Neurologische Ausfälle: Symptome, Ursachen und Diagnose

Die Neurologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit dem Aufbau, den Funktionen und den Erkrankungen des Nervensystems beschäftigt. Dazu gehören das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark), das periphere Nervensystem (Nerven außerhalb des Gehirns und Rückenmarks) sowie die damit verbundenen Muskeln und Blutgefäße. Dieses Fachgebiet umfasst sowohl die Diagnostik als auch die Therapie und Rehabilitation von neurologischen Erkrankungen.

Was sind neurologische Erkrankungen?

Neurologische Erkrankungen umfassen Störungen bzw. Erkrankungen des Gehirns, des Rückenmarks sowie der peripheren Nerven. Die Ursachen bzw. die Pathogenese, die neurologischen Erkrankungen zugrunde liegen, sind zahlreich und teilweise noch nicht vollständig aufgeklärt. Entsprechend der vielfältigen Körperfunktionen, die das Nervensystem steuert, können die Symptome von neurologischen Erkrankungen sehr unterschiedlich sein.

Häufige neurologische Erkrankungen

Zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen zählen:

  • Schlaganfall: In den meisten Fällen stecken hinter einem Schlaganfall Gefäßverschlüsse in den hirnversorgenden Arterien. Sie führen zu einer plötzlichen Durchblutungsstörung im Gehirn. Undichte Blutgefäße führen bei einer Hirnblutung zu Lähmungen, Sprach- und Bewegungsstörungen.
  • Schädel-Hirn-Trauma: Die wohl bekannteste Form eines Schädel-Hirn-Traumas ist die Gehirnerschütterung.
  • Demenz: Infolge einer Degeneration oder Durchblutungsstörungen des Gehirns kommt es bei der Demenz zu Gedächtnisstörungen und einer Einschränkung des Denkvermögens, inkl. Defiziten der kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten.
  • Parkinson: 0,1 bis 0,2 Prozent der Deutschen leiden unter Parkinson.
  • Multiple Sklerose (MS): Bei der Multiplen Sklerose (MS) reagiert das Immunsystem fehlerhaft und Nervenscheiden entzünden sich.
  • Hirnhautentzündung (Meningitis): Als Hirnhautentzündung (Meningitis) wird eine Entzündung der Rückenmarkshäute und Hirnhäute bezeichnet.
  • Epilepsie: Als epileptischer Anfall wird ein vorübergehender Zustand des Gehirns bezeichnet, bei dem es aufgrund einer pathologischen neuronalen Aktivität des Gehirns zu klinischen Symptomen kommt.
  • Kopfschmerzen: Bis zu 70 Prozent der Bevölkerung leiden unter immer wieder auftretenden sogenannten Spannungskopfschmerzen, 8-10 Prozent unter Migräne und vier Prozent unter chronischen Kopfschmerzen.
  • Polyneuropathien: Unter Polyneuropathien versteht man generalisierte Erkrankungen des peripheren Nervensystems.
  • Hirntumore: Auch im Gehirn können sich wie in anderen Organen Tumore bilden.

Neurologische Erkrankungen von A-Z

Das Spektrum neurologischer Erkrankungen ist breit gefächert und umfasst zahlreiche Krankheitsbilder. Viele neurologische Krankheiten sind heutzutage wesentlich besser behandelbar als früher. Gegen die Parkinson-Krankheit und gegen Multiple Sklerose gibt es mehr Therapieformen. Und auch die Epilepsie stellt nicht mehr denselben Kontrollverlust dar wie einst.

Ursachen neurologischer Erkrankungen

Neurologische Erkrankungen können durch vielfältige Ursachen ausgelöst werden, wie beispielsweise:

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  • Genetische Veranlagungen
  • Autoimmunprozesse
  • Durchblutungsstörungen
  • Entzündungen
  • Verletzungen
  • Neurodegenerative Vorgänge

Risikofaktoren für neurologische Erkrankungen

Einige Risikofaktoren können die Wahrscheinlichkeit, an bestimmten neurologischen Erkrankungen zu erkranken, erhöhen. Dazu gehören:

  • Alter: Das Alter ist ein bedeutender Risikofaktor für viele neurologische Erkrankungen, insbesondere für Demenz.
  • Schwerhörigkeit: Schwerhörigkeit kann die geistigen Fähigkeiten wesentlich schneller verringern.
  • Medikamente: Medikamente gegen Inkontinenz, Schlafstörungen oder Depressionen scheinen in höherer Dosis oder bei längerer Anwendung das Risiko für Demenz zu erhöhen. Auch Säureblocker können bei längerer Einnahme das Demenzrisiko erhöhen.
  • Vitamin-D-Mangel: Ein Vitamin-D-Mangel kann das Risiko für Demenz erhöhen.
  • Stress: Große seelische Belastungen treiben das Demenzrisiko in die Höhe.
  • Unstabile Persönlichkeit: Wer emotional weniger stabil ist, trägt offenbar ein erheblich höheres Risiko für Alzheimer.
  • Einsamkeit: Einsamkeit ist offenbar auch ein Risikofaktor für eine Demenz.
  • Diabetes und Bluthochdruck: Diabetes und Bluthochdruck sind schlecht für die Gefäße. Deshalb haben Diabetiker ein höheres Risiko für Demenz.
  • Rauchen: Wer regelmäßig Zigaretten raucht, schadet nicht nur seiner Lunge und erhöht sein Krebsrisiko. Auch das Gehirn leidet.
  • Luftverschmutzung: Auch dreckige Luft steht im Verdacht das Demenzrisiko zu erhöhen.
  • Gewicht: Zu fettleibig oder zu mager - beides ist nicht gut, wenn es um das Risiko für Demenz geht.
  • Depression: Depressionen und Demenz gehen oft Hand in Hand.

Prävention neurologischer Erkrankungen

Ein gesunder Lebensstil kann dazu beitragen, das Risiko für neurologische Erkrankungen zu senken. Dazu gehören:

  • Keine Zigaretten
  • Kein Alkohol
  • Eine gesunde Ernährung
  • Normalgewicht
  • Bewegung

Symptome neurologischer Erkrankungen

Entsprechend der vielfältigen Körperfunktionen, die das Nervensystem steuert, können die Symptome von neurologischen Erkrankungen sehr unterschiedlich sein. Neurologische Symptome wie Kopfschmerzen, Bewegungsstörungen oder Schwindel können zwar harmlos sein, aber auch auf ernsthafte Erkrankungen des Gehirns und des Nervensystems hindeuten.

Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • Kopfschmerzen: Kopfweh kennt fast jeder. Chronische Kopfschmerzen können die Gesundheit und das Leben der Betroffenen jedoch schwer belasten und bis zur Behinderung führen.
  • Schwindel: Andere Betroffene klagen darüber, dass alles um sie herum schwankt. Schwindel tritt häufig mit Begleitsymptomen auf.
  • Schwäche oder Lähmung: Häufige Schlaganfall-Symptome sind eine akute Schwäche oder Lähmung auf einer Körperseite.
  • Sprachschwierigkeiten: Sprachschwierigkeiten können ein Symptom für einen Schlaganfall sein, aber auch andere neurologische Ursachen haben.
  • Sehstörungen: Sehstörungen können ebenfalls auf einen Schlaganfall hindeuten.
  • Bewegungsstörungen: Unter Bewegungsstörungen versteht man Fehl- oder Extrabewegungen, die zu einer Beeinträchtigung führen.
  • Gedächtnisverlust: Gedächtnisstörungen und eine Einschränkung des Denkvermögens sind typische Symptome für Demenz.
  • Taubheitsgefühl: Polyneuropathien machen sich oft durch ein an den Füßen beginnendes Taubheitsgefühl bemerkbar.
  • Schmerzen: Muskelschmerzen können auf Myopathien hindeuten.

Diagnose neurologischer Erkrankungen

In der Neurologie kommen verschiedene diagnostische Methoden zum Einsatz, um neurologische Erkrankungen präzise zu erkennen.

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Zentrales Element ist zunächst eine gründliche Befragung (Anamnese) der Patientinnen und Patienten. Dabei erkundigt sich die Ärztin oder der Arzt der Neurologie nach Beschwerden, Vorerkrankungen und Medikamenteneinnahmen. Im Anschluss erfolgen spezifische neurologische Untersuchungen, darunter:

  • Klinisch-neurologische Untersuchung: Zur grundlegenden Diagnostik gehört eine dezidierte Anamnese inkl. Familienanamnese sowie eine klinisch-neurologische Untersuchung mit Erhebung der einzelnen Kraftgrade und mit Verwendung krankheitsspezifischer Skalen und Fragebögen.
  • Laboruntersuchungen von Blut und Liquor: Die Analyse von Gehirn- oder Nervenwasser hilft bei der Diagnostik von durch Erreger ausgelösten Erkrankungen des Nervensystems. Der Liquor wird durch eine Punktion im Rückenmark entnommen. Die laborchemische Diagnostik sollte neben den Routineparametern wie das kleine Blutbildbild, die Leber-, Nieren-, Schilddrüsenwerte und Elektrolyte insbesondere die Bestimmung der Kreatinkinase (CK) beinhalten. Im Einzelfall können metabolische Funktionstests für Myopathien oder eine erweiterte Labordiagnostik für metabolische, rheumatologische, infektiöse und tumoröse sowie hämatologische Erkrankung bei Polyneuropathien notwendig sein. Für autoimmun bedingte neuromuskuläre Erkrankungen stehen spezielle Autoantikörpertests zur Verfügung.
  • Ultraschalluntersuchungen: Mit einem Ultraschall der hirnversorgenden Gefäße können mögliche Durchblutungsstörungen und die Versorgung des Gehirns überprüft werden.
  • Elektrophysiologische Diagnostik (EEG): Diese Methode misst die Hirnströme und wird beispielsweise bei Epilepsie eingesetzt. Zusätzlich kann die elektrophysiologische Diagnostik helfen, zwischen einer Nerven-, Muskelbeteiligung oder einer neuromuskulären Übertragungsstörung zu unterscheiden.
  • Bildgebende Verfahren: MRT und CT sind in der Neurologie unverzichtbar. Sie erlauben eine detaillierte Darstellung der Gehirnstrukturen und werden sowohl bei Schlaganfällen oder Hirnblutungen als auch zur Diagnose degenerativer Erkrankungen genutzt. Morphologisch können die Muskeln und Nerven über bildgebende Verfahren wie das MRT oder den Ultraschall abgebildet werden.
  • Elektromyographie: Elektromyographie wird zur Diagnostik von Muskelkrankheiten eingesetzt.

Behandlung neurologischer Erkrankungen

Die Behandlung neurologischer Erkrankungen erfolgt individuell und orientiert sich an der jeweiligen Ursache sowie den Symptomen. Der Grundpfeiler in der Behandlung der neuromuskulären Behandlung ist eine möglichst schnelle und präzise Diagnostik.

Viele Krankheitsbilder, wie Migräne, Myopathien oder Epilepsie, lassen sich heute durch moderne medikamentöse Therapien gut behandeln. Welche Maßnahmen für die Patientin oder den Patienten geeignet sind, wird gemeinsam mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt für Neurologie individuell auf die Krankengeschichte abgestimmt.

Erkrankungen wie ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung gehören zu den medizinischen Notfällen, die eine sofortige Behandlung erfordern. Die Schlaganfallmedizin hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Schlaganfälle und Hirninfarkte werden heute schwerpunktmäßig in spezialisierten Schlaganfallstationen, den sogenannten Stroke Units, behandelt. Bei einer Hirnblutung stehen zudem neurochirurgische Therapien zur Verfügung, die darauf abzielen, die Blutung zu stoppen und Folgeschäden zu minimieren.

Je nach der Ursache der neuromuskulären Erkrankung stehen spezifische Therapien zur Verfügung. Bei erworbenen Erkrankungen sollte die verursachende Erkrankung spezifisch therapiert werden wie z.B. der Diabetes mellitus bei einer diabetisch-bedingten Polyneuropathie. Bei den autoimmun entzündlichen Erkrankungen kommen sogenannte Immunsuppressiva zum Einsatz.

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Was tun bei Verdacht auf eine neurologische Erkrankung?

Vermuten Sie bei sich eine Nervenkrankheit, zum Beispiel, weil oben genannte Symptome vorliegen, so ist als erstes Ihr:e Hausärzt:in der bzw. die geeignete Ansprechpartner:in. Er oder sie wird Sie gründlich untersuchen und entscheiden, ob der Verdacht begründet ist. Falls ja, kann sie Sie an eine:n Neurolog:in überweisen, der bzw. die die weitere Diagnostik durchführen kann. Zögern Sie nicht, sich frühzeitig an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt zu wenden, anstatt Beschwerden monate- oder gar jahrelang auszuhalten. Die Behandlungsaussichten sind meist besser, je früher mit der Therapie begonnen wird.

Außerdem kann es helfen, Angehörigen, Partner:innen oder Mitbewohner:innen von der Erkrankung zu erzählen. Bei vielen neurologischen Krankheiten werden Sie zumindest zeitweise Hilfe benötigen. Die psychische Belastung ist ebenfalls nicht zu unterschätzen. Lassen Sie sich jedoch nicht alles abnehmen, auch wenn Ihr Umfeld Sie schonen und unterstützen möchte. Für alle Betroffene egal welcher neurologischen Krankheit ist es sowohl für Psyche als auch für die körperliche Situation wichtig, all das selbstständig zu tun, was selbstständig geht.

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