Neurologische Geriatrische Reha: Definition, Ziele und Behandlung

Die neurologische geriatrische Rehabilitation ist ein spezialisierter Ansatz, der darauf abzielt, älteren Menschen mit neurologischen Erkrankungen oder Schädigungen des Nervensystems zu helfen, ihre Selbstständigkeit und Lebensqualität wiederzuerlangen oder zu verbessern. Sie kombiniert die Prinzipien der Geriatrie, die sich auf die medizinische Versorgung älterer Menschen konzentriert, mit der Neurologie, die sich mit der Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems befasst.

Was ist geriatrische Rehabilitation?

Die Geriatrie, auch bekannt als Altersmedizin, ist ein medizinischer Fachbereich, der sich mit der Gesundheit und den spezifischen Bedürfnissen älterer Menschen beschäftigt. Ziel der Geriatrie ist es, die Lebensqualität und Selbstständigkeit im Alter zu erhalten oder zu verbessern und Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Die geriatrische Rehabilitation richtet sich an ältere Menschen, die aufgrund von Erkrankungen oder Verletzungen Unterstützung benötigen, um ihre körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu verbessern. Sie ist speziell darauf ausgerichtet, den besonderen Bedürfnissen von Seniorinnen und Senioren gerecht zu werden. Auch Angehörige werden miteinbezogen, wenn dies erforderlich ist.

Geriatriepatienten leiden oft unter mehreren Krankheiten zugleich. Da diese zu verschiedenen Fachgebieten gehören, ist die Geriatrie als fachübergreifende Disziplin organisiert. Ziel ist es, die Patienten vollumfänglich im Kontext der persönlichen Möglichkeiten, Defizite und Wünsche aber auch des gesamten Umfeldes zu betrachten. Fachkliniken für geriatrische Rehabilitation sind auf diese Mehrfacherkrankungen spezialisiert. Wenn mehrere geriatrische Symptome zusammenkommen, führt das häufig dazu, dass die Betroffenen ihre Selbstständigkeit verlieren.

Definition der neurologischen Reha

Die neurologische Reha unterstützt Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen oder Schädigungen des Nervensystems im Rahmen einer Anschlussbehandlung oder eines Heilverfahrens. Neben der Verbesserung der motorischen und kognitiven Funktionen ist es ein zentrales Ziel der Rehabilitation im Bereich Neurologie, die Selbstständigkeit der Patientinnen und Patienten wiederherzustellen.

Wer profitiert von neurologischer geriatrischer Reha?

Die neurologische geriatrische Rehabilitation ist für ältere Menschen geeignet, die:

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  • Einen Schlaganfall erlitten haben
  • An neurodegenerativen Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer leiden
  • Multiple Sklerose haben
  • Eine traumatische Hirnverletzung erlitten haben
  • An anderen neurologischen Erkrankungen leiden, die ihre körperliche, geistige oder soziale Funktionsfähigkeit beeinträchtigen

Häufige Situationen, in denen eine geriatrische Reha sinnvoll und möglich ist:

  • Nach einem Krankenhausaufenthalt: Viele ältere Patient*innen benötigen nach einem Krankenhausaufenthalt, beispielsweise nach einer Operation oder einer akuten Erkrankung, eine umfassende Rehabilitation.
  • Mit chronischen Erkrankungen: Ältere Menschen, die an chronischen Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Diabetes, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder rheumatischen Erkrankungen leiden.
  • Mit Mobilitäts- und Funktionsverlust: Seniorinnen und Senioren, die Schwierigkeiten haben, sich zu bewegen oder alltägliche Aktivitäten zu bewältigen.
  • Nach einem Schlaganfall oder Sturz: Nach einem Schlaganfall oder einem schweren Sturz.
  • Mit kognitiven Beeinträchtigungen: Ältere Menschen, die an Demenz oder anderen kognitiven Störungen leiden.
  • Mit Multimorbidität: Viele ältere Menschen leiden an mehreren Krankheiten gleichzeitig.

Voraussetzungen für eine geriatrische Reha

Diese Bedingungen müssen erfüllt sein, damit Sie eine geriatrische Rehabilitation in Anspruch nehmen können:

  • Höheres Lebensalter (mindestens 70 Jahre)
  • Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität)
  • Eine Reha muss medizinisch notwendig sein (ärztliche Empfehlung)
  • Rehabilitationsfähigkeit (aktive Teilnahme am Rehabilitationsprogramm)
  • Positive Rehabilitationsprognose (Erfolgsaussichten der Rehabilitation sollten positiv sein)
  • Abschluss einer akuten Behandlungsphase

Ziele der neurologischen geriatrischen Reha

Das Hauptziel der neurologischen geriatrischen Rehabilitation ist es, die Lebensqualität und Selbstständigkeit älterer Menschen mit neurologischen Erkrankungen zu verbessern. Dies wird durch eine Vielzahl von Maßnahmen erreicht, darunter:

  • Verbesserung der motorischen Fähigkeiten: Wiederherstellung oder Verbesserung von Beweglichkeit, Kraft, Koordination und Gleichgewicht.
  • Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten: Verbesserung von Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Problemlösung und anderen kognitiven Funktionen.
  • Verbesserung der Kommunikationsfähigkeiten: Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
  • Schmerzlinderung: Reduzierung von Schmerzen und anderen Symptomen.
  • Verbesserung der psychischen Gesundheit: Behandlung von Depressionen, Angstzuständen und anderen psychischen Problemen.
  • Förderung der sozialen Teilhabe: Unterstützung bei der Wiederaufnahme sozialer Aktivitäten und Beziehungen.
  • Wiederherstellung der Selbstständigkeit und Alltagskompetenzen: Patient*innen befähigen, alltägliche Aktivitäten wie Ankleiden, Essen und Körperpflege ohne oder mit minimaler Unterstützung zu bewältigen und wenn möglich Pflegebedürftigkeit vermeiden
  • Anpassung des Wohnumfelds: Empfehlungen zur Anpassung des häuslichen Umfelds zur Erhöhung der Sicherheit und Selbstständigkeit zu Hause.
  • Psychische Stabilität: Unterstützung bei der Bewältigung von Ängsten, Depressionen oder anderen emotionalen Herausforderungen, die mit der Erkrankung oder Verletzung einhergehen können
  • Beeinflussung von Risikofaktoren und Motivation zu gesundheitsförderndem Verhalten: z. B. Optimierung von Blutdruck, Blutzuckerwerten etc.

Behandlungen in der neurologischen geriatrischen Reha

Die neurologische geriatrische Rehabilitation umfasst eine Vielzahl von Behandlungen, die auf die individuellen Bedürfnisse jedes Patienten zugeschnitten sind. Zu den häufigsten Behandlungen gehören:

  • Physiotherapie: Übungen zur Verbesserung der Mobilität, Balance, Kraft und Ausdauer. Dies kann auch Gangtraining und Sturzprävention umfassen.
  • Ergotherapie: Unterstützung bei der Wiederherstellung oder Verbesserung der Fähigkeiten zur Bewältigung alltäglicher Aktivitäten (ADLs - Activities of Daily Living). Dies kann Aktivitäten wie Anziehen, Essen, Baden und Hausarbeit einschließen.
  • Logopädie: Therapie zur Verbesserung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen.
  • Kognitives Training: Übungen und Aktivitäten, um Ihre geistigen Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Problemlösung zu verbessern.
  • Psychologische Betreuung: Unterstützung bei der Bewältigung von emotionalen und psychischen Herausforderungen, die mit dem Alter und chronischen Erkrankungen einhergehen.
  • Sozialdienst: Beratung und Unterstützung bei sozialen und finanziellen Fragen, einschließlich der Organisation von häuslicher Pflege und anderen sozialen Diensten.
  • Medikamentöse Therapie: um bestehende Krankheiten zu behandeln und Symptome zu lindern
  • Pflegeberatung und -schulung: Unterstützung und Schulung von Pflegekräften und Angehörigen, um eine optimale häusliche Pflege zu gewährleisten.
  • Ernährungsberatung: Beratung zur gesunden Ernährung und Unterstützung bei speziellen Ernährungsbedürfnissen.
  • Freizeit- und Aktivitätstherapie: Teilnahme an Aktivitäten und Hobbys, die zur Förderung der sozialen Interaktion und der psychischen Gesundheit beitragen.

Ablauf der geriatrischen Reha

  • Ankunft und Aufnahme: Am Aufnahmetag werden Sie in der Regel in alle wichtigen Abläufe der Klinik eingewiesen und es findet ein Aufnahmegespräch einschließlich einer Untersuchung statt. Sie bekommen einen Ärztin und einen Bezugstherapeutin zugewiesen, die während Ihrer gesamten Rehabilitation Ihre Ansprechpartner bleiben. Nach der Aufnahmeuntersuchung wird gemeinsam mit Ihnen Ihr Therapieplan erarbeitet.
  • Ganzheitliche und interdisziplinäre Behandlung: Abhängig vom Krankheitsbild kommen neben Aufnahmeuntersuchungen ggf. ergänzende ausführliche internistische, neurologische, psychiatrische und orthopädische Untersuchungen sowie Laboruntersuchungen hinzu. Auf der Basis der erhobenen Befunde wird ein individuelles Therapiekonzept erstellt und es werden Therapieziele bestimmt. Ein Team aus Ärztinnen, Pflegekräften, Therapeutinnen und Mitarbeiter*innen des Sozialdienstes tauscht sich in regelmäßigen Teambesprechungen aus, hält den bisherigen Behandlungsverlauf fest und passt die Behandlungs- und Therapiemaßnahmen individuell an Ihre Bedürfnisse und Möglichkeiten an.
  • Tagesablauf: Der Tagesablauf in der geriatrischen Reha kann je nach individuellem Therapieplan unterschiedlich sein. In den meisten Kliniken gibt es aber eine ähnliche Tagesstruktur. Während des gesamten Tages sind Pflegekräfte und Therapeut*innen verfügbar, um Sie zu unterstützen und auf Ihre individuellen Bedürfnisse einzugehen.

Ein typischer Tag in der geriatrischen Reha könnte folgendermaßen aussehen:

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  • Der Morgen: Bei Bedarf werden Sie bei der morgendlichen Körperpflege unterstützt. Danach genießen Sie ein ausgewogenes Frühstück im gemeinsamen Speisesaal.
  • Der Vormittag: Am Vormittag steht häufig Physiotherapie auf dem Plan. Gemeinsam mit Ihrem Therapeuten oder Ihrer Therapeutin arbeiten Sie durch gezielte Übungen daran, Ihre Kraft, Koordination und Beweglichkeit zu verbessern. Bei der Ergotherapie trainieren Sie Ihre Fähigkeiten für den Alltag.
  • Mittagessen:

Phasen der neurologischen Reha

Die neurologische Rehabilitation ist in mehrere Phasen unterteilt, die sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und dem individuellen Rehabilitationsbedarf richten:

  • Phase A - Akutbehandlung: Erste medizinische Versorgung im Krankenhaus oder auf einer Intensivstation, um lebensbedrohliche Zustände zu stabilisieren.
  • Phase B - Frührehabilitation: Intensive medizinische und therapeutische Betreuung für schwer betroffene Patientinnen und Patienten, die noch auf umfassende Unterstützung angewiesen sind.
  • Phase C - Weiterführende Rehabilitation: Patientinnen und Patienten können aktiv an Therapien teilnehmen, um ihre Selbstständigkeit wiederzuerlangen.
  • Phase D - Medizinische Rehabilitation: Fokus auf die Rückkehr in den Alltag oder ins Berufsleben durch gezielte Therapieprogramme.
  • Phase E - Nachsorge und berufliche Wiedereingliederung: Ambulante oder teilstationäre Maßnahmen zur langfristigen Stabilisierung und Integration.
  • Phase F - Aktivierende, zustandserhaltende Langzeitpflege: Betreuung von Patientinnen und Patienten, die langfristig auf Pflege und therapeutische Maßnahmen angewiesen sind.

Wie man eine neurologische geriatrische Reha beantragt

Nach einem Krankenhausaufenthalt aufgrund einer Operation oder einer akuten Erkrankung empfiehlt der Arzt bzw. die behandelnde Ärztin im Krankenhaus oft direkt eine Anschlussrehabilitation in einer Reha-Klinik. Dies geschieht in der Regel noch während des Krankenhausaufenthalts. Oft werden Vorschläge für geeignete Rehabilitationskliniken gemacht. Sie haben aber grundsätzlich ein Wunsch- und Wahlrecht bezüglich der Klinik, solange diese für Ihre spezifische Behandlung qualifiziert ist. Der Sozialdienst des Krankenhauses unterstützt Sie in der Regel bei der Antragstellung für die Anschlussrehabilitation (AHB). Der Reha-Antrag wird meistens direkt an den Kostenträger, also Ihre Krankenversicherung oder die Deutsche Rentenversicherung, weitergeleitet.

Für eine medizinische Rehabilitation (HV) ohne vorherigen Krankenhausaufenthalt benötigen Sie ein aktuelles ärztliches Attest, das die Notwendigkeit und den erwarteten Nutzen einer geriatrischen Rehabilitation belegt. Den Antrag für eine medizinische Rehabilitation stellt in der Regel Ihre Haus- oder Fachärztin gemeinsam mit Ihnen direkt bei Ihrem Kostenträger. In den meisten Fällen ist das bei einer geriatrischen Reha die Krankenkasse. Dem Antrag muss das ärztliche Attest beigefügt werden. Auch hier haben Sie grundsätzlich ein Wunsch- und Wahlrecht. Informieren Sie sich über spezialisierte Reha-Kliniken für Geriatrie.

Wer übernimmt die Kosten?

Die Kosten für eine geriatrische Rehabilitation werden normalerweise von der Krankenkasse übernommen, wenn sie ärztlich verordnet und medizinisch notwendig ist. Nach einem Krankenhausaufenthalt kann auch die Rentenversicherung oder Unfallversicherung zuständig sein. In bestimmten Fällen übernimmt die Pflegeversicherung einen Teil der Kosten, insbesondere bei pflegebedürftigen Personen. Es können jedoch Eigenbeteiligungen anfallen, wie eine tägliche Zuzahlung.

Dauer der Reha

Eine geriatrische Reha dauert in der Regel drei Wochen. Eine Verlängerung ist jedoch möglich, wenn sie medizinisch notwendig ist. Der Verlängerungsantrag wird normalerweise von der Reha-Einrichtung gestellt. Der Kostenträger entscheidet nach Antragseinreichung zeitnah, sodass Sie Ihre Reha nicht unterbrechen müssen.

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Die Rolle des interdisziplinären Teams

Ein interdisziplinäres Team ist ein wesentlicher Bestandteil der neurologischen geriatrischen Rehabilitation. Das Team besteht in der Regel aus:

  • Ärzten (Geriatern, Neurologen, Internisten)
  • Pflegekräften
  • Physiotherapeuten
  • Ergotherapeuten
  • Logopäden
  • Psychologen
  • Sozialarbeitern

Das Team arbeitet zusammen, um einen individuellen Behandlungsplan für jeden Patienten zu entwickeln und umzusetzen.

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