Noam Chomsky, der 95-jährige Meinungsdissident, Vater der modernen Linguistik und einer der weltweit führenden Intellektuellen, erholt sich derzeit von einem Schlaganfall, den er im Alter von 94 Jahren erlitten hat. Er lebt mit seiner Frau in Brasilien. Trotz seines Gesundheitszustands bleibt Chomsky eine relevante Figur in politischen Debatten, insbesondere in Zeiten politischer Kulturkämpfe.
Chomskys anhaltende Relevanz in politischen Debatten
Chomsky beweist weiterhin, dass er ein Souverän ist. Vor allem im deutschsprachigen Raum sind politische Debatten derart oberflächlich, emotionalisierend und moralistisch geworden, dass sich das Einschalten - egal, ob im Fernsehen oder auf YouTube - kaum noch lohnt. Die politische Debatte hat einen Tiefpunkt erreicht, sodass mittlerweile schon Formate wie „LANZ & PRECHT“ gepriesen und konsumiert werden. Zumindest respektiert man sich und schätzt konträre Meinungen.
Trotz seines hohen Alters analysiert Chomsky weiterhin in brillanter Manier das Weltgeschehen - und zwar auch auf Einladung seiner politischen Kontrahenten. Ein gutes Beispiel hierfür ist das jüngste Chomsky-Interview des britischen Konservativen und „Skandalmoderators“ Piers Morgan. Morgan ist ein Trump-Enthusiast, der meist Männer wie Jordan Peterson, Ben Shapiro, Matt Walsh und andere Ikonen der anglosächsischen Rechtskonservativen in seiner Show empfängt. Dies hielt ihn allerdings nicht davon ab, Chomsky gründlich zum Weltgeschehen zu befragen und trotz konträrer Weltanschauungen die Bewunderung für dessen Person auszudrücken.
Chomskys Kritik an Donald Trump und seine Warnung vor dem Klimawandel
Chomsky unterstrich abermals das, was er seit Jahren über den ehemaligen US-Präsidenten sagt. Trump sei ein „megalomanischer Psychopath“, der die Menschheit bedrohe, unter anderem etwa, weil er ein notorischer Klimawandelleugner sei. Seit Jahrzehnten, sprich, vor den Grünen, Greta Thunberg oder der aufsehenerregenden „Letzten Generation“, gehört der Klimawandel zu den wichtigsten Themen Chomskys. In fast jedem Interview weist er auf die Gefahren der globalen Erderwärmung hin.
Chomsky warnt: „Wenn die Klimakrise in den nächsten Jahren nicht bewältigt wird, ist die menschliche Gesellschaft im Grunde am Ende.“ Nach Angaben des Copernicus Climate Change Service (C3S) überstiegen die globalen Temperaturen jedoch innerhalb von nur neun Jahren nach dieser Vereinbarung zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit die 1,5° C über dem vorindustriellen Niveau in einem 12-Monats-Zeitraum von Februar 2023 bis Januar 2024 und nähern sich nun schnell der Gefahrenzone. Die Paläoklimatologie liefert Beweise dafür, was zu erwarten ist, wenn die von Chomsky so bezeichnete „Klimakrise“ nicht bewältigt wird.
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Vor etwa 3,2 Millionen Jahren, während der Pliozän-Epoche, lag der CO2-Gehalt bei etwa 400 ppm (heute 427 ppm) und die Temperaturen lagen 2 bis 3 °C über den „vorindustriellen“ Temperaturen von 1850-1880. Gleichzeitig zeigen Proxydaten, dass der globale Meeresspiegel etwa 16 Meter (innerhalb einer Spanne von 12 bis 20 Meter) höher lag als heute.
Chomskys Ansichten zur russischen Invasion der Ukraine und zur Rolle der USA und der NATO
Im Gegensatz zu anderen Beobachtern des Geschehens zweifelt Chomsky in keiner Weise an der verheerenden Rolle der USA und der NATO im Kontext dieses geopolitischen Geschehens. Wie wahr diese Annahme ist, wurde in diesen Tagen durch die Pressefotos des alleinstehenden, ja fast schon verwirrten ukrainischen Präsidenten auf dem NATO-Gipfel im litauischen Vilnius deutlich. Dort wurde nämlich deutlich, dass die US-Administration die Ukraine zum gegenwärtigen Zeitpunkt gar nicht als Mitglied des Militärbündnisses sehen möchte. Auch Deutschland stellte sich gegen die Mitgliedschaft Kiews. „Wir wanken nicht“, so die Worte Joe Bidens an den enttäuschten Wolodimir Selenksij, der für zumindest manch einen Beobachter zunehmend wie ein Bauernopfer im geopolitischen Machtspiel zwischen den Mächten wirkt.
Der Konflikt liege eben nicht nur im Interesse Moskaus, sondern auch in jenem Washingtons, so Chomsky. Er wird von den Falken in den USA aufrechterhalten. Russland soll geschwächt werden - auf Kosten der ukrainischen Bevölkerung. Dass diese geostrategische Komponente in Zeiten einer hysterischen Aufschrei-Politik in den Hintergrund gedrängt wird, bedeutet noch lange nicht, dass sie nicht existiert.
Besonders besorgniserregend ist in diesem Kontext auch der Umstand, dass die US-Strategen in Washington sich nicht nur auf einen Atomkonflikt mit Russland vorbereiten, sondern auch auf einen mit China. Dies ist bereits seit mehreren Jahren offizielle Doktrin. Der amerikanisch-exzeptionelle Größenwahn des 21. Jahrhunderts scheint auch nach der Niederlage in Afghanistan keine Grenzen zu kennen.
Chomskys Definition von "Wokeness" und seine Kritik an der Cancel-Kultur
Dankbarerweise erlaubte sich Chomsky während des Gesprächs mit Morgan, den mittlerweile inflationär gebrauchten und fast schon pervertierten Begriff „woke“ korrekt zu erklären. „Wokeness“ sei im Grund genommen nur der Kampf für Recht und Gleichstellung in der Gesellschaft. De facto waren auch die Black Panther, Malcom X, Martin Luther King oder Mohammad Ali „woke“. Die Rechten haben den Begriff für ihre eigene Agenda instrumentalisiert, ähnlich wie etwa die akademischen Randdisziplinen „Critical Race Theory“ oder „Gender Studies“, wie Chomsky hervorhebt. „Alles, was ihnen nicht gefällt, wird als solches bezeichnet und verteufelt“, so Chomsky.
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Die zunehmende Cancel-Kultur von links kritisierte er deshalb auch, während er gleichzeitig hervorhob, dass das Canceln in den letzten Jahren und Jahrzehnten hauptsächlich von rechter Seite betrieben wurde - gegen kritische, linke Stimmen.
Chomskys Analyse der Weltmacht und der Bedrohung durch einen Atomkrieg
Chomsky zur Weltmacht: Derzeit ist das Zentrum der Weltmacht, ob unipolar oder multipolar, in den Nachrichten sehr präsent. Die Wurzeln dieser Frage reichen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs zurück, als die USA eine überwältigende Weltmacht aufbauten. Der Krieg in der Ukraine hat die Welt gespalten, und die meisten Länder außerhalb der EU, der USA und ihrer Verbündeten fordern eine diplomatische Lösung. Folglich spaltet die Ukraine die Welt, was sich im Rahmen der unipolaren und multipolaren Beziehungen zeigt. So hat der Krieg die EU von ihrem unabhängigen Status weg in die feste Kontrolle der USA getrieben. Im Gegenzug steuert die EU auf einen industriellen Niedergang zu, weil ihre natürlichen Handelspartner wegbrechen, z. B. Und das ukrainische Durcheinander schneidet der EU den Zugang zu den Märkten in China ab, das z.B. ein enormer Markt für deutsche Industrieprodukte ist. Unterdessen bestehen die USA auf einem unipolaren Rahmen der Weltordnung, der nicht nur die EU, sondern die ganze Welt in eine Art NATO-System einbinden soll. In der Zwischenzeit versucht der Rest der Welt, eine multipolare Welt mit mehreren unabhängigen Machtzentren aufzubauen. Die BRICS-Länder Brasilien, Russland, Indien, China, Indonesien und Südafrika wollen eine eigene, unabhängige Machtquelle. Es sind ausgeprägte Konflikte um ein brennendes Thema und um ein sich entwickelndes Thema. Die USA sind entschlossen, Chinas wirtschaftliche Entwicklung in der ganzen Welt zu verhindern. Die USA bestehen zum Beispiel darauf, dass China keinen Zugang zu Technologien erhält, in denen US-Teile enthalten sind. Das schließt alles ein, denn die Niederlande haben beispielsweise eine Lithographie-Industrie von Weltrang, die wichtige Teile für Halbleiter für die moderne High-Tech-Wirtschaft herstellt. Chomsky schlägt vor, sie jetzt zu betrachten… Multinationale Unternehmen mit Sitz in den USA kontrollieren etwa die Hälfte des weltweiten Reichtums. Sie sind in jedem Bereich wie Produktion und Einzelhandel an erster oder zweiter Stelle; niemand sonst kommt ihnen nahe. Das ist eine außergewöhnliche Macht. Gemessen am BIP haben die USA einen Anteil von 20 % am Welt-BIP, aber wenn man die multinationalen US-Konzerne betrachtet, sind es eher 50 %. Multinationale Unternehmen haben sowohl in den USA als auch in anderen kapitalistischen Ländern außerordentlichen Einfluss auf die Innenpolitik. Wie wird sich das in den nächsten Jahren entwickeln? Die EU befindet sich in einer Phase des Niedergangs, weil die Beziehungen im Handel und im Wirtschaftsgeschäft mit dem Osten wegbrechen. Es ist jedoch nicht sicher, ob die EU weiterhin den USA untergeordnet bleibt und freiwillig in den Niedergang geht, oder ob sie sich dem Rest der Welt anschließt und sich in eine komplexere multipolare Welt bewegt und sich mit den Ländern im Osten integriert? Dies wird sich erst noch zeigen.
Frage zur Bedrohung durch einen Atomkrieg: Russland hat den START-Vertrag (Strategic Arms Reduction Treaty = Vertrag zur Verringerung strategischer Waffen) mit den USA ausgesetzt. Chomsky: Er ist sehr bedeutsam. Es handelt sich um den letzten verbleibenden Waffenkontrollvertrag, den neuen START-Vertrag, den Trump beinahe gekündigt hätte. Denkt daran, dass die USA maßgeblich an der Schaffung eines Systems beteiligt waren, das die Gefahr eines Atomkriegs, d.h. eines „Endkriegs“, etwas abschwächt. Wir sprechen viel zu lässig über den Atomkrieg. Es darf keinen Atomkrieg geben. Wenn es dazu kommt, sind wir erledigt. Unter George W. Bush begannen die USA mit dem Abbau der Rüstungskontrolle. Bush löste den ABM-Vertrag auf, einen Raketenvertrag, der ein wichtiger Bestandteil des Rüstungskontrollsystems und eine enorme Bedrohung für Russland war. Die Aufhebung ermöglichte es den USA, Anlagen direkt an der Grenze zu Russland zu errichten. Das ist eine ernsthafte Bedrohung für Russland. Die Trump-Administration hat den INF-Vertrag gekündigt, den Vertrag zwischen Reagan und Gorbatschow von 1987, mit dem Kurzstreckenraketen in Europa verboten wurden. Diese Raketen sind nun wieder an den Grenzen Russlands stationiert. Es bleibt nur der neue START-Vertrag. Und Russland hat ihn ausgesetzt. START beschränkt die Anzahl der strategischen Waffen für jede Seite. Der Vertrag läuft 2026 aus, wird aber von Russland trotzdem ausgesetzt. Beide Seiten verfügen bereits über weit mehr Atomwaffen als nötig; ein einziges Trident-Atom-U-Boot könnte einige hundert Städte in der ganzen Welt zerstören. Und die Standorte der landgestützten Atomraketen sind beiden Seiten bekannt. Wenn es also eine Bedrohung gibt, würden diese sofort angegriffen werden. Das heißt, wenn es eine Bedrohung gibt, „schickt ihr sie besser los, benutzt sie oder verliert sie“. Der neue START-Vertrag, der von Russland ausgesetzt wurde, hat die enorme übermäßige Anzahl strategischer Waffen eingeschränkt. Deshalb sollten wir jetzt Verhandlungen führen, um ihn zu erweitern, ihn wiederherzustellen und die Verträge, die die USA demontiert haben, wieder in Kraft zu setzen.
Chomskys Aufruf zum Handeln und zur Rettung der Gesellschaft
Chomsky: Es gibt keine Antwort. Es liegt an der Bevölkerung, sich mit den Problemen auseinanderzusetzen und zu sagen, dass wir nicht an den Abgrund marschieren und über ihn stürzen werden. Aber das ist genau das, was unsere Anführer uns sagen, dass wir tun sollen. Sehen Sie sich die Umweltkrise an. Es ist klar, dass wir vielleicht genug Zeit haben, um die Erhitzung der Umwelt, die Zerstörung des Lebensraums und die Zerstörung der Ozeane, die zu einer totalen Katastrophe führen wird, zu kontrollieren. Es ist nicht so, dass alle auf einmal sterben werden, aber wir werden irreversible Kipppunkte erreichen, die zu einem stetigen Rückgang führen. Die Region des Nahen Ostens ist eine der sich am schnellsten erwärmenden Regionen der Welt: sie erwärmt sich doppelt so schnell wie der Rest der Welt. Schauen Sie sich auf einer Karte an, wo Menschen leben, es ist unbeschreiblich. Die Menschen in Südostasien und die Bauern in Indien versuchen, Temperaturen von über 48 Grad Celsius zu überleben, und weniger als 10 % der Bevölkerung haben eine Klimaanlage. Die Unternehmen für fossile Brennstoffe sind so profitabel, dass sie beschlossen haben, alle Bemühungen um Nachhaltigkeit aufzugeben und stattdessen die Gewinne so schnell und so weit wie möglich zu steigern. Mit den Atomwaffen haben wir das gleiche Problem wie mit der Umwelt. Wenn diese beiden Probleme nicht angegangen werden, wird in nicht allzu ferner Zukunft alles vorbei sein.
Chomsky: Sprechen Sie mit Ihren Nachbarn, schließen Sie sich Gemeindeorganisationen an, treten Sie Aktivistengruppen bei, üben Sie Druck auf den Kongress aus, gehen Sie auf die Straße, wenn nötig. Wie sind die Dinge in der Vergangenheit gelaufen? Zum Beispiel haben sich in den 1960er Jahren kleine Gruppen von Frauen zusammengetan und Sensibilisierungsgruppen gebildet, und erst 1975 (Sex Discrimination Act) wurde den Frauen das Recht auf Gleichberechtigung nach US-amerikanischem Recht zugestanden, davor befanden wir uns noch im Zeitalter der Gründerväter, als Frauen als Eigentum angesehen wurden. Schauen Sie auf die Bürgerrechtsbewegung. Gehen Sie zurück in die 1950er Jahre: Rosa Parks weigerte sich, ihren Sitzplatz in einem Bus zu räumen, was von einer organisierten Gruppe von Aktivisten geplant war und zum Montgomery Bus Boykott führte, eine große Veränderung… 1960 beschlossen ein paar schwarze Studenten in North Carolina einen Sitzstreik in einem nach Hautfarbe getrennten Restaurant zu veranstalteten. Sie wurden sofort verhaftet, und am nächsten Tag kam eine weitere Gruppe… später organisierten sie sich als SNCC, Student Nonviolent Coordinated Committee. Junge Leute aus dem Norden schlossen sich an. Die nächsten Freiheitsbusse fuhren nach Alabama, um schwarze Farmer zu überzeugen, ihre Stimme abzugeben. Was geschieht jetzt gerade, um ein Beispiel dafür zu geben, was die Menschen tun können? Die Regierung Biden hat den Inflation Reduction Act, IRA, verabschiedet. Es ist hauptsächlich ein Gesetz zum Klimawandel. Die einzige Möglichkeit, Banken und Unternehmen für fossile Brennstoffe dazu zu bringen, die Zerstörung der Welt zu stoppen, ist, sie zu bestechen. Das ist im Grunde unser System. Aber IRA ist nicht das umfangreiche Programm, das Biden vorgestellt hat. Es ist verwässert. Das Original stammt aus dem Büro von Bernie Sander. Was den Hintergrund betrifft, so waren junge Leute aus der Sunrise-Bewegung aktiv und organisierten sich in den Büros des Kongresses. Alexandria Ocasio-Cortez schloss sich ihnen an. Daraus entstand ein Gesetzesentwurf, aber die republikanische Opposition kürzte den ursprünglichen Entwurf um fast 100%. Sie wollen die Welt im Interesse des privaten Profits zerstören.
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Zusammenfassung
Chomsky sieht eine Welt in Aufruhr, in der versucht wird, herauszufinden, ob unipolar oder multipolar die Oberhand gewinnt, wobei der Krieg in der Ukraine als Katalysator für Veränderungen dient. Unterdessen trägt die EU die Hauptlast der Auswirkungen. In der Zwischenzeit haben sich die Atomwaffenverträge buchstäblich in Luft aufgelöst, da die Lage an den Grenzen zwischen Russland und der EU angespannt ist und neu aufgerüstete Raketen auf Russlands Kernland gerichtet sind. Chomsky sieht eine nervöse mit Atomwaffen klirrende, risikoreiche Welt, flankiert von einer unaufhaltsamen Verschlechterung der Ökosysteme, die durch die globale Erwärmung stetig und mit Sicherheit zunichte gemacht wird, während die globalen Temperaturen neue Rekorde erreichen. Er ruft den Einzelnen dazu auf, aktiv zu werden und alles Notwendige zu tun, um die Entwicklung der Atomwaffen und des Klimawandels zu ändern und die Gesellschaft zu retten.
Ergänzende Informationen und Perspektiven
Der Hungerstreik der Migranten in Griechenland und Chomskys Solidarität
Vor einiger Zeit traten 300 Migranten in Griechenland in den Hungerstreik, um ihre Legalisierung zu fordern. Diese Aktion fand breite Unterstützung, vor allem in Kreisen der Linken, und löste eine Diskussion um Schwarzarbeit aus. Auch aus dem Ausland kam Unterstützung: Viele Intellektuelle, unter ihnen Alain Badiou, Noam Chomsky und Slavoj Zizek, bekundeten ihre Solidarität. Ebenso über 100 griechische Akademiker.
Die Verfassungsrechtlerin Ifigenia Kamtsidou von der Aristoteles-Universität in Thessaloniki betonte, dass Artikel 5 der griechischen Verfassung jedem Menschen, der sich auf griechischem Boden befindet, den absoluten Schutz seines Lebens, seiner Würde und seiner Freiheit zusichert, unabhängig von seinem legalen Status.
Die Kritik an der US-Politik und dem Neoliberalismus
Der US-amerikanische Publizist Noam Chomsky brachte dies in seiner Kritik an der US-Politik und des Neoliberalismus auf die Formel „Profit Over People - War Against People“. Diese enthemmte Marktideologie stellt den Profit über alles Menschliche. Nun hat sie zur Folge, dass viele Menschen scheinbar empathielos auf den Tod des Krankenkassen-Chefs reagieren und sich offen mit dem mutmaßlichen Todesschützen solidarisieren, Mangione gar als Streiter für die gerechte Sache idealisieren.
Chomskys Einsatz für Haiti
Seit Jahrzehnten setzt sich der Analyst und Aktivist Noam Chomsky für das haitianische Volk ein. Neben einer Karriere als Linguist am MIT (Massachusetts Institute of Technology in Boston), die revolutionär verlief, setzte er sich in den vergangenen 40 Jahren - schreibend, durch Vorträge und Proteste - gegen die Ungerechtigkeit ein.
Chomsky kritisierte die Militarisierung der Katastrophenhilfe in Haiti nach dem Erdbeben und betonte, dass die USA die Tendenz haben, auf alles zunächst mit militärischer Stärke zu reagieren, weil sie darin eben gut sind. Er wies darauf hin, dass die Kubaner und Venezolaner rasch und effektiv Hilfe leisteten, während die USA sich auf militärische Aspekte konzentrierten.
Die Debatte um den Sozialismus und Chomskys Rolle
Der deutsch-britische Ökonom Kristian Niemietz hat sich in seinem Buch „Sozialismus - Die gescheiterte Idee, die niemals stirbt“ mit diesem Phänomen beschäftigt. Und er hat den Grund gefunden, warum die Idee des Sozialismus nicht stirbt: Nach jedem gescheiterten Versuch behaupten seine Anhänger steif und fest, das sei ja nicht der wirkliche Sozialismus gewesen, die Idee sei noch nie umgesetzt worden. Egal ob Sowjetunion, Kuba, China oder Venezuela - wenn es in die Brüche ging, war es nie der Sozialismus.
Noam Chomsky, der irrlichternde Hip-Intellektuelle und Linguist, verteidigte in seinem Leben von Kambodscha unter den Roten Khmer bis zu Hugo Chavez Venezuela so ungefähr jeden Sozialismusversuch, den er miterleben durfte. Um nach dessen Scheitern dann zu betonen, es sei kein echter Sozialismus gewesen.
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