Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die hauptsächlich für ihre motorischen Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit, verlangsamte Bewegungen und Haltungsinstabilität bekannt ist. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Parkinson auch eine Vielzahl von nicht-motorischen Symptomen (NMS) hervorrufen kann, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können.
Einführung
Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen, von der weltweit Millionen Menschen betroffen sind. Obwohl die motorischen Symptome das auffälligste Merkmal der Krankheit sind, treten bei vielen Patienten auch nicht-motorische Symptome auf, die oft übersehen oder falsch diagnostiziert werden. Diese Symptome können Stimmung, Kognition, Schlaf, sensorische Wahrnehmung und autonome Funktionen betreffen.
Kategorien nicht-motorischer Symptome bei Parkinson
Professor Alexander Storch unterteilt die nicht-motorischen Symptome im Wesentlichen in drei Kategorien:
- Psychiatrische Symptome: Diese betreffen die Psyche und umfassen Stimmungsveränderungen wie Depressionen und Angstzustände.
- Sensorische Symptome: Diese beziehen sich auf die Sinneswahrnehmung, wobei Schmerzen die häufigste Beschwerde in dieser Kategorie sind.
- Autonome Symptome: Diese umfassen Blasenstörungen, Verstopfung und orthostatische Hypotonie, eine Form von niedrigem Blutdruck, die zu Stürzen und Bewusstlosigkeit führen kann.
Ursachen nicht-motorischer Symptome
Die Ursachen für nicht-motorische Symptome bei Parkinson sind komplex und nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Störung mehrerer Neurotransmittersysteme eine Rolle spielt. Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe, die für die Informationsübertragung zwischen Nervenzellen zuständig sind. Während Bewegungsstörungen bei Parkinson hauptsächlich auf einem veränderten Dopaminhaushalt beruhen, kommen bei nicht-motorischen Symptomen weitere Faktoren hinzu, die für die jeweilige Symptomatik typisch sind.
Es ist wichtig zu beachten, dass nicht-motorische Symptome nicht als Folge von motorischen Störungen auftreten, sondern Teil der Krankheit sind. Schmerzen zum Beispiel beruhen zwar auf einer schlechten Beweglichkeit, sind aber gleichzeitig ein eigenständiges Parkinson-Symptom.
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Zusammenhang zwischen motorischen und nicht-motorischen Symptomen
Obwohl motorische und nicht-motorische Symptome unterschiedliche Bereiche des Körpers betreffen, sind sie eng miteinander verbunden. Studien haben gezeigt, dass sich nicht-motorische Symptome im Laufe des Tages zusammen mit den motorischen Symptomen maßgeblich verändern. Dies deutet darauf hin, dass der Dopaminhaushalt eine wichtige Rolle bei beiden Arten von Symptomen spielt.
Bedeutung der Diagnose und Behandlung nicht-motorischer Symptome
Nicht-motorische Beschwerden können in allen Krankheitsstadien vorkommen und müssen genauso aufmerksam wie motorische Symptome betrachtet und so gut wie möglich behandelt werden. Dies betrifft insbesondere Stimmung, Schmerz und Kognition.
Es ist entscheidend, dass Betroffene im Arztgespräch von ihren Problemen berichten. Viele sprechen zum Beispiel Schmerzen nicht an, weil sie keinen Bezug zu Parkinson vermuten. Dabei ist Schmerz ein zentrales Symptom ihrer Erkrankung. Wenn die Neurologin oder der Neurologe von den Beschwerden weiß, kann sie oder er einordnen, welche Schmerzform vorliegt, und die passende Therapie auswählen.
Therapieansätze für nicht-motorische Symptome
Die Behandlung von nicht-motorischen Symptomen bei Parkinson umfasst in der Regel eine Kombination aus medikamentösen und nicht-medikamentösen Ansätzen.
Medikamentöse Therapie
- Dopaminerge Stimulation: Da bei nicht-motorischen Beschwerden ebenfalls auf Dopamin bezogene Faktoren hineinspielen, optimiert man zunächst die sogenannte dopaminerge Stimulation, sprich die auf die Motorik zielende Therapie. Damit kann man auch die nicht-motorischen Beschwerden mindern.
- Spezifische Medikamente: Es gibt für nicht-motorische Symptome inzwischen vielfältige Therapiemöglichkeiten. Bei Schlafstörungen zum Beispiel würde man zunächst schauen, welche Probleme bestehen, und klären: Sollte man die Medikation nachts reduzieren oder muss man stärker und gegebenenfalls kontinuierlich mit Dopamin stimulieren, damit Schlafbewegungen möglich sind und Betroffene besser durch die Nacht kommen? Dann kann man überlegen, inwiefern man auch noch schlafspezifisch behandelt.
- Antidepressiva: Bei Depressionen können Antidepressiva wie Trizyklika oder selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) eingesetzt werden.
- Cholinesterase-Inhibitoren: Bei kognitiven Einschränkungen kann Rivastigmin zur symptomatischen Behandlung der leichten bis mittelschweren Demenz bei IPS-Patienten eingesetzt werden.
Nicht-medikamentöse Therapie
- Psychotherapie: Eine Psychotherapie kann bei Depressionen und Angstzuständen hilfreich sein.
- Physiotherapie: Bewegungsübungen können einzelne Parkinson-Symptome lindern und bei der Therapie unterstützen.
- Ergotherapie: Ergotherapie kann helfen, Alltagsfähigkeiten zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern.
- Logopädie: Logopädie kann bei Sprech- und Schluckstörungen helfen.
- Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen kann eine wertvolle Unterstützung sein.
Spezifische nicht-motorische Symptome und ihre Behandlung
Depressionen
Depressionen sind eine häufige Begleiterscheinung der Parkinson-Krankheit. Wenn Parkinson-Patienten depressive Symptome entwickeln, sollte zunächst versucht werden, die dopaminerge Therapie zu optimieren. Persistieren die Symptome trotz optimaler dopaminerger Therapie im OFF, kann u. U. eine Eskalationstherapie hilfreich sein. Bleiben die Beschwerden ohne Zusammenhang mit dem OFF bestehen, sollte ein Antidepressivum eingesetzt werden.
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Angstzustände
Bei Parkinson-Patienten können generalisierte Angsterkrankungen, aber auch Panik im Rahmen der Angst sowie Phobien vorliegen. Die Therapiemöglichkeiten unterscheiden sich nicht von den Möglichkeiten, die für Angst-Patienten ohne Parkinson bestehen. Hierzu gehört beispielsweise die Verhaltenstherapie, die bei Parkinson-Patienten bislang noch selten zum Einsatz kommt.
Schlafstörungen
Schlafstörungen treten in allen Stadien der Parkinson-Erkrankung und bei der Mehrzahl der Betroffenen auf. Da es allerdings verschiedene Ursachen für das Auftreten von Schlafstörungen bei Parkinson gibt, ist eine gezielte Behandlung nur nach sorgfältiger Analyse der Symptome und der Begleitumstände möglich.
Kognitive Störungen und Demenz
Demenz und kognitive Störungen wurden erst in den letzten 20 Jahren als Teil der Parkinson-Erkrankung betrachtet. Hinsichtlich einer Pharmakotherapie hat nur Rivastigmin eine Zulassung für die symptomatische Behandlung der leichten bis mittelschweren Demenz bei IPS-Patienten.
Verzögerte Diagnose durch nicht-motorische Symptome
Einige nichtmotorische Symptome können die Diagnose der Parkinson-Krankheit verzögern. Angst, autonome Dysfunktion, Depression, Müdigkeit, Schmerzen, Schlafstörungen und eine höhere Gesamtbelastung durch nichtmotorische Symptome trugen dazu bei, dass die Diagnose eines Morbus Parkinson verspätet gestellt wurde. Im Gegensatz dazu hatten Impulsivität, REM-Schlaf-Verhaltensstörung, Apathie, Hyposmie und Halluzinationen keinen Einfluss auf eine mögliche Diagnoseverzögerung.
Fazit
Nicht-motorische Symptome sind ein wichtiger Bestandteil der Parkinson-Krankheit und können die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, diese Symptome frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um den Verlauf der Krankheit positiv zu beeinflussen und eine möglichst dauerhaft verbesserte Lebensqualität zu erreichen.
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