Neurotransmitter-bedingte allergische Reaktionen: Auswirkungen auf Gehirn und Psyche

Histamin, bekannt als Auslöser allergieähnlicher Symptome, kann auch eine entscheidende Rolle bei psychischen Problemen spielen, die in Wahrheit biologische Ursachen haben, insbesondere wenn der Histaminabbau gestört ist. In solchen Fällen ist es bedauerlich, wenn Ärzte die Symptome als rein psychisch abtun, ohne weitere organische Ursachenforschung zu betreiben.

Die Rolle von Histamin im Gehirn und seine Verbindung zu Emotionen

Histamin beeinflusst im Gehirn Stimmung, Konzentrationsfähigkeit und die gesamte Gehirnfunktion. Studien zeigen eine enge Verknüpfung zwischen Histamin, Stress und Emotionen. Ein hoher Histaminspiegel kann das Nervensystem beeinflussen. Eine Studie, die ursprünglich Hautreaktionen auf Histamin untersuchen sollte, fand heraus, dass die Stimmung und der emotionale Zustand der Probanden einen signifikanten Einfluss auf die Heftigkeit der allergischen Reaktion hatten.

Persönlichkeitstypen mit Histadelie

Menschen mit Histadelie weisen oft bestimmte Persönlichkeitsmerkmale auf, wie Hyperaktivität, hohes Energielevel, Impulsivität, hohe Motivation, Intelligenz, Perfektionismus, Kreativität und Kontrollbedürfnis. Sie kommen selten zur Ruhe und neigen zu Depressionen und Suizidgedanken. Oftmals greifen sie zu Kaffee, Zucker oder anderen Suchtmitteln und suchen nach schnellen Lösungen. Obwohl sie oft erfolgreich sind, leidet etwa die Hälfte unter Depressionen. Ein erhöhter Histaminspiegel kann zu Angstzuständen, chronischen Depressionen, Stress und geringer Stressresistenz führen, was für diesen Persönlichkeitstyp eine hohe emotionale Belastung bedeutet.

Das histaminerge System im Gehirn

Das Gehirn empfängt ständig Signale aus der Umgebung und benötigt komplexe Systeme, um diese Informationen zu verarbeiten. Eines dieser Systeme ist das "histaminerge System", ein Teil des vegetativen Nervensystems, das für die Homöostase (Selbstregulation) verantwortlich ist.

Schlaf-Wach-Rhythmus

Histamin ist für den Wachzustand verantwortlich. Erhöhte Histaminspiegel können nachts wachhalten und den Schlaf stören.

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Sättigungsgefühl und Appetit

Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Histamin und Nahrungsaufnahme. Hohe Histaminspiegel können den Appetit steigern und das Essverhalten beeinflussen.

Gedächtnis und Lernfähigkeit

Histamin kann einen positiven Effekt auf das Gedächtnis haben. Höhere Histaminspiegel im Gehirn könnten sogar vor Alzheimer schützen. Studien haben gezeigt, dass H3-Antihistaminika die kognitiven Symptome von Alzheimer verschlimmern können. Das histaminerge System wird als vielversprechend angesehen, um kognitive Defizite zu verbessern.

Selbstmotivation und Aufmerksamkeit

Histamin spielt eine wichtige Rolle bei der Selbstmotivation und dem Belohnungssystem des Gehirns. Studien haben gezeigt, dass steigende Histaminspiegel die Selbstmotivation und die Fähigkeit, Aufgaben zu beenden, stark erhöhen.

Neurotransmitter-Regulation

Histamin ist ein wichtiger Neurotransmitter, der andere Neurotransmitter wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Acetylcholin beeinflusst, da sie sich denselben H3-Rezeptor teilen. Es arbeitet eng mit stimmungsaufhellenden Neurotransmittern wie GABA, Dopamin und Serotonin zusammen. Hohe Entzündungslevel, die durch Histamin entstehen können, können die Produktion dieser Neurotransmitter verhindern. Histamin hat somit eine große Wirkung auf neuropsychiatrische Erkrankungen wie Depressionen, Schizophrenie und ADHS.

Stressreaktion

Bei Stressreaktionen kann es zu Juckreiz kommen, einem bekannten histaminbedingten Allergiesymptom. Stress selbst verursacht keinen Juckreiz, sondern der Chemiecocktail, der bei einer Stressreaktion freigesetzt wird. Stress erhöht die Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen und verursacht so Symptome wie Juckreiz. Die Anzahl der Mastzellen fluktuiert mit Stress und Verhalten, was darauf hindeutet, dass Mastzellen die neuralen Systeme beeinflussen können, die für Stress und Verhalten verantwortlich sind.

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Ängste und Panik

Neurotransmitter spielen eine wichtige Rolle bei der Auslösung und Dämpfung von Ängsten. Erregende Neurotransmitter sind Acetylcholin, Noradrenalin, Adrenalin, Serotonin, Dopamin und Histamin. Da Histamin all diese Neurotransmitter beeinflusst, können Ängste und Panikattacken scheinbar aus dem Nichts entstehen. Studien haben gezeigt, dass asthmatische Reaktionen sowie Allergie- und Unverträglichkeitsreaktionen die Aktivität der Mastzellen im Gehirn erhöhen, die Histaminausschüttung triggern und Angstverhalten auslösen. Dies aktiviert die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse. Da das Gehirn sein eigenes Histamin im Hypothalamus bildet, beweist dies eine direkte Verbindung zwischen den Mastzellen (Immunzellen, die Histamin ausschütten) im Gehirn und Ängsten und Panikattacken. Mastzellen können das Signalmilieu im Gehirn verändern und so unser Verhalten beeinflussen. Entzündungen im Gehirn werden ebenfalls mit Ängsten in Verbindung gebracht.

Wie gelangt Histamin ins Gehirn?

Histamin kann eine intakte Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden. Das Gehirn produziert sein eigenes Histamin in Mastzellen, aber vorwiegend im Hypothalamus in sogenannten histaminergen Neuronen. Sobald diese Neuronen gereizt werden, wird Histamin freigesetzt und breitet sich in andere Regionen des Gehirns aus.

Histaminrezeptoren im Gehirn

Wenn Histamin an Rezeptoren im Gehirn andockt, verursacht es einen stark anregenden Effekt.

  • H1-Rezeptor: Ähnlich wie der H2-Rezeptor, auch anregend. Hauptsächlich für Wahrnehmung, Gedächtnis, Lernen, Belohnung, Lust und Schmerz verantwortlich. Steuert Süchte und zwanghaftes Verhalten. Antihistaminika, die diesen Rezeptor blockieren, können unser Schmerzempfinden verändern. Alkohol und Drogen beeinträchtigen die Histaminaktivität in diesem Rezeptor.
  • H3-Rezeptor: Hemmt die Ausschüttung von Histamin und reguliert die Ausschüttung anderer Neurotransmitter im Gehirn.

Histaminabbau im Gehirn

Der Histaminabbau im Gehirn erfolgt nicht über die DAO, die im Darm Histamin aus der Nahrung abbaut, sondern über das Enzym HNMT.

Therapieansätze

Ernährungsumstellung

Eine histaminarme Diät kann den Histamingehalt im Körper senken. Studien haben gezeigt, dass eine histaminreduzierte Ernährung die Symptome von Panikattacken reduzieren kann.

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Therapeutische Maßnahmen

Heilpraktiker und Ärzte haben festgestellt, dass ein Histaminüberschuss im zentralen Nervensystem oft Ausdruck einer Methylierungsstörung ist. Dr. Carl Pfeiffer geht davon aus, dass ein chronisches Energiedefizit im Nervensystem zur Aktivierung der C-Nervenfasern führt und es bei Reizungen zur verstärkten Histaminfreisetzung aus den Mastzellen kommt. Bei Betroffenen einer Histaminintoleranz wird dieser Überschuss nicht ausreichend abgebaut. Ein gestörter Histaminabbau kann durch Mangel an Vitamin B6, B12, Folsäure und Methionin verursacht werden. Diese Stoffe werden für das Enzym DAO sowie im Gehirn im Rahmen des Histaminabbaus für Methylierungsreaktionen benötigt.

Empfohlene Labordiagnostik

  • Histamin im Stuhl
  • Totale Histaminabbaukapazität
  • DAO im Serum (zentrifugiert)
  • Histamin im Blut
  • Kupfer, SAMe

Weitere Therapieansätze

  • Darmsanierung
  • Ernährungsumstellung (histaminarm, entzündungsarm, natürliche Ernährung in Bioqualität)
  • Mikronährstoffausgleich je nach Befund (Vitamin B12, Kupfer, Mangan, Methionin, Zink, B6, SAMe, Calcium)
  • Vitamin C (oral oder als Infusion)
  • Folsäure ist bei einer Histadelie zu vermeiden, da histaminfördernd!
  • Infusionstherapie

Histamin und ADHS/ASS

Histamin ist ein biogenes Amin und fungiert als Neurotransmitter und Hormon. Es reguliert die Dopaminausschüttung mit. Fast alle ADHS-Medikamente erhöhen Histamin. Das Histaminsystem besteht im Wesentlichen aus den histaminergen Nervenzellen im Tuberomammillären Nukleus (TMN), die in fast alle Gehirnregionen senden und dort an 4 Arten von Histaminrezeptoren binden. Histamin ist stark mit dem Immunsystem verbunden und in höheren Dosen giftig. H3-Antagonisten, die im Ergebnis Histamin erhöhen, wirken vorteilhaft auf verschiedene ADHS-Symptome sowie auf soziale Symptome bei ASS. ADHS und ASS treten sehr häufig komorbid auf.

Forschungsergebnisse zu Histamin und ADHS

  • 30 % der Kinder mit ADHS zeigten erhöhte Histamin-Urin-Spiegel.
  • Eine spanische Studie fand unter 40 Kindern mit ADHS bei 82,1 % eine genetisch verringerte Diaminoxidase (DAO)-Aktivität, bei 15,2 % eine stark verringerte DAO-Aktivität (mithin einen verringerten Histaminabbau und folglich einen (peripher) erhöhten Histaminspiegel).
  • Unter 303 Kindern mit ADHS fand sich bei 78,8 % mindestens eine verringert aktive DAO-Allele. Die Schwere des ADHS war nicht von DAO beeinflusst.
  • Eine Einnahme von Antihistaminika (insbesondere H1R-Antihistaminika der ersten Generation) in den ersten Lebensjahren scheint das Risiko einer späteren ADHS signifikant zu erhöhen.
  • Lebensmittelzusatzstoffe (hier: Sonnengelb, Carmoisin, Tartrazin, Ponceau 4R, Chinolingelb, Allurarot, Natriumbenzoat) können eine Histaminfreisetzung aus zirkulierenden Basophilen verursachen. Diese ist nicht allergisch, d.h. nicht von Immunglobulin E abhängig.

Histamin und Stress

Histaminausschüttung ist ein sensitiver Stressindikator. Immobilisierungsstress und Kälte verringern Histamin bzw. den Histaminumsatz. Kurzzeitiger Stress (5 Minuten) verringert Histamin im Mittelhirn, länger anhaltender Stress (30 bis 60 Minuten) oder wiederholter Stress (zu je 15 Minuten) dagegen nicht. Die Exposition von Ratten gegenüber Luftstößen für 1, 5 und 15 Minuten erhöhte Histamin im Hypothalamus. Der Histamingehalt im Mittelhirn war nach 1 und 5 Minuten Exposition erhöht, während der Histaminspiegel in der Hirnrinde nur nach 1 Minute Exposition anstieg. Längerer Stress (30 Minuten) beeinflusste die Histaminkonzentration in den drei untersuchten Hirnregionen nicht, obwohl der Corticosteronspiegel im Plasma weiterhin sehr signifikant (14,5-fach) erhöht war. Akuter Stress erhöhte den Histaminumsatz im Zwischenhirn, im Nucleus accumbens und im Striatum.

Mastzellen und Histaminfreisetzung

Mastzellen sind Immunzellen, die Histamin und andere Botenstoffe (Mediatoren) freisetzen. Ein überhöhter Histaminspiegel verursacht pseudoallergische Symptome. Mastzellen können durch verschiedene Auslöser aktiviert werden, darunter:

  • Immunglobuline (Antikörper, die bei Allergien gebildet werden)
  • Hormone
  • Neurotransmitter
  • Schwermetalle & Nanopartikel
  • Medikamente
  • Tiergifte

Nach der Aktivierung einer Mastzelle kommt es zu einer Mischung aus Sofortausschüttung und zeitverzögerter Ausschüttung der Mediatoren.

Histaminintoleranz: Ursachen und Behandlung

Der Begriff „Histaminintoleranz“ beschreibt einen Zustand, bei dem der Abbau von Histamin eingeschränkt ist. Es handelt sich um eine verminderte Abbaukapazität oder eine vorübergehende Überlastung der histaminabbauenden Systeme. Eine Histaminose liegt vor, wenn die Zufuhr oder die Bildung von Histamin im Körper in einem gestörten Verhältnis zum Abbau durch die Enzyme DAO und HNMT steht.

Ursachen einer Histaminose

  • Erhöhte körpereigene Histaminfreisetzung (z.B. bei Allergien, chronischen Infektionen und Entzündungen, Parasitosen, mechanischer Reizung, Stress oder Dysbiose mit vermehrter Histaminproduktion durch Darmbakterien).
  • Individuell verminderte Enzymaktivitäten.
  • Hormonelle Einflüsse (z.B. Missverhältnis zwischen Östrogen und Progesteron).
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Leberfunktionsstörungen oder toxische Metalle.
  • Mangel an Cofaktoren, die für das Enzym DAO notwendig sind (Vitamin B6, Kupfer und Vitamin C).
  • Chronische Entzündungen im Darm sowie ein sogenanntes Leaky Gut.

Behandlung von Histaminproblemen

  • Unterstützung der Enzyme, die am Histaminabbau beteiligt sind (Vitamin B6 (P5P), Kupfer, Vitamin C, Zink, Magnesium und aktive Folsäure).
  • Gezielte Gabe von Antioxidantien (z.B. Quercetin).
  • Histaminarme Ernährung.
  • Antihistaminika (in akuten Situationen).
  • Vitamin C (liposomale Präparate sind gut verträglich).
  • DAO in Kapselform vor den Mahlzeiten.
  • Naturbasierte Bindemittel (Zeolith, Humin- oder Fulvinsäuren) zur Bindung von Histamin im Darm.
  • Verdauungsenzyme.
  • Histamin abbauende Bakterienstämme zur Reduktion der Histaminbildung im Darm.
  • Stabilisierung von Mastzellen (Cromoglicinsäure oder natürliche Produkte wie NatuGena HistaStabil).

Psychologische Aspekte

Emotionale Faktoren können allergische Symptome mitauslösen. Stress, Beziehungskonflikte, Depressionen und Ängste können als Kofaktoren beim Auftreten allergischer Symptome eine Rolle spielen. Allergologen gehen davon aus, dass bei etwa der Hälfte aller Asthmaanfälle neben einer allergischen Komponente, Infektionen und physikalischen Reizen auch emotionale Faktoren beteiligt sind. Es bestehen enge Beziehungen zwischen Nerven- und Immunsystem, die durch Neurotransmitter vermittelt werden. Neurotrophine scheinen eine wichtige Schnittstelle zwischen Nerven- und Immunsystem zu bilden. Sie werden bei allergischen Reaktionen überschießend produziert und bleiben über Tage und Wochen hinweg wirksam. In manchen Fällen ist eine Psychotherapie angeraten.

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