Die Alzheimer-Krankheit ist eine fortschreitende und unheilbare Erkrankung, die durch den Rückgang von Nervenzellen im Gehirn und die Ablagerung bestimmter Proteine gekennzeichnet ist. Im Spätstadium der Krankheit steigt das Risiko für Infektionen aufgrund zunehmender Immobilität und Schluckstörungen. Der Pflegeaufwand nimmt mit dem Fortschreiten der Krankheit zu.
ICD-10-Klassifikation der Alzheimer-Demenz
Die Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) klassifiziert die Demenz bei Alzheimer-Krankheit unter F00. Die Alzheimer-Krankheit ist eine primär degenerative zerebrale Krankheit mit unbekannter Ätiologie und charakteristischen neuropathologischen und neurochemischen Merkmalen. Sie beginnt meist schleichend und entwickelt sich langsam aber stetig über einen Zeitraum von mehreren Jahren.
Die ICD-10 unterscheidet verschiedene Formen der Demenz bei Alzheimer-Krankheit:
- F00.0: Demenz bei Alzheimer-Krankheit, mit frühem Beginn (Typ 2) (G30.0+). Diese Form beginnt vor dem 65. Lebensjahr und weist eine vergleichsweise rasche Verschlechterung sowie deutliche und vielfältige Störungen der höheren kortikalen Funktionen auf. Synonyme sind Alzheimer-Krankheit, Typ 2, präsenile Demenz vom Alzheimer-Typ und primär degenerative Demenz vom Alzheimer-Typ, präseniler Beginn.
- F00.1: Demenz bei Alzheimer-Krankheit, mit spätem Beginn (Typ 1) (G30.1+). Diese Form beginnt nach dem 65. Lebensjahr, meist in den späten 70er Jahren oder danach, mit langsamer Progredienz und Gedächtnisstörungen als Hauptmerkmal.
- F00.2: Demenz bei Alzheimer-Krankheit, atypische oder gemischte Form.
- F00.9: Demenz bei Alzheimer-Krankheit, nicht näher bezeichnet.
Es ist wichtig zu beachten, dass der ICD-Code in der ambulanten Versorgung immer durch Zusatzkennzeichen für die Diagnosesicherheit ergänzt wird: A (Ausgeschlossene Diagnose), G (Gesicherte Diagnose), V (Verdachtsdiagnose) und Z (Zustand nach der betreffenden Diagnose).
Epidemiologie der Alzheimer-Demenz
Die Alzheimer-Krankheit betrifft vor allem ältere Menschen. Meist beginnt die Erkrankung nach dem 65. Lebensjahr (Late Onset Alzheimer´s disease (LOAD)), eher selten tritt die Frühform der Erkrankung vor dem 65. Lebensjahr auf. Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) steigt mit dem Alter:
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- Unter 65-Jährige: ca. 2 %
- 70-Jährige: 3 %
- 75-Jährige: 6 %
- 85-Jährige: 20 % (in Deutschland)
Symptome der Alzheimer-Demenz
Demenz (F00-F03) ist ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen. Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet, gelegentlich treten diese auch eher auf.
Die Symptome der Alzheimer-Demenz entwickeln sich meist schleichend über einen Zeitraum von mehreren Jahren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Gedächtnisverlust: Schwierigkeiten, sich an neuere Ereignisse zu erinnern, wiederholtes Stellen derselben Fragen, Verlegen von Gegenständen.
- Sprachstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden, undeutliche Sprache.
- Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden, Verwirrung bezüglich Zeit und Ort.
- Beeinträchtigung des Denkvermögens: Schwierigkeiten, Probleme zu lösen, Entscheidungen zu treffen und abstrakte Konzepte zu verstehen.
- Verhaltensänderungen: Reizbarkeit, Unruhe, Aggressivität, sozialer Rückzug, Misstrauen gegenüber anderen Menschen.
- Persönlichkeitsveränderungen: Veränderung des Charakters, Verlust des Interesses an Hobbys und Aktivitäten.
Diagnose der Alzheimer-Demenz
Die Diagnose der Alzheimer-Demenz basiert auf einer umfassenden Untersuchung, die Folgendes umfasst:
- Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Symptome.
- Körperliche Untersuchung: Überprüfung des allgemeinen Gesundheitszustands.
- Neurologische Untersuchung: Überprüfung der neurologischen Funktionen wie Gedächtnis, Sprache, Orientierung und Reflexe.
- Neuropsychologische Tests: Durchführung von Tests zur Beurteilung der kognitiven Fähigkeiten.
- Bildgebende Verfahren: Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) des Gehirns, um andere Ursachen für die Demenz auszuschließen und Veränderungen im Gehirn zu erkennen.
- Biomarker-Untersuchungen: In den letzten Jahren sind Biomarker für die Pathologie (Amyloid, Tau-Aggregation) hinzugekommen [6], wodurch eine gesicherte ätiologische Diagnose möglich ist. Durch die Entwicklung blutbasierter Biomarker wird sich die Zugänglichkeit dieser Diagnostik weiter verbessern [10].
Ein vom National Institute on Aging (NIA) und der Alzheimer's Association (AA) zusammengestelltes Komitee in "Alzheimer's and Dementia" wendet sich ab von der Symptomatik und will in der Forschung zukünftig Biomarker für die Diagnose Alzheimer-Krankheit (AD) als entscheidende Kriterien verwenden.
Therapie der Alzheimer-Demenz
Morbus Alzheimer ist eine progressive und unheilbare Erkrankung. Es gibt derzeit keine Heilung für die Alzheimer-Demenz, aber es gibt Medikamente und nicht-medikamentöse Behandlungen, die die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf verlangsamen können.
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Medikamentöse Behandlung
- Acetylcholinesterase-Hemmer: Diese Medikamente (z. B. Donepezil, Rivastigmin) erhöhen die Konzentration von Acetylcholin im Gehirn, einem Botenstoff, der für die Gedächtnisfunktion wichtig ist.
- NMDA-Antagonisten: Diese Medikamente (z. B. Memantine) blockieren die Wirkung von Glutamat, einem anderen Botenstoff im Gehirn, der bei der Alzheimer-Demenz überaktiviert sein kann.
Nicht-medikamentöse Behandlung
- Kognitives Training: Übungen zur Verbesserung des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und des Denkvermögens.
- Ergotherapie: Maßnahmen zur Erhaltung der Selbstständigkeit im Alltag.
- Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der körperlichen Fitness und Beweglichkeit.
- Musiktherapie: Einsatz von Musik zur Förderung der emotionalen und kognitiven Fähigkeiten.
- Realitätsorientierungstraining: Maßnahmen zur Verbesserung der Orientierung und des Realitätsbezugs.
- Psychotherapie: Unterstützung bei der Bewältigung von Ängsten, Depressionen und anderen psychischen Problemen.
Betreuung und Unterstützung
Da der Pflegeaufwand mit dem Fortschreiten der Krankheit zunimmt, ist es wichtig, dass Betroffene und ihre Angehörigen Unterstützung erhalten. Es gibt eine Vielzahl von Angeboten, wie z. B.:
- Beratungsstellen: Informationen und Unterstützung für Betroffene und Angehörige.
- Selbsthilfegruppen: Möglichkeit zum Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
- Tagespflege: Betreuung und Aktivierung von Betroffenen tagsüber.
- Ambulante Pflege: Unterstützung im eigenen Zuhause.
- Stationäre Pflege: Betreuung in einem Pflegeheim.
ICD-11: Änderungen in der Klassifikation von Demenzerkrankungen
Die International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems 11 (ICD-11) stellt einen klaren Fortschritt gegenüber ICD-10 dar. In ICD-11 werden aktuelle diagnostische Klassifikationen neurodegenerativer Demenzerkrankungen aufgegriffen. In Kapitel 6 (Psychische Störungen, Verhaltensstörungen, neuromentale Entwicklungsstörungen) werden in dem Unterkapitel Neurokognitive Störungen die Demenzen aufgeführt. Aufgelistet werden hier die Demenz durch Alzheimer-Krankheit (6D80), eingeteilt in die mit frühem Beginn vor dem 65. Lebensjahr (6D80.0) und die mit spätem Beginn ab dem 65. Lebensjahr (6D80.1). Ferner werden Mischformen mit vaskulärer Pathologie (6D80.2) und mit anderen neurodegenerativen Pathologien (6D80.3) unterschieden. Einen eigenen Code hat die Demenz durch primär zerebrovaskuläre Krankheit (6D81). Hier können durch Postkoordination verschiedene Formen zerebrovaskulärer Erkrankungen mit jeweils eigenen Codes zugeordnet werden. Im Weiteren können Demenz durch Lewy-Körper-Krankheit (6D82), frontotemporale Demenz (6D83), Demenz durch psychoaktive Substanzen (6D84), inklusive Alkohol (6D84.0), Demenz durch Sedativa, Hypnotika oder Anxiolytika (6D84.1), durch flüchtige Inhalantien (6D84.2) und durch sonstige, nicht näher bezeichnete psychoaktive Substanzen (6D84.3) sowie Demenzen durch andernorts klassifizierte Krankheiten (6D85) codiert werden. Zu dem letzten Code sind neun Krankheiten gelistet, die jeweils über Postkoordination verknüpft werden können. Alle Demenzen können über Postkoordination in leicht, mittelgradig und schwer eingestuft werden. Neu ist die leichte neurokognitive Störung (6D71), die dem Konzept des MCI als frühe symptomatische Ausprägung einer neurodegenerativen Erkrankung vor dem Vollbild der Demenz entspricht. Über Postkoordination kann die leichte neurokognitive Störung mit spezifischen Krankheiten, z. B. der Alzheimer-Krankheit, verbunden werden.
Eine wesentliche Weiterentwicklung ist die kapitelübergreifende Postkoordination, durch die auf Codes anderer Kapitel zurückgegriffen werden kann, um ein Krankheitsbild möglichst genau zu erfassen.
Allerdings bleibt auch ICD-11 in weiten Teilen auf der Ebene der Syndrome. Dies ist bei der Alzheimer-Krankheit zu kritisieren, da ätiologische Biomarker auf Basis von Liquor und Positronenemissionstomographie (PET) ausgereift und im klinischen Einsatz sind. Da die syndromale Diagnostik eine erhebliche Unschärfe bezüglich der zugrunde liegenden Pathologie hat, ist zu fordern, dass die Ätiologie über Biomarkerdiagnostik definiert wird.
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