Nina Hagen, die „Godmother of Punk“, feierte ihren 70. Geburtstag. Um die einflussreiche Musikerin war es in letzter Zeit ruhiger geworden. Wie geht es ihr heute? Dieser Artikel beleuchtet Nina Hagens Leben, ihre Gesundheit, ihre Karriere und ihre Ansichten.
Frühe Jahre und musikalischer Durchbruch
Nina Hagen wurde am 11. März 1955 in Ost-Berlin geboren. Geprägt von ihrer Mutter, der Schauspielerin Eva-Maria Hagen († 2022), und ihrem Ziehvater Wolf Biermann, entwickelte sie früh ein künstlerisches Interesse. In der DDR stieß sie jedoch an Grenzen. Nach Biermanns Ausbürgerung verließ sie 1976 das Land, lebte in London und entdeckte dort den Punk. Zurück in Deutschland gründete sie die Nina Hagen Band und wurde mit Songs wie „TV-Glotzer (White Punks On Dope)“ zur Punk-Ikone und Wegbereiterin der Neuen Deutschen Welle.
Mit ihren Alben „Nina Hagen Band“ (1978) und „Unbehagen“ (1979) feierte sie große Verkaufserfolge. Hits wie „Auf'm Bahnhof Zoo“ und „African Reggae“ machten sie zur Kultfigur.
Solokarriere und spirituelle Sinnsuche
Nach dem Bruch mit ihrer Band setzte Hagen ihre Solokarriere fort, lebte zeitweise in den USA, Großbritannien oder den Niederlanden und wurde Mutter ihrer Tochter Cosma Shiva Hagen, die später als Schauspielerin Erfolge feierte. Hagen hat auch einen Sohn aus ihrer Verbindung mit dem Franzosen Franck Chevalier.
Nina Hagen blieb eine polarisierende Figur und sorgte immer wieder für Aufsehen - ob in Talkshows, mit provokanten Songtexten oder durch ihre spirituelle Sinnsuche. Seit einigen Jahren beschäftigt sie sich intensiv mit christlichen Themen, ließ sich taufen und veröffentlichte in diesem Zusammenhang auch religiös geprägte Musik wie 2009 auf „Personal Jesus“.
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Hagen heute: Berlin, Hippie und soziale Medien
Privat ist Nina Hagen nach wie vor in Berlin zu Hause. „In Berlin ist mein Hauptwohnsitz, meine Meldeadresse und hier bezahle ich meine Steuern“, sagte sie in einem Interview Ende 2022 zu „tipBerlin“. Die Stadt, in der sie aufwuchs und ihre Karriere begann, bleibt damit ihr Lebensmittelpunkt.
Auch das Bild der „Godmother of Punk“ sieht sie mittlerweile kritisch: „Ich selbst bin nie Punk gewesen, eher Hippie. Ich war auch Glamrocker, ich habe Bowie und Bryan Ferry geliebt und mir Glitter in die Haare geschmiert. Das mit dem Punk ist ein Missverständnis“, erklärte sie „tipBerlin“.
Auf Social Media meldet sie sich hin und wieder zu Wort, ein neues Foto gab es zuletzt im Dezember 2022 nach der Veröffentlichung ihres bislang letzten Albums „Unity“. Mit prominenten Gästen wie George Clinton, Bob Geldof, Liz Mitchell und Lene Lovich vereinte das Werk verschiedene musikalische Einflüsse und zeigte Hagens fortwährende politische Haltung.
Kritik an sozialen Medien und politisches Engagement
Ansonsten sind ihr die sozialen Medien suspekt. In einem Interview mit der „Augsburger Allgemeinen“ erklärte Nina Hagen, dass sie die Aggressivität dort als schrecklich empfinde und sich zudem zu Unrecht angefeindet fühle. Sie habe sich auch juristisch gegen Fake-Accounts gewehrt, die in ihrem Namen Falschinformationen verbreiteten, und sich zunehmend aus Online-Debatten zurückgezogen, um sich auf positive Dinge wie Musik und Freundschaft zu konzentrieren.
Was nicht heißt, dass sich Hagen aus politischen oder gesellschaftlichen Themen heraushält. „Ich war schon immer ein politischer Mensch und weiß, dass die irdische Welt, in die ich hineingeboren wurde, eine politische Welt ist, wo sich alle streiten und Mauern bauen“, so Hagen zur „Augsburger Allgemeinen“. „Aber als Rock’n’Roller bin ich kein Richter, sondern ein Schlichter und möchte gerne verkrustete Haltungen durch meine Musik locker machen.“
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Nina Hagen und die Gesundheit
Im Mai 2014 wurde bekannt, dass Nina Hagen schwer erkrankt ist. "Leider bin ich ganz doll krank geworden", schrieb die 59-Jährige damals. "Mein Arzt hat mich für mehrere Wochen krankgeschrieben und mir viel Ruhe verordnet." An welcher Krankheit sie leidet, sagte Hagen nicht. Ihr Manager Klaus Mabel Aschenneller erklärte gegenüber der "Hamburger Morgenpost", dass die Sängerin "schwer erkrankt" und für drei Wochen krankgeschrieben worden sei, aber "ihre Situation nicht lebensbedrohlich" sei. Ein geplantes Konzert in Hamburg sowie alle Auftritte der kommenden Wochen mussten abgesagt werden.
Jugend und prägende Einflüsse
Hagen wuchs in einem künstlerischen Umfeld auf. Ihr Vater war Dramaturg, ihre Mutter Schauspielerin. Durch ihren Ziehvater Wolf Biermann verkehrten Größen wie Heinrich Böll im Hause Hagen. Biermann behandelte sie wie eine Erwachsene und diskutierte mit ihr auf Augenhöhe. Bereits mit elf Jahren war sie Stammgast im Berliner Ensemble und erhielt dort ihre „Grundausbildung: Brecht!“
Persönliche Erfahrungen und spirituelle Suche
Nina Hagen hatte ihre erste große Liebe mit zwölf Jahren. Sie experimentierte mit LSD und hatte dabei ein Nahtoderlebnis, das sie als Begegnung mit Gott beschreibt. Diese Erfahrung prägte ihr Leben nachhaltig. Sie suchte früh nach Gott und ließ sich 1981 mit ihrer Tochter Cosma in L. A. taufen. Später war sie einige Jahre in einer Sekte, bevor sie eine Gemeinde fand, der sie sich zugehörig fühlte.
Politisches Engagement und Kritik am System
Hagen engagiert sich für Menschenrechte und kritisiert die Zustände in Justiz und Psychiatrie. Sie setzte sich öffentlich für ihre Freundin Ilona H. ein, die in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht war. Hagen betont, dass es nicht nur den Fall Mollath gebe und Deutschland auch bei der Beachtung der Menschenrechte Weltspitze werden müsse.
Sie engagiert sich gegen die Verstrahlung durch Uran-Munition im Irak und kritisiert die US-Regierung für Kriegsverbrechen. Hagen ist der Meinung, dass die Zeiten nicht besser werden und die Medien oft die Falschen angreifen.
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Musikalische Vielfalt und zukünftige Projekte
Nina Hagen arbeitet musikalisch an verschiedenen Projekten. Sie arbeitet mit ihrer Band an zwei neuen Alben, plant einen politischen, satirischen Zeichentrickfilm namens „Nina Hyena“ und eine eigene TV-Show. Sie ist viel unterwegs und gibt Konzerte.
Hagens Blick auf ihre Arbeit und die Welt
Auf die Frage, wie sie ihre Arbeit in einem Satz zusammenfassen würde, antwortete Hagen, dass es schwer sei, 51 Jahre Arbeit in ein Wort zu fassen. Sie sieht sich als Entertainerin und betont, dass sie mit ihrer Musik etwas bewirken kann: tanzen, zusammen sein, eine Sprache sprechen, die anders ist als unsere sonstigen verbalen Schlagabtausche.
Sie rät dazu, simpel zu bleiben, ehrlich zu sein und nicht dem Establishment zu dienen. Diesen Weg ging sie bereits als Elfjährige, als Rockmusik in ihrem Leben eine Rolle zu spielen begann.
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