Neurologische Tests sind essenzielle Instrumente zur Beurteilung der Funktion des Nervensystems. Sie helfen Ärzten und Physiotherapeuten, neurologische Erkrankungen zu erkennen, zu diagnostizieren und Behandlungspläne zu optimieren. Diese Tests umfassen eine Vielzahl von Methoden, die von einfachen Reflexprüfungen bis hin zu komplexen Verfahren wie der Lumbalpunktion reichen.
Definition und Bedeutung neurologischer Tests
Neurologische Tests sind Untersuchungen, die dazu dienen, die Funktion des Nervensystems zu überprüfen und mögliche neurologische Erkrankungen zu erkennen. Sie ermöglichen es, gezielte Behandlungen durchzuführen und den Zustand des Nervensystems umfassend zu beurteilen.
Einfache Erklärungen zu gängigen neurologischen Tests
Es gibt verschiedene neurologische Tests, die unterschiedliche Aspekte des Nervensystems untersuchen. Einige der gängigsten sind:
Reflex-Test: Hierbei werden die Reflexe des Patienten geprüft, indem ein kleiner Schlag mit einem Reflexhammer auf bestimmte Körperstellen ausgeführt wird. Ein normaler Reflex deutet darauf hin, dass die Nervenbahnen korrekt arbeiten. Ein bekanntes Beispiel ist der Kniesehnenreflex, bei dem der Arzt leicht auf die Patellasehne unterhalb der Kniescheibe schlägt. Ein gesundes Ergebnis zeigt sich durch ein kurzes Zucken des Unterschenkels. Reflexe sind automatische, unwillkürliche Reaktionen des Körpers auf bestimmte Reize und spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und der Reaktion auf Umweltveränderungen. Der Romberg-Test ist ein weiteres Beispiel, der häufig zur Beurteilung der Balance eingesetzt wird. Reflexe sind essenziell für die schnelle Reaktion auf Gefahren und helfen, den Körper vor Verletzungen zu schützen, indem sie sofortige automatische Körperreaktionen auf Stimuli ermöglichen.
Sensibilitätstest: Dieser Test prüft die Fähigkeit des Patienten, Berührungen, Schmerzen und Temperaturunterschiede zu erkennen. Dies kann beispielsweise durch das Streichen mit einer Nadel oder einem Wattestäbchen über die Haut erfolgen. Dabei wird die Oberflächen- und Tiefensensibilität getestet. Bei der Oberflächensensibilität wird die Fähigkeit geprüft, leichte Berührungen auf der Haut wahrzunehmen, während die Tiefensensibilität die Fähigkeit beurteilt, Bewegungen und Positionen von Gliedmaßen ohne visuelle Kontrolle zu erkennen.
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Koordinationstest: Hierbei wird die Koordination und das Gleichgewicht des Patienten untersucht. Ein Beispiel ist der Finger-Nase-Test, bei dem der Patient seinen Finger auf die Nase legen muss, während er die Augen geschlossen hält. Weitere Übungen umfassen den Romberg-Test, bei dem man mit geschlossenen Augen und parallelen Füßen steht, um das Gleichgewicht zu prüfen.
Kraft-Test: Bei diesem Test wird die Muskelkraft des Patienten überprüft, indem verschiedene Muskelgruppen gegen Widerstand gedrückt oder gezogen werden.
Oft sind diese neurologischen Tests kurz und schmerzfrei.
Tiefergehende neurologische Tests
Manche neurologische Tests sind komplexer und werden bei Verdacht auf schwerwiegendere neurologische Erkrankungen durchgeführt. Ein Beispiel hierfür ist die Lumbalpunktion. Bei einer Lumbalpunktion wird eine kleine Menge Liquor (die Flüssigkeit, die das Gehirn und Rückenmark umgibt) entnommen, um auf Infektionen oder andere Erkrankungen zu testen.
Techniken und Durchführung neurologischer Tests
Die Durchführung neurologischer Tests erfordert verschiedene Ansätze und Techniken. Diese helfen Ärzten, mögliche Störungen zu erkennen und gezielte Behandlungen durchzuführen.
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Spezifische Methoden
Reflextests: Diese helfen dabei, die unwillkürlichen Reaktionen des Körpers auf bestimmte Reize zu überprüfen, um festzustellen, ob die Nerven richtig funktionieren.
Sensibilitätstests: Diese Tests prüfen das Empfinden und die Fähigkeit, verschiedene Arten von Berührungen wahrzunehmen.
Koordinationstests: Zu diesen Tests gehören Übungen, die das Gleichgewicht und die Koordination bewerten.
Krafttests: Hier wird die Stärke der Muskeln gemessen, indem sie gegen einen Widerstand arbeiten.
Ein einfaches Beispiel ist der Patellarsehnenreflex, bei dem der Arzt leicht mit einem Reflexhammer unter die Kniescheibe schlägt, um ein Zucken im Unterschenkel auszulösen. Dies zeigt an, dass die Nervenbahnen intakt sind.
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Lumbalpunktion
Ein tiefergehender neurologischer Test ist die Lumbalpunktion. Dabei wird Liquor aus dem unteren Rücken entnommen. Diese Prozedur hilft, ernste Zustände wie Infektionen oder neurologische Erkrankungen zu diagnostizieren. Obwohl dieser Test invasiv ist, liefert er wichtige Informationen über den Zustand des Nervensystems.
Beispiele für neurologische Tests
Neurologische Tests umfassen eine Vielzahl von Übungen und technischen Verfahren zur Prüfung verschiedener Aspekte des Nervensystems.
Reflex-, Sensibilitäts-, Koordinations- und Krafttests
Reflex-Test: Überprüft die Reflexe, indem ein kleiner Schlag mit einem Reflexhammer auf bestimmte Stellen des Körpers ausgeführt wird. Ein normaler Reflex zeigt an, dass die Nervenbahnen korrekt arbeiten.
Sensibilitätstest: Mit einem Wattestäbchen oder einer Nadel wird die Fähigkeit geprüft, Berührungen, Schmerzen oder Temperaturunterschiede zu erkennen.
Koordinationstest: Zu diesen Tests gehören Übungen wie der Finger-Nase-Test, bei dem der Patient seinen Finger auf die Nase legen muss, während er die Augen geschlossen hält.
Kraft-Test: Dabei wird die Muskelkraft geprüft, indem verschiedene Muskelgruppen gegen Widerstand gedrückt oder gezogen werden.
Vertiefung am Beispiel des Romberg-Tests
Der Romberg-Test ist eine Methode zur Bewertung der Gleichgewichtsfähigkeit, bei der eine Person mit geschlossenen Augen und zusammenstehenden Füßen steht. Dieser Test hilft, neurologische Reflexantworten und automatische Körperreaktionen auf Reize zu überprüfen. Er wird häufig in der neurologischen Untersuchung eingesetzt, um das Gleichgewicht und die Koordination zu beurteilen und mögliche Störungen im Gleichgewichtssystem zu identifizieren.
Bedeutung neurologischer Tests in der Physiotherapie
Neurologische Tests sind in der Physiotherapie von zentraler Bedeutung, um die Gesundheit und Funktion des Nervensystems zu bewerten. Sie helfen Physiotherapeuten, individuelle Behandlungspläne zu entwickeln und die Rehabilitation zu optimieren.
Wichtige neurologische Tests in der Physiotherapie
In der Physiotherapie werden verschiedene neurologische Tests verwendet, um die Bedürfnisse der Patienten zu verstehen und wirksame Behandlungen durchzuführen. Hier sind einige besonders wichtige Tests:
Oberflächensensibilitätstest: Dabei wird die Fähigkeit geprüft, leichte Berührungen auf der Haut wahrzunehmen.
Tiefensensibilitätstest: Dieser Test beurteilt die Fähigkeit, Bewegungen und Positionen von Gliedmaßen ohne visuelle Kontrolle zu erkennen.
Koordinationstests: Zu diesen Tests gehören Übungen wie der Romberg-Test, bei dem man mit geschlossenen Augen und parallelen Füßen steht, um das Gleichgewicht zu prüfen.
Muskelkrafttests: Hier wird die Stärke und Ausdauer der Muskeln überprüft, um mögliche Schwachstellen zu identifizieren.
Physiotherapeuten verwenden neurologische Tests, um spezifische Rehabilitationsübungen für den Patienten anzupassen. Ein Beispiel für einen Tiefensensibilitätstest ist der Bewegungstest der Zehen. Der Physiotherapeut bewegt die Zehen leicht nach oben und unten, während der Patient die Augen geschlossen hält. Die Aufgabe des Patienten ist es, die Bewegungsrichtung richtig zu erkennen.
Gangbildanalyse
Ein weiterer komplexer Test ist die Gangbildanalyse. Diese Analyse untersucht den Gang des Patienten durch Beobachtung und gegebenenfalls mit technischer Unterstützung wie Druckmessplatten oder Bewegungssensoren.
Ergotherapie in der Neurologie
Ergotherapie spielt ebenfalls eine wichtige Rolle in der neurologischen Rehabilitation. Sie umfasst verschiedene Behandlungsansätze, die darauf abzielen, die Selbstständigkeit und Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Bereiche der Ergotherapie
Training der Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL): Dieses Training umfasst die Behandlung und das Üben individuell eingeschränkter Bereiche im Alltag des Patienten. Körperliche, psychische und kognitive Veränderungen können dazu führen, dass ehemals leicht durchzuführende Tätigkeiten erst wieder trainiert werden müssen. Der Begriff stammt aus dem Englischen (Activity of daily life) und meint den Erhalt und die Wiedererlangung der Selbstständigkeit im Alltag.
Sensomotorische Behandlung und Perzeption: Als Sensomotorik wird das Zusammenspiel von sensorischen (sinnesbezogen) und motorischen (bewegungsbezogenen) Leistungen bezeichnet. Damit ist die unmittelbare Steuerung und Kontrolle der Bewegung aufgrund von Sinnesrückmeldungen gemeint. Perzeption ist die Gesamtheit der Vorgänge des Wahrnehmens.
Motorisch-funktionelle Behandlung: Diese beinhaltet die Minderung und den Abbau pathologischer Haltungs- und Bewegungsmuster einerseits, sowie den Aufbau, die Entwicklung und den Erhalt physiologischer Funktionen und Bewegungsabläufe andererseits. Dies wird durch eine stufenweise Entwicklung und Verbesserung der Grobmotorik (großräumige Bewegungen) und der Feinmotorik (Handgeschicklichkeit) angebahnt. Zu den Zielen gehören der Abbau pathologischer Haltungs- und Bewegungsmuster, der Aufbau und Erhalt physiologischer Funktionen, die Entwicklung oder Verbesserung der Grob- und Feinmotorik, die Entwicklung oder Verbesserung der Koordination von Bewegungsabläufen und der funktionellen Ausdauer, die Verbesserung von Gelenkfunktionen einschließlich Gelenkschutz sowie die Vermeidung der Entstehung von Kontrakturen. Die ersten Berichte über motorisch-funktionelle Behandlungsverfahren finden sich in den USA und England nach dem Zweiten Weltkrieg, als viele Soldaten mit klinischen Diagnosen wie Verbrennungen und Amputationen aus dem Krieg zurückkehrten.
Hirnleistungstraining: Dient der gezielten Therapie von kognitiven und neuropsychologischen Störungen und den daraus resultierenden Fähigkeitsstörungen.
Diagnostische Tests zur Erkennung von Demenz:
- Der DemTect hilft, geistige Beeinträchtigung bei Patienten zu erkennen und auch den Verlauf des Abbaus zu beschreiben.
- Der Mini-Mental Status Test (MMST) ist inzwischen das meistverwendete Instrument bei der Diagnose und Behandlung von Demenz und Alzheimer. Der Mini-Mental Status Test ist ein weit verbreitetes Instrument, das zur Beurteilung des Schweregrades von dementiellen Erkrankungen eingesetzt wird. In 11 Fragen bzw. Aufgaben werden Orientierung, Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit und Rechenfähigkeit, Erinnerungsfähigkeit geprüft.
Basale Stimulation: Wird im Rahmen einer Einzeltherapie angewendet. Das Ziel dieses Konzeptes ist es, Zugangsmöglichkeiten zu den Menschen aufzuzeigen, die durch Alter, entwicklungs- oder krankheitsbedingte Störungen in der Sinneswahrnehmung und Orientierung erleiden. Der Therapeut bietet dem Menschen ganz gezielt fördernde und aktivierende Wahrnehmungsmöglichkeiten an. Wir können z. B. stabilisierend, aktivierend und vor allem beruhigend auf den Menschen einwirken. Dabei spielt die nonverbale Kommunikation eine große Rolle.
Spezifische neurologische Erkrankungen und zugehörige Tests
Verschiedene neurologische Erkrankungen erfordern spezifische diagnostische Ansätze.
- Alzheimer: Zur Diagnose von Alzheimer werden der Mini-Mental-Status-Test (MMST), das Montreal Cognitive Assessment (MoCA) und der Mini-Cog-Test eingesetzt.
- Schlaganfall: Bei Verdacht auf Schlaganfall werden häufig der FAST-Test (Face, Arms, Speech, Time), die NIH-Stroke-Scale, eine kraniale Computertomographie (CCT) und/oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt.
- Multiple Sklerose: Zur Diagnose von Multipler Sklerose werden neurologische Untersuchungen wie Magnetresonanztomographie (MRT), lumbale Punktion (Liquoruntersuchung) und evozierte Potentiale verwendet.
- Epilepsie: Zur Diagnose von Epilepsie werden Elektroenzephalogramm (EEG), Magnetresonanztomographie (MRT) und computergestützte Tomographie (CT) verwendet.
Assessments und Skalen in der Neurologie
Es gibt verschiedene Assessments und Skalen, die in der neurologischen Rehabilitation eingesetzt werden, um den Zustand des Patienten zu beurteilen und den Fortschritt zu dokumentieren.
Assessments der Armfunktion
Fugl-Meyer Assessment: Ein umfassender Test zur Bewertung der motorischen Funktion nach Schlaganfall, der Bewegungen mit oder ohne Beteiligung von Synergien beurteilt.
Action Research Arm Test: Ein weiterer Test zur Messung der Arm-Hand-Funktion bei Schlaganfallpatienten.
Arm Rehabilitation Measurement (ARM): Ein Instrument zur Messung der Armfunktion, das speziell für die Rehabilitation entwickelt wurde.
Assessments des Gleichgewichts
Brunel Balance Assessment: Ein neues Maß zur Beurteilung der Gleichgewichtsstörung nach Schlaganfall.
Berg Balance Scale (BBS): Ursprünglich für ältere Menschen entwickelt, wird die BBS inzwischen für viele verschiedene Patientengruppen mit Gleichgewichtsstörungen angewandt. Sie umfasst 14 Aufgaben zu Stabilität und Gleichgewichtsreaktionen.
Timed "Up & Go" Test: Ein Test zur Beurteilung der grundlegenden funktionellen Mobilität, bei dem die Zeit gemessen wird, die eine Person benötigt, um von einem Stuhl aufzustehen, eine kurze Strecke zu gehen, sich umzudrehen und sich wieder zu setzen.
Ganganalyse
Die Ganganalyse ist ein wichtiges Instrument zur Beurteilung von Gangstörungen. Sie umfasst die Beobachtung und Messung verschiedener Parameter des Ganges, wie Ganggeschwindigkeit, Schritte pro Minute (Kadenz), Doppelschrittlänge, Stand- und Schwungbeinphasenanteile sowie Winkelverläufe von Hüfte, Knie und Fuß. Spezielle Apparaturen wie Druckmessplatten und Bewegungssensoren können verwendet werden, um die Gangparameter zu erfassen und mit Normwerten zu vergleichen.
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