Der Schlaganfall, eine akute Durchblutungsstörung des Gehirns, ist eine der häufigsten Ursachen für Tod oder bleibende Behinderung in Deutschland. Jährlich erleiden rund 270.000 Menschen hierzulande einen Schlaganfall. Um die verheerenden Folgen zu minimieren, ist es entscheidend, die Ursachen, Symptome und Risikofaktoren zu kennen und schnell zu handeln.
Ursachen und Risikofaktoren des Schlaganfalls
Ein Schlaganfall wird in mehr als 80 % der Fälle durch den Verschluss einer Arterie im Gehirn ausgelöst, was zu einer Unterversorgung der Nervenzellen mit Blut und Sauerstoff führt. Seltener liegt dem Schlaganfall eine Hirnblutung durch Einriss eines Gefäßes im Gehirn zugrunde.
Ärzte unterscheiden zwischen beeinflussbaren und nicht beeinflussbaren Risikofaktoren. Zu den beeinflussbaren Faktoren gehören:
- Bluthochdruck: Er schädigt Blutgefäße und das Herz und erhöht damit das Schlaganfallrisiko. Eine Senkung des oberen Wertes um nur 10 mmHg kann das Schlaganfall-Risiko bereits um fast 40 Prozent verringern. Regelmäßige Blutdruckmessungen sind daher wichtig.
- Diabetes mellitus: Bei etwa jedem vierten Schlaganfallpatienten ist Diabetes nachweisbar. Generell ist bei Diabetes das Schlaganfallrisiko zwei- bis viermal erhöht. Dauerhaft erhöhte Blutzuckerwerte schädigen vor allem kleine Blutgefäße.
- Herzerkrankungen: Insbesondere Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern können zur Bildung von Blutgerinnseln im Herzen führen. Diese Gerinnsel können in die Hirnschlagadern gelangen und einen Schlaganfall verursachen. Menschen mit Vorhofflimmern haben ein bis zu 5-fach erhöhtes Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden.
- Fettstoffwechselstörungen: Sie können eine Atherosklerose begünstigen und damit zu einem erhöhten Schlaganfallrisiko beitragen. Besonders das sogenannte LDL-Cholesterin erhöht das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte.
- Übergewicht und Bewegungsmangel: Sie können einen Bluthochdruck oder einen Diabetes zur Folge haben und somit das Schlaganfallrisiko erhöhen.
- Rauchen: Es schädigt die Blutgefäße und senkt die Sauerstoffaufnahme im Blut. Raucher haben ein zwei- bis vierfach erhöhtes Schlaganfallrisiko.
- Übermäßiger Alkoholkonsum: Er erhöht das Schlaganfall-Risiko.
- Stress: Andauernder Stress kann der Gesundheit schaden und unter anderem zu einem dauerhaft erhöhten Puls oder Bluthochdruck führen.
Zu den nicht beeinflussbaren Risikofaktoren zählen:
- Familiäre Veranlagung: Ist bei Familienmitgliedern bereits ein Schlaganfall aufgetreten, so ist das Schlaganfallrisiko erhöht.
- Alter: Das Apoplex-Risiko steigt mit zunehmendem Alter stark an. Mehr als 80 Prozent aller Schlaganfall-Patienten sind älter als 60 Jahre.
- Geschlecht: Frauen sind häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Männer. Eine Schwangerschaft, hormonelle Verhütungstherapien und Migräne mit Aura können das Risiko bei Frauen zusätzlich erhöhen.
- Ererbte Blutgerinnungsstörungen: Hierbei verklumpen zum Beispiel die Blutplättchen oder es treten Risse (Dissektionen) in den hirnversorgenden Gefäßen auf.
Schlaganfall-Symptome: Erkennen und Handeln
Ausfallserscheinungen durch einen Schlaganfall beginnen meist plötzlich, innerhalb von Sekunden bis Minuten. Typische Anzeichen sind (einzeln oder in Kombination):
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- Plötzlich einsetzende Schwäche oder ein Gefühl von Taubheit auf einer Körperseite
- Plötzlich einsetzende Gesichtslähmung wie z.B. hängende Mundwinkel
- Unverständliche oder undeutliche Sprache
- Sehstörungen wie z.B. Blindheit auf einem Auge, halbseitige Sehstörungen, Doppeltsehen
- Plötzliche sehr starke Kopfschmerzen
Wichtig: Treten auch nur eines der beschriebenen Anzeichen akut auf, sollte man keine Zeit verlieren und sofort die 112 anrufen! Denn „Time ist Brain“.
Einem Schlaganfall gehen oft Vorboten voraus, die Stunden, Tage oder Wochen vor dem Hirninfarkt auftreten können. Diese sogenannten Transitorischen Ischämischen Attacken (TIA) äußern sich meist durch die gleichen Symptome wie bei einem Schlaganfall, verschwinden aber nach kurzer Zeit wieder. Auch wenn die Symptome zwischenzeitlich abklingen, ist eine medizinische Abklärung dringend erforderlich, da TIAs oft Vorboten eines schweren Schlaganfalls sind.
Diagnose und Behandlung des Schlaganfalls
Sofort nach der Aufnahme in der Schlaganfall-Ambulanz oder der Stroke Unit erfolgt meist eine kurze Ultraschalluntersuchung, um festzustellen, ob ein großes Gefäß im Hals oder im Gehirn verschlossen ist. Die genaue Art des Schlaganfalls wird dann durch eine Kernspintomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) festgestellt.
Bei einem ischämischen Schlaganfall muss das durch ein Blutgerinnsel akut verstopfte Gefäß so schnell wie möglich wiedereröffnet werden. Dies kann durch eine medikamentöse Therapie (Thrombolyse) oder einen Eingriff zur mechanischen Entfernung des Blutgerinnsels (Thrombektomie) erfolgen.
Bei einer Hirnblutung gilt es, die Blutung und Flüssigkeitsausbreitung in das Hirngewebe zu stoppen. In manchen Fällen ist eine Operation erforderlich, um das Blut zu entfernen.
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Die Frührehabilitation mit Krankengymnastik, Ergo- und Sprachtherapie unterstützt die Rückbildung neurologischer Ausfälle.
Prävention: Schlaganfallrisiko senken
Um einem Schlaganfall vorzubeugen, ist es wichtig, die beeinflussbaren Risikofaktoren zu minimieren. Dazu gehören:
- Gesunder Lebensstil: Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum, gesunde, ausgewogene Ernährung und ausreichende, regelmäßige Bewegung.
- Kontrolle und Behandlung von Risikofaktoren: Bluthochdruck, Diabetes, Fettstoffwechselstörungen und Herzerkrankungen sollten vom Arzt intensiv kontrolliert und behandelt werden.
- Regelmäßige Blutdruckmessungen: Sie sind sinnvoll, um erhöhte Blutdruckwerte frühzeitig zu erkennen.
- Gewissenhafte Einnahme von Medikamenten: Insbesondere Gerinnungshemmer (Blutverdünner) bei Vorhofflimmern und Herzklappenerkrankungen können die Bildung von gefährlichen Blutgerinnseln wirkungsvoll verhindern.
Spezielle Ursachen und Risikofaktoren
- Kryptogener Schlaganfall: Bei etwa 30 Prozent der Schlaganfälle bleibt der Grund zunächst ungeklärt. Experten vermuten kleine Blutgerinnsel (Embolien) unbekannten Ursprungs (ESUS).
- Schlaganfall bei jungen Menschen: Bei sehr jungen Menschen beziehungsweise Kindern sind häufig Fehlbildungen, Erkrankungen oder Verletzungen die Ursache von Schlaganfällen. In der Altersspanne von 16 bis 55 Jahren steckt oft ein kleiner angeborener Defekt im Herzen hinter einem Schlaganfall - ein offenes oder persistierendes Foramen ovale (PFO).
- Arterielle Dissektion: Wenn die innere Gefäßwand einer Halsschlagader plötzlich einreißt (Dissektion), kann dies ebenfalls zum Schlaganfall führen.
Leben nach dem Schlaganfall
Nach einem Schlaganfall bleiben oft Lähmungen, Wahrnehmungs- und Sprechstörungen zurück. Um Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten, sollte möglichst schon in den ersten Tagen in der Klinik mit Reha-Maßnahmen begonnen werden. Depressionen gehören zu den häufigsten Komplikationen nach einem Schlaganfall und müssen konsequent behandelt werden.
Um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen, sollten bei Risikopatienten regelmäßig der Blutdruck, die Cholesterinwerte und der Blutzucker überprüft und eingestellt werden. Auch eine Umstellung des Lebensstils mit viel Bewegung, gesünderer Ernährung und ohne Rauchen kann das Risiko eines erneuten Schlaganfalls verringern.
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