Einleitung
Nervenschmerzen, auch bekannt als neuropathische Schmerzen, können eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität darstellen. In der modernen Schmerztherapie gibt es verschiedene Ansätze, um diese Beschwerden zu lindern. Ein vielversprechender Ansatz ist die Anwendung von NVS-Geräten (Nervenstimulationsgeräte), insbesondere im Rahmen der Transkutanen Elektrischen Nervenstimulation (TENS). Dieser Artikel beleuchtet die Wirkungsweise, Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen von NVS-Geräten bei Nervenschmerzen.
Was sind Nervenschmerzen?
Nervenschmerzen entstehen durch Schädigungen oder Funktionsstörungen des Nervensystems. Polyneuropathie, eine häufige Erkrankung des peripheren Nervensystems, betrifft etwa 5-8 % der Erwachsenen. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein, von Diabetes mellitus über Alkoholmissbrauch bis hin zu Nebenwirkungen von Medikamenten. Die Symptome reichen von leichten Missempfindungen wie Kribbeln bis hin zu starken Nervenschmerzen oder Muskelschwäche.
Die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS)
TENS ist eine nicht-invasive Methode zur Schmerzlinderung, bei der elektrische Impulse über Elektroden auf der Haut abgegeben werden. Diese Impulse sollen die Nerven stimulieren und dadurch die Schmerzwahrnehmung beeinflussen. Die TENS-Therapie wird seit über 40 Jahren in der Medizin angewendet und hat sich bei der Behandlung chronischer Schmerzen bewährt.
Wirkungsweise der TENS-Therapie
Die TENS-Therapie basiert auf zwei Hauptmechanismen:
- Gate-Control-Theorie: Diese Theorie besagt, dass Nerven nur einen Reiz zum Gehirn übertragen können - entweder das Kribbeln der elektrischen Stimulation oder den Schmerz. Durch die Stimulation der Nerven wird die Schmerzweiterleitung blockiert.
- Ausschüttung von Endorphinen: Die elektrischen Impulse können die Ausschüttung von körpereigenen Schmerzmitteln, den Endorphinen, anregen. Diese wirken schmerzlindernd und können das Schmerzempfinden reduzieren.
Anwendung von TENS-Geräten
TENS-Geräte sind einfach zu bedienen und können nach einer Einweisung durch einen Arzt oder Therapeuten problemlos zu Hause angewendet werden. Die Elektroden werden in der Nähe der schmerzenden Bereiche auf der Haut platziert. Die Geräte bieten verschiedene Einstellmöglichkeiten, darunter Frequenz, Intensität und Potenzierung des Stroms.
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Vorteile der TENS-Therapie
- Schmerzlinderung ohne Medikamente: TENS ermöglicht eine Schmerzlinderung ohne die Einnahme von Medikamenten und deren potenziellen Nebenwirkungen.
- Einfache Anwendung: Die Geräte sind einfach zu bedienen und können zu Hause angewendet werden.
- Geringe Risiken: Bei sachgemäßer Anwendung sind die Risiken der TENS-Therapie gering.
- Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten: TENS kann bei verschiedenen Arten von Schmerzen eingesetzt werden, darunter Rückenschmerzen, Gelenkprobleme, Migräne und neuropathische Schmerzen.
Grenzen der TENS-Therapie
- Keine Kausaltherapie: TENS behandelt nicht die Ursache der Schmerzen, sondern lindert lediglich die Symptome.
- Nicht bei allen Schmerzarten wirksam: Bei sehr starken, akuten Schmerzen oder Schmerzen, die durch Entzündungen verursacht werden, reicht die TENS-Therapie möglicherweise nicht aus.
- Keine Erfolgsgarantie: Die Wirksamkeit der TENS-Therapie kann von Person zu Person variieren.
Elektrostimulationsgeräte und ihre Anwendung
Neben TENS gibt es auch andere Formen der Elektrostimulation, die bei Nervenschmerzen eingesetzt werden können. Dazu gehören die elektrische Muskelstimulation (EMS) und implantierbare Neurostimulatoren.
Elektrische Muskelstimulation (EMS)
EMS wird häufig im Sport und in der Rehabilitation eingesetzt, um den Muskelaufbau zu fördern. Interessanterweise hat sich hochfrequente EMS als effektiver erwiesen als TENS bei der Behandlung von Symptomen einer diabetischen Polyneuropathie.
Implantierbare Neurostimulatoren
Implantierbare Neurostimulatoren sind operativ eingesetzte Geräte, die Schmerzsignale zwischen Rückenmark und Gehirn unterbrechen. Die Rückenmarkstimulation führt zu einer Schmerzlinderung, indem sie die Schmerzsignale verändert, bevor sie das Gehirn erreichen. Die Stärke und der Ort der Stimulation können mit einem kleinen Programmiergerät angepasst werden.
Weitere Therapieansätze bei Nervenschmerzen
Neben der Anwendung von NVS-Geräten gibt es weitere Therapieansätze, die bei Nervenschmerzen in Betracht gezogen werden können:
- Medikamentöse Therapie: Schmerzmittel, Antidepressiva und Antikonvulsiva können zur Linderung von Nervenschmerzen eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Physiotherapeutische Übungen können helfen, die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
- Psychotherapie: Psychotherapeutische Ansätze können helfen, mit den Schmerzen umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
- Alternative Therapien: Akupunktur, Osteopathie und andere alternative Therapien können ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen.
Fallbeispiele und Studien
- Vestibularisschwannome (VS): Bei der Entfernung von Vestibularisschwannomen, insbesondere in fortgeschrittenen Tumorstadien, spielt die Schonung des Nervus cochlearis (Nc) eine wichtige Rolle. Intraoperatives Neuromonitoring des Nc kann helfen, den Nerv zu identifizieren und zu erhalten, um eine spätere Rehabilitation mit einem Cochleaimplantat zu ermöglichen.
- Polyneuropathie: Studien belegen, dass TENS bei Polyneuropathie eine wirksame Möglichkeit zur Schmerzlinderung sein kann. Es aktiviert die körpereigene Schmerzkontrolle, verbessert die Durchblutung und kann sogar die Nervenregeneration fördern.
Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen
Obwohl die TENS-Therapie generell sicher ist, gibt es einige Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
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- Herzschrittmacher oder implantierbare Defibrillatoren: Träger dieser Geräte sollten auf den Einsatz von TENS verzichten, um negative Wechselwirkungen zu vermeiden.
- Metallische Implantate: TENS-Anwendungen sollten nicht in dem Bereich dieser Implantate angewendet werden.
- Epilepsie: Personen mit Epilepsie sollten TENS nur nach Rücksprache mit einem Arzt verwenden.
- Schwangerschaft: In der Schwangerschaft sollte TENS nur nach Rücksprache mit einem Arzt angewendet werden.
- Verletzte Haut, Augen, Hauptschlagadern: Die Elektroden sollten nicht direkt auf verletzter Haut, über den Augen oder den Hauptschlagadern angebracht werden.
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