Auch wenn die Welt primär auf Rechtshänder ausgerichtet ist, können auch Rechtshänder das Schreiben mit der linken Hand erlernen. Dies erfordert Geduld, die richtige Technik und ein Verständnis dafür, wie das Gehirn sich an diese neue Fähigkeit anpasst.
Gründe für das Linksschreiben
Es gibt verschiedene Gründe, warum Rechtshänder das Schreiben mit der linken Hand erlernen möchten. Ein praktischer Grund ist beispielsweise das Schreiben von Sprachen wie Arabisch, die von rechts nach links geschrieben werden. Das Schreiben mit links verhindert hier das Verwischen der Tinte. In anderen Fällen kann eine Verletzung der rechten Hand den Wechsel zur linken Hand erforderlich machen. Unabhängig vom Grund ist die Motivation und die Bereitschaft, geduldig zu üben, entscheidend für den Erfolg.
Die Grundlagen des Linksschreibens
Der erste Schritt beim Erlernen des Linksschreibens ist die Vorbereitung des Gehirns auf diese neue Aufgabe. Beginnen Sie mit einfachen Übungen, wie dem Zeichnen von Strichen und Kreisen. Übungshefte für Linkshänder können hierbei eine wertvolle Hilfe sein. Sobald Sie sich mit diesen grundlegenden Formen vertraut fühlen, können Sie mit dem Schreiben einzelner Buchstaben beginnen und diese dann zu kurzen Sätzen zusammensetzen. Ein Tintenroller eignet sich gut zum Schreiben mit links, da er leicht über das Papier gleitet. Bei der Verwendung eines Spiralblocks empfiehlt sich ein spezieller Linkshänder-Notizblock. Es ist wichtig, regelmäßig zu üben, aber ohne sich zu überanstrengen.
Die richtige Technik für Linkshänder
Eine gute und entspannte Körperhaltung ist beim Schreiben mit der linken Hand entscheidend. Achten Sie darauf, dass Sie sehen, was Sie schreiben, und die Tinte nicht verwischen. Vermeiden Sie die sogenannte Hakenhaltung, bei der Sie von oben mit ausgestrecktem Ellenbogen schreiben. Passen Sie stattdessen das Papier an, indem Sie es um etwa 30 Grad nach rechts drehen. Bei Bedarf können Sie das Papier mit der rechten Hand fixieren. Halten Sie den Stift locker zwischen Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Achten Sie generell auf eine aufrechte Sitzhaltung, wobei sich Ihr Kopf in Verlängerung der Wirbelsäule befindet. Ihre Schultern sollten locker sein und Ihre Ellenbogen in etwa auf Höhe der Tischkante aufliegen.
Linksschreiben als Gehirntraining
Das Erlernen des Schreibens mit der nicht-dominanten Hand ist ein hervorragendes Gehirntraining. Es stärkt die Myelin-Schicht um die Nervenbahnen, was die Geschwindigkeit der chemischen und elektrischen Impulse in den Gehirnzellen erhöht. Durch das Linksschreiben werden brachliegende Gehirnpotenziale aktiviert und beide Gehirnhälften stärker miteinander vernetzt. Dies kann die Koordination und die Leistungsfähigkeit des Gehirns verbessern.
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Hirnforschung und Anpassung
Die Hirnforschung hat gezeigt, dass sich das Gehirn schnell an körperliche Veränderungen anpassen kann. Bei Verletzungen, die die Nutzung der dominanten Hand einschränken, baut das Gehirn gezielt Hirnsubstanz in den Regionen auf, die für die Steuerung der nicht-dominanten Hand verantwortlich sind. Studien haben gezeigt, dass sich die Feinmotorik der nicht-dominanten Seite bereits nach zwei Wochen verbessert und parallel dazu Veränderungen in der Hirnstruktur stattfinden.
Umschulung von Linkshändern: Vergangenheit und Gegenwart
Früher war es üblich, linkshändige Kinder auf die rechte Hand umzuschulen. Dies führte oft zu psychischen Problemen wie Erschöpfung, Konzentrationsschwierigkeiten, Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten sowie feinmotorischen Störungen. Heute weiß man, dass die Umschulung der angeborenen Händigkeit einen massiven Eingriff in das Gehirn darstellt und negative Folgen haben kann. Daher werden Linkshänder heute in der Regel nicht mehr umgeschult.
Der Internationale Tag der Linkshänder
Der Internationale Tag der Linkshänder am 13. August soll auf die Probleme von Linkshändern aufmerksam machen und das Verständnis für ihre Situation fördern. Trotz Fortschritten in der Akzeptanz müssen sich Linkshänder in einer rechtshändigen Welt immer noch anpassen.
Händigkeit: Angeboren oder erlernt?
Die Frage, ob Händigkeit angeboren oder erlernt ist, ist komplex. Zwillingsstudien deuten darauf hin, dass die Gene etwa 25 Prozent der Händigkeit ausmachen. Weitere Faktoren sind frühe Umweltfaktoren wie das Geburtsjahr, der Geburtsort, das Geburtsgewicht, die Jahreszeit der Geburt, der kulturelle Hintergrund und das Geschlecht. Leichte Babys und Jungen neigen eher zur Linkshändigkeit als schwere Babys und Mädchen.
Unterschiede im Denken von Links- und Rechtshändern
Je nach Händigkeit ist das Gehirn etwas anders organisiert. Bei Linkshändern verarbeitet die rechte Gehirnhälfte Sinneseindrücke, die vor allem auf Intuition, Kreativität und Wahrnehmung spezialisiert ist. Bei Rechtshändern ist es die linke Hemisphäre, die das logische Denken, die Detailwahrnehmung und die Sprachzentren beherbergt.
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Vorteile von Linkshändern im Sport
Linkshänder haben im Sport einen Vorteil, insbesondere in Duellen, bei denen es um Schnelligkeit geht. Dies liegt daran, dass Gegner auf die spiegelverkehrten Bewegungen von Linkshändern weniger gut eingestellt sind, da sie naturgemäß seltener mit ihnen trainieren.
Tipps für Lehrer und Eltern
Lehrer und Eltern sollten auf Anzeichen von Linkshändigkeit achten und Kinder darin unterstützen, ihre dominante Hand zu nutzen. Es gibt viele Tipps und Anleitungen zum Schreibenlernen speziell für Linkshänder. Die Schreibfläche sollte immer links liegen, und das Papier sollte nach rechts unten geneigt werden. Es ist auch wichtig, darauf zu achten, dass Links- und Rechtshänder nicht so nebeneinander sitzen, dass sie sich beim Schreiben mit den Ellbogen behindern.
Veränderung der Gehirnstruktur durch Lernen
Studien haben gezeigt, dass sich die Gehirnstruktur auch im Erwachsenenalter durch Umwelteinflüsse verändern kann. So kann es beispielsweise nach körperlichem Training, intensivem Lernen oder dem Erlernen einer neuen Fähigkeit zu einem Wachstum bestimmter Gehirnregionen kommen. Eine Studie hat gezeigt, dass sich die feinmotorischen Fähigkeiten der nicht-dominanten Hand durch das Erlernen des Schreibens und Zeichnens mit links verbessern.
Was passiert im Gehirn beim Umlernen?
Linkshänder können durch Training lernen, mit der rechten Hand genauso gut oder fast so gut zu schreiben wie Rechtshänder. Das Umlernen funktioniert im Kindesalter einfacher als im Erwachsenenalter. Untersuchungen mit funktioneller Bildgebung haben gezeigt, dass umgeschulte Linkshänder beim Schreiben mit rechts beide Hirnhälften aktivieren. Durch das Umlernen wird der Motorcortex beider Hirnhälften gestärkt.
Die Anpassungsfähigkeit des Gehirns
Das Gehirn ist sehr anpassungsfähig, aber gewisse Grundfunktionen bleiben bestehen. Die Präferenz für die linke Hand bleibt auch beim Umschulen bestehen. Dies zeigt, wie wichtig es ist, Linkshänder nicht zu zwingen, mit der rechten Hand zu schreiben.
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Linkshänder und Kreativität
Es gibt keine eindeutigen Belege dafür, dass Linkshänder kreativer sind als Rechtshänder. Es gibt zwar viele berühmte Linkshänder, aber es gibt auch viele berühmte Rechtshänder.
Die falsche Hand und das richtige Hirn
Studien haben gezeigt, dass bei umgeschulten Linkshändern die Gehirnareale, die für die Bewegungssteuerung zuständig sind, in der linken Hirnhälfte dominant sind, so wie bei Rechtshändern. Die Planung und Kontrolle der Bewegungen findet aber nach wie vor in der rechten Hirnhälfte statt.
Psychische Folgen der Umschulung
Es gibt Berichte über psychische Probleme bei umgeschulten Linkshändern, aber wissenschaftliche Belege dafür fehlen. Es ist wahrscheinlicher, dass die psychische Belastung, die durch den Zwang, die rechte Hand zu benutzen, entsteht, für die seelischen Leiden verantwortlich ist.