Obst und Demenzprävention: Wie Ernährung das Gehirn schützen kann

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache für Demenz und eine der grössten neurodegenerativen Herausforderungen unserer Zeit. Charakterisiert durch fortschreitenden Gedächtnisverlust und den Abbau kognitiver Fähigkeiten, stellt sie Betroffene und ihre Familien vor grosse Herausforderungen. Obwohl es derzeit keine Heilung gibt, rückt die Prävention immer mehr in den Fokus. Neben körperlicher und geistiger Aktivität spielt die Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung des Demenzrisikos. Es ist wichtig zu wissen, dass vorbeugende Massnahmen, idealerweise ab dem 50. Lebensjahr, die grössten Erfolge versprechen, da sie dazu beitragen, den Ernährungszustand, die Anzahl der Synapsen und die kognitiven Funktionen langfristig zu stabilisieren.

Die Bedeutung von Antioxidantien für die Hirngesundheit

Das Gehirn ist besonders anfällig für oxidativen Stress, der eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Fortschreiten von Demenzerkrankungen spielt. Eine Ernährung, die reich an Antioxidantien ist, kann daher einen wertvollen Beitrag zur Hirngesundheit leisten. Gemüse und Obst sind ausgezeichnete Quellen für Antioxidantien und ihr regelmässiger Verzehr kann die Entwicklung von Alzheimer verlangsamen und sich positiv auf die Gesundheit auswirken.

Ernährungsmuster im Vergleich

Verschiedene Ernährungsformen werden im Hinblick auf ihre präventive Wirkung bei Demenz untersucht.

Die westliche Ernährung

Die westliche Ernährung, die durch einen hohen Anteil an raffiniertem Getreide, Zucker, ungesunden Fetten, stark verarbeiteten Lebensmitteln und einem niedrigen Konsum von Obst und Gemüse gekennzeichnet ist, wird für die Prävention nicht empfohlen. Sie fördert Entzündungen, beeinträchtigt das Darmmikrobiom negativ, verändert das Immunsystem und liefert wenig Nährstoffe.

Mittelmeerdiät

Die Mittelmeerdiät hingegen zeichnet sich durch einen hohen Konsum von Olivenöl, unraffiniertem Getreide, Obst und Gemüse, einen mässigen bis hohen Konsum von Fisch, einen mässigen Konsum von Milchprodukten und Wein sowie einen geringen Konsum von rotem Fleisch aus. Diese nährstoffreiche Ernährungsweise ist mit einem geringeren Risiko des Übergangs von leichten kognitiven Beeinträchtigungen zu Demenz verbunden und kann den Blutdruck, die mitochondriale Funktion und verschiedene Gehirnfunktionen verbessern.

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DASH-Diät

Die DASH-Diät (Dietary Approaches to Stop Hypertension) ist ein Ernährungsplan zur Vorbeugung und Behandlung von Bluthochdruck und zur Verbesserung der kardiovaskulären Gesundheit. Sie ähnelt der Mittelmeerdiät und kann mehrere kardiovaskuläre Risikofaktoren, die auch mit der Entwicklung von Demenz in Verbindung stehen, positiv beeinflussen. Sie kann oxidativen Stress, Entzündungen und Insulinresistenz modulieren.

MIND-Diät

Die MIND-Diät (Mediterranean-DASH Intervention for Neurodegenerative Delay) kombiniert Elemente der mediterranen und der DASH-Diät mit einem Schwerpunkt auf Nahrungsbestandteilen mit neuroprotektiver Wirkung. Im Gegensatz zur Mittelmeerdiät legt die MIND-Diät den Schwerpunkt auf den Verzehr von Beeren und grünem Blattgemüse und nicht auf einen hohen Obstkonsum.

Die Empfehlungen der Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. in Deutschland empfiehlt für Betroffene derzeit eine Ernährung nach dem Vorbild der mediterranen Ernährung. Diese beinhaltet viel Obst und Gemüse, Hülsenfrüchte, Olivenöl, fetten Seefisch und Nüsse. Die Initiative gibt Tipps, wie eine Ernährungsumstellung leichter gelingen kann.

Flavonole und das Alzheimer-Risiko

Eine US-amerikanische Studie, die in der Zeitschrift Neurology veröffentlicht wurde, deutet darauf hin, dass Menschen, die viel Gemüse, Obst und Tee konsumieren, ein geringeres Risiko für eine spätere Demenzerkrankung haben könnten. Die Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Alzheimer und der Aufnahme von Flavonolen, denen bereits in früheren Studien eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben wurde.

Die Forscher analysierten Daten von 921 Senioren aus dem „Memory and Aging Project“ (MAPS) der Universität Chicago. Über sechs Jahre hinweg wurden die Teilnehmer jährlich zu ihren Essgewohnheiten befragt und auf eine mögliche Demenzerkrankung getestet. Die Ergebnisse zeigten, dass die Gruppe mit der höchsten Flavonol-Aufnahme (durchschnittlich 15,3 mg pro Tag) ein geringeres Alzheimer-Risiko hatte als die Gruppe mit der niedrigsten Zufuhr (etwa 5,3 mg pro Tag).

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Die Studie umfasste vier Kategorien von Flavonolen: Kaempferol, Quercetin, Isorhamnetin und Myricetin. Die wichtigsten Nahrungsquellen für jede Kategorie waren:

  • Isorhamnetin: Birnen, Olivenöl, Wein und Tomatensauce
  • Kaempferol: Grünkohl, Bohnen, Tee, Spinat und Brokkoli
  • Myricetin: Tee, Wein, Grünkohl, Orangen und Tomaten
  • Quercetin: Tomaten, Grünkohl, Äpfel und Tee

Es ist wichtig zu beachten, dass die Studie zwar einen Zusammenhang zwischen Flavonolen und dem Alzheimer-Risiko aufzeigt, aber nicht beweist, dass diese Stoffe direkt einen Rückgang des Krankheitsrisikos bewirken.

Prävention ist der Schlüssel

Da Demenz derzeit nicht heilbar ist, ist Prävention besonders wichtig. Wissenschaftler schätzen, dass mindestens ein Drittel aller Fälle verhindert werden könnte. Menschen mit Risikoerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes oder Rheuma sollten besonders aufmerksam sein.

Professor Gerhard Eschweiler von der Universitätsklinik Tübingen forscht in einer Langzeitstudie zur kognitiven Leistungsfähigkeit und dem Demenz-Risiko. Er betont, dass das Alter zwar der bedeutendste Risikofaktor für kognitiven Rückgang ist, eine Demenz im hohen Alter aber nicht unvermeidlich ist. Es gibt beeinflussbare Risikofaktoren wie Kopfverletzungen, erhöhten Alkoholkonsum und Luftverschmutzung. Auch gutes Hören und Sehen sind wichtig, da diese Sinneseindrücke das Gehirn schulen.

Ernährung und Alzheimer: Was die Forschung sagt

Wissenschaftler am Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn haben herausgefunden, dass eine schlechte Ernährung das Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, um ein Vielfaches erhöhen kann. Eine gesunde, eher mediterrane Ernährung kann vor Gedächtnisverlust und Alzheimer-Demenz schützen, während ungesunde Fette, Fleisch und Weissbrot das Risiko erhöhen.

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Professor Peter Stehle von der Universität Bonn erklärt, dass tierisches Fett grosse Mengen an gesättigten Fettsäuren enthält, die sich ungünstig auf die Gefässe auswirken können. Olivenöl hingegen ist reich an einfach ungesättigten Fettsäuren, die weniger schnell oxidieren.

Weitere Präventionsmassnahmen

Neben der Ernährung spielen auch ein aktives Leben mit vielen sozialen Kontakten, Bewegung und die Behandlung von Risikoerkrankungen eine wichtige Rolle bei der Demenz-Prävention. Professor Georg Adler vom Institut für Studien zur psychischen Gesundheit (ISPG) in Mannheim empfiehlt eine Anpassung der Ernährung, insbesondere zu weniger Kohlenhydraten, eine aktive Lebensführung und einen begrenzten Alkoholkonsum.

Bewegung fördert die Freisetzung von Substanzen aus den Muskeln, die die Nerven stabilisieren. Soziale Interaktion und Kommunikation in der Gemeinschaft sind zentral wichtig, um mental fit und aktiv zu bleiben.

Die Rolle von Äpfeln und Beeren

Eine Studie der Columbia University in New York hat den Zusammenhang zwischen Pflanzenstoffen und der geistigen Leistungsfähigkeit untersucht. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass regelmässiger Verzehr von Äpfeln und Beeren die Gesundheit des Gehirns unterstützen und das Demenzrisiko senken kann.

Die Studie zeigte, dass der Abbau der kognitiven Fähigkeiten bei den Teilnehmern, die sich am gesündesten ernährten, am geringsten war. Teilnehmer, die wenig Flavonoide durch ihre Nahrung aufnahmen, profitierten von der zusätzlichen Einnahme von Flavanolen in Pillenform.

Professor Dr. Bernhard Watzl, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, bestätigte, dass Flavonoide zur Vorbeugung von Demenzerkrankungen beitragen können.

Praktische Tipps für eine demenzfreundliche Ernährung

  • Mediterrane Ernährung: Orientieren Sie sich an der mediterranen Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Olivenöl und fettem Seefisch.
  • Antioxidantienreiche Lebensmittel: Integrieren Sie regelmässig Gemüse und Obst in Ihre Ernährung, um von den antioxidativen Eigenschaften zu profitieren.
  • Flavonoidreiche Lebensmittel: Essen Sie regelmässig Äpfel, Beeren, Zwiebeln, Grünkohl, Auberginen, Soja, schwarzen und grünen Tee.
  • Gesunde Fette: Bevorzugen Sie Olivenöl und andere gesunde Fette gegenüber tierischen Fetten.
  • Begrenzen Sie den Konsum von: raffiniertem Getreide, Zucker, ungesunden Fetten, stark verarbeiteten Lebensmitteln und Alkohol.
  • Trinken Sie ausreichend: Achten Sie auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr, um die Konzentrationsfähigkeit zu erhalten.

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