Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Schüttellähmung, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin-produzierenden Zellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Neben den bekannten motorischen Symptomen wie Zittern, Muskelsteifheit und Bewegungsverlangsamung leiden viele Parkinson-Patienten auch unter nicht-motorischen Symptomen, darunter Verdauungsstörungen wie Verstopfung (Obstipation). Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen der Obstipation bei Parkinson, die Zusammenhänge mit dem Darm und die verschiedenen Behandlungsansätze.
Parkinson und seine vielfältigen Symptome
Die Parkinson-Erkrankung manifestiert sich nicht nur in motorischen Störungen. Tatsächlich leiden viele Betroffene auch unter einer Reihe von nicht-motorischen Symptomen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Zu diesen Symptomen gehören Depressionen, Schlafstörungen, Blasenfunktionsstörungen (Dranginkontinenz, Nykturie), Schluckstörungen (Dysphagie) und eben auch gastrointestinale Beschwerden, allen voran die Obstipation. Menschen mit Parkinson haben aufgrund motorischer Symptome einen erhöhten Energiebedarf. Fehlende oder verminderte Nahrungsaufnahme können deshalb schnell zu Mangelernährung führen. Zudem leiden Betroffene häufig unter Verstopfung (Obstipation) oder Schluckstörungen (Dysphagie). Die Aufnahme von Eiweiß sollte mit der L-Dopa-Einnahme abgestimmt werden.
Die Diagnose Parkinson-Syndrom basiert auf der Krankengeschichte, der körperlichen Untersuchung und neurologischen Tests. Apparative Zusatzuntersuchungen wie bildgebende Verfahren (PET, DaTSCAN, MRT) dienen zur Ausschlussdiagnose anderer Erkrankungen.
Ursachen der Obstipation bei Parkinson
Verstopfung ist eine der häufigsten Darmstörungen bei Parkinson-Patienten. Mehr als 50 Prozent der Patienten mit Morbus Parkinson haben gastrointestinale Beschwerden. Die Ursachen hierfür sind vielfältig:
- Verlangsamte Darmpassage: Die Parkinson-Krankheit führt zu einer verlängerten Darmpassagezeit, was wiederum auf die eingeschränkte Mobilität, langsame Bewegungsabläufe und Steifheit der Muskeln zurückzuführen ist. Eine verlangsamte Kolontransit-Zeit ist meist die Ursache der Obstipation.
- Beeinträchtigung der Kau- und Schluckfähigkeit: Wenn die Parkinson-Krankheit zu einer Beeinträchtigung der Kau- und Schluckfähigkeit führt, kann eine ausreichende Aufnahme von Ballaststoffen, die den Stuhl weich halten, erschwert sein. Auch das Schlucken von Flüssigkeiten kann erschwert sein, was sich ebenfalls auf die Stuhlkonsistenz auswirkt.
- Medikamente: Sowohl Medikamente gegen Parkinson als auch Antidepressiva können die Verstopfung verschlimmern. Insbesondere Anticholinergika können die Verstopfung verstärken.
- Bewegungsmangel und Flüssigkeitszufuhr: Bewegungsmangel, zu wenig Flüssigkeitszufuhr und ballaststoffarme Ernährung können die Verstopfung verstärken.
- Störungen der Beckenbodenmotorik: Störungen in der Motorik des Beckenbodens können ebenfalls zur Obstipation beitragen.
- Erhöhte Magenhalbwertszeit: Misst man die Magenentleerung szintigrafisch, so zeigt sich eine erhöhte Magenhalbwertszeit sowohl bei Parkinson als auch bei Patienten mit Multisystematrophie (MSA).
Die Rolle des Darms bei Parkinson
Der Zusammenhang zwischen dem Darm und der neurodegenerativen Erkrankung Morbus Parkinson wird immer mehr erforscht. Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass der Darm eine wichtige Rolle bei der Entstehung und dem Verlauf der Parkinson-Krankheit spielt.
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- Frühes Symptom: Verstopfung gilt mittlerweile als ein frühes Symptom der Krankheit bei manchen Menschen. Darmprobleme können schon zehn bis zwanzig Jahre bestehen, bevor erste neurologische Probleme auffallen.
- Beginn im Verdauungstrakt: Forscher gehen davon aus, dass Parkinson zumindest teilweise im Verdauungstrakt beginnt. Neue Studien zeigen, dass für Parkinson typische Proteinablagerungen, so genannte Lewy-Körper, zuerst im Nervensystem des Darms auftauchen und erst später in den unteren Hirnregionen und schließlich im Mittelhirn zu finden sind.
- Veränderung des Mikrobioms: Auch die Zusammensetzung des Mikrobioms, also der Gemeinschaft der Darmbakterien, ist bei Menschen mit Parkinson verändert. Menschen mit Parkinson haben zum Beispiel überwiegend Bakterien im Darm, die die Darmwand durchlässig machen. Dadurch können entzündungsfördernde Stoffe ins Blut und auch ins Gehirn gelangen.
- Vagusnerv: Bei Morbus Parkinson kommt es zu alpha-Synuclein-Ablagerungen im Gehirn. Sie sind Hauptbestandteil der Lewy-Körper. Der Vagusnerv, der vom Gehirn bis in die Körpermitte reicht und an der Regulation fast aller inneren Organe beteiligt ist, könnte eine Rolle bei der Ausbreitung dieser Ablagerungen spielen.
Diagnose der Obstipation
Zur Beurteilung des Schweregrades einer Obstipation gibt es die sogenannten Rom-III-Kriterien, Kriterien zur Diagnose von Störungen des Verdauungstraktes. Zum Nachweis einer verzögerten Darmpassage eignen sich Röntgenaufnahmen des Abdomens. Dafür schlucken die Patienten zuvor mit röntgendichten Markern gefüllte Gelantinekapseln.
Behandlung der Obstipation bei Parkinson
Die Behandlung der Obstipation bei Parkinson ist multimodal und zielt darauf ab, die Darmfunktion zu verbessern und die Symptome zu lindern.
- Allgemeine Maßnahmen:
- Ballaststoffreiche Ernährung: Eine ballaststoffreiche Ernährung mit Getreide, Gemüse und Kartoffeln kann helfen, den Stuhl weicher zu machen und die Darmbewegung anzuregen.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Es sollten mindestens zwei Liter Flüssigkeit am Tag getrunken werden.
- Regelmäßige Bewegung: Ausreichend Bewegung oder Physiotherapie können die Darmtätigkeit fördern.
- Anticholinergika vermeiden: Anticholinergika sollten nach Möglichkeit abgesetzt werden, da sie die Verstopfung verstärken können.
- Medikamentöse Therapie:
- Laxanzien: Bei Bedarf können Laxanzien eingesetzt werden, um den Stuhlgang zu erleichtern.
- Probiotika: Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass Probiotika die Darmflora positiv beeinflussen und die Verstopfung bei Parkinson-Patienten verbessern können. In der Studie stieg die durchschnittliche Anzahl der vollständigen Darmbewegungen pro Woche an und der Grad der Defäkationsanstrengung verringerte sich.
- Domperidon: Gegen die verzögerte Magenentleerung lässt sich mit dem Dopamin-Antagonisten Domperidon behandeln.
- Ernährungstipps: Grundsätzlich gilt: Jeder Mensch benötigt eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Das Zittern, die Daueranspannung der Muskeln sowie die Anstrengung, eine begonnene Bewegung zu Ende zu führen, kosten den Körper viel Kraft. Sie sollten deswegen auf ballaststoffreiche Ernährung achten, z.B. mit Getreide, Gemüse und Kartoffeln, viel Flüssigkeit zu sich nehmen und sich ausreichend bewegen. Vitaminreiche Ernährung ist ebenfalls wichtig.
- Spezielle Ernährung: Neben der klassischen Behandlung mit Medikamenten empfehlen Ärzte und Ärztinnen Parkinson Patienten und Patientinnen eine spezielle Ernährung, um den Darm ins Gleichgewicht zu bringen und damit das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen. "Hier ist die mediterrane Ernährung für den Verlauf günstiger." Das heißt konkret: Reichlich Gemüse, Fisch, Öle mit ungesättigten Fettsäuren, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte. "Bei dieser Form der Ernährung werden Polyphenole aufgenommen, die eine krankheitslindernde Wirkung haben können." Zu jeder Hauptmahlzeit sollte auch eine kleine Portion Proteine, also Eiweiß, möglichst in Form von Fisch oder Milchprodukten gereicht werden.
Weitere Aspekte der Parkinson-Behandlung
Neben der Behandlung der Obstipation ist es wichtig, die Parkinson-Krankheit ganzheitlich zu behandeln. Die Schön Klinik München Schwabing setzt auf einen individuellen Mix aus optimal eingestellten Medikamenten, aktivierenden Therapien (Physiotherapie, Logopädie, Gangtraining) und pflegerischer Versorgung. Ziel ist es, den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen und eine möglichst dauerhaft verbesserte Lebensqualität zu erreichen.
Die Aufnahme von Eiweiß sollte mit der L-Dopa-Einnahme abgestimmt werden, da Eiweiß die Aufnahme von L-Dopa im Körper verringern kann. Bei hoher Dosierung von L-Dopa sollte eiweißreiche Kost zeitlich versetzt zur Medikamenteneinnahme gegessen werden. Wenn L-Dopa Übelkeit verursacht, kann man bei der Medikamenteneinnahme z.B. ein Stück trockenes Brot essen.
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