsklinik für Neurochirurgie (Klinikdirektor Prof. Dr. med. Andreas Raabe)
- Dr. med. Ines Debove, Oberärztin an der Universitätsklinik für Neurologie (Klinikdirektor Prof. Dr. med. Claudio Bassetti)
- Dr. med. Lenard Lachenmayer, Oberarzt an der Universitätsklinik für Neurologie (Klinikdirektor Prof. Dr. med. Claudio Bassetti)
- PD Dr. med. Sebastian Walther, Stv. Direktor und Chefarzt der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD)
Vorgehensweise bei der tiefen Hirnstimulation bei Depression
Der Neurochirurg Claudio Pollo beschreibt den Unterschied zur Behandlung von Parkinson-Patienten wie folgt: „Während ich bei Parkinsonbetroffenen die Elektroden durch die Schädeldecke ins Hirninnere zum Nucleus subthalamicus führe, also zu einer Hirnregion, die die Motorik mitsteuert, implantiere ich der depressiven Patientin die Elektroden im Bereich des Nucleus accumbens, einer Hirnregion für die Stimmungsstörungen und die Motivation“.
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Tiefe Hirnstimulation bei psychiatrischen Erkrankungen noch in den Kinderschuhen
Obwohl das Verfahren vergleichbar ist, steckt die tiefe Hirnstimulation für psychiatrische Erkrankungen noch in den Kinderschuhen. Weltweit wurden bis dato rund 150 Fälle, die meisten davon in Studien, publiziert, erklärt die Neurologin Ines Debove. Die Erkenntnisse sind jedoch so vielversprechend, dass die tiefe Hirnstimulation bei psychiatrischen Erkrankungen künftig wohl vermehrt zur Anwendung kommen wird.
Hoffnung für therapieresistente Depressionen
Die behandelnde Psychiater PD Dr. med. Sebastian Walther erklärt: „Die Patientin leidet seit zwei Jahrzehnten an einer schweren therapieresistenten chronischen Depression. Die tiefe Hirnstimulation ist ihre letzte Hoffnung, nachdem alle anderen Behandlungsformen wie störungsspezifische Psychotherapie, Pharmakotherapie und nicht-invasive Hirnstimulationsverfahren erfolglos blieben“.
Hintergrundinformationen zur tiefen Hirnstimulation (DBS)
Bei der tiefen Hirnstimulation (Deep Brain Stimulation, DBS) werden den Patientinnen und Patienten in einem minimalinvasiven neurochirurgischen Präzisionseingriff kleinste Elektroden im Gehirn implantiert. Diese Elektroden führen dem Hirn über einen Hirnschrittmacher, der unter dem Schlüsselbein im Brustbereich implantiert wird, chronische elektrische Impulse zu. Neurologinnen und Neurologen stellen den Hirnschrittmacher über ein externes Programmiergerät ein.
Die Universitätsklinik für Neurologie am Inselspital
Die Universitätsklinik für Neurologie bietet eine hohe Interdisziplinarität mit vielen interessanten Schwerpunkten wie dem Stroke Center, neurologische Notfallmedizin, Bewegungsstörungen inkl. Beteiligung an der Diagnostik im neurovaskulären Labor. Jährlich werden ambulant über 30'000 Patient:innen und stationär ca. behandelt. Die Klinik legt Wert auf strukturierte Förderung der individuellen Weiterbildungs- und Entwicklungsperspektiven.
Die Insel Gruppe bildet mit dem Inselspital, Universitätsspital Bern, den Spitälern Riggisberg, Aarberg, Belp und dem Berner Reha Zentrum Heiligenschwendi das grösste medizinische Vollversorgungssystem der Schweiz; von der Spitzenmedizin bis zur Grundversorgung. Über 11 000 Mitarbeitende aus 102 Nationen sorgen dafür, dass unsere Patient:innen gemäss den neuesten Entwicklungen, Methoden und Möglichkeiten der Medizin behandelt werden.
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