Neurologische Abteilung Klinikum: Aufgaben, Schwerpunkte und Versorgung

Die neurologische Abteilung eines Klinikums spielt eine zentrale Rolle in der Versorgung von Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems. Diese Abteilung ist spezialisiert auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks, der peripheren Nerven und der Muskulatur. Im Folgenden werden die Aufgaben, Schwerpunkte und die umfassende Versorgung durch eine neurologische Abteilung am Beispiel verschiedener Kliniken in Deutschland erläutert.

Struktur und Ausstattung

Die Klinik für Neurologie am Marien Hospital Düsseldorf ist eine von drei neurologischen Akutkliniken in Düsseldorf und verfügt über 53 Betten. Diese Betten entsprechen dem modernsten Standard. Die Universitätsklinik für Neurologie und Neurogeriatrie verfügt über sechs eigenständige neurointensivmedizinische Betten mit voller Beatmungskapazität.

Die Neurologische Klinik des Johannes Wesling Klinikums behandelt jährlich etwa 100 Patienten mit Tumoren stationär und ambulant. Die Neurologische Klinik in Braunschweig verfügt über 91 Betten auf vier Stationen, einschließlich einer überregional zertifizierten Stroke Unit und einer neurologischen Intensivstation.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die neurologischen Abteilungen arbeiten oft interdisziplinär mit anderen Fachbereichen zusammen, um eine umfassende Versorgung der Patienten zu gewährleisten. Dies beinhaltet die Zusammenarbeit mit:

  • Universitätsklinik für Geriatrie
  • Universitätsklinik für Neurochirurgie
  • Institut für (Neuro-)Radiologie
  • Klinik für Hämatologie und internistische Onkologie
  • Neuro-Zentrum (Neurochirurgie, Radiologie/Neuroradiologie, Kardiologie und Gefäßchirurgie)

Diese Zusammenarbeit ermöglicht eine fachübergreifende Betreuung und Behandlung der Patienten, insbesondere in komplexen Fällen.

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Aufgaben und Schwerpunkte

Die Aufgaben einer neurologischen Abteilung sind vielfältig und umfassen die Diagnose, Behandlung und Rehabilitation von neurologischen Erkrankungen. Zu den Hauptaufgaben gehören:

  • Diagnostik: Umfassende neurologische Untersuchungen, EEG, Ultraschalluntersuchungen (Doppler, Duplex), EMG, Elektroneurographie, Evozierte Potentiale, Elektronystagmographie, Lumbalpunktion, Schlaflaboruntersuchungen.
  • Akutversorgung: Behandlung von Schlaganfällen, epileptischen Anfällen, Hirnhautentzündungen und anderen neurologischen Notfällen.
  • Therapie: Medikamentöse Behandlung, interventionelle Therapien (z.B. Thrombektomie), Botulinumtoxin-Injektionen, neurologische Frührehabilitation.
  • Rehabilitation: Unterstützung der Patienten bei der Wiederherstellung von Funktionen und der Wiedereingliederung in den Alltag.

Behandlungsschwerpunkte

Einige der häufigsten Behandlungsschwerpunkte in neurologischen Abteilungen sind:

  • Schlaganfall: Die Schlaganfallbehandlung ist ein zentraler Schwerpunkt vieler neurologischer Kliniken. Spezialisierte Stroke Units bieten eine intensive Überwachung und Behandlung nach neuesten Standards. Die Universitätsklinik für Neurologie und Neurogeriatrie kooperiert für interventionelle Behandlungstechniken (Thrombektomie) mit umliegenden Kliniken.
  • Multiple Sklerose (MS): Viele Kliniken haben sich auf die Diagnose, Therapie und Langzeitbetreuung von MS-Patienten spezialisiert. Die Neurologische Klinik in Braunschweig ist als MS-Schwerpunktzentrum anerkannt.
  • Bewegungsstörungen: Die Behandlung von Parkinson-Krankheit, Dystonien und anderen Bewegungsstörungen ist ein weiterer Schwerpunkt. Die Parkinson-Spezialambulanz bietet eine differenzierte Diagnostik und Therapie an.
  • Epilepsie: Die Abklärung und Behandlung von Epilepsien und epileptischen Anfällen ist ein wichtiger Bestandteil der neurologischen Versorgung.
  • Gedächtnisstörungen: Die Diagnostik und Behandlung von Gedächtnisstörungen und Demenzen wird in spezialisierten Gedächtnissprechstunden angeboten.
  • Kopfschmerzen: Die neurologische Abklärung und Behandlung von Kopfschmerzen, einschließlich Migräne und Spannungskopfschmerzen, ist ein weiterer Schwerpunkt.
  • Tumoren: Die neurologische Klinik des Johannes Wesling Klinikums behandelt jährlich etwa 100 Patienten mit Tumoren stationär und ambulant.

Neurologische Intensivmedizin und Schlaganfallbehandlung

Die neurologische Intensivmedizin ist ein wichtiger Bestandteil der Akutversorgung von Patienten mit schweren neurologischen Erkrankungen. Die Universitätsklinik für Neurologie und Neurogeriatrie behandelt auf sechs eigenständigen neurointensivmedizinischen Betten mit voller Beatmungskapazität. Schlaganfallpatienten werden auf einer der ersten drei Stroke Units Deutschlands versorgt, die 1996 etabliert wurde. Diese Stroke Unit ist auch das erste deutsche, durch die Europäische Stroke Organization als Stroke Center zertifizierte, überregionale Stroke Unit.

Akutbehandlung des Schlaganfalls

Bei einem Schlaganfall zählt jede Minute. Die neurologischen Abteilungen sind darauf spezialisiert, schnell zu handeln, um die Folgeschäden zu minimieren. Die Akutbehandlung umfasst:

  • Schnelle Diagnose: Der FAST-Test (Face, Arms, Speech, Time) hilft, Schlaganfallsymptome schnell zu erkennen.
  • Lyse-Therapie: Auflösung des Blutgerinnsels mit Medikamenten.
  • Thrombektomie: Mechanische Entfernung des Blutgerinnsels.
  • Intensive Überwachung: Auf der Stroke Unit werden die Patienten rund um die Uhr von qualifiziertem Personal überwacht.

Neurogeriatrie

Aufgrund des demografischen Wandels fokussiert die neurologische Disziplin immer mehr auf die Versorgung und Behandlung geriatrischer Patienten. Ältere Patienten mit neurologischen Erkrankungen werden in speziellen neurogeriatrischen Abteilungen behandelt.

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  • Multimorbidität: Das Leben älterer Personen ist oft von mehreren Erkrankungen geprägt, die die Selbständigkeit und Autonomie beeinflussen.
  • Spezielle Behandlungen: Neurogeriatrische Komplexbehandlungen beinhalten spezialisierte geriatrische Pflegeleistungen und ein umfangreiches Rehabilitationsprogramm.
  • Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Die Zusammenarbeit mit der Universitätsklinik für Geriatrie ermöglicht eine fachübergreifende Betreuung.

Neurorehabilitation

Die neurologische Frührehabilitation beginnt idealerweise so früh wie möglich, um die gesundheitlichen Schäden und nachfolgenden Behinderungen zu minimieren.

  • Frührehabilitation: Behandlung von Patienten, die noch nicht aktiv an der Behandlung mitwirken können und oft noch intensivmedizinischer Betreuung bedürfen.
  • Interdisziplinäres Team: Umfassende Betreuung durch Ärzte, aktivierende Pflege, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und Neuropsychologen.
  • Ziele: Wiedererlernen grundlegender Fähigkeiten und Anleitung der Angehörigen für die häusliche Pflege.

Ambulante Versorgung

Die Versorgung ambulanter neurologischer Patienten erfolgt in verschiedenen Ambulanzen sowie im Konsiliar- und Notfalldienst.

  • Spezialambulanzen: MS-Ambulanz, Botox-Ambulanz, Ultraschallambulanz, EMG-Ambulanz, Hirntumorsprechstunde.
  • Ambulante Spezialversorgung (ASV): Für Multiple Sklerose und weitere chronisch-entzündliche Erkrankungen des zentralen Nervensystems.
  • Parkinson-Spezialambulanz: Für Patienten mit Morbus Parkinson oder anderen extrapyramidal-motorischen Erkrankungen.
  • Gedächtnissprechstunde: Zur frühzeitigen Erkennung klinisch relevanter kognitiver Defizite.

Unterstützung und Beratung

Neben der medizinischen Behandlung bieten neurologische Abteilungen auch Unterstützung und Beratung für Patienten und ihre Angehörigen an.

  • Schlaganfallbüro: Ansprechpartner für Betroffene und Angehörige, Aufklärung über Risiken und vorbeugende Maßnahmen.
  • Selbsthilfegruppen: Kontakt zu anderen Betroffenen und Austausch von Erfahrungen.
  • Sozialdienst: Beratung zu Fragen der weiteren Versorgung, ambulanter oder stationärer Pflege, Hilfsmittel, Umgang mit Behörden.

Diagnostische Verfahren

Die neurologischen Abteilungen setzen eine Vielzahl von diagnostischen Verfahren ein, um neurologische Erkrankungen zu erkennen und zu differenzieren. Zu den wichtigsten Verfahren gehören:

  • Neurologische Untersuchung: Umfassende Funktionsprüfung des Nerven- und Muskelsystems, einschließlich Bewusstsein, Gedächtnis, Denken, Sprache und Handeln.
  • Elektroenzephalographie (EEG): Registrierung der elektrischen Aktivität der Nervenzellen des Gehirns zur Untersuchung von Epilepsien und anderen Hirnerkrankungen.
  • Ultraschalluntersuchungen: Doppler- und Duplex-Sonographie zur Beurteilung der Hirndurchblutung und Erkennung von Gefäßverengungen.
  • Evozierte Potentiale (EP): Messung der Leitfähigkeit verschiedener Sinnesbahnen nach Reizung durch optische, akustische oder elektrische Reize.
  • Elektromyographie (EMG): Untersuchung der elektrischen Muskelaktivität zur Diagnose von Erkrankungen der Nerven und Muskeln.
  • Elektroneurographie (NLG): Messung der Nervenleitgeschwindigkeit zur Beurteilung der Funktion von Muskel- und Sinnesnerven.
  • Elektronystagmographie: Untersuchung der elektrischen Signale des Gleichgewichtssystems zur Diagnose von Gleichgewichtsstörungen.
  • Lumbalpunktion: Entnahme von Nervenwasser zur Untersuchung bei Verdacht auf entzündliche Prozesse oder andere Erkrankungen des Nervensystems.
  • Schlaflabor: Erfassung verschiedener Parameter während des Nachtschlafes zur Diagnose von Schlafstörungen neurologischer Ursache.
  • Kernspintomographie (MRT): Darstellung von frischen oder älteren Entzündungsherden.
  • Liquoruntersuchung: Nachweis von Entzündungsprozessen.

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