Oliver Mommsen, ein bekannter Name in der deutschen Schauspielszene, hat im Laufe seiner Karriere viele Facetten seines Lebens und seiner Persönlichkeit gezeigt. Von seinen Anfängen im "Tatort" bis hin zu seinem Engagement für Umweltschutz und soziale Themen hat Mommsen immer wieder bewiesen, dass er mehr ist als nur ein Schauspieler.
Karriere-Highlights und Herausforderungen
Oliver Mommsen (56) ist ein beliebter TV-Star. Er wurde nicht nur in Filmen wie "Papa auf Wolke Sieben" oder im Bremer "Tatort", in dem er 18 Jahre lang als Kommissar Nils Stedefreund Fälle löste, gefeiert, sondern ist auch ein beliebter Gast in Talkshows und Quizsendungen.
Mommsen trat in Folge 1177 der Quizshow zusammen mit Elton gegen Sabine Postel und Bernhard Hoëcker an. Er sagt stolz die Antwort, leider so laut, dass es die anderen hören. "Ich habe ihnen quasi die Lösung gegeben. Das war peinlich", meint er im Interview mit BUNTE.de. "Aber ich sorge bei Talkshows und Rate-Shows eh manchmal für den kleinen Gehirntod. Ich bin beim Buchstabenquiz nur bis zum A gekommen." Immerhin: Oliver kann aus vollem Herzen darüber lachen.
Im Gespräch mit t-online verriet Oliver Mommsen, dass sein Aus bei der ARD-Krimireihe eine Befreiung war.
Mommsen sagt über seine letzten Jahre als Ermittler: "Ich habe gemerkt, dass ich zu selbstgefällig wurde und mich plötzlich Sachen genervt haben, die mich woanders überhaupt nicht nerven."
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Mommsen lächelnd: "Dadurch, dass der 'Tatort' in jedem deutschen Wohnzimmer als Lagerfeuer brennt - wie Wotan Wilke Möhring es mal auf den Punkt gebracht hat -, hat auch jeder eine Meinung zum 'Tatort'." "Mal hieß es: 'Die ganzen neuen Teams nerven. Wo sind denn die alten?' Dann heißt es wiederum: 'Wie lange wollen die das denn noch machen? Das wird langweilig.'"
Neustart nach dem "Tatort"
Im Theaterstück "Vanya" verkörpert er nicht weniger als acht Figuren gleichzeitig. "Übermut und eine gehörige Portion Wahnsinn" - das brauche es dafür, sagt er im Interview mit t-online. Genau diese kreative Herausforderung reizt ihn.
Mommsen hat mit dem "'Tatort' abgeschlossen". Der "Tatort" sei Fluch und Segen zugleich gewesen: "Obwohl ich währenddessen wahnsinnig viel anderes gemacht habe, war der 'Tatort' so dominant, weil es einfach so eine fette Marke ist. Da musst du dich irgendwann entscheiden, weil es sonst alles andere überstrahlt", erklärt er. Trotz aller Kritik erinnert er sich gerne an positive Begegnungen zurück, die ihm die Rolle ermöglicht hat: "Übrigens auch auf eine schöne Art und Weise: Wie viel Respekt und wie viele schöne Gespräche ich erlebt habe."
Oliver Mommsen und der Sport
"Das Problem beim Tennis ist: Du brauchst einen Platz und einen Partner." Er wollte den Sport unabhängig von Verabredungen und Terminen ausüben, auch auf das ganze Drumherum in Vereinen, das Gewese um Punktspiele und Turniere, hatte er keine Lust mehr. Also fing der Ex-"Tatort"-Kommissar an, nach Plätzen außerhalb von Tennisanlagen zu suchen, wo er genauso gut spielen kann. "Ich brauche einfach nur eine Wand, die ausreichend hoch und breit ist und genügend Raum davor bietet."
Er wohnt nicht weit entfernt, im "Bergmannkiez", seit 25 Jahren.
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Er beherrscht die Technik, Vorhand wie Rückhand, Ausholbewegung und Beinstellung stimmen, den Ball trifft er im richtigen Moment vor dem Körper. "So richtig schön old school", sagt der 53-Jährige. "Das kriege ich nicht mehr raus." Will er auch gar nicht: Vor der seit einigen Jahren beidhändig geschlagenen Rückhand und diesem "neumodischen, aggressiven Rafael Nadal-Stil" habe er zwar Respekt, aber dafür sei er zu alt, sagt er.
Tennis als Leidenschaft
Dabei hätte Oliver Mommsen selbst Tennisprofi werden können. Die Voraussetzungen dafür waren da: viel Leidenschaft und ein Weltklasse-Trainer. Sein Stiefvater war Ingo Buding aus der legendären Buding-Tennisfamilie (zu der sein Vater und zwei Schwestern gehörten), dreifacher deutscher Tennismeister und ehemals Kapitän der deutschen Davis-Cup-Mannschaft.
"Ingo wohnte damals bei meinem Vater, und meine Mutter wollte eigentlich nur was aus seinem Haus abholen. Stattdessen nahm sie Ingo mit."
Der kleine Oliver stand also fortan jede freie Minute auf dem Platz an einem der beiden Orte oder arbeitete sich an den riesigen Tenniswänden ab. Er machte den ganzen Zirkus mit, spielte Turniere, Punktspiele. Nur gewinnen konnte er nicht, niemals. "Keine Ahnung, ging einfach nicht. Selbst bei 5:0 habe ich am Ende doch immer verloren." Mal tat ihm der Gegner leid, mal war er selbst zu siegessicher, vor allem war es ihm einfach nicht so wichtig. "Wenn ich wählen muss zwischen Spaß und Sieg, wähle ich immer den Spaß." Bis heute hält er es so, nicht nur beim Tennis, sondern auch bei der Auswahl seiner Rollen.
Sein Stiefvater war klug genug, aus ihm keinen zweiten Boris Becker machen zu wollen. "Aus eigener Erfahrung wusste er, dass eine Kindheit als Spitzensportler alles andere als lustig ist." Irgendwann fragte Buding, ein gebürtiger Rumäne mit schwerem Akzent: "Was willst du, Oliverrr? Willst du Tennisprrrofi werden oder weiter Räuber und Gendarm spielen?" Mommsen entschied sich für die zweite Option, später spielte er tatsächlich 17 Jahre lang den Kommissar aka Nils Stedefreund im Bremer "Tatort".
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Sportliche Routine und "Setflucht"
Wenn Oliver Mommsen jenseits von Berlin dreht oder auf der Bühne steht, hat er den Tennisschläger immer dabei. "Irgendeine Wand findet sich immer." Meist trifft er auf jemanden im Team, mit dem er spielen kann.
Ins Gepäck kommen aber nicht nur der Schläger, sondern auch die Pilates-Matte, ein Springseil, die Laufschuhe und sein Klapprad. "Ich muss immer in Bewegung bleiben, da bin ich fast schon manisch", sagt Oliver Mommsen. "Außerdem habe ich Setflucht." Heißt, wenn am Ende des Tages die letzte Klappe fällt und der Rest des Teams sich zusammensetzt, schwingt er sich sofort aufs Rad und ist weg.
Keine Leidenschaft ohne Zubehör. Diese Gegenstände hat Oliver Mommsen beim Guerilla-Tennis immer griffbereit:
- Das Springseil
- Das Fahrrad
- Der Schläger
Engagement für Umwelt und Gesellschaft
Schauspieler Oliver Mommsen ist Vater von zwei Kindern, weshalb ihm der Schutz der Gesundheit besonders am Herzen liegt. Unter dem Motto „Gut für mich. Gut für die Umwelt.“ zeigen die Umweltbotschafter ihre gesellschaftliche Verantwortung und unterstützen das Umweltzeichen Blauer Engel.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: „Ich danke Katarina Witt, Oliver Mommsen und Hannelore Elsner für ihre Bereitschaft, mit ihrer Popularität für den ‚Blauen Engel‘ zu werben. Sie unterstützen damit das älteste und wichtigste Umweltzeichen. Der ‚Blaue Engel‘ steht als Wegweiser für einen umweltverträglichen Konsum und gibt den Verbraucherinnen und Verbrauchern Orientierung bei der Auswahl von Produkten.“
Die Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger: „Als weltweit erstes Umweltzeichen steht der ‚Blaue Engel‘ für Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit. Ein Label also, dem Sie vertrauen können. Das Umweltbundesamt besitzt die fachliche Expertise und legt produktspezifische Standards fest, die stets weiterentwickelt werden. So können Verbraucherinnen und Verbraucher sicher sein, dass nur die ökologisch besten Produkte das Umweltzeichen ‚Blauer Engel‘ tragen.“
Emissionsarme Möbel oder Lacke sind nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die eigene Gesundheit. Der konsequente Umstieg auf Recyclingpapier schont Wälder und unser Klima.
Unterstützung für die Diakonie Deutschland
Neben weiteren bekannten TV-Gesichtern wie beispielsweise Anna Maria Mühe und Benno Fürmann, unterstützt auch der beliebte Fernseh- und Theaterschauspieler Oliver Mommsen die Kampagne.
Oliver Mommsen: Die Diakonie hat sich an mich gewendet und gefragt, ob ich dabei sein möchte. Als allererstes ging es darum, ein geeignetes Foto zu finden, welches dann bearbeitet wurde. Als ich danach zum ersten Mal den alten Mommsen gesehen habe, da dachte ich: Wenn ich so alt werden darf, dann kann ich mich glücklich schätzen.
Oliver Mommsen: Wenn ich ganz ehrlich bin, habe ich mir, bevor die Anfrage der Diakonie kam, über das Thema „altern und alt werden“ in dieser Form überhaupt keine Gedanken gemacht. Durch die Beschäftigung mit dem Thema weiß ich nun, dass diese Vogel-Strauß-Politik definitiv der falsche Weg ist.
Oliver Mommsen: Die Realität wird folgendermaßen aussehen: Es gibt immer mehr ältere Menschen, die im Alter alleine leben und pflegebedürftig werden. Es gibt immer weniger pflegende Angehörige und auch immer weniger Pflegekräfte. Zudem gibt es eine Pflegeversicherung, die uns für den Pflegefall nicht vollständig absichert. Das sind Fakten, die uns mit Sorge in die Zukunft schauen lassen und maßgeblich unsere Lebensqualität im Alter bestimmen werden, wenn wir nicht jetzt gegensteuern.
Oliver Mommsen: Wir müssen weiter und intensiver Druck auf die Politik machen, damit wir für die Betroffenen jetzt und für uns alle bessere Bedingungen vorfinden.
Oliver Mommsen: Zunächst muss die Finanzierung der Pflege zukunftsfest ausgestaltet werden, damit wir alle sicher sein können, dass die Pflegeversicherung auch in zehn/zwanzig Jahren unsere pflegerische Versorgung absichert und wie wir gegebenenfalls auch privat vorsorgen müssen. Gleichzeitig müssen pflegende Angehörige mehr finanziell abgesichert und bei der Pflege entlastet werden. Wer seine Angehörigen pflegt, der muss dafür „honoriert“ werden, zum Beispiel durch Lohnersatzleistungen und durch höhere Rentenleistungen
Oliver Mommsen: Wie gesagt, habe ich bis zum heutigen Tage den Gedanken daran komplett verdrängt. Das werde ich ab sofort ändern. Jeder von uns muss sich die Frage stellen, wie und wo er bei Pflegebedürftigkeit im Alter gepflegt werden möchte. Wer sich rechtzeitig Gedanken um die Zukunft macht, kann auf seine Lebensqualität im Alter besser Einfluss nehmen.
Persönliche Einblicke und Gesundheit
Oliver Mommsen: Nervenzusammenbruch als Warnschuss
„Wir Schauspieler sind Zirkuspferde“, sagt Oliver Mommsen. „Wenn der Vorhang aufgeht, müssen deine Probleme zu Hause bleiben. Da ist Disziplin gefragt, die einen an seine Grenzen bringt. Auch gesundheitlich. Wir stehen manchmal in Zuständen auf der Bühne, wo man denkt: Da hätte jeder schon ein halbes Jahr Burn-out angemeldet.“
Er selbst sei vor vielen Jahren kurz an seine Grenzen gestoßen - Nervenzusammenbruch! Ein Warnschuss, in Zukunft besser auf sich aufzupassen? „Auf jeden Fall! Das ist mir nie wieder passiert. Ich habe einen körperlichen Ausgleich gefunden, weil ich gerne Sport treibe. Das tut mir unheimlich gut“, sagt Oliver. „Ich habe auch gelernt, rechtzeitig den Mund aufzumachen.“ Heute benennt er Dinge, die ihm problematisch erscheinen, spricht es an, wenn ihn etwas stört.
Trotzdem ist er manchmal noch erschöpft. Aber der Wille, gut auf sich aufzupassen, ist da. Und das gelingt ihm inzwischen viel öfter als gedacht.
Anfänge und Entwicklung als Schauspieler
Oliver Mommsen: Ich wollte schnell vor die Kamera und bekam halt nicht den super Studentenfilm, der wie eine Granate eingeschlagen hat. Das hat leider erstmal nicht so funktioniert. In „Dr. Monika Lindt“ war ich Deutschlands erste männliche Sprechstundenhilfe. Was anderes kam zunächst nicht, oder ich habe es nicht genug forciert - keine Ahnung. Es ist doch so: Man kommt frisch von der Schauspielschule, steckt voller Ambitionen, ist drei Jahre lang hoch gepusht worden, wurde auseinander genommen, hat gelernt und gemacht und getan. Dann will man einfach nur spielen.
Mommsen: Ja, das ist wie mit der Geschichte von dem Typ, der keinen Job kriegt, weil er keine Wohnung hat und keine Wohnung kriegt, weil er keinen Job hat. Im Endeffekt läuft unheimlich viel über bekannt sein, über das Demoband. Ohne Demoband brauchst du dich teilweise gar nicht vorzustellen. Also musst du Material sammeln. Dennoch kann man vielleicht sagen, dass ich zu früh eingeknickt bin. Meine Kollegin Laura Tonke hat zwischendurch lieber eineinhalb Jahre in einer Videothek gearbeitet. Da war ich anders. Mir ist es dann lieber, in meinem Metier zu arbeiten, und ich habe dann auch kein Problem damit, zu sagen: „Frau Tauscher, reden Sie doch noch mal mit ihrem Mann, das wird schon wieder“ oder zwischen den Schenkeln einer fremden Kollegin zu sitzen und zu sagen: „Die Nachgeburt ist auch schon da“. Ich finde es eh viel schwieriger, Texte zu sprechen, die keiner sprechen will, als welche, die sowieso schon gut sind.
Mommsen: Ich mach’ mir da nicht so ´nen riesen Kopp drüber, ich will einfach spielen. Möglicherweise habe ich einen Tom Tykwer damit vergrault. So jemand guckt sich meine Vita an und denkt: „Vergiss es!“. Aber die hat sich mittlerweile echt verändert, insofern habe ich die Hoffnung, dass es Treppchen für Treppchen geht. Ich sitz’ wie ´ne Zecke auf dem Ast, und warte darauf, dass endlich der scheiß Kinofilm vorbeikommt, und dann lass ich mich fallen… Und wenn das ganz große Ding erst in zehn Jahren kommt! George Clooney wurde schließlich auch erst mit „Emergency Room“ bekannt, obwohl er schon seit Jahren in dem Beruf gearbeitet hat.
Die "Tatort"-Erfahrung
Mommsen: Ich hab´ erst nach dem fünften oder sechsten Fall so richtig gedacht: „Ja, ich bin’s!“. Als es beim Casting darum ging, sich die Rolle zu schnappen und ausgewählt zu werden, war mir in keinster Weise klar, was daraus werden würde. Beim Drehen wurde ich zu Beginn auch regelmäßig hops genommen. Es hieß immer wieder: „Schade, dass wir uns nächstes Mal nicht mehr sehen“.
Mommsen: Wir wissen, dass er eine Ex-Frau hat. Und dass er auf Anraten seines Steuerberaters eine Wohnung gekauft hat, die er jetzt nicht mehr loswird und die ihm langsam Sorgen macht - mehr nicht.
Mommsen: Inga Lürsen ist ein Bauchmensch, Stedefreund ein Kopfmensch.
Mommsen: Ich kann da nur die SMS eines sehr guten Freundes zitieren, der mir schrieb: „Warum kann bei euch nicht einfach mal die Frau den Mann erschlagen und keiner darf’s wissen?“. Radio Bremen muss sich als sehr kleiner Sender immer wieder behaupten und gucken, wo die Nische ist, so dass es nicht heißt: „Ach komm, das können wir uns sparen, das gab’s doch schon mal, das brauchen wir jetzt nicht“. Und auf diese Weise haben sie schon immer großartige Sachen gemacht: Man denke an Hape Kerkeling, Rudi Carrell, Loriot… - da sind super Sachen aus Bremen gekommen. Manchmal geht das vielleicht auch in die Richtung, dass es hoch ambitioniert und ein bisschen steif wirkt.
Umgang mit Zweifeln und Unsicherheiten
Mommsen: Ich zweifle täglich an mir! Ich bin nie zufrieden. Wenn ich nach Hause komme und rufe: „Yeah Baby, I’m the one-take-man“, ernte ich eher skeptische Reaktionen. Und tatsächlich bin ich mit Szenen, in denen ich mir beim Spielen sehr sicher war, beim Gucken nicht mehr so zufrieden. Wann anders komm’ ich nach Hause, bin am Boden zerstört, will den Job aufgeben, hab’ die Schnauze voll, und kann nicht mehr - und dann ist es doch ´ne gute Szene geworden.
Mommsen: Manchmal ist es ein Satz, den man nicht sagen möchte, der einem einfach nicht in den Mund will, den man auch dadurch, dass man ihn dreht und wendet, nicht hinbekommt. Nach solch einem Dreh kommst du nach Hause und denkst: „Du hast dich verkauft, du warst furchtbar“. Eigentlich muss man es sich als Schauspieler verbieten, sich ständig selbst über die Schulter zu gucken, aber man hört nicht auf damit. Ich kenne keinen Kollegen, der davon frei ist. Doch eigentlich nützt es nichts, weil man sich selber kaum einschätzen kann. Ich verstehe auch nicht, wieso die großen amerikanischen Stars nach jedem Take hinter die Combo rennen und sich anschauen, was sie da gemacht haben. Das ist ja wie Onanieren!
Mommsen: Es ist immer der absolute Horror - wie wenn man seine Stimme zum ersten Mal auf dem Anrufbeantworter hört! Ich stehe quasi erstmal unter Schock und denke: Es ist alles katastrophal, ich darf den Job nicht ausüben und irgendwann werde ich dabei erwischt, dass dieser Riesenbetrug auffällt. Ich bin dann vollkommen blind für die Leistungen der Anderen. Das kann egomanisch oder selbstverliebt sein, keine Ahnung. Aber es ist so, und es wird auch nicht besser. Beim zweiten Mal kann ich dann auch wirklich entspannt den Film gucken. Und da ich ja nur ein Mosaiksteinchen von dem Ganzen bin und gar nicht weiß, was für Mosaiksteinchen noch dazu kommen, ist das oft eine ziemliche Überraschung. Wenn man sieht, was noch alles von den Kollegen und der Bildgestaltung kommt, in welche Richtung die Regie das Ganze getrieben hat, denkt man oft: „Ach so, bei DEM Film habe ich mitgespielt!“. Es passiert mir ganz oft, dass ich das Gefühl habe, genau in die richtige Richtung zu spielen, und dann am Ende etwas ganz anderes dabei herauskommt.
Die Faszination am "Tatort"
Mommsen: Es macht eigentlich immer mehr Spaß, diesem Stedefreund immer wieder zu begegnen. In dem Augenblick, wo der Scheitel da ist, und ein bestimmtes Kostüm angezogen ist, macht es ‚klick‘ und der Typ ist wieder da - auch wenn ein Dreivierteljahr vergangen ist. Wenn es zum ersten Mal wieder heißt ‚und bitte‘, macht man den Mund auf und denkt: „Gibt’s doch gar nicht, da isser ja“. Außerdem will Stedefreund sich natürlich immer mehr aus Inga Lürsens Schatten heraus spielen, sich bewähren und sie endlich überholen (lacht). Dieses Mal durfte ich sogar über ein Auto springen. So etwas liebe ich, weil man sich in dem Moment keinen Kopf über irgendwelche inneren Beweggründe der Figur macht, sondern einfach loslegt.
Mommsen: Vor kurzem hat mir jemand nach seinem zigsten Bierchen eröffnet, dass der „Tatort“ für ihn, seitdem er dreizehn, vierzehn ist, ein fester Bestandteil seines Lebens ist. Das ist das Ende der Woche, das ist kurz vor Montag, das ist der Rhythmus! Daran beteiligt zu sein, macht mich jetzt nicht stolz oder so, aber es ist spannend. Auch wenn mich jemand vorstellt: „Das ist Oliver, Schauspieler“ und gefragt wird „Was machste denn?“, und ich antworte, dass ich beim „Tatort“ bin, weiß eigentlich jeder, wovon ich rede, auch wenn sie den Bremer „Tatort“ noch nie geguckt haben. Außerdem kann ich zwei Filme im Jahr drehen. Die meisten Kollegen hingegen wissen nach dem nächsten Film nicht, wie es weitergeht.
Mommsen: Ich habe eigentlich nur Schimanski geguckt. Die anderen „Tatorte“ fand ich immer alle eher wahnsinnig belastend und deprimierend - gerade sonntags. Wegen diesem Tagesschau-Charakter, den der „Tatort“ hat! Die Sozialisation für meinen Filmgeschmack fand in den 80er Jahren mit schlimmen amerikanischen Mainstream-Filmen statt. Filme, bei denen man danach unsterblich in die Hauptdarstellerin verknallt war, oder mindestens genauso cool Auto fahren wollte wie der Held. Ich mochte es eigentlich immer gerne etwas leichter von der Unterhaltung. „Tatort“ war etwas, was ich teilweise als sehr steif empfand, als sehr deutsch. „Schimi“ war der Erste, der’s dann gebrochen hat. Da kam ´ne Lockerheit rein, auch was Dreckiges. Es wurde schmutziger, es war einfach nicht mehr alles so korrekt. Ich bin jemand, der sehr gerne Sachen bricht, und immer lieber noch mal mit Humor rangeht und guckt: Wo ist die Leichtigkeit?
Berlin als "Traumstadt"
Mommsen: Mein Stiefbruder ist nach dem Abi nach Berlin gezogen, und so hatte ich da endlich eine Anlaufstelle. Die ersten Besuche sahen so aus, dass wir im Auto durch die Gegend gefahren sind, Musik gehört, Bierchen getrunken und die Stimmung aufgesaugt haben - hier der Reichstag mit den bellenden Schäferhunden, da die Mauer, die Glienicker Brücke… - wir fühlten uns wie in einem Spionagefilm. Nach der Wende waren’s dann die ganzen illegalen Clubs, die irgendwo in Abrisshäusern waren, und die tausenden von verschiedenen Nationalitäten, die mich fasziniert haben. In Berlin kann jeder tun und lassen, was er will! Spannend wird die Stadt auch durch diese erfahrbare Geschichte: Der Wechsel Ost - West. Das war wie ´ne Zeitmaschine! Ach so, ein nicht ganz unwesentliches Detail: Mich hat in Deutschland einfach keine Schauspielschule angenommen und ich dachte: „Wenn ich’s als Quereinsteiger probieren will, dann in Berlin“.
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