Neurologisch-Psychiatrische Notfallambulanzen: Standorte und Leistungen in Deutschland

Psychische Notfälle erfordern sofortige Hilfe, um schwerwiegende Folgen für Betroffene und ihr Umfeld abzuwenden. In Deutschland stehen hierfür neurologisch-psychiatrische Notfallambulanzen (PNA) bereit, die eine wichtige Schnittstelle zwischen ambulanter und stationärer Versorgung bilden. Diese Ambulanzen sind oft an psychiatrische Kliniken angegliedert und bieten eine umfassende Akutversorgung für Menschen mit psychischen Erkrankungen.

Was ist eine Psychiatrische Institutsambulanz (PIA)?

Psychiatrische Institutsambulanzen (PIA) sind ein ambulantes Behandlungsangebot, das an psychiatrische Kliniken angegliedert ist. Sie erfüllen einen spezifischen Versorgungsauftrag für psychisch Kranke, die aufgrund der Art, Schwere oder Dauer ihrer Erkrankung ein besonderes, krankenhausnahes Angebot benötigen. Die Behandlung in einer PIA ist oft im zeitlichen Umfeld einer stationären oder tagesklinischen Therapie notwendig. Ein wichtiges Ziel ist es, Krankenhausaufenthalte zu vermeiden und zu verkürzen sowie den Ablauf der Behandlung zu verbessern.

Zielgruppen der PIA

Zu den Patientengruppen, die von einer PIA profitieren, gehören insbesondere:

  • Patienten mit zur Chronifizierung neigenden psychischen Erkrankungen, wie Schizophrenien, affektiven Erkrankungen und schweren Persönlichkeitsstörungen.
  • Suchterkrankungen mit Komorbidität.
  • Gerontopsychiatrische Erkrankungen.
  • Personen, bei denen eine langfristige kontinuierliche Behandlung medizinisch notwendig ist.
  • Patienten, bei denen mangelndes Krankheitsgefühl und/oder mangelnde Krankheitseinsicht und/oder mangelnde Impulskontrolle der Wahrnehmung dieser kontinuierlichen Behandlung entgegenstehen.

Leistungen der PIA

Das Behandlungsangebot einer PIA umfasst in der Regel eine Komplexleistung mit dem gesamten Spektrum psychiatrisch-psychotherapeutischer Diagnostik und Therapie. Dieses wird von einem multiprofessionellen Team erbracht, das aus Ärzten, Psychologen, Fachkrankenpflegern, Sozialarbeitern und Sekretären besteht.

Zum Behandlungsangebot gehören unter anderem:

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  • Pharmakotherapie auf dem aktuellen wissenschaftlichen Stand.
  • Krisenintervention und Notfallbehandlung.
  • Einzelgespräche.
  • Aufsuchende und nachgehende Arbeit.
  • Gruppenangebote.
  • In Einzelfällen können zusätzlich Ergo- und Bewegungstherapie innerhalb der Klinik angeboten werden.

Psychiatrische Aufnahme- und Notfallambulanzen (PNA)

Die Psychiatrische Aufnahme- und Notfallambulanz (PNA) stellt die Schnittstelle zwischen dem stationären Sektor und der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA) dar. Sie ist in der Regel 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche durchgehend pflegerisch und ärztlich besetzt. Die PNA bietet somit eine Anlaufstelle für Menschen in akuten psychischen Krisen, die sofortige Hilfe benötigen.

Leistungen der PNA

  • Akutversorgung: Die PNA bietet eine umfassende Akutversorgung für Menschen mit psychischen Erkrankungen.
  • Diagnostik: Die PNA führt eine umfassende psychiatrische und somatische Diagnostik durch, um die Ursache der Krise zu ermitteln und eine geeignete Behandlung einzuleiten.
  • Krisenintervention: Die PNA bietet Kriseninterventionen an, um die akute Krise zu bewältigen und die Stabilität des Patienten wiederherzustellen.
  • Weitervermittlung: Die PNA vermittelt Patienten bei Bedarf an andere Versorgungseinrichtungen, wie z.B. stationäre Kliniken, Tageskliniken oder niedergelassene Ärzte.
  • Esketaminsprechstunde: Einige PNA bieten eine Esketaminsprechstunde zur Indikationsstellung und Durchführung ambulanter Esketaminbehandlungen an. Esketamin wird bei Erwachsenen angewendet, um die Symptome einer Depression zu lindern.

Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen

Die PNA arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen, um eine umfassende Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Dies umfasst insbesondere die Zusammenarbeit mit der Neurologie, um körperliche Ursachen für psychische Symptome auszuschließen oder zu behandeln.

Standorte und Erreichbarkeit

Psychiatrische Institutsambulanzen und Notfallambulanzen finden sich an vielen Standorten in Deutschland. Die genauen Standorte und Kontaktdaten können über die Webseiten der jeweiligen Kliniken oder über die bundesweite Arztsuche ermittelt werden.

Beispiele für Standorte und Angebote

  • Universitätsmedizin Mainz: Die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz wurde am 1. Oktober 2001 eröffnet und behandelt etwa 1000 Patienten pro Jahr.
  • Bielefeld: In Bielefeld finden Menschen mit akuten psychischen Erkrankungen kompetente Hilfe in den dortigen Kliniken, die das Gesamtgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie abdecken.
  • Klinikum Herford: Die Notaufnahme im Klinikum Herford und die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik stehen rund um die Uhr mit einem interdisziplinären Team aus Psychiatern und Notfallmedizinern zur Verfügung.
  • Vinzenz von Paul Hospital: Die Psychiatrischen Institutsambulanzen des Vinzenz von Paul Hospitals sind ambulante Bestandteile der psychiatrischen Versorgung in Rottweil, VS-Villingen, Balingen, Albstadt und Tuttlingen.
  • kbo-Kliniken und Klinikum Ingolstadt: An allen psychiatrischen kbo-Kliniken sowie am Klinikum Ingolstadt besteht für erwachsene Menschen die Möglichkeit, sich an einer PIA behandeln zu lassen. Für Kinder und Jugendliche gibt es an allen Standorten des kbo-Heckscher-Klinikums sowie in Wolfratshausen und Waldkraiburg psychiatrische Ambulanzen.
  • Neustadt a. d. Aisch: Hier gibt es sowohl eine Psychiatrische Institutsambulanz als auch eine Psychiatrische Institutsambulanz für Kinder- und Jugendliche.

Wichtige Telefonnummern für Notfälle

  • Allgemeiner Notruf: 112
  • Psychiatrische Notfälle: Es empfiehlt sich, die Notrufnummer der nächstgelegenen psychiatrischen Klinik oder Notfallambulanz zu recherchieren und griffbereit zu haben.
  • Krisentelefone: Viele Städte und Regionen bieten Krisentelefone an, die rund um die Uhr erreichbar sind und eine erste Anlaufstelle in psychischen Notlagen darstellen.

Kostenübernahme

Die Kosten für die Behandlung in einer Psychiatrischen Institutsambulanz oder Notfallambulanz werden in der Regel von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Es ist jedoch ratsam, sich vorab bei der Krankenkasse oder der jeweiligen Einrichtung über die genauen Bedingungen der Kostenübernahme zu informieren. In manchen Fällen ist eine Überweisung von einem niedergelassenen Arzt (Haus- oder Facharzt) erforderlich.

Stigma und Inanspruchnahme von Hilfe

Es ist wichtig zu betonen, dass psychische Erkrankungen jeden treffen können und keine Schande sind. Leider sind psychische Erkrankungen in der Öffentlichkeit und im Umfeld der Patienten häufig stigmatisiert. Dennoch sollte man nicht zögern, rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine Verschlechterung des Zustandes zu vermeiden. Die Mitarbeiter in den psychiatrischen Institutsambulanzen und Notfallambulanzen sind erfahren und einfühlsam und bieten eine professionelle Unterstützung in schwierigen Lebenssituationen.

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